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Autor Thema: Der Politik-Streit-Thread  (Gelesen 93352 mal)

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Scurlock

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Der Politik-Streit-Thread
« am: 24. September 2004, 10:25:45 »
 Ich hab' mal einen neuen Beitrag hier im Off-Topic eröffnet, da "Rules of the Game" zu sehr abgedriftet ist.

Zitat von: "Hedian"
Bin ich der einzige der den ganzen braunen Auflauf hier ekelerregend findet?
Um es mal mit Coldwyns Worten zu sagen, dieser Satz war Bullshit!
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Speren

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #1 am: 24. September 2004, 10:58:33 »
 Zugegeben, das habe ich auch nicht verstanden.

Mit "braun" hat das imho nicht wirklich was zu tun.
Aber das war es von meiner Seite auch schon zum Thema "Politik". :)

 
No one touches the faerie!

Coldwyn

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #2 am: 24. September 2004, 11:04:39 »
 Und ich dachte Hedian wollte etwas in der Art sagen: "Bin ich der einzige der die s******e heir ekeleregend findet" ... aber was solls. Auf der anderen Seite habe ich keine Lust mir die ersten Seiten dieses speziallen Threads durchzulesen.
Inhalltsstoffe dieses Beitrags: 50% reine Polemik, 40% subjektive Meinung, 10% ungenau recherchierte Fakten.

AlexH

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #3 am: 24. September 2004, 11:23:11 »
 Ich dachte, folgende fundamentale Weisheiten wären allen klar:

1. Wer einen Amerikaner kennt, ist tendenziell braun angehaucht.

2. Dasselbe gilt für Leute, die einen Verwandten haben, der im Schützenverein ist oder zur Jagd geht.

3. Christdemokraten sind ebenfalls braun, sie geben es nur nicht zu.

4. Für Deutsche Liberale gilt das Gleiche.

5. Seit Schröder sind selbst die Sozis "rechts".

6. In Ostdeutschland gibt es nur Kommunisten oder Nazis.

7. Alle Amerikaner sind tendenziell dumm und ungebildet.

8. Alle Amerikaner unterstützen Israels Politik, obwohl jeder Zweite von Ihnen im Ku-Klux-Klan ist, Afroamerikaner jagt und dennoch auf "pc" macht.

So, und bevor ich jetzt von allen Seiten Dresche bekomme, bitte ich freundlichst darum, den nachfolgenden Smilie zu beachten: ;)  

Deus Figendi

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #4 am: 24. September 2004, 11:33:00 »
Edit: 14.02.2008 Ich habe diesen Thread wiederbelebt, beachtet bitte das Datum dieser Beiträge.

 Hmm, irgentein Kaberetist sagte mal (sinngemäß):
Zitat
...und dann kommen die Leute und werfen mir oberflächlichen Antiamerikanismus vor - das stimmt nicht - mein Anitameriaknismus ist nicht oberflächlich..."
fand' ich sehr treffend.
Ich hab' auch nicht viel für "die" über, hier und da kommen mal ein paar gute Produkte von dort, aber im großen und ganzen mag ich die Amis auch nicht.
Die geführte Diskusion über deren Wissensstand/Intelligenz kann ich nur unterstützen. Wenn ich mir den Wahlkampf angucke, dann kann man nur annehmen, dass dort die Mehrzahl der Wähler saudumm sein müssen, die deutschen/europäischen Wahlkämpfe sind ja schon schlimm genug (wir scheinen auch recht dumm zu sein) aber was "die" dort drüben abziehen ist offenbar für Leute gedacht die... *räusper*
Andererseits glaube ich z.T. dass das Absicht ist, der Amerikaner an sich ist dumm, darüber haben wir (fast) Konsens, aber ist das ungewollt? Hält die politische Elite sein Volk nicht dumm? Was passiert, wenn man dem Volk zuviel Wissen gibt haben wir in der französischen Revolution (und anderen) gesehen, besagte politische Elite wird abgesetzt und gehängt (oder geköpft).
OffTopic im OffTopic:
Ich las einst von einer Umfrage an britischen Schulen, welchen Deutschen sie kennen (oder welchen Deutschen sie für am populärsten finden oder so)...
auf Platz 1: Adolf Hitler - is' zwar kein Deutscher war aber wohl klar...
aber was kommt auf PLatz 2?
(Jetzt einen Moment nachdenken)
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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #5 am: 24. September 2004, 11:54:48 »
 Nazi, hm, Nationalsozialist
Schade das diese Begrifflichkeit durch das Hitler-Regime für die Deutschen zum Tabu-Thema geworden ist. Die deutsche Nation, das deutsche Volk, Deutschland ?
Seit mehr als 60 Jahren zahlen wir an einer Schuld ab für die meine Generation im Grunde nichts kann und trotzdem mit dem unterbewussten Gefühl lebt, nationales Denken sei das personifizierte Böse.
Wenn ich da andere Länder sehe wo ganz offen mit diesen politischen Strömungen Politik gemacht wird.
Israel, das Land in welchem sich das von Gott auserwählte Volk mit Hilfe militärischer Mittel seiner Nation Lebensraum verschafft ?
Und das mit unseren Steuergeldern mit dem wir die Schuld unserer Großeltern zurück zahlen ?
Über Amerika und seinen Ölquellen-Sicherungsprogramm, ähh, ich meine Befriedungsplan des Nahen Ostens will ich erst gar nicht reden.
Es wird Zeit das wir unsere Schuld langsam hinter uns lassen und unsere ureigensten nationalen Interessen vertreten.
Ich lad euch gerne zu ner Diskussion ein und setze demonstrativ keinen Smilie
 
Richter: Doktor, wie viele Autopsien haben Sie an Toten vorgenommen?
Gerichts-Mediziener: Alle meine Autopsien nehme ich an Toten vor.

Deus Figendi

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #6 am: 24. September 2004, 12:08:23 »
 Ich fühle mich nicht schuldig....
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Osric

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #7 am: 24. September 2004, 12:20:05 »
 Das lieber Xantos, artet jetzt tatsächlich fast in "braunes" Gedankengut aus. Deine Argumentation entspricht nämlich denen rechter Parteinen ziemlich genau.

Hier wird mit billigen und völlig haltlosen Äusserungen Politik gemacht. Findest du zum Beispiel irgendwo auf deiner Gehaltsabrechnung irgendwo den Punkt: Reparationszahlungsbeitrag? Wir dürfen unsere Schuld nicht hinter uns lassen, niemals. Gerade durch diese Schuld, befindet sich unser Land in der glücklichen Lage, das eben nicht mit solcherlei politischen Strömungen Politik gemacht werden kann.
Weil sich zum Glück eine breite Öffentlichlichkeit gegen eine ebensolche stellt. Noch. In anderen Ländern ist dagegen "braunes" Gedankengut fast schon Gesellschaftsfähig. Ein Umstand, der mir persönlich Angst macht. Vorallem wenn ich sehe, das mit solchem Argumenten (vergessen der Schuld, Nahost-Politik, etc) die rechten Parteien in Deutschland auf Wählerfang gehen. Und das auch noch erfolgreich (Sachsen, Brandenburg)

Im übrigen fühle ich mich auch nicht verantwortlich oder schuldig für die Verbrechen meiner Großeltern, aber vergessen werde ich sie nicht. Und ich werde alles dafür, das sie nicht vergessen werden, sondern dass die Erinnerung daran irgendwann dafür sorgt, das auf der ganzen Welt, die Menschen anständig mit einander umgehen. Dann kann ich auch sagen: Ich bin stolz ein Deutscher zu sein.  

Was ich jedoch nicht verstehe, ist Anti-Amerikanismus mit rechtem Gedankengut in Verbindung zu bringen. Denn ich bringe es eher mit dem linken zusammen. Würde aber gerne wissen, wieso Hedian das denkt.

Ob die Amerika dumm sind, weiß ich nicht. Es gibt zumindest eine Menge schlauer und aufgeklärter Amerikaner. Gäbe es die nicht, wären die Werke Michael Moores in den USA nicht so erfolgreich.  ( Es gibt natürlich eine Menge dummer Amerikaner, es gibt aber genauso eine Menge dummer Deutscher, nur das die Menge der Amerikaner eben größer ist als unsere Menge und deshalb auch mehr auffällt.)
Was würde Robert Jordans Frau dazu sagen?

Berandor

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #8 am: 24. September 2004, 12:23:13 »
 Ich setze mal einen linken Gegenpunkt...

Zitat
Politischer Rundumschlag - hat sich Demokratie überlebt?

Nein, natürlich denke ich unter dem Strich nicht, dass Demokratie sich überlebt hat. Aber die letzten Wochen machen mir schon Bedenken, ob sich die spezielle Ausprägung unserer Demokratie in Verbindung mit einem kapitalistischen System wirklich gut verträgt.

Diesen Herbst sind in NRW Kommunalwahlen. Im Laufe der Zeit sind meine Kreuzchen immer weiter links gerückt, nicht zuletzt auch, um bestimmte Personen einfach zu torpedieren. Leider werden mir mehrere Dinge von Tag zu Tag deutlicher.

Die Politker heutzutage können keine sachliche Diskussion führen, schon gar keine sachbezogene Debatte. Sie sind dem Populismus der Massenmedien unterworfen (oder haben sich denselben Untertan gemacht, ein sicher zweischneidiges Schwert) und lenken daher vom Grund eines Arguments ab. Es wird nur noch gefragt, wer etwas wie und warum gesagt hat, nicht aber, was denn gesagt wurde. Eines der letzten Beispiele ist die Reaktion auf Bundespräsident Köhlers "Ost-Rede". Aber auch im täglichen Diskurs erleben wir ständig, dass die Sache an sich unbeachtet bleibt.

Heutige Politiker sind ebenfalls nicht in der Lage, sachlich Kritik zu äußern oder mit ihr umzugehen. Wenn die Bundesbank für den Erhalt des EU-Stabilitätspakts wirbt, spricht Finanzminister Eichel von einer "gefährlichen Debatte". Gleichzeitig wird moniert, dass da jemand "aus der Reihe tanzt", da die Europäische Zentralbank nicht mit einer Stimme spricht. Das spricht wirklich für sich selbst und ist ein Beispiel (von vielen) dafür, dass gegenteilige Meinungen unerwünscht sind. Um so etwas gar nicht erst aufkommen zu lassen, wird ja auch im Bundestag ständig unter Parteizwang abgestimmt - wozu haben wir eigentlich Delegierte, da kann man vier Jahre lang auch die Ergebnisse der Bundestagswahl zur Hand nehmen.

Schön ist zum Beispiel auch, wie der Landtag von Brandenburg vier Jahre lang mit der DVU umgegangen ist, die Abgeordnete in diesem Rat zu sitzen hat. Abgeordnete, die einer sachlichen Debatte und logischer Argumentation nichts entgegen zu setzen hätten. Was hat man also gemacht? Man hat sie ignoriert. Sie ausgeschlossen und nicht beachtet. Und damit nicht entzaubert, sondern den Wählen noch mehr Grund gegeben, die "Volksparteien" zu kritisieren.

Und nach den beiden Wahlen in Sachsen und Brandenburg? Da wird vor "Rechtsruck" gewarnt (sogar mit Sondersendungen), da verlassen Politiker wir kleine Kinder den Raum, wenn Mitglieder der DVU erscheinen, da sprechen die Parteien trotz zweistelliger Verluste von Erfolgen und warnen gleichzeitig auch vor der PDS (die ja besonders rechtsstaatlich ein ganz anderes Kaliber ist als DVU oder NPD). Und der Gipfel? Da heisst es, Ostdeutschland sei "noch nicht in der Demokratie angekommen". Warum nicht? Weil sie noch glauben, mit ihrer Stimme etwas verändern zu können?

Tatsächlich zeigen Studien, dass rechtsextremes Gedankengut bei Jugendlichen kaum verbreitet ist - eben die Altersgruppe, die nun die DVU gewählt hat. Was nicht gesehen wird (werden will), dass die Protestwähler nicht gegen einzelne Parteien protestieren, sondern gegen das gesamte politische Establishment, vielleicht sogar das ganze System. Und wisst ihr was? Ich bin froh, dass wir den Osten haben. Gerade deshalb.

Die Menschen im Osten haben noch erlebt, dass das Volk etwas verändern kann. Dass Demonstrationen und Kundgebungen, dass wahrhaft demokratisches Gebaren die Welt verändern kann. Sie haben die DDR gestürzt. Sicher war der Staat pleite, und hinter den Kulissen lief viel ab, aber letztendlich sind die Menschen auf die Straße gegangen, die Soldaten haben nicht geschossen, und die Mauer ist gefallen. Das wird gerne vergessen oder herunter gespielt - ganz bewusst.

Ebenso wird ja schnell gegen die "Montagsdemonstrationen" gewettert, die in ihrem Namen die Erinnerung an diese Zeit beschmutzen sollen. Im Gegenteil, genau wie damals geht es eben nicht um spezielle, persönliche Fälle, sondern um allgemeine Unzufriedenheit und Entschlossenheit, es nicht mehr weiter gehen zu lassen. Und die Politker haben Bammel bekommen. Schiss, Angst, Muffensausen. Denn das ist die einzig wirkliche Macht im Staat - das Volk.

Hier geht nicht ein Zahnarzt für alle Zahnärzte auf die Straße, kein Bauer für die Bauern. Hier geht das ganze Volk auf die Straße, weil es einfach die Schnauze voll hat. Und wenn das Volk auf die Straße geht, haben Politiker verloren. Das versuchen sie gerne, uns vergessen zu machen. Denn solange man glaubt, ein Einzelner könne nichts erreichen, und es mache keinen Unterschied, kann man uns kontrollieren.

Im Westen sind wir schon seit fünfzig Jahren befriedet, aber im Osten weiß man noch, wo die macht liegt. "Wir sind das Volk." Das sind wir, aber wir haben es beinahe schon vergessen. Noch reicht der Unmut nicht aus, um ganz Deutschland auf die Straße zu holen, und im Osten hat man es schnell geschafft, das Ganze zu politisieren (dank der völkischen Gewährsleute in den Gewerkschaften). Aber nur, wenn das politische außen vor bleibt, kann die Montagsdemo zu einer politischen Macht werden - so paradox das auch klingt.

Es geht auch nicht wirklich gegen Hartz IV. Die Menschen sind vielmehr aufgebracht, dass "die da oben" nicht auf sie hören, sie beschreißen, ihnen das letzte Geld klauen, dabei den Bossen gute Mine machen und letztendlich alles sind, nur nicht Volksvertreter. Die Unlust, notwendige Reformen zu erklären und das Volk auf die eigene Seite zu ziehen, spricht ja Bände. Das Voolk ist nur Vieh, dass alle vier Jahre an den Urnen ein "Zeichen für die Demokratie und gegen Rechts" (wie man die NRW-Wahl jetzt bewirbt) setzen soll.

Noch geht es gut. Hoffen wir, dass der Osten lange genug durchhält, bis der Westen nicht nur aufgebracht, sondern auch aufgewacht ist. Revolution? Warum nicht. Schließlich wäre das keine wirkliche Revolution. Denn "wir sind das Volk", und Demokratie ist doch Herrschaft des Volkes. Wir würden uns also nur nehmen, was uns zusteht...
Bitte schickt mir keine PMs hier, sondern kontaktiert mich, wenn nötig, über meine Homepage

AlexH

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #9 am: 24. September 2004, 12:23:47 »
 
Zitat von: "Xantos der Graue"
Und das mit unseren Steuergeldern mit dem wir die Schuld unserer Großeltern zurück zahlen ?
Es wird Zeit das wir unsere Schuld langsam hinter uns lassen und unsere ureigensten nationalen Interessen vertreten.
 
So, wie viel Steuern hast Du denn bisher gezahlt? Und wieviel davon ist als "Schuldrückzahlung" verbucht worden? Weißt Du überhaupt, wovon Du hier redest?

Es geht nicht darum, eine sonstwie geartete "Schuld" zurück zu zahlen, sondern darum, den Opfern und Angehörigen der vorletzten deutschen Diktatur etwas zu geben, was annähernd -aber sowohl von der Zielrichtung als auch der individuellen Summe her kaum- die Funktion eines im weitesten Sinne verstandenen "Schmerzensgeldes" entspricht.

Denn dort, wo  man etwas niemals wieder gut machen kann, verbietet sich der Gebrauch des Begriffs "Wiedergutmachungszahlung", oder, wie Du es nennst, "Schuld zurück zahlen".

Nur damit wir uns einig sind, die Nachkriegsgenerationen trifft keine "Schuld" an den Geschehnissen des sog. "Dritten Reichs" (viele der zeitgenössischen deutschen Bürger übrigens ebenfalls nicht) - Wenn somit "Schuld" ausscheidet, bedeutet dies jedoch nicht, dass man sich aus der moralischen Verantwortung stiehlt, die eine Bevölkerung nun einmal aus deren kollektiver Geschichte zu tragen verpflichtet ist.

Wir sind nun einmal die "Gesamtrechtsnachfolger" unserer (Groß-)Mütter und Väter, und haben für deren Schulden (nicht "Schuld") einzustehen.

bewußt "plattes" Beispiel: Klempner K zerstört das teure Haus Deiner Eltern. Dein Vater will Schadensersatz, stirbt aber, bevor er diesen geltend machen kann. Du bist jetzt Erbe des kaputten Hauses. Was willst Du? Richtig: Schadensersatz! Jetzt stirbt K. Du willst was? Richtig: Schadenserstaz von seinen Erben! Die sagen jetzt: Was kann ich denn dafür?

Merke: Bei dem von Dir angesprochenen Thema geht es um WEIT mehr als ein zerstörtes Haus, nämlich um zerstörte Existenzen, Familien, Leben!

Sicher müssen diese Zahlungen irgendwann ein Ende haben. Aber selbst dann trifft Dich die historische Verantwortung: Dafür zu sorgen, dass sich in Deutschland eine Tragödie diesen Ausmaßes NIE wieder wiederholen kann. Und da sind wir alle in der Pflicht.


P.S.: Entschuldigt bitte die langen Ausführungen, aber die (mit Sicherheit nicht böse gemeinten) Äußerungen Xantos´ haben mich in meinen innersten (christ-)demokratischen Wurzeln erschüttert. Ich kann so etwas einfach nicht hören (respektive lesen).

P.P.S.: Wegen aufgeregten, zu schnellen Tippens erneut durch die Rechtschreibkorrektur gejagt...

Luvlein

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #10 am: 24. September 2004, 12:24:08 »
 @Xanthos: Du deutest an, daß andernorts Nationalismus und Kriegstreiberei Hand in Hand gehen, und forderst  gleichzeitig mehr Nationalismus in der deutschen Politik? Da wird mir schon ein wenig übel :urgs:  
For one so unlike a whale, you blubber well.

Zanan

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #11 am: 24. September 2004, 12:36:26 »
 Wir hatten in unserem Uni-Grundkurs Anglistik einen amerikanischen Lehrer, der sich über das Interesse der Deutschen am Schicksal der Indianer gewundert hat. Nicht das ihm das nicht auch aufgestoßen wäre, eher im Gegenteil. Er (<- !!) meinte nur, daß die Amerikaner sich weit weniger mit diesem Thema interessieren und eine Mentalität haben (schon damals), "nach vorne zu sehen und nicht nach hinten." Und mal abgesehen davon, wenn sie nach hinten sehen, dann ist das eine Geschichte von Helden, die da Wyatt Earp, Daniel Boone (etc.), dieser Bowiemessermann, George Washington (oder Lee), Helden von Okinawa und was weiß ich heißen. Fast alles andere fällt hinten runter. So wie uns die Kinnladen. Aber das liegt wohl einfach an der "weltpolitischen" und "historischen" Erziehung in BRD/DDR/Europa. Und das liegt IMHO nicht zuletzt an einer Geschichte von quasi endlosen Kriegen, die unsere Freunde von jenseits des großen Teiches nur aus Büchern und heroisierenden Filmen kennen. Es ist nicht so das man jemandem das wünscht, aber die Amis haben in ihrer ("weißen") Geschichte einen Krieg erlebt, in dem so viele Amerikaner gefallen sind, wie im ersten Weltkrieg innerhalb einer Woche. Wir wurden/werden jeden Tag an irgendeine kriegerische Handlung erinnert und haben so ein sehr lebendiges Verhältnis zu unserer Geschichte. Irgendwie spiegelt sich das auch im Verhältnis der Amerikaner zum Rest der Welt wieder, denn nur wenige haben wirklich erlebt was Krieg bedeutet, mal ganz zu schweigen vom Krieg im eigenen Land. Deshalb gehen sie mit dem Thema (wie Bush jüngst im Irak) offenbar ganz anders zu Werke. Ich will ihnen das nicht vorwerfen, denn ich glaube nicht, daß ich alle Amis über einen Kamm scheren kann oder darf. Wenn ich mir ansehe, mit welchem Mist wir tagtäglich im Fernsehen überschüttet werden - informationsmäßig,* dann muß man sich nicht wundern, welche Auswirkungen im Land der 1000 Fernsehkanäle hat.

*Also was da manchmal von Politikern zum Thema DDR gesagt wird läßt einem schon die Berge zu Haare stehen. Zum einen, weil sie es eigentlich wissen sollten (Himmel, die wollen uns regieren und erzählen Parolen, die in die 50ger gepaßt hätten), zum anderen, weil sie damit fröhlich in alten Wunden herumrühren und nichts anderes im Sinn haben, als sich selbst und ihr Partei in den Vordergrund zu spielen. Das artet nicht selten schon in z.T. lachhafte Diffamierung aus. Und dann kommt noch der Bayrische Rundfunk daher und bringt in Doku-Sendungen über die Tschechischen Landschaften genau solchen Mist wieder. Das führt letztlich zur selben Volksverdummung wie es in den Amilanden seit Jahrzehnten praktiziert wird.

Nachtrag: Netter Beitrag Berandor. Schon in meinem ersten Kurs Alte Geschichte nahmen wir die diversen Regierungsformen durch und besprachen deren Auswirkungen auf die Neuzeit. "Demokratie" und "demokratisch" hat einen ganz eigenen Sinn bekommen, in dieser heutigen Zeit. Meist wird es hierzulande nur noch als ein Schlagwort gegen die PDS benutzt, die ja nach Aussagen von CDU-Chef Schönbom (SP) nicht zu den "demokratischen Parteien" Brandenburgs zählt (juchu, wir entmündigen mal eben die 28% der brandenburgischen Wähler in einer demokratischen Wahl .. Iran läßt grüßen). Spaßigerweise sagte unserer Dr. damals (ein waschechter "Wessi") ... sie glauben den Politikern doch nicht etwa, daß sie in einer "Demokratie" leben, oder? Das ist bestenfalls eine "parlamentarische Oligarchie" die da in Bonn über jene herrscht, die denken sie hätten mit ihrer Stimme irgendetwas bewirkt.  
Ust, usstan elgg dos ...

Cease this tirade, take a breath, and think. Then you will realize, enemy of the Dark Elves, that my concern for your well being has always been, at best, limited.

Berandor

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Der Politik-Streit-Thread
« Antwort #12 am: 24. September 2004, 12:43:52 »
 
Zitat von: "Osric"
Wir dürfen unsere Schuld nicht hinter uns lassen, niemals.
Sagen wir es gemeinsam: Wir haben keine Schuld. Wir haben keine Schuld. Wir haben keine Schuld. Wiederhole zehnmal täglich. Denn: wir haben keine Schuld. Und mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen.

Außer natürlich, dass man gleichzeitig aufpassen muss, sich nicht in eine Opferrolle hinein zu reden - diese Tendenzen gibt es bei Xantos' Beitrag, dem ich i.Ü. auch nicht zustimme.

Zitat
Deine Argumentation entspricht nämlich denen rechter Parteinen ziemlich genau.

Was sie nicht falsch macht. Das ist ein Totschlagargument, mit dem man sich den Aussagen selbst nicht nähern muss.

ETA: Eigentlich stimme ich Aexander Heppe ziemlich sehr zu.
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Deus Figendi

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« Antwort #13 am: 24. September 2004, 12:49:54 »
 
Zitat von: "Alexander Heppe"
(...)der vorletzten deutschen Diktatur (...)
Sicher?

Ich möchte Berandor hier ganz doll zustimmen, auch mein Kreuz wandert von Wahl zu Wahl nach links, Vorgestern hat eine Zuschauerin bei "Hart aber Fair" gemeckert, dass man die beiden großen Volksparteien nicht mehr auseinander halten könnte... Das stimmt so nicht finde ich, es scheint vielmehr so, als hätte sich die SPD weiter nach rechts gerückt als die Union jemals stand. Nicht umsonst wird der Schrei nach einer neuen USPD laut. Die fehlende Unterscheidungsfähigkeit liegt nur daran, dass sich ein gewisses Sozi-Bild über die Sozialdemokraten bei und eingebrannt hat, so dass wir nicht merken, wenn sie andere in ihrem Rechtsdrall überholt.

Demonstrationen sind ebenfalls immer gut, ob man die nun "Montags-" nennt oder pfff, is' mir egal. Und wenn die Nazis auf die Straße gehen ist es an Sich odch auch positiv zu bewerten, da ist offensichtlich eine Volksgruppe, die unzufrieden ist und dies kundtut. Zugegeben, es ist (noch) eine Minderheit, aber soll der Spruch "Demokratie ist die organisierte Unterdrückung der Minderheiten" so sehr an Bedeutung gewinnen?
Letztes Wochenende besuchte ich eine Anti-Nazi-Demo hier in meinem Wohnort. Es war lächerlich, wir waren keine 200 Leute! Und bin ich heim gegangen? NEIN!

(was wollte ich noch schreiben... fällt mir nicht ein)
Hier noch ein GreeDay-Zitat: "I wanne be the minority"
Edit:
Zitat
Das ist bestenfalls eine "parlamentarische Oligarchie"
unter dem Gesichtspunkt bekommt der Schlusssazt eine völlig neue Bedeutung
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Berandor

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« Antwort #14 am: 24. September 2004, 13:01:23 »
Zitat von: "Zanan"
"Demokratie" und "demokratisch" hat einen ganz eigenen Sinn bekommen, in dieser heutigen Zeit. Meist wird es hierzulande nur noch als ein Schlagwort gegen die PDS benutzt, die ja nach Aussagen von CDU-Chef Schönbom (SP) nicht zu den "demokratischen Parteien" Brandenburgs zählt (juchu, wir entmündigen mal eben die 28% der brandenburgischen Wähler in einer demokratischen Wahl .. Iran läßt grüßen). Spaßigerweise sagte unserer Dr. damals (ein waschechter "Wessi") ... sie glauben den Politikern doch nicht etwa, daß sie in einer "Demokratie" leben, oder?
Erstmal - guter Beitrag.
Ich werde vielleicht heute abend noch einmal etwas dezidierter antworten, im Moment gehts nur kurz.

Aber ich finde die "Informationsgesellschaft" in der wir leben, nahezu lächerlich uninformativ. Wenn selbst die Tagesschau schon "Bild"-Berichte aufnimmt (habe ich einmal gesehen), und Tageszeitungen generell eher auf Emotion denn Information achten...
Und "unsere" Politiker haben das Volk als Entscheidungsträger doch schon längst abgehakt. Es geht um wirtschaftliche Interessen und persönliche Eitelkeiten, und in der populistischen Debatte (eine andere gibt es ja nicht mehr) bei Christiansen & co. wird dann auch gerne von "Demokratieverständnis" geredet, dass fehle oder eingefordert werden müsse. Im Gegenzug aber eine Volksabstimmung oder zumindest eine großangelegte Informationskampagne über die EU-"Verfassung" zuzulassen, ist dann nicht mehr Teil eines solchen Verstandnis. Solange die Bürger uninformiert bleiben, kann man sie steuern. Ganz einfach.

Selbst ich, der schon relativ viel Zeit damit verbringt, sich mit solchen Themen zu beschäftigen, fühle mich oft ziemlich unwissend und im Stich gelassen mit meinen Fragen. In diesem Punkt sind wirklich die Parteien gleichermaßen zu benennen - kaum eine, die da wirklich anders ist.

In unserer Tageszeitung waren 8 Fragen an die Parteien abgedruckt, was sie als Wahlsieger durchsetzen wollten. Und nur eine Partei hatte wirklich konkrete Antworten. Die CDU hatte in "Politikersprache" (jeder weiß, was ich meine) abgefasste Luftblasen, und die SPD schrieb sogar nur Stichworte! Z.B. auf de Frage nach der Innenstadt: "Grüne Innenstadt, attraktive Angebote, Einbindung der Nachbarstädte, Konzentration auf Einzelhandel, ..."

Das ist eine der schlimmsten Tendenzen in meinen Augen: dass diese Meinungen und Ansichten höchsten noch halbherzig, manchmal aber auch gar nicht versteckt werden. Heute steht man zu seiner Volksverachtung, und kümmert sich nicht darum, wie das ankommt. Macht ja eh keinen Unterschied.

(ist doch etwas länger geworden)
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