Ich finde die Betrachtungsweise, dass man einen wissenschaftlichen Titel von einer politischen Tätigkeit trennen kann und sollte absolut legitim.
Jemand (Xiam?) schrieb verurteilte Verbrecher würden nicht gewählt und jemand anderes (Hautlappen?) meinte es würde so getan, als hätte er einen Mord begangen.
Ich persönlich habe überhaupt keine Sorgen damit von einem Mörder regiert zu werden. Zugegeben im Falle des Verteidigungsministerium (oder heißt das inzwischen anders?) hat das ein gewisses "Gschmäckle" aber so grundsätzlich... meinethalben.
Den Rücktritt fand ich aus einem anderen Grund richtig: Gutti hat in der Vergangenheit sowie auch in dieser Affaire das Colk/die Presse und das Parlament belogen. Ich erinnere nochmal gerne daran, dass der Mann behauptet hat auf gestohlene Ware zu schießen sei völlig in Ordnung und militärisch notwendig, daran, dass er zuweilen erst die Presse und dann das Parlament in Kenntnis setzt und so fort.
Und das mag jetzt völlig unrealistisch sein, aber in meiner Welt hätte er bleiben können, wenn seine erste Äußerung so ungefähr gewesen wäre:
"Äääh ja, hihi, ich äääh ich, ja sorry, habt mich erwischt. Ich hab den Titel nur so zum Spaß erworben, weils eben hip ist Jurist zu sein in der Politik, bin ja auch kein Volljurist geworden. Hihi. Nein nein, ich wollte nur mal schauen wann es einer merkt und den Titel ohnehin nur vorübergehend und ich betone: vorübergehend tragen. Janö, brauch ich nicht nehmt mir den mal bitte weg".
Mit der Aussage hätte er auch gerne noch 2-4 Tage warten können bevor er sich überhaupt dazu äußert um zu sehen ob/was noch ausgegraben wird.
Dann wäre die Nummer völlig okay gewesen, denn wie Mutti schon sagte: Er ist nicht als Wissenschaftler/Jurist eingestellt worden. Und damit wäre das für mich okay. Btw: Defacto wusste ich vor der Affaire nicht, dass er einen Doktor-Titel trägt.
Die Frage, die man sich in diesem Zusammenhang stellen muss ist in etwa folgende:
Angenommen da ist jemand Handwerksmeister und hat - als er sein Geschäft aufgab - sich weitergebildet zum Kaufmann. Er wird als kaufmännischer Angestellter irgendwo geheuert. Nach einer Weile kommt raus: Er musste sein Geschäft aufgeben nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern weil er gar keinen Meister- sondern nur einen Techniker-Titel hat (sowas wie Meister nur ohne den Kaufmann-Kram und mit weniger Ausbilder-Kram) und das eben aufgeflogen ist.
Die Frage die man sich nun stellen muss: Würde man so jemanden entlassen oder erkennt man, dass er ja nicht als Handwerks-Meister eingestellt wurde? Der Arbeitgeber muss also abwägen ob er jemanden wegen Vertrauensverlust (vgl. Pfandbong oder Brötchen) kündigt oder wegen Fähigkeiten behält.
Ich kann das nicht allgemein beantworten, aber für mich wäre es völlig okay, wenn so jemand eingestellt bleibt.
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Und dann ist da noch eine Sache, auf die mich der alternativlos-Podcast aufmerksam gemacht hat: Was Herr Guttenberg gemacht hat ist eine schwere Verletzung jener Werte, die gerade Konservative immer sehr hoch halten: Ehre, Ehrlichkeit, Titel...
So gesehen bin ich sicher, dass viele viele Leute in der Union (oder anderen konservativen Gruppen) mächtig angepisst sind/waren, dass der Typ so die - aus meiner Sicht - letzten wichtigen Werte, die sie vertreten beschmutzt.
Oh ach ja und zum Thema juristische Begriffe etc.:
Ich glaube es war eine Stimme aus der Piratenpartei, mag aber auch anderswo hergekommen sein:
Raubkopierer neigen gemeinhin nicht dazu zu behaupten das von ihnen raubkopierte Werk hätten sie selbst geschaffen. (manchmal tragen sie sich ins Impressum ein nach dem Motto: "produced by Universal-Studios; ripped by Leet-Haxor").
Ich erwähne das nur, weil im Rahmen der guttbye-Demonstration manch einer auch meinte da seien ja gerade die ganzen Leute, die's sonst mit dem Urheberrecht nicht so eng sehen.