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Autor Thema: Schülerniveau und Traumberuf Lehrer  (Gelesen 23737 mal)

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Paladina

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #150 am: 01. März 2010, 12:37:58 »
Guter Witz! Vorallem, wenn die Klausuren die Hälfte deiner Semesternote ausmachen...
...wenn ich für Matheklausuren nicht pauken würde, dann käme ich gar nicht mehr weiter...!
Und mir gehts meist eher andersrum - in der Arbeit hab ich dann Blackouts bei einfachsten Dingen. Z.B. Brüche  :boxed:
"If you are to truly understand, then you will need the contrast, not adherence to a single ideal." - Kreia

socke

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #151 am: 02. März 2010, 10:05:20 »
Darin liegt aber vielleicht genau das Problem, in dieser (fuer Mathematik) voellig falschen Art des Lernens. Wenn man sich eine Woche vor der Klausur hinsetzt und in 4-Stunden/Tag Schicht alles grad wichtige in den eigenen Schaedel pruegelt, dann mag das (bis zu einer gewissen Grenze) fuer diese eine Klausur reichen, aber es bringt dir ueberhaupt nichts, um Mathe zu lernen.

Ich habe ja selbst das zweifelhaft Vergnuegen, einigen Freunden Mathe-Nachhilfe geben zu duerfen, darunter auch welchen, die ihr Abitur auf dem 2ten Bildungsweg nachholen. Ich bin entsetzt, wenn ich feststelle, wie die an den Stoff herangehen. Es wird gar nicht versucht, zu verstehen, sondern es werden lustige Wenn-dann Schemata auswendig gelernt. Kleines Besipiel?

Eine Freundin lernt gerade gebrochen rationale Funktionen "diskutieren", normale Funktionen hatten sie schon, kann sie schon. Anstatt zu verstehen, dass man um die 0-Stellen zu bestimmen nach dem "mit 0 gleichsetzen" einfach mit dem Nenner multiplizieren kann und weil links nunmal eine 0 steht dann im Prinzip das selbe hat, wie bei den "normalen" Funktionenen, merkt sie sich, dass "wenn da ein Bruch steht, sie beim Bestimmen der 0-Stellen nur den Zaehler betrachten muss, den Nenner ignorieren kann". Da fass ich mir an den Kopf.

Bei einigen wenigen kriegt man (damit meine ich mich) dieses Verhalten noch abgewuergt, aber bei vielen ist das Interesse an der Mathematik so zerstoert, die Hoffnung es zu verstehen vergangen und nur noch der Wunsch, da irgendwie durchzukommen, vorhanden, dass ich zumindest mich irgendwann mit den Kochrezepten engagiere, da alle Versuche von mir, etwas zu erklaeren im Keim erstickt werden. Dabei bin ich davon ueberzeugt, dass das vernuenftige Lernen nicht nur fuer ein weiterfuehrendes, spaeteres Verstaendnis zwingend notwendig ist, sondern dass es auch viel weniger Aufwand fuer 95% aller Menschen ist.
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Wormys_Queue

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #152 am: 02. März 2010, 10:32:11 »
merkt sie sich, dass "wenn da ein Bruch steht, sie beim Bestimmen der 0-Stellen nur den Zaehler betrachten muss, den Nenner ignorieren kann". Da fass ich mir an den Kopf.

Seh ich nicht als tragisch an. So hab ich mirs auch gemerkt (Natürlich sollte man wissen, warum man den Nenner "ignorieren" kann). Wichtig ist nur, dass man nicht vergisst, die potentiellen Nullstellen mit den Definitionslücken abzugleichen.

Tatsächlich sehe ich in deiner Schilderung eher eines der Probleme, an dem die Lehrer gerade im Bereich Mathe gerne scheitern. Bringt nämlich nichts, den Schülern einen Lernweg aufzuzwingen, mit dem sie nicht zurechtkommen. Man muss sie da abholen, wo sie sind, und wenn das heisst, dass man die Anwendung vor das Verständnis stellt, ist das eben so.

Und übrigens gar nicht so sehr anders als bei den meisten Einserkandidaten, denen das Anwenden schon in der Schule in den Schoss fällt. Das wird gerne mit intuitivem Verständnis verwechselt, aber die tiefere Einsicht in das, was sie da tun, folgt auch erst später.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

socke

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #153 am: 02. März 2010, 11:17:57 »
Wie man sich das merkt ist mir reichlich wurscht, solange man es sich merkt. Das Problem ist eben, dass sie nicht versteht, warum sie den Nenner ignorieren kann.  Problem ist hier vielleicht auch das falsche Wort. Ich habe damit ja nichtmal ein ernsthaftes Problem, da ihr einziges Beduerfnis ist, ihre Klausuren moeglichst gut zu bestehen und sie mich gefragt hat, ihr eben genau dabei zu helfen. Also gebe ich ihr halt ihre Kochrezepte und ihre "Wenn-Dann" Schema. Hier und da versuche ich dann doch mal was zu erklaeren, aber scheitere einfach an ihrem Unwillen, daher wird das auch weniger. In der Tat schreibt sie mit dieser Methode meistens auch ihre 2.

