Autor Thema: Massiver Schlag der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzung  (Gelesen 4169 mal)

Beschreibung: kino.to und mehrere Hoster vom Netz

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Ich weiß, wir Pastorentöchter hier haben natürlich kino.to nie genutzt ;)
Dennoch kennt jeder die Seite.

Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit und es wäre eine ziemliche Blamage für die Ermittlungsbehörden gewesen, wenn nicht irgendwann nach Jahren mal ermittelt werden könnte, wer denn nun hinter kino.to steckt. Offenbar ist in erster Linie eine in Saarbrücken ansässige Firma, die oberflächlich als Provider auftritt, ins Visier geraten.

Jedenfalls gab es europaweit Hausdurchsuchungen und wohl auch 13 Festnahmen (einer wird noch gesucht) von mutmaßlichen Betreibern. Die Seite ist down, und wenn man sie ansurft, gelangt man nur zu einer Selbsbeweihräucherung der Kriminalpolizei (Wir haben sie erwischt und dich kriegen wir auch noch!).  Vorgeworfen wird den Betreibern die "Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen", jawoll. Okay, die haben mit den Werbeeinnahmen wohl tatsächlich Millionen verdient, und das mit der Arbeit anderer. Oder wie die GVU es ausdrückt: Das System kino.to war ein "arbeitsteiliges parasitäres Geschäftsmodell".
Lustiges Detail am Rande: Die Leitung der Operation war der Integrierten Ermittlungseinheit Sachsen (Ines) übertragen, die eigentlich ursprünglich zur Bekämpfung von Korruption gebildet worden war. Da es sowas wie Korruption aber in Deutschland bekanntlich nicht gibt, wurde ihr die Ermittlungshoheit in Sachen organisierte Kriminalität übertragen.

Wie auch immer, man kann von kino.to halten was man will, wenn ich allerdings das Ausmaß des Schlages gegen die Urheberrechtsverletzerszene lese, dann muss ich schon sagen: Respekt. Da ist tatsächlich ein massiver Schlag gelungen. Normalerweise sagt man ja, für einen Kopf, den man der Hydra abschlägt wachsen zwei nach, aber in diesem Fall könnte es tatsächlich eng werden, für die Nutzer, die sich daran gewöhnt hatten, zu jeder Tages und Nachtzeit kostenos Kinofilme und Serien anschauen zu können. Denn zusammen mit kino.to sind auch diverse an das System angeschlossene Hoster vom Netz gegangen (wie z.B. Duckload.com, Speedload.to etc.). Und auch die Tage vieler alternativer Streaming-Portale scheinen gezählt, denn wenn man den Ausführungen der Ermittler glauben darf, dann haben die Vorermittlungen sich (sofern die dem Betreiber von kino.to nicht ohnehin angeschossen waren) auch auf die erstreckt und die werden in den nächsten Tagen stillgelegt.

Haben sich jetzt die jahrelangen Ermittlungen gelohnt, so dass man nun mit einem massiven Schlag den ganzen Sumpf auf einmal trocken legen konnte? Oder ist es wie auch mit dem Filesharing, dass man zwar immer mal wieder einige Größen der Szene bekommt, das System als soches aber nicht tot zu bekommen ist?
« Letzte Änderung: 08. Juni 2011, 15:40:03 von Xiam »
1984 was not supposed to be an instruction manual.

TheRaven

  • Mitglied
Also ich kannte die Seite nicht und ich halte mich für hochgradig aktiv in diesem Thema.
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Jaja.

Ein weitere Gedanke, der mir gerade gekommen ist: Wenn die Betreber damit tatsächlich im Jahr siebenstellige Gewinne eingefahren haben, wieso macht die Filmindustrie sowas dann nicht legal? Wieso lassen die sich das durch die Lappen gehen?
1984 was not supposed to be an instruction manual.

eiszeit

  • Mitglied
Jaja.


Wieso "Jaja" ? Ich kenne die Seite auch nicht. Gibt mehr als eine Bezugsquelle für illegale Filme im Netz. Wie genau hat die Homepage funktioniert?
~ König der Narren

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
Ich glaube TheRaven nur nicht, dass er/sie/es tatsächlich noch nie was von kino.to gehört hat. Schließlich war die Seite, wenn man auch selbst noch nie darauf war, immer wieder als Teufel in Bit-Gestalt in den Medien präsent.

kino.to war (eigentlich) nicht mehr als eine Linksammlung, auf der man nach Kino-Filmen, Serien und Dokumentationen suchen konnte (und meist fündig wurde) und dann auf die entsprechenden Streams bei Videoplattformen weiter geleitet wurde. Wer genaueres wissen will, kann sich hier im Wikipedia-Artikel darüber schlau machen. Den habe ich auch selbst gelesen, dann auch ich habe kino.to selbstverständlich nie genutzt. Der Filmindustrie ihren verdienten Profit aus dem Vermarkten der Filme über Kinos, DVD/BlueRays oder anderen Trägermedien vorzuenthalten wäre ja... wenn schon nicht illegal, dann doch zumindest höchst unehrenhaft. Das ist nicht nur RAUBkopieren.... das ist ProfitMORD!
1984 was not supposed to be an instruction manual.

asequai

  • Mitglied
Ich habe gerade zum zweiten Mal im Leben kino.to aufgemacht und wundere mich über diese seltsame Formulierung: Internetnutzer, die widerrechtlich Raubkopien von Filmwerken hergestellt oder vertrieben haben, müssen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.
Dass die Presse auf den "Raubkopierer"-Zug aufgesprungen ist, nehme ich inzwischen hin. Dass die Polizei mit solchen rechtlich irrelevanten Begriffen um sich wirft, wundert mich schon.

Windjammer

  • Mitglied
widerrechtlich Raubkopien
Na, das freut mich aber, dass es augenscheinlich auch nicht widerrechtliche Raubkopien gibt.
A blind man may be very pitturesque; but it takes two eyes to see the picture. - Chesterton

TheRaven

  • Mitglied
Ich glaube TheRaven nur nicht, dass er/sie/es tatsächlich noch nie was von kino.to gehört hat. Schließlich war die Seite, wenn man auch selbst noch nie darauf war, immer wieder als Teufel in Bit-Gestalt in den Medien präsent.
Nein, ganz ehrlich. Kannte ich nicht und habe ich noch nie gehört. Und in den Medien habe ich davon auch noch nie gelesen. Dort wird eh immer nur rapidshare und piratebay erwähnt.

Zitat
Wikipedia: Über Kino.to waren mehrere tausend Videos, ein Großteil davon in deutscher Sprache, kostenlos abrufbar. Auch aktuelle Kinofilme erschienen bei Kino.to, welche in der Regel zunächst nur als so genannte Screener, Cam-Rips, Telesyncs oder Telecines erschienen. Um Filme ansehen zu können, konnte je nach Videoformat und Streamhoster ein Adobe-Flash-Plug-in, DivX-Web-Player oder bestimmter Browser erforderlich sein
Alles klar, das liegt so weit ausserhalb meines Interessengebietes wie es nur geht. Miserable Qualität, auf Deutsch und dann noch als Stream ist ungefähr das Schlimmste was ich mir vorstellen kann. Ich schaue exklusiv und ohne Kompromisse seit einem Jahr nichts unter 720p, seit 15 Jahren nichts mehr auf Deutsch und habe noch nie Screener, Telesync oder ähnlichen Schrott akzeptiert (vor 720p nichts unter DVD-Release-Qualität).
« Letzte Änderung: 08. Juni 2011, 16:30:25 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
Dass die Polizei mit solchen rechtlich irrelevanten Begriffen um sich wirft, wundert mich schon.
Was dich nicht alles wundert ^^

Da muss man den Behörden wohl gratulieren... nice Shot!
Aber doch Xiam, wo ein Kopf abgeschlagen wird entstehen zwei neue, es gibt ja noch Unmengen von Portalen dieser oder ähnlicher Art. Und wenn man die klassische File-Sharing-Szene betrachtet muss man erkennen, dass es nicht unbedingt um Kohle, sondern ggf. auch einfach um Prestige geht. Sprich darum welche Release-Group kriegt welchen Content als erstes raus.
Über Kurz oder Lang wird also ein anderes Projekt den Platz, den kinoto bisher inne hatte einnehmen, genauso wie die Share-Hoster ersetzt werden (wenn sie denn überhaupt dicht machen, denn gemeinhin gilt ja notice-and-take-down und wo keine notice...)

Ansonsten bin ich überhaupt nicht bös drum, vielleicht stärken solche Aktionen ja auch die Szene für freie Inhalte, gerade im filmischen Bereich ist das noch relativ dünn (was wohl einfach an den Kosten liegt). Freie Musik (bzw. andere Geräusche), Bilder und Texte findet man zuhauf, aber Filme... da kommt vielleicht einer im Monat und der ist dann meist kürzer als 30 Minuten. (kurze Clips gibts natürlich mehr...).
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

Deus Figendi

  • Administrator
    • http://forum.dnd-gate.de/viewtopic.php?p=133284#133284
noch nie Screener, Telesync oder ähnlichen Schrott akzeptiert (vor 720p nichts unter DVD-Release-Qualität).
Interessant, damalstm als ich noch keinen Breitbandzugang hatte fand ich dass das einen besonderen Charme hatte. Ich liebte die verwackelten Kopien, die mit einer Handkammere von russischen Leinwänden aufgezeichnet wurden, die auch noch schnell runtergerissen wurde, wenn der Popcorn-Mann kam.
Heute sehe ich das zugegebenermaßen aber auch anders.
DnD-Gate Cons 2007, 2008, 2009, Gate-Parkplatztreffen ICH war dabei!
SocialMedia: Status.net Diaspora BookCrossing

TheRaven

  • Mitglied
Vor dem "breiten Internet" habe ich einen Dienst verwendet, der via Post Filme vermietete. Man kriegt 1-3 DVD, sowie einen Rückantwort-Briefumschlag und zahlte damals pro Film, denn die Flatrate-Angebote, wie es sie Heute gibt, existierten damals nicht. Diese habe ich dann auf dem PC mit meinem teuren DVD-Brenner kopiert (hat Stunden gedauert aber dafür gibt es ja die Nacht). Vor dieser Zeit hatte ich bereits genau dasselbe mit Videokassetten gemacht, wobei ich damals schlicht einmal in der Woche in der Videothek vorbei geschaut habe. Beides war und ist in der Schweiz bis Heute ganz offiziell erlaubt. Also Sicherheitskopien von Verleihmedien.
« Letzte Änderung: 08. Juni 2011, 16:48:11 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Xiam

  • Mitglied
  • Mörder der 4E
ue
« Antwort #11 am: 08. Juni 2011, 16:51:34 »
Miserable Qualität, auf Deutsch und dann noch als Stream ist ungefähr das Schlimmste was ich mir vorstellen kann.
Nun gut, gibt die einen, die gute Qualität wollen und die anderen, die einen Film sehen wollen, bevor er im Kino überhaupt anläuft, und das war bei kino.to gerüchteweise ab und zu möglich.

Großteil in deutscher Sprache =|= nur in deutscher Sprache

Ich kenne einige, die viel auf kino.to geschaut haben, größtenteils Leute, die a) nicht das Geld zur Verfügung haben, sich die Filme sämtlichst auf DVD/BlueRay zu besorgen (zumal man in eine Videothek erst ab 18 eintreten kann) und b) weder die Muße noch das Interesse haben, sich mit Dingen wie Bit-Torrent oder anderen (illegalen/halblegalen) Quellen auseinander zu stzen. kino.to war eben auch schön einfach gerade für die, die nicht wissen, dass www nur ein Teil des Internet ist ;)

Über Kurz oder Lang wird also ein anderes Projekt den Platz, den kinoto bisher inne hatte einnehmen, genauso wie die Share-Hoster ersetzt werden (wenn sie denn überhaupt dicht machen, denn gemeinhin gilt ja notice-and-take-down und wo keine notice...)
Wenn ich die Meldungen richtig verstanden habe, ist genau das nämlich nicht der Fall. Kino.to verlinkt nur, hostet selbst aber nichts. Die Hoster haben die notice-and-take-down Regel. Beidem für sich genommen war wohl von Seiten der Justiz nur sehr schwer beizukommen. Die Ermittlungen haben aber scheinbar unter anderem deswegen so lange gedauert, weil man auf einem Schlag nachweisen wollte, dass hinter den Linkportalen wie kino.to und hinter den Hostern wie duckload.com teilweise die gleichen Betreiber standen bzw. diese zumindest gemeinsame Sache gemacht haben. Deswegen ja Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

TheRaven

  • Mitglied
ue
« Antwort #12 am: 08. Juni 2011, 17:01:33 »
Die Ermittlungen haben aber scheinbar unter anderem deswegen so lange gedauert, weil man auf einem Schlag nachweisen wollte, dass hinter den Linkportalen wie kino.to und hinter den Hostern wie duckload.com teilweise die gleichen Betreiber standen bzw. diese zumindest gemeinsame Sache gemacht haben. Deswegen ja Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen.
Aber ist das Vorgehen und die Anklage in dem Falle dann nicht gerechtfertigt? Ich bin ganz klar der Meinung, dass die Sache mit den illegalen Kopien gerne übertrieben wird und illusorische Zahlen errechnet und genutzt werden um den Schaden zu beziffern aber wenn jemand effektiv mit solch einem absichtlichen Vorgehen viel Geld verdient, dann hält sich meine Sympathie doch arg in Grenzen. Ich bin ganz klar gegen die heutigen Urheberrechtsgesetze, da diese mittlerweile pervertiert wurden und völlig nicht mehr dem ursprünglichen Grundsatz und Idee entsprechen aber es gibt Grenzen und das hier befindet sich nahe an dieser.

Würde mir jemand einen Internetdienst anbieten, wo ich jeweils zum BluRay-Releasedatum die Filme in HD-Qualität in der gewünschten Sprache, mit Untertiteln komfortabel mit einem Klick und bis zu 2MB/s runterladen, sowie in einem offenen Format archivieren kann, dann würde ich ohne Bedenken pro Film über 5 Euro zahlen. Denn genau diesen Komfort bieten mir Hier und Heute die inoffiziellen Download-Portale und ich bin ein bequemer und fauler Mensch. Ich bezahle bereits jetzt im Monat 15 Euro für meine inoffiziellen downloads (usenet provider) und solange es die Medienfirmen nicht auf die Reihe kriegen, erhalten halt andere dieses Geld.
« Letzte Änderung: 08. Juni 2011, 17:17:27 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

kalgani

  • Mitglied
Wird genau das gleiche passieren wie letztens mit atdhe.net / rojadirecto.org
In 4 Tage heißt die Seite dann Kino.tu und ist wieder aktiv, nur von jemand
anderem betrieben.

Vieleicht dauert es auch 2 Wochen, aber der Sumpf ist dort schon viel zu tief
als das diese vereinzelten Schläge WIRKLICH ins Kontor schlagen. Würde die
Verbreitung mit von Urheberrechtsverletzungen mit Drogenhandel gleich setzen,
wenn man will bekommt man was man braucht...

Moira

  • Mitglied
Mich, als vom Fernsehen und Videotheken angewiderte Person, würde es sehr freuen, wenn man Filme im Internet legal und kostenpflichtig anschauen kann.
Ich war auch mal auf dieser Seite, aber die ist so unübersichtlich, als wollte man in Mittelfranken einen guten Zahnarzt finden, und guckt dafür auf Gelbe Seiten. Da findet man endlich den gesuchten Film, und darf sich durch 10 Portale durchwurschteln, von denen ich mich auf 7 anmelden und für einen Monat 7 € oder so zahlen soll, und nichtmal gucken kann, was die denn noch für Filme haben, oder mir soll eine schicke Maleware angedreht werden......
Das Fernsehprogramm ist zum brechen, und erst die Werbeunterbechungen. Da werde ich agressiv.
Videotheken sind mir auch ein Graus, zumindest unsere hier. Da steht Eis am Stiel unter Kultfilmen direkt neben Pulp fiction, und  Schnulzfilme unter Komödien, hauptsache man hat ein Extra Regal für Bollywoodfilme aufgestellt. :evil:

Mir wäre es recht, wenn die Filmindustrie so ein Onlineportal aufziehen würde. Zur Zeit teste ich den Service von Amazon aus, und das gefällt mir ganz gut, nur das hin- und her geschicke und Warten nervt ein wenig, aber wenigstens ist es legal.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner