Aha, was aber nun, falls das Szenario in einem barocken Ambiente spielt? Haben wir in Highlander über den spanischen Fau gelacht? Das kann ich mir kaum vorstellen. Trotz Spitzenhemd und geschlitztem Wams war die Kampfszene auf dem Turm packend.
Hätte er ein Frauenkleid getragen, wäre sie mit Sicherheit zur Lachnummer geworden. Klar kann man variieren und sollte dies sicher auch, wenn es angebracht ist (z.B. eben, wenn es in andere Epochen geht). Wenn es aber in Deiner Kampagne Zwerge geben soll, die in Miniröcken rumlaufen, weil sie ihre schönen, muskulösen Beine zeigen wollen, dann bitte sehr, aber erwarte nicht, dass Deine Spieler sowas dann ernst nehmen.
In meinem Beispiel bezog ich mich aber auf das Spitzenhöschen eines Zwergen und habe deswegen diesen Vergleich gewählt. Außerdem empfinde ich dein "sowas" als meinem Gedankengang gegenüber negativ belegt, was ich wiederum keineswegs negativ sehe sondern damit feststelle, dass es wohl vor allem auch auf die Vorurteile und den Geschmack des einzelnen ankommt. Auf Grund der bisherigen Posts könnte ich fast glauben , dass der Großteil der Spielerschaft zwar Fantasy mag, aber bitte nur ein wenig. Fluff auch, aber bitte nur ein mageres Stück. Neue Ideen sind willkommen, aber pack sie in Spielwerte.
Man sollte auch etwas anderes bedenken: Zu viel Detailreichtum frisst Zeit.
Wenn zum Beispiel meine Spieler in eine neue Stadt kommen, dann beschreibe ich schon recht ausführlich das Stadtbild und auch die vorherrschende Mode. Wenn ich aber jeden x-beliebigen NSC genauestens beschreibe, dann sind meine Spieler schnell genervt. Das sollte nur bei wichtigen NSC geschehen.
Von zu viel ist keine Rede und natürlich wird niemand jeden einzelnen NSC beschreiben wollen, aber allgemeine Beschreibungen sollten doch möglich sein.
Aber um auf eine deiner ursprünglichen Fragen einzugehen: Fantasy bietet uns eine stark veränderte 'Version' der Realität. Und bestimmte Klischees werden übernommen. Weil es einfach auch leichter ist, sich in Welten zu versetzen, die dennoch bekannte Konstanten haben. Es muss auch immer etwas da sein, mit dem ein Spieler sich identifizieren kann. Sicherlich wäre eine komplett neue Welt, die sich an keine uns bekannten Klischees hält auch interessant. Aber wenn man so weit geht, dann kann man andere Gesetzmäßigkeiten auch gleich ändern. Warum ist die Physik auf Faerun so, wie wir sie kennen? Und wie kann es gigantische Spinnen geben, wenn der Sauerstoffgehalt der Welt nicht höher ist als auf unserer?
Es ist halt Fantasy. Fantasy verdreht die Realität und schreibt sie nicht komplett neu.
Nun, ich glaube schon das Fantasy die Realität der eigenen Welt komplett neu schreiben kann. Es ist nur die Frage, wie weit man gehen sollte/kann.
Bei den Klischees ist doch auch die Frage, ob die Vorlage überhaupt jemand kennt. Es laufen in der Realität keine Zwerge mit Spitzhacke herum und das Klischees könnte dann doch aus Schneewittchen stammen. Aber hier setzen sich die Leute doch auch über die rote Zipfelmütze hinweg und verpassen den Zwergen Kettenhemden.
Die Physik auf Faerun ist übrigens eine andere, jedenfalls stand es so noch in der alten AD&D-Box. Sie ähnelt der unseren, weicht aber oftmals ab. Aber ich glaube das wurde mit der Zeit geändert, wobei diese Anpassung an die Norm Schade wäre - meiner Meinung nach.
Es scheint jedenfalls die Akzeptanz für Neues zu fehlen oder die Zeit, sich mit Details abzugeben. Beschreibungen in Romanen und Bilderpracht im Kino sind in Ordnung, aber den Weg von Gegner A zu Begner B beschrieben zu bekommen, scheint nur aufzuhalten. Der Bonus eines magischen Gegenstandes wiegt mehr als die Beschreibung imposanter Bauwerke. Ich möchte übrigens keineswegs abwertend klingen, denn wie öfters geschrieben, ist vieles Geschmackssache und es kommt auf den Stil an, den eine Gruppe bevorzugt.
Das D&D so beliebt ist liegt wohl auch daran, dass es "Realwelt"-Fantasy ist, also stets genug Bezug zur Wirklichkeit vorhanden ist, um sich nicht an zu fantastischen Elementen stoßen zu müssen. Der Feuerball werfende Magier der sich mit Flügeln in die Luft erhebt stößt nun auf mehr Akzeptanz, als ein Goblin im Minirock. So jedenfalls der Schluss, den ich hier erst einmal ziehen kann.