Mich als Mathematiker erfasst dabei dennoch immer mal wieder das kalte Grausen und ich glaube auch nach wie vor, dass sie (wenn sie es von Anfang an so gemacht haette) das Lernen ueber Verstaendnis deutlich leichter haette haben koennen. Tragisch, um dein Wort zu benutzen, ist es nicht; sie wird ihren (recht guten) Abschluss kriegen, vmtl. niemals etwas studieren, wobei sie ein tieferes Verstaendnis fuer Mathe braucht, hat also auch nichts verpasst. Dennoch muss es mir nicht gefallen und ich verstehe, dass es Mathelehrer gibt (die vom fachlichen ja aehnlich gut ausgebildet sind, wie ich), die wenn sie Schueler kriegen, die sich Erklaerungen verwehren und nur noch auswendig lernen wollen teilweise ein wenig den Antrieb und den Glauben verlieren ;)
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Wormys_Queue

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #154 am: 02. März 2010, 12:28:39 »
Das Problem ist eben, dass sie nicht versteht, warum sie den Nenner ignorieren kann.  Problem ist hier vielleicht auch das falsche Wort.

Nee, das triffts schon ganz gut. Ihr fehlt hier ein ganz grundlegendes Verständnis für den Umgang mit Termen, der in der Schule ja schon relativ früh gelegt wird (werden soll). Im Prinzip müsstest du also den Stoff noch mal von der Pike her mit ihr durchgehen, und da deine Bekannte ihren Abschluss auf dem 2. Bildungsweg nachholt (was wesentlich stressiger ist als die normale Schullaufbahn), fehlt ihr dazu wahrscheinlich auch einfach die Zeit (und damit auch die Bereitschaft, sich damit zu beschäftigen).

Der Unterschied zur Schule ist, dass die Kinder diese im Normalfall nicht als desinteressierte, arbeitsverweigernde Bälger betreten, sondern als neugierige Wesen, die nicht nur Wissen erwerben, sondern dieses auch verstehen wollen. Diese Eigenschaften gehen ihnen aber irgendwo unterwegs verloren, und ich würde es sehr begrüßen, wenn die beteiligten Parteien aufhören würden, die Schuld immer reflexartig bei den anderen zu suchen, sondern sich mal überlegen würden, was sie selbst denn daran ändern können. Und das gilt eben nicht nur, aber auch für die Lehrerschaft, die global gesehen eine bemerkenswerte Resistenz zeigt, wenn es darum geht, die eigenen Methoden kritisch zu hinterfragen. Wie auch für die Eltern, die ihre Verantwortung zu bereitwillig an andere weitergeben. Und ganz zu schweigen von der Politik.

Wenn die drei ihre Hausaufgaben machen würden, würde sich das Problem mit den Schülern von alleine beheben.
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Wormy's Worlds

masse

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #155 am: 03. März 2010, 14:22:15 »
Das Problem ist eben, dass sie nicht versteht, warum sie den Nenner ignorieren kann.  Problem ist hier vielleicht auch das falsche Wort.

Nee, das triffts schon ganz gut. Ihr fehlt hier ein ganz grundlegendes Verständnis für den Umgang mit Termen, der in der Schule ja schon relativ früh gelegt wird (werden soll). Im Prinzip müsstest du also den Stoff noch mal von der Pike her mit ihr durchgehen, und da deine Bekannte ihren Abschluss auf dem 2. Bildungsweg nachholt (was wesentlich stressiger ist als die normale Schullaufbahn), fehlt ihr dazu wahrscheinlich auch einfach die Zeit (und damit auch die Bereitschaft, sich damit zu beschäftigen).

Der Unterschied zur Schule ist, dass die Kinder diese im Normalfall nicht als desinteressierte, arbeitsverweigernde Bälger betreten, sondern als neugierige Wesen, die nicht nur Wissen erwerben, sondern dieses auch verstehen wollen. Diese Eigenschaften gehen ihnen aber irgendwo unterwegs verloren, und ich würde es sehr begrüßen, wenn die beteiligten Parteien aufhören würden, die Schuld immer reflexartig bei den anderen zu suchen, sondern sich mal überlegen würden, was sie selbst denn daran ändern können. Und das gilt eben nicht nur, aber auch für die Lehrerschaft, die global gesehen eine bemerkenswerte Resistenz zeigt, wenn es darum geht, die eigenen Methoden kritisch zu hinterfragen. Wie auch für die Eltern, die ihre Verantwortung zu bereitwillig an andere weitergeben. Und ganz zu schweigen von der Politik.

Wenn die drei ihre Hausaufgaben machen würden, würde sich das Problem mit den Schülern von alleine beheben.
Ist in der Schule meistens genauso. Fast jeder hat in der Grundschule noch gute Noten, später kommt das Desinteresse und der Unwille.
Und das oben genannte auswendig lernen statt zu verstehen. :(
"Logik ist schwer ueberschaetzt. Ich sag 1+1+1+1+1 = 6
- Das ist doch falsch! - Ich weiss, aber es reimt sich!
Reime sind Freundlich, Logik ist feindlich!" - Kaeptn Peng

Wormys_Queue

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Schülerniveau und Traumberuf Lehrer
« Antwort #156 am: 03. März 2010, 16:33:29 »
hehe, danke für den Hinweis, ich hab mich doof ausgedrückt. Ich meinte ja gerade die Schule. Sockes Bekannte ist ja schon erwachsen, soweit ich das verstanden habe :)
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