Auf RT hat Robin Hood auch eher ein durchwachsenes Echo bekommen... wobei die meisten negativen Kritiken sich darum drehen, dass halt nicht die übliche Robin Hood Geschichte erzählt wird, sondern quasi da endet wo die anderen Filme anfangen (und das sicherlich auch mit einiger literarischer Freiheit wink).
"Robin Hood" hat so viele Probleme, da ist der Umstand, dass die altbekannte Geschichte gar nicht erzählt wird, fast schon zu vernachlässigen. Der Film ist über zweieinhalb Stunden lang, es gelingt ihm in der ganzen Zeit aber nicht, dem Zuschauer eine einheitliche und vor allem nachvollziehbare Story zu präsentieren. Die Figuren handeln immer wieder völlig inkonsequent, zuweilen sogar strunzdämlich. Glücklicherweise war man zumindest so konsequent und hat Protagonisten wie Antagonisten bestenfalls seltsam agieren lassen.
Wenn wir schon bei den Figuren sind. Ein Film oder eine Geschichte hat schon ein Problem, wenn die Nebenfiguren allesamt interessanter sind als die Hauptakteure, wenn die kleineren Plots spannender sind als die Haupthandlung. Richtig ärgerlich wird es aber, wenn die anfangs so sorgfältig eingeführten (Neben-)Charaktere zum Ende hin zu bloßen Stichwortgebern verkommen oder einfach in der Versenkung verschwinden. Den Hauptfiguren wird zwar zunehmend mehr Screentime zugestanden, trotzdem bleiben sie seltsam blaß und deren Plot langweilt zunehmend. Und immer wieder hat man das Gefühl, dass trotz der Überlänge ganze Passagen fehlen. Das Phänomen gab es ja schon in der Kinofassung von "Königreich der Himmel", aber hier scheint es mir sogar noch deutlicher zu sein. Ich wage aber zu bezweifeln, dass ein Directors Cut da viel ändern kann, dafür ist viel zu viel inkonsistent und lückenhaft.
Jetzt könnte man natürlich einwerfen, dass dies für einen Abenteuerfilm, der sowieso nur auf einer Legende basiert, reine Korinthenkackerei ist und man ihn als Unterhaltungsfilm sehen sollte.
Zunächst einmal versucht der Film dem Zuschauer in der pseudohistorischen Machart Authenzität zu vermitteln. Das funktioniert zeitweise ja auch ganz gut, wird aber zum Ende hin aufgrund der zahlreichen Plotholes (200 Franzosen als englische Steuereintreiber? Hallo Logik?) und vor allem der Landung in der Normandie äh an der englischen Küste ad Absurdum geführt. Ausserdem fragt man sich als Zuschauer ständig, wie klein wohl die englische Insel im Mittelalter gewesen sein muß, wenn jede Schlacht nur wenige Minuten voneinander entfernt geführt wurde.
Aber das miese Drehbuch hat noch weitere eklatante Schwächen. Denn auf Logik oder eine gute Charakterzeichnung kann der Zuschauer notfalls verzichten, wenn zumindest der Spannungsaufbau stimmt. Aber irgendwie müssen die Autoren irgendwas verwechselt haben und setzten die Klimax gleich zu Beginn des Filmes. Denn der Plot ist zu anfang durchaus spannend und mit ein paar Höhepunkten versetzt, aber spätestens wenn Robin in Nottingham ankommt ist von einem sorgfältigen Spannungsaufbau nichts mehr zu sehen. So wirkt dann auch die vermeintliche Endschlacht in der Norman.. an der englischen Küste auch nur noch wie ein Scharmützel. Ein Scheitern der Helden ist nicht einmal im Ansatz zu erwarten.
Noch ein paar Worte zur Inszenierung. Die ist tatsächlich sehr solide und wie von Ridley Scott gewohnt mit ausreichend Schauwerten versehen. Aber die ist letztlich aufgrund der zahlreichen und katastrophalen Drehbuchschwächen auch zum Scheitern verurteilt. Ironischerweise ist dann auch die Eingangsschlacht viel eindringlicher und wuchtiger als der Endkampf, bei dem der Zuschauer aufgrund der ganzen Planscherei auch den Überblick verliert.
Letztlich kann ich nur sagen, dass ich vielleicht das Kino hätte verlassen sollen während der Pause. Denn bis dahin hatte ich mich eigentlich gut unterhalten gefühlt. Die zweite Hälfte des Filmes war dann einfach nur noch entäuschend und sämtliche oben geäusserten Kritikpunkte finden sich hier. Wenn ich es nicht besser wissen würde, hätte ich auf Wolfgang Hohlbein als Drehbuchschreiberling getippt. Aber vielleicht ist "Brian Helgeland" auch nur sein Pseudonym.
Was mich am meisten einfach ärgert ist die Tatsache, dass man immer wieder sehen kann, wieviel Potential der Film mit einem ordentlichen Drehbuch gehabt hätte. So ist das keine Geschichte, die erzählt wird, sondern nur ein Prolog. Und der ist sogar schlecht erzählt.