Autor Thema: Der Alte Feind  (Gelesen 8964 mal)

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Kai

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Der Alte Feind
« am: 09. Februar 2006, 12:25:29 »
Inspiriert durch die tollen SHs hier, habe ich mich entschlossen die Abenteuer meiner Gruppe auch niederzuschreiben.

Gewisse Umstände sind ohne Vorwissen wahrscheinlich etwas unklar, jedoch hoffe ich, dass es auch ohne geht. Ansonsten einfach fragen.

Hier noch einige "nützliche"Links für weitergehende Infos:

Die Spielcharaktere
Kurzzusammenfassung der Gruppenvorgeschichte
Tagebuch der Geschehnisse kurz vor Abenteuerbeginn

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #1 am: 09. Februar 2006, 12:26:39 »
Eine Begegnung zu Samhain

Endlich Samhain! Noch nie hatte Julièn an diesem Fest teilgenommen. Bis vor einem halben Jahr hatte er noch nie davon gehört ... und doch wusste er nun um die Ehre, diese besondere Nacht im Heiligen Hain von Weidenlied verbringen zu dürfen. Die Gräfin und einige Filiden in Silz hatten dem Druiden davon erzählt. Samhain - die Nacht in welcher die Grenzen zwischen dieser Welt und der Anderwelt verschwammen. Die Nacht der Naturgeister und Feen. Und er durfte sie auf heiliger Erde begehen. Erde, die durch das Leben selbst geheiligt worden war.
Nachdem er und der Barbar Kordilvar endlich im Heiligen Hain angekommen waren und sich von ihrem stotternden Führer verabschiedet hatten, war Albion, der mächtige Zentaur und Seneschall des Haines aus  dem Wald getreten und hatte sie freundlich und wie alte, gute Bekannte willkommen geheissen.
Als am folgenden Tag schliesslich Samhain anbrach, begannen die Riten und Zeremonieen. Kordilvar, der nie eine Einführung in die Wege der Anderwelt erhalten hatte, fand es vollkommen unmöglich den Anweisungen zu Meditation und geistiger Reinigung zu folgen. Auch für Julