Ich nutze etwas, also habe ich auch den Bedarf, also muss ich dafür auch bezahlen. Wenn ich etwas kostenpflichtiges nicht gegen Geld nutzen würde, dann brauche ich es auch nicht umsonst nutzen.
Du setzt hier den materiellen Eigentumsbegriff für imaterielle Güter voraus. Ich nutze auch nicht
das Musikstück bzw. Kinofilm, sondern eine Kopie davon. Und die Kopie zu machen kostet (beinahe) nichts. Indem ich eine Kopie davon mache, verursache ich keinen unmittelbaren Schaden. Wieso muss ich dann etwas als Entschädigung geben? Wenn eine Freundin von mir eine Kopie kauft, davon eine Kopie macht und mir gibt, dann Entschädige ich sie ja auch entsprechend ihrer Forderung für die Kopie die ich erhalten habe. Mit Dankbarkeit für den Freundschaftsdienst.
Es gibt Gründe, für die ich akzeptiere, dass Gedanken zu einem gewissen Grad monopolisiert werden. Jedoch sehe ich ich keiner Weise, dass der Eigentumsbegriff für materielle Gegenstände zwingend vollständig übertragbar sind auf imaterielle Güter. Weil kein (unmittelbarer)* Schaden am Urheber entsteht, wenn ich sein Werk kopiere und weiter gebe, dann muss er auch nicht entschädigt werden. Wenn ich jedoch die Kopie verkaufe, dann sehe und messe ich den mittelbaren Schaden. Es wäre jemand bereit gewesen, einen bestimmten Betrag dafür zu bezahlen. Deswegen kann ich sagen, dass ein mittelbarer 'Schaden' entstanden ist, der mindestens eine bestimmte Höhe hat, der dem Urheber zustehen könnte. Ähnlich auch für die Bereitstellung eine Plattform, die sich über Werbung finanziert. Erst weil dieser (potentielle) Schaden messbarerweise da ist, kann ich den Schaden auch versuchen geltend zu machen. Bei einer Privatkopie ist dieser Schaden jedoch nicht messbar da. Also sollte ich konsequenterweise von 0 ausgehen, wenn ich denn wirklich auf Schutz vor Eigentum aus bin. Nähmlich dem Eigentum des vermeintlichen 'Schädigers'.
Damit ich einem Urheber dem an von ihm geschaffenen Werk auch ein 'Eigentum' zugestehe (also ihm ein Monopol auf unbestimmte Zeit (momentan könnten es ja 70 Jahre über den Tod sein) gebe; also anderen Verbiete das gleiche zu machen wie der Urheber), setzt voraus, dass ich denke, dass es allen etwas bringt. Eigentlich sehe ich Ideen als nicht als etwas an, das überhaupt besessen werden kann. Aber ich glaube an Anreize. Ich sehe die Möglichkeit, dass ganz ohne Schutz zu schnell Werke kopiert werden können. Es ist möglich, dass ohne ein Monopol auf Gedanken, weniger Werke in hoher qualität Geschaffen werden, als sie sollen. Ich sehe auch die Gefahr, dass aufgrund von übertriebenem Schutz schlechte Werke nicht durch andere als den Urheber verbessert werden, also dass weitere Kreativität abblokiert wird. Aber ich kann prinzipiell akzeptieren, dass die monopolisierung von Geistigem, die qualität insgesamt Steigern kann. Aber ich bin nicht begeistert von der Aussicht, aufgrund des Monopols überrissene Preise für Dinge die ich will zu bezaheln. Ich bin nicht begeistert von der Aussicht, dass andere Menschen, die nicht so viel zu bezahlen bereit oder in der Lage sind, von dem Genuss des Werkes ausgeschlossen werden, nur damit man von mir den hohen Preis verlangen kann, obwohl es nicht direkt etwas kosten würde ihnen Kopien davon zu geben. Ich bin aber überzeugt, dass unser aktuelles System keine gute Antwort ist auf diese Problematik. Denn es wurde geschaffen zu einer Zeit, wo Kopien noch nicht praktisch gratis waren. So mussten Leute wie ich, die gerne Konsumieren nicht wirklich gross in den Prozess einbezogen werden, als das Gesetz geschaffen wurde. Aber jetzt muss man dies berücksichtigen.
Vielleicht noch als Denkanstoss, wieso ein Intellektuelles Monopol nicht wirklich viel bringt, aber schaden anrichtet:
Against Intellectual Monopoly von Boldrin und Levine*= nachträglich eingefügt (nach Xiams hinweis)