Es geht weniger um gefährliche Situationen (wo häufig noch Kommunikationsfehler eine Rolle spielen), sondern um grundlegende Konsequenzen - wie zum Beispiel die Tatsache, daß man beim (mehr oder weniger simulationistisch abgeweickelten) Kämpfen auch verlieren und sogar sterben kann. Und ich denke schon, daß man von den meisten Leuten verlangen kann, daß sie sich entscheiden ob sie das wirklich wollen oder nicht eher eine andere Regelgrundlage (gibt ja genug Möglichkeiten von allgemein weniger tödlichen Schadensmodellen über Auffangnetze wie Schicksalspunkte bis hin zu Plotimmunität).
Nun, dass die Spieler wissen, dass ihr Charakter bei D&D sterben kann, setze ich ebenfalls voraus (bzw. sage das Neulingen). Ich sehe da auch im Normalfall gar nicht ein, dass ich mit angezogener Handbremse leiten soll. Kurz gesagt, sollte meinen Spielern folgendes klar sein:
1. Wer sich in Gefahr begibt kann darin umkommen.
2. Würfelglück und - Pech ist fester Bestandteil des Spiels.
Wenn in meinen Runden nun Core only mit PB 25 gespielt würde, wäre das der Moment in dem ich frohgemut ansagen würde, dass ich die Monster strikt by the book spiele und volllkommen auf jede Form irgendwelcher Modifikationen (inkl. Schummeleien) verzichte.
Aber da gehts eben auch los. Die Spieler möchten weder Core Only noch PB 25 spielen. Im Endeffekt wird durch Zusatzmaterial und höhere Attributswerte die Spielbalance zugunsten der Spieler verschoben, da diese aber nach wie vor herausgefordert werden wollen, fängt auch der SL an an den Monstern rumzuschrauben. Damit verbunden sind wiederum zwei Probleme.
1. Der Sl kann sich vertun (was auch erfahrene SLs nicht ausschließen können)
2. Den Spielern geht dabei die Wissensbasis verloren, auf deren Grundlage sie sonst fundierte Entscheidungen treffen können.
Natürlich kann man sich an dieser Stelle darauf einigen, dass man das gnadenlos durchzieht. Meiner Erfahrung nach goutieren die Spieler es aber gar nicht, wenn sie draufgehen, weil der SL sich verschätzt hat; das Encounter zu resetten ist auch nicht jedermanns Sache, und an dieser Stelle mag es durchaus angezeigt sein, durch eine Modifikation das Encounter zu retten. Andererseits ist es durchaus ein Problem, wenn die Spieler aufgrund unvollständiger Wissensbasis nicht mehr genau einschätzen können, ob ein Encounter für sie schaffbar ist oder nicht. Auch hier stellt sich wieder die Frage, ob je nach Gruppe "Schummeln" da nicht die beste aller schlechten Lösungen ist.
Ich frage mich immer wieder, was an Regel Nummer Drei denn so schwer ist... warum sagst Du ihnen das nicht vorher?
Oh natürlich, das wäre sogar selbstverständlich. Was ich nicht tun würde, wäre dass dann jedes Mal anzusagen. Ich täte es ja, um den Spielfluss nicht unterbrechen zu müssen, eine Ansage wäre da selbst dann kontraproduktiv, wenn die Spieler keine Einwände hätten
Allerdings entwertet Schummelei nicht nur Erfolge. Erfolge sind eine mögliche Konsequenz aus Entscheidungen; Schummeln entwertet Entscheidungen allgemein.
Angesichts der sowieso meist unzulänglichen Informationsbasis bei den Spielern (die ja eh nur das wissen, was ihnen der SL verrät), ist das zugegebenermaßen nicht meine allergrößte Sorge. Und meiner Erfahrung nach legen viele Spieler auch nicht allzuviel Wert darauf, dass man ihre Entscheidungen zu 100% konsequent umsetzt (liegt glaube ich daran, dass das im Normalfall zu ihrem verfrühten Ableben führt^^).
Aber, und da liege ich ganz auf deiner Linie, das ist natürlich etwas, was man vorher mit den Spielern geklärt haben sollte. In einer Runde, in der man zu Beginn die Gültigkeit der Regeln festgelegt hat, plötzlich zu Schummeln zu beginnen, halte ich ebenfalls für falosch.