Natürlich heiße ich es nicht gut, wenn jemand sich einen Titel "ergaunert" und sowas gehört aufgedeckt. Nur ist die Art und Weise wie man augenscheinlich nach "Dreck wühlt" und die Anprangerung dieser Personen dann wirklich nicht mehr in Ordnung.
Wobei das meiner Meinung nach eher ein mediales, als ein politisches Problem darstellt. Die Medien als Übersetzer des politischen Geschehens und als Vermittler politischer Bildung sind inzwischen weitestgehend ausgefallen. Da geht es um Quote, da geht es um Auflagenzahlen, und um diese zu erreichen, gibt es nichts besseres als einen dicken Skandal, selbst wenn man dazu aus einer Mücke einen Elefanten machen muss. Der Mechanismus lässt sich ja gerade im Fall zu Guttenbergs schön beobachten. Das bemerkenswerte ist ja nicht der Vorgang an sich, sondern die Höhe, aus der er abgestürzt ist, und die Überhöhung, die das erst möglich machte, war vor allem eine mediale.
Leider wird mit der Pressefreiheit auch in Deutschland (und zwar nicht nur vom Boulevard) ganz gewaltiges Schindluder betrieben und anscheinend ist es nicht möglich, die schlimmsten Auswüchse zu verhindern, weil diese dann natürlich sofort in schönster Eintracht Zeter und Mordio schreien. Im Ergebnis ist es dann gar nicht mehr möglich, mit Sachpolitik zu punkten, da diese langweilig ist und entsprechend nicht berichtswürdig. Ich finde es immer unglaublich amüsant, wenn ein Helmut Schmidt in Umfragen mit Zuneigung nur so überschüttet wird. In der Realität hat der Typ Politiker, den er verkörpert, nämlich keine Chance mehr, weil der Wähler lieber auf solche Windhunde wie den Guttenberg reinfallen.
Und, um das als zweiten Punkt anzufügen, hängt halt nicht nur an den Medien, sondern auch an der mangelnden Bereitschaft des Bürgers, sich mit dem Thema Politik auseinanderzusetzen. Dabei rede ich nicht mal von aktiver Teilnahme, sondern einfach davon, sich mal über die BILD hinaus zu informieren, vielleicht mal ein Blick in so ein Parteiprogramm zu werfen und vielleicht auch mal das eine oder andere kluge Buch zu einem Thema zu lesen, um selbst ein wenig Expertise zu erwerben.
Ich hab ein gewisses Verständnis für die sogenannte "Politikverdrossenheit" (ich glaub gar nicht, dass die Leute politikverdrossen sind, das geht ja nicht gegen die Politik an sich, sondern gegen die Parteien und Parteipolitiker), aber leider hilft das daraus entstehende Verhalten eher dazu die Verhältnisse zu zementieren. Glücklicherweise gibt es ja in letzter Zeit das ein oder andere ermutigende Beispiel dafür, dass politische Aktivität auch außerhalb der Parteien nicht zwingend zum Scheitern verurteilt ist. Vielleicht hilft das ja, die Leute wieder auf die Beine zu bringen.