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Autor Thema: Was ist an RAW-Spielstil schlecht?  (Gelesen 14911 mal)

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Acrylium

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Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« am: 30. Dezember 2009, 00:11:28 »
Ich lese immer mal wieder, dass es schlecht sei wenn sich Spieler strikt an die Regeln halten würden. Warum? Was ist an einer strengen Regeltreue negativ? Warum wird der sogenannte RAW-Spielstil (rules as written) so negativ gesehen?

(Wollte in dem anderen Thread nicht zu sehr off-topic werden, daher hier dieser neue Thread)

Gubluk

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #1 am: 30. Dezember 2009, 00:14:29 »
Wenn mans damit übertreibt, werden häufig die Schwachstellen im System sehr auffällig und/oder man verliert sich am Tisch in Regeldiskussionen.

Und außerdem sind die Regeln doch nur eine lose Vorgabe, die der Meister nach belieben ändern soll :P

Archoangel

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #2 am: 30. Dezember 2009, 00:18:31 »
Wenn du oft mit verschiedenen Leuten spielst, oder auf Cons, oder mit Leuten die du nur zum Spielen siehst: nichts.
In diesem Thread gibt es wunderbare Beispiele, dass Schulpflicht und Dummheit sich nicht ausschließen. (Tempus Fugit)

4E Archoangel - Love me or leave me!

Morningstar

  • Mitglied
  • test
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #3 am: 30. Dezember 2009, 00:19:19 »
Der Punkt ist der: Es gibt einen Geist der Regel, und es gibt Wörter.

Es ist absolut nichts daran schlecht, regeltreu zu sein. Im Gegenteil, ich fordere es. Aber wenn man sich an die Wörter klammert, und dabei den Sinn außer Acht lässt, kommt ganz gewaltiger Bockmist dabei raus.

Beispiel: Ein 4e-Kleriker hält sich ein Sack mit Ratten, auf den er immer wieder mit angesagtem Nonlethal drauf haut, um mit seiner At-Will Kraft temporäre HP zu generieren.
Bin wieder da !

Wormys_Queue

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #4 am: 30. Dezember 2009, 00:41:23 »
Im Prinzip das, was Morningstar sagt. Regeltreue per se ist nichts schlechtes, aber wenn man sich den Buchstabenwortlaut klammert, wird so mancher Unfug möglich, der eindeutig dem Geist des Spiels widerspricht. Und wem das zu hochgestochen erscheint: der dem widerspricht, was du unter Spielspass verstehst.

Man muss dabei auch einfach verstehen, dass RAW und Regeltreue keine Synonyme darstellen. Wenn ich das System durch Tausend und Eine Hausregel nahezu bis zur Unkenntlichkeit entstelle, und diesen Regelumbau aber für die Gruppe transparent und konsistent anwende, spielen wir sicher nicht mehr nach RAW, aber durchaus noch regeltreu.


Die Meinungen gehen allerdings da auseinander, wo es um die Frage geht, ob denn 100%ige Regeltreue immer das beste sein muss. Die Beantwortung dieser Frage hängt sehr von den persönlichen Präferenzen ab. Ich würde im Allgemeinen eine Ad-hoc-Entscheidung des Spielleiters, die haarscharf an den Regeln vorbeigeht, und dafür den Spielfluss nicht unterbricht, jederzeit einer halbstündigen Regeldiskussion vorziehen. Das setzt natürlich voraus, dass ich dem Spielleiter so weit vertraue, dass er diese Freiheit nicht willkürlich gegen (oder aus falschverstandener Sympathie ständig  für) die Gruppe einsetzt. Aber bei einem Spielleiter, dem ich dieses Vertrauen nicht schenken könnte, würde ich einfach nicht mitspielen, insoweit passt das für mich ganz gut.

Als Spielleiter selbst richte ich mich da eher nach den Präferenzen der Spieler. Allerdings hab ich gelernt, dass mir nichts schneller den Spass am Leiten verdirbt, als ständig über irgendwelche Minutiae in Regeldiskussionen verstrickt zu werden. Insoweit fordere ich dieses Vertrauen auch in gewissem Maße von den Spielern ein.
Think the rulebook has all the answers? Then let's see that rulebook run a campaign! - Mike Mearls
Wormy's Worlds

Zechi

  • Globaler Moderator
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #5 am: 30. Dezember 2009, 08:01:34 »
Ehrlich gesagt habe ich noch nie von einem RAW Spielstil gehört und ich glaube kaum das jemand tatsächlich strikt nach RAW spielt. Die Rules as Written bzw. der der Wortlaut der Regeln ist lediglich eine Auslegungsmöglichkeit einer Regel, hat aber nichts mit Regeltreue zu tun, wie einige hier schon drauf hingewiesen haben. Die anderen Auslegungsmöglichkeiten, insbesondere die RAI (Rules as Intended), daher die Auslegung nach dem Sinn und Zweck einer Regel sind mind. ebenbürtig und bei einer wirklich regeltreuen Spielweise ebenso zu beachten.

Zudem muss man beachten, dass das Spiel dem SL und manchmal sogar dem Spieler gewisse Ermessens und Beurteilungspielräume einräumt und einige Teile des Systems nicht durch fixe Regeln, sondern eher durch Richtlinien geregelt sind.

Gruß Zechi
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Kilamar

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #6 am: 30. Dezember 2009, 10:39:39 »
Man darf vor allem nicht vergessen das RAW den Spielern nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten gibt. Will ein Spieler etwas machen will was nicht durch die Regeln abgedeckt ist, geht das nicht.

Kilamar

Zanan

  • Mitglied
  • Pathfinder-Übersetzungsteam
    • Zanan's at the Gates
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #7 am: 30. Dezember 2009, 11:03:48 »
Kann mich dem oben Geschriebenen anschließen. Wir hatten mal einen Paladin-Spieler zu Beginn der 3E, der beim Erreichen der 5. Stufe darauf bestand, nun sein spezielles Reittier zu bekommen, ohne Punkt und Komma. Wir waren gerade irgendwo unterirdisch unterwegs, fernab von jedwedem Gaul oder dergleichen, aber das hat ihn nicht gestört. Denn im PHB stand ja, daß er das zu Beginn* der 5. Stufe bekommt, um den Rest hat der SL zu kümmern ...

*Upon reaching 5th level, a paladin gains the service of an unusually intelligent, strong, and loyal steed to serve her in her crusade against evil.
Ust, usstan elgg dos ...

Cease this tirade, take a breath, and think. Then you will realize, enemy of the Dark Elves, that my concern for your well being has always been, at best, limited.

Greifenklaue

  • Mitglied
    • http://www.greifenklaue.de
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #8 am: 30. Dezember 2009, 11:12:27 »
Man darf vor allem nicht vergessen das RAW den Spielern nur eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten gibt. Will ein Spieler etwas machen will was nicht durch die Regeln abgedeckt ist, geht das nicht.

Kilamar
Die meisten  Regelwerke beinhalten doch Hinweise, wie man es handhabt, wenn man etwas machen will, was nicht direkt im Regelbuch steht.

Wolfmoon

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #9 am: 30. Dezember 2009, 11:22:02 »
Kann mich dem oben Geschriebenen anschließen. Wir hatten mal einen Paladin-Spieler zu Beginn der 3E, der beim Erreichen der 5. Stufe darauf bestand, nun sein spezielles Reittier zu bekommen, ohne Punkt und Komma. Wir waren gerade irgendwo unterirdisch unterwegs, fernab von jedwedem Gaul oder dergleichen, aber das hat ihn nicht gestört. Denn im PHB stand ja, daß er das zu Beginn* der 5. Stufe bekommt, um den Rest hat der SL zu kümmern ...

*Upon reaching 5th level, a paladin gains the service of an unusually intelligent, strong, and loyal steed to serve her in her crusade against evil.

Da hätte der bei mir sowas von auf Granit gebissen... Schließlich hat der gute Mann die wichtigste aller Regeln vergessen: Der DM ist Gott!

Kilamar

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #10 am: 30. Dezember 2009, 11:25:09 »
@Greifenklaue

Das sind Hinweise, jedoch keine Regeln die man anwenden kann. D.h. da ist nichts fest definiert, mal davon ab das diese Hinweise nicht alles abdecken.

Kilamar

Greifenklaue

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    • http://www.greifenklaue.de
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #11 am: 30. Dezember 2009, 11:29:40 »
Gut, es gibt aber auch offene fertigkeitssysteme, z.B. Unknown Armies.

Zitat
Das sind Hinweise, jedoch keine Regeln die man anwenden kann. D.h. da ist nichts fest definiert, mal davon ab das diese Hinweise nicht alles abdecken.
Auch jemand, der RAW spielt, wird diese wahrscheinlich zur Anwendung bringen.

Obwohl RAI mir auch mehr liegt  :lol:

Kilamar

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #12 am: 30. Dezember 2009, 11:33:17 »
Wenn da keine Regeln stehen, kann er die auch nicht anwenden. Er muss improvisieren und das ist nicht RAW.

Kilamar

Greifenklaue

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    • http://www.greifenklaue.de
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #13 am: 30. Dezember 2009, 11:51:41 »
Da steht ja nicht improvisiere, sondern z.B.:

Gib der Aktion des SC eine 50//50-Chance. Scheint dir die Aktion besonders leicht, erhöhe es auf bis zu 75%, wenn sie dir besonders schwer erscheint, senke die erfolgswahrscheinlichkeit auf bis zu 25%.

Darigaaz

  • Mitglied
Was ist an RAW-Spielstil schlecht?
« Antwort #14 am: 30. Dezember 2009, 12:25:55 »
RAW ist für manche Vorstellungen und Aktionen einfach zu starr, weiterhin könnten am Spieltisch nur noch Regelkonzepte benutzt werden und -begriffe, die alles andere außen vor lassen und man generiert Computerspielcharaktere + Computerspielsicht = Stimmungskiller.

RAW kann deshalb immer nur die Basis sein. Was meiner Meinung nach ganz wichtig ist, ist die Regeln dennoch zu kennen, damit man weiß, wo man sie für den eigenen Bedarf aufweichen oder ganz weglassen kann, um einen RAI-Stil zu entwickeln oder, am besten, um die eigene Welt und Abenteuerumgebung stimmig darin verpackt zu sehen, damit man nicht willkürlich improvisieren muß und ggf. einen Deus Ex Machina anwendet, bei dem selbst ein Blinder sieht, daß man als DM seine momentane Entwicklung nicht unter Kontrolle hat.

Sich auf RAW zu berufen ist dabei auch von 2 Seiten zu betrachten. Einerseits ist es für mich in Ordnung, sich auf etwas eindeutig als RAW zu beziehen, wenn irgendetwas den eigenen Charakter betrifft.

Wenn ich eine AoO bekomme, weil der Oger mich angrabbeln will, und ich verhindere dies damit, dann möchte ich die bitte haben, denn kein Oger darf mich einfach angrabbeln, auch wenn der DM einen noch so genialen Hintergrund damit verbunden hat.
Sofern es keinen Anlaß gab, Improved Grapple oder flat footed condition auszuschließen, kann man da auch nicht meckern, aber i. d. R. sitzt einem nunmal ein Mensch gegenüber, der den Oger steuert und man sieht diesem an, wann er etwas mit der Brechstange auf den Schienen halten will.
Gleichzeitig will hier aber Diplomatie seitens des erfahrenen Spielers gefordert sein, ich würde nie fragen, ''Warum bekomme ich meine AoO nicht, zum Henker?'', ich würde fragen, ''Bot mir der Oger eine Gelegenheit?''

Das wäre das eine. Das zweite aber ist negativ, sich auf etwas nach RAW berufen, und es rein mechanisch zu betrachten, ohne die Integrität zu beachten, das genannte Paladinbeispiel zeigt dies. Da gibt es im DSA-Regelwerk eine schöne Szene, wo jemand permanent nach einem Krokodil ruft, kann man damit vergleichen. Gleichzeitig gibt es die Munchkinauslegeung von Regeln, nur um recht zu behalten, da gibt es besonders hier im Regelforum sehr schöne Beispiele, siehe Diskussionen, ob man mit Speed Weapons mehr als eine zusätzliche Attacke bekommt, wenn man TWF nutzt oder die Fireshield-Debatte mit dem Unterschied von ''Hit'' und ''Strike'' etc. pp.

Anderes Munchkinbeispiel wäre, aufgrund von St. Cuthberts Beschreibung im PHB:

''[...]His Clerics cannot be evil.[...]''

den Schluß zu ziehen, daß, egal, wie ich einen St. Cuthbert - Cleric ausspiele, dieser ingame niemals böse werden kann.

RAW-Spielstil birgt für mich viele Probleme, weil die wörtliche Auslegung mancher Regeln Wortverdrehern zugute kommt und ausgenutzt werden kann (ausgenutzt als Vergleich zur jeweiligen Spielweltpräsentation, mit Create Water in die Wüste gehen und es dort verkaufen, als Beispiel). Deshalb ist für mich das einzig Wahre RAI, was auch wirklich jeder erkennen kann und leider aber wegen irgendwelcher Kombinationen von class features etc. immer wieder versucht wird, zu biegen.

p.s.:
Für mich heißt es grundsätzlich:
Ordnung soll nicht herrschen, sondern dienen!
« Letzte Änderung: 30. Dezember 2009, 13:13:12 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

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