@Lhor: Wer weiss. Ich glaube Meinungen sind eine komplexe Sache.
Aber ich würde nicht behaupten dass ich deine Meinung nicht verstehe. Oder dass ich sie vollkommen für abstrus halte. Nein, es ist eigentlich sogar nachvollziehbar und sicher nicht falsch blos weil ich insgesamt zu anderen Schlüssen komme.
Ich schummle wie gesagt gelegentlich - aber das ist ein bisschen so wie "ich rauche gelegentlich" - etwas das ich anschliessend meist bereue. Die Folgen welche sich aus diesen Aktionen ergeben sind aus meiner Sicht überwiegend negativ. Obwohl ich also damit eigentlich Stimmung bewahren will, schöne Aktionen belohnen will und in dem Moment ähnlich denke wie du es oben aufführst ist das Ergebniss am Ende meist das Gegenteil.
Dein Beispiel mit dem Barden ist wirklich gut um das zu zeigen denn ich hatte schon ganz ähnliche Situationen. Und war nie so recht zufrieden dass dann an einen Würfelwurf zu hängen ohne das ausgespielte des Spielers zu berücksichtigen. Aber was sind die Folgen wenn der Spieler die 1 würfelt und es gelingt ihm dennoch aufgrund seiner Rede weil ich sage: "deine Rede war so gut, die konnten gar nicht anders" oder ich den Würfelwurf ganz weglasse?
Es sind nicht nur positive Folgen (das der Spieler sieht: "ausspielen lohnt sich", oder dass er Bestätigung für die Art seines Spiels erhält), sondern auch negative. Der Würfelwurf wird unwichtig, aber dieser repräsentiert eine Fähigkeit des Charakters. Wenn nun ein weniger befähigter Charakter eine vergleichbar gute Rede schwingt komme ich in Probleme - ihm die gleiche Belohnung zu geben kann den anderen Spieler frustrieren und seinem Charakter eine vielleicht wesentliche Stärke nehmen.
Gleichzeitig betrifft meine Aktion das Balancing. Denn dummerweise wird der talentierte Redner ja nicht fortan stets nur noch niedrige Würfelwürfe machen. Nein - er wird auch manchmal eine tolle Rede halten und sehr gut würfeln. Muss seine "Belohnung" dann grösser ausfallen? Letztlich habe ich ihn sein Ziel bereits mit einem niedrigeren Wurf erreichen lassen.
Eine Lösung für diese Probleme sieht häufig so aus: "Ich schummel nur an wichtigen Stellen".
Doch genau dies ist letztlich der Eigennutz den ich oben anspreche. Was eine wichtige Stelle ist wird vom Spielleiter bestimmt. Es sind gar nicht unbedingt die Spieler die traurig wären wenn ihre Rede mal ungehört verhallt oder ihr wichtiger Schlag mal ins leere schlägt. Denn für diese nimmt die Geschichte einfach nur eine andere Wendung. Es ist häufig eher der Spielleiter der sagt: An dieser wichtigen Stelle geht meine Story kaputt wenn jetzt nicht XYZ passiert. Und ich denke dies wäre die falsche Motivation zum Schummeln.
Die Frage ist aber auch: Gibt es alternativen zum Schummeln, welche alle Vorteile die ich damit habe vereinen?
Und die gibt es aus meiner Sicht durchaus. Wenn ich als SL wichtige Stellen ausmache in meiner Geschichte so kann ich von vornherein dort Alternativen ausdenken zum ursprünglich geplantem Plot. Wenn ich will das Spieler für schöne Aktionen belohnt werden, so kann ich mir überlegen wie dies ohne Schummeln funktioniert. Vielleicht eröffnet das Ausspielen der tollen Rede dem Barden eine neue Vorgehensweise? Ihm einen automatischen Erfolg zu geben oder einen Bonus ist nur ein Weg.