Das scheint hier bei uns gar nicht so ein heißes Thema gewesen zu sein, in den USA ist das aber (zumindest in der Foren- und Bloggerszene) schon ein kleiner Skandal, der immerhin zu Boykottaufrufen ggü. Mongoose geführt hat.
Im Juni hat sich James Desborough, seines Zeichens Gemedesigner als Freelancer für MonGoose Publishing, fürchterlich in die Nesseln gesetzt, als er auf seinem Blog
einen Artikel veröffentlichte, in dem er für die Nutzung von Vergewaltigungen im Rollenspiel als Plot Device plädiert... nun ja, er plädiert nicht wirklich für Vergewaltigungen, er kritisiert vielmehr die Tabuisierung im Rollenspiel.
Er bringt folgende Argumente hervor:
Jedes Medium und jede Unterhaltung, die ihm gefällt (ob es PC-Games, Comics, Bücher, Filme oder eben Rollenspiele sind) wurden in den letzten Jahrzehnten derartig weichgespült, dass es kaum noch auszuhalten ist. Jedes Anzeichen von Machotum, Sexismus etc. ist in diesen Medien tabuisiert, und wer damit bricht sieht sich der geballen (Lobby-)Macht von FrauenrechtlerInnen gegenüber, die in der Gesellschaft zumeist recht bekommen.
Ein hoher Prozentsatz an spannenden Stories entwickelt sich um Gewaltverbrechen wie z.B. gewaltsame Tode herum. Warum wird Vergewaltigung hier dämonisiert, wo sie doch nach Desboroughs Meinung viel weniger schlimm ist also z.B. ein Mord, der gerne als Plot Device heran gezogen wird?
Mit anderen Worten: spannende Geschichten entwickeln sich immer um Konflikte herum ("shit happens") und eine Vergewaltigung ist im Grunde auch nichts anderes als ein Konflikt ("Rape is certainly some shit that can happen.").
Eine Vergewaltigung kann den (N)SC persönlich treffen, ohne Gefahr zu laufen, dass der damit aus der Geschichte herausgenommen wird. Von den Möglichkeiten zum stimmungsvollen Rollenspiel reden wir dabei noch gar nicht (
"how does the character’s lover react? If their lover was the rapist, how do things change? Can you use this as a springboard to explore abusive relationships? Can love emerge from a violent encounter?What if a pregnancy occurs from the rape? How hard is it for the character to endure that? What’s the effect on the father? The child? Nature or nature? Bad seed? Does the mother resent the child? Are they given up? Do they mistreat them through seeing the rapist whenever they look at them?" usw.)
Zwischen 30 und 50% aller Frauen haben (laut irgendwelcher Studien, die Desborough anführt) Vergewaltigungsphantasien, warum diesen nicht helfen, ihre Phantasien im Rollenspiel auszuleben?
In anderen Kulturkreisen (Desborough führt hier explizit den muslimischen Kulturkreis an) gibt es ein ganz anderes Verhältnis zu sexueller Gewalt... wenn man Desborough liest, dann könnte man meinen er meint wir westlich sozialisierten Menschen hätten sowieso ein viel zu verklemmtes Verhältnis dazu.
Naja, und so weiter, ihr könnt den Artikel ja auch selber lesen.
Mich würde mal interessieren, wie das in euen Spielrunden aussieht. Mord, Folter, Vergewaltigung, was ist okay, was ist tabu? Könnt ihr definieren, wie weit ihr geht? Gibt es da einen Gruppenvertrag oder findet ihr das selbstverständlich? Bis wohin geht es, was ist tabu?