Wie menschenverachtend auch Linksextreminmus sein kann, zeigt ein Blick in die Geschichte. Dafür muss man nicht mal besonders weit gehen. Gibt es jemanden, der das SED-Regime in der ehemaligen DDR nicht für Menschenverachtend hält? Der kann dann ja vielleicht noch ein Stück weiter nach Osten und noch ein kleines Stück weiter in die Vergangenheit schweifen und sich Gräueltaten der Stalinisten anschauen. Wer ein moderne Beispiele möchte, plant seinen nächsten Urlaub in Nordkorea oder China.
Es tut sich grundsätzlich beides nichts. Den Linksextreminsmus halte ich aktuell für gefährlich, weil er in der Bevölkerung meiner Meinung nach akzeptierter ist, als Rechtsextremismus. 1971 gestand in einer Studie des Allensbacher Meinungsforschungsinstituts ein Drittel der 1000 Befragten gewisse Sympathien für die RAF ein. Zwischen 10% und 5% der Bevölkerung (je nach Region) gaben sogar an, sich vorstellen zu können, RAF-Terroristen zu unterstützen.
Den Rechtsextremismus halte ich für gefährlich, weil die davon ausgehende Gefahr von den Behörden totgeschwiegen und abgewertet wird. Rechtsterrorismus gibt es in Deutschland nicht, weil es nicht geben kann was es nicht geben darf. Ich möchte derzeit noch keiner Behörde unterstellen, den Rechtsextremismus grundsätzlich dem Linksextremismus vorzuziehen und deswegen Ermittlungen zu verschleppen. Eher sehe ich die Gefahr, dass Rechtsextremismus für Deutschland eine Gefahr für das internationale Prestige darstellt, und man sich daher grundsätzlich damit schwer tut, die Existenz dieses Phänomens als Problem zu akzeptieren.
Vielleicht können wir aktuell im Osten Deutschlands das gleiche erleben, wie nach dem Krieg im Westen, wenn auch aus anderen Motiven heraus. Die erste Nach-Regime-Generation tendiert dazu ins gegenteilige Extrem zu fallen. Im Westen waren es damals die 68er, die die Nazi-Zeit und die Verbrechen ihrer Elterngeneration nicht anstandig aufgearbeitet empfanden. Im Osten ist es eine perspektivlose Nach-SED-Generation, die ihr Heil in Nazi-Gedankengut sucht, weil ihnen deren alternativlos erscheinenden Parolen als einziges eine Aussicht auf Besserung ihrer persönlichen Lebensverhältnisse versprechen.
Im Übrigen ist es immer eine gefährliche Sache, Grundrechte gegeneinander aufzuwiegen. Sowohl das Recht auf Unversehrtheit als auch das Recht auf Eigentum sind Grundrechte. Eines gegen das andere aufzuwiegen ist eine gefährliche Sache, die man nicht unbedacht tun sollte (auch wenn es manchmal notwendig ist). Eine Gegenrechnung dieser Rechte vorzunehmen um die Qualität von Verbrechen zu kategorisieren, lehne ich ab. Beides ist verabscheuungswürdig.