Autor Thema: Offizielle und wahre Geschichte  (Gelesen 7477 mal)

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Talwyn

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Offizielle und wahre Geschichte
« am: 25. Dezember 2012, 12:30:51 »
Hallo zusammen,

gehen wir davon aus, dass es in einem Setting eine von der Obrigkeit verbreitete Version der Geschichtsschreibung, die aber von der Wahrheit abweicht. Welche Informationen liefern in einem solchen Kontext einchlägige Wissensfertigkeiten wie Wissen (Geschichte)? Ich würde sagen, dass man nur offizielle Informationen bekommt, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass sich mancher Spieler darüber ärgert, besonders, wenn er (viele) Punkte in entsprechende Fertigkeiten investiert hat. Wie würdet ihr das handhaben?

Schöne Grüße,
Talwyn

Wasum

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  • Venn
Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #1 am: 25. Dezember 2012, 12:55:13 »
Herausragende Ergebnisse des Wurfs geben "wahre" Infos,  gute liefern nur "offizielles" Wissen. Dazu vielleicht noch einen sehr, sehr hohen DC, der ein Indiz auf die Verschleierung liefert? Wobei ich mir bei letzterem nicht so sicher bin und das aufs Setting ankommt.

 Denke, irgendwie so würde ich das angehen.

Darigaaz

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #2 am: 25. Dezember 2012, 13:10:28 »
Hallo zusammen,

gehen wir davon aus, dass es in einem Setting eine von der Obrigkeit verbreitete Version der Geschichtsschreibung, die aber von der Wahrheit abweicht. Welche Informationen liefern in einem solchen Kontext einchlägige Wissensfertigkeiten wie Wissen (Geschichte)? Ich würde sagen, dass man nur offizielle Informationen bekommt, wobei ich mir durchaus vorstellen kann, dass sich mancher Spieler darüber ärgert, besonders, wenn er (viele) Punkte in entsprechende Fertigkeiten investiert hat. Wie würdet ihr das handhaben?

Schöne Grüße,
Talwyn
Hat der Charakter gekämpft oder hat der Charakter einfach nur Schriftquellen gelesen? Woran knüpft sich sein Fortschritt in diesen Fertigkeiten?

Ich würde das daran knüpfen. In WH40k ist offiziell auch bekannt, dass Orks schwach sind und Muskeln haben, die durch *luftiges Gewebe* keine große Kraft erzeugen können....

Offizielle Quellen vs. Praxis und Erfahrung.
« Letzte Änderung: 25. Dezember 2012, 13:12:34 von Darigaaz »
Realismus erhöht nur den DC

Wahre Worte sind nicht angenehm, angenehme Worte sind nicht wahr!

Kilamar

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #3 am: 25. Dezember 2012, 15:52:54 »
Es kommt auf die Veränderung der Geschichtsschreibung an.

Wenn König Hotte den Verlauf der Geschichte von vor 2000 Jahren verändern lässt, ist das was anderes als wenn Tutnichtgut III, der vor 2000 Jahren lebte, alle Zeugnisse seines Vorgängers vernichtet und die Geschichte für zukünftige Generationen umschreibt.

Den ersten Fall wird ein gebildeter Gelehrter schnell erkennen und die Wahrheit wissen, im letzteren Fall sind die historischen Schriften der letzten 2000 Jahre falsch, wie will ein Gelehrter die Wahrheit erkennen? Dazu müsste er die wenigen, extrem seltenen, abweichenden Schriften lesen und Ihren Wahrheitsgehalt erkennen. Das geht dann so Richtung DC30+

Kilamar

Talwyn

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #4 am: 25. Dezember 2012, 17:24:37 »
Danke für die Antworten, damit komme ich schonmal weiter. Und an Darigaaz: Wissen (Geschichte) ist denke ich meist schriftlich oder mündlich tradiert und basiert nur sehr selten auf eigenem Erleben. Es sei denn, man ist ein Jahrhunderte alter Elf oder sowas...

Drumlin

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #5 am: 26. Dezember 2012, 00:18:39 »
Wissen deine Spieler schon, dass es eine offizielle und eine wahre Version gibt? Zumindest theoretisch? wenn, dann kann ich mir auch vorstellen, dass sie weniger Probleme damit haben, nur die offizielle Version zu bekommen.
"Bluten ist eine freie Aktion."

Xiam

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  • Mörder der 4E
Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #6 am: 26. Dezember 2012, 00:33:37 »
Wissen deine Spieler schon, dass es eine offizielle und eine wahre Version gibt?
Wieso sollte man ihnen das nochmal extra auf die Nase binden?
1984 was not supposed to be an instruction manual.

widdi

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #7 am: 26. Dezember 2012, 12:32:27 »
Ich würd meinen Spielern einfach eine solche "Quelle" als Handout geben. Mit Namen des Verfassers und Erstellungsdatum. So oder so ähnlich hat der SC die (gefälschte Geschichte) schon gelesen. Dann dürfen  die Spieler selber draufkommen, ob sie der Quelle vertrauen oder nicht  ^^
Proud member of the PL
Die Kraft des Geistes ist grenzenlos - Psionics rock!

Kree

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #8 am: 26. Dezember 2012, 13:39:51 »
Ich würde es einwenig dadran fest machen "Wo" die Charaktere den Wurf machen und welche Quellen sie von sich aus heranziehen.
Man kann davon ausgehen das dort wo die Präsenz der Macht stark ist, die SC mit einem niedrigen Wurf für Wissen (Geschichte) eben nur die geschönte Version erfahren.

Während sie in einem eher abgelegenen Dorf ohne viel kontrolle der Obrigkeit, mit einem moderaten SG eben auch Details/die wahre Geschichte erfahren.

Also kurz, desto weniger Kontrolle von der Obrigkeit desto niedriger und unverfälschter die Geschichte (SG auf den Wurf). Ich würde in diesem besonderen Fall Situations Boni geben wenn die SC von sich aus "besondere" Quellen suchen (Tagebücher/Zeitzeugen etc.)

mfg
Kree

Talwyn

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #9 am: 27. Dezember 2012, 10:32:17 »
Zur Veranschaulichung der Situation:

Es geht um den Gründungsmythos einer Kirche und eines daraus hervorgegangenen Königreichs. Die fraglichen Ereignisse liegen mehr als 700 Jahre zurück und werfen ein sehr ungünstiges Licht auf besagte Kirche. In Wahrheit wurde die Kirche im Blut unzähliger Unschuldiger aus der Taufe gehoben, nach außen pflegt man aber das Image der Good Guys. Wenn bekannt würde, dass die Kirchengeschichte mit einem derart dunklen Kapitel beginnt, würde dass die Autorität der Kirche natürlich schwer in Frage stellen. Davon abgesehen wirft man dadurch auch die Frage auf, was für eine Sorte "guter Gott" das sein mag, der ein Gemetzel zur Beförderung seines eigenen Einflusses billigend in Kauf nimmt. Aus diesem Grund hat die Kirche schon 200 Jahre nach ihrer Gründung (also 500 Jahre vor Beginn der Kampagne) eine Inquisition gegründet, die systematisch das Wissen um die wahre Gründungsgeschichte der Kirche vernichtete und diejenigen jagte, welche die "neue Wahrheit" nicht anerkennen wollten. Bibliotheken gingen in Flammen auf, Hunderte "Ketzer" fanden den Tod auf dem Scheiterhaufen.

In der Kampagnengegenwart gibt es noch einige wenige Dokumente, die die Wahrheit in Fragmenten belegen, diese sind jedoch entweder verschollen, oder werden in den Gewölben unter der Festung der Inquisition sicher verwahrt und streng bewacht. Es gibt auch einige NSC (hauptsächlich ein paar uralte Elfen sowie eben hochrangige Kirchenfunktionäre), welche die Wahrheit kennen, diese wollen aber im Grunde nicht damit herausrücken, weil sie sich aus den Angelegenheiten der Menschen heraushalten wollen (Elfen), oder schön blöd wären, wenn sie es täten (Kirchenheinis).

Bevor jemand fragt: Nein, die Kampagne wird nicht mit D&D-Regeln gespielt. Das Gesinnungssystem wäre viel zu starr für den Plot.

Schöne Grüße,
Talwyn

Kree

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #10 am: 27. Dezember 2012, 12:02:52 »
Hallo,

also mir fallen spontan 3 Wege ein mit denen man zwar nicht 100% auf die Geschichte kommt, aber vllt. kann man dadurch einen Hinweis bekommen das die Geschichte "verändert" wurde.

Das erste ist natürlich, das systemkritische Texte überlebt haben können, die von der Inquisition als nicht wichtig wahrgenommen wurden. So kann es Märchen und Geschichten geben die halt direkt nicht im zusammenhang stehen aber versteckte Hinweise enthalten. "Und so erhob sich der Drache aus dem Blute der Unschuldigen unverwundbar gegen die Klingen der Tapferen die sich ihm entgegenstellten. Und stieg auf seinen Berg um von dort an zu herrschen und all jene die sich ihm entgegenstellen mit Feuer und Klauen zu vernichten" (sry ist jetzt nach 2 min nachdenken so ausgedacht, das ganze kann man entsprechend aufarbeiten und einfach als Kindermärchen tarnen). Andere Texte können grundsätzlich deutlichere Hinweise geben für einen Leser der vllt. systemkritisch Denkt und paralellen aufbauen kann.

Das zweite was mir einfällt sind Dokumente aus der Zeit oderder Zeit dannach. Sterberegister (je nachdem wie gut die von dir erschaffene Gesellschaft eben Buch führt) wenn in einem Dorf oder einer Stadt z.B. 25% der Dorfbevölkerung innerhalb 1 Woche sterben und es eigentlich keinen Grund dafür gibt, weil Krankheiten etc. wären ja vermerkt worden oder in den Geschichtsbüchern aufgetaucht. Dazu kommen wichtige Posten die vom Staat neu besetz wurden in der Inquisition. So könnte in den Chroniken einer Stadt halt Bürgermeister Steffen nach 2 Jahren Amtszeit gegen Bürgermeister Gottlieb ersetz worden sein, auffällig wird es natürlich wenn das bei mehren Posten in der Verwaltung so ist, 2 Tage später wurde Kämmerer Hans ersetz durch Kämmerer Gottlieb2. Also wenn die Religionsgemeinschaft z.B. einige Namen haben die an Heilige etc. angelehnt sind kann man damit auffälligkeiten basteln. Genauso aufällig ist wenn z.B. in Dorf X halt entsprechend viele Gräber ausgehoben wurden (falls kein Sterberegister geführt wurde) oder ein Friedhof entsprechend viele alte Gräber hat für die ebenfalls kein Grund verzeichnet wurde.

Die dritte Möglichkeit sind natürlich Zuwanderer o. Ausländische Bücher, in Sprachen die vllt. so selten sind das sie nicht von jedem Inquisitor gelesen werden können, auch die Elfen können entsprechene Bücher haben die sie zwar nicht weitergeben wollen aber es gibt sie halt. Unvollständige Werke von berühmten Schreibern, wo z.B. nur passagen oder bestimmte Bände verboten/vernichtet wurden die allerdings wegen versterben des Schreibers nicht mehr unter Gewalt geschönt werden konnten. "Heinz Chroniken des Reiches, Band 1-10" von denen aber Band 3, 7 und 8 ohne Grund fehlen, obwohl es keine Einzelstücke waren. Oder aber alte Bücher die sogar von Kirchenleuten geschrieben wurden (von daher nicht einfach so vernichtet wurden) bei denen Seite 200-250 einfach fehlen. Natürlich gilt das nur für Werke die eben nach dem versterben des Schreibers nicht mehr nachbearbeitet wurden. Oder aber ein hochgradig philosophisches Werk, enthält einfach auf bestimmten Seiten Passagen die nicht zum Schreiber passen und ganz plump beschreiben wie toll doch die Kirche ist.

Das sind einfach so ein paar Ideen die mir zu dem Thema einfallen. Natürlich bedeutet das stellenweise viel Aufwand in der Vorbereitung, wenn man z.B. ein Märchen schreiben muss das einen Hinweise gibt. 

Im Endeffekt ist es nur schwer möglich die Geschicht vollkommen umzuschreiben, da es ein gigantischer Aufwand wäre, vorallem was Verwaltungsunterlagen betrifft.

mfg
Kree

P.S: Entschuldigung für die schlechte Orthografie, ich bin leider was das betrifft etwas gehemmt. Hoffe allerdings das der Text dennoch soweit verständlich ist.

Kilamar

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #11 am: 27. Dezember 2012, 14:59:16 »
@Talwyn
Das hört sich nach einer Situation an in der er es extrem schwierig ist die wahre Geschichte zu kennen.

Entweder eine extrem schwierige Probe ansetzen oder einfach entscheiden das der SC/NSC noch gar kein entsprechendes Schriftstück gelesen hat (daraus könnte man wieder ein Abenteuer machen + Auseinandersetzung mit der Inquisition [wobei einer Person, die die Wahrheit kennt, dann sowieso niemand glauben wird]).

Kilamar

uklandor

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #12 am: 27. Dezember 2012, 17:54:10 »
Hallo.

Erstens tropft dieser Hintergrund natürlich vor Klisches und zweitens wird es wohl ein Gott sein, der einen lästigen, wenn nicht gar finster bösartigen Vorgängergott ausgelöscht hat. Vor allem, wenn sich besagte Kirche als Gut hinstellt und tatsächlich auch Gutes tut. Die Gläubigen merken ja, ob die Armen genährt werden oder ob die Kirche nur sagt, das die Armen genährt werden. Gute Taten lassen sich selten verbergen.

Geschichtsfälschung bei D&D ist ziemlich schwer möglich, vor allem bei einem so kurzen Zeitraum. Egal, was die offiziellen Dokumente so von sich geben, man frage den alten Elfen, den alten Zwerg, den freundlichen Silberdrachen aus der Nachbarschaft, das Einhorn im Wald oder eines der anderen langlebigen Wesen, die zwangsweise in einer typischen D&D-Welt unterwegs sind. 700 Jahre sind nun nicht sehr beeindruckend.

Und ein halbwegs fähiger Priester oder Magier fragt gleich mit den entsprechenden Zaubern bei ausserweltlichen Geschöpfen nach, ob und was hier nicht stimmt.

 

Kilamar

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Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #13 am: 27. Dezember 2012, 19:19:28 »
Dazu muss man erstmal wissen das etwas nicht stimmt.

Idunivor

  • Mitglied
Offizielle und wahre Geschichte
« Antwort #14 am: 27. Dezember 2012, 19:20:20 »
Geschichtsfälschung bei D&D ist ziemlich schwer möglich, vor allem bei einem so kurzen Zeitraum. Egal, was die offiziellen Dokumente so von sich geben, man frage den alten Elfen, den alten Zwerg, den freundlichen Silberdrachen aus der Nachbarschaft, das Einhorn im Wald oder eines der anderen langlebigen Wesen, die zwangsweise in einer typischen D&D-Welt unterwegs sind. 700 Jahre sind nun nicht sehr beeindruckend.

Und ein halbwegs fähiger Priester oder Magier fragt gleich mit den entsprechenden Zaubern bei ausserweltlichen Geschöpfen nach, ob und was hier nicht stimmt.

Das Argument ist hinfällig ja irgendwie, da Talwyn ja schon geschrieben hat, dass es nicht mit D&D gespielt werden wird. Allerdings ist schon die Frage, wie genaue Informationen Magie in diesem Szenario liefern kann und wie es da mit der Zugänglichkeit aussieht. Wenn jeder zweite Zugang zu unfehlbarer und eindeutiger Weissagungsmagie hat dürfte es tatsächlich eher leicht sein, die Fälschung aufzudecken.

Insgesamt denke ich, dass bei einem solche Szenario eine Kenntnis der wahren Geschichte tatsächlich sehr schwer sein sollte. Solange es keinen direkten Kontakt zu einer dieser Quellen seitens der SC bzw. eine intensive Erforschung der Geschichte gegeben hat, dürfte es sehr sehr schwierig sein überhaupt an entsprechende Kenntnisse zu kommen. Ein ganz gutes Beispiel aus der realen Welt ist ja die "Konstantinische Schenkung", bei einem Zahlenverhältnis von 200 zu 500 Jahren dürfte eine mächtige Organistation wie diese Kirche eine ganze Menge an Fälschungspotential haben.

Spannend wäre noch die Frage, wie es mit der Aphabetisierung in diesem Reich aussieht. Je höher der Grad an Alphabetisierung, desto wahrscheinlicher sind Privatarchive, auf die die Kirche keinen direkten Zugang hat. Wenn die Kirche für eine ausreichend lange Zeit auch noch ein Quasi-Monopol auf die Schrift hatte oder sogar noch hat, dann dürfte ein Aufdecken der Fälschung ohne direkten Kontakt zu diesen Elfen tatsächlich nahezu unmöglich sein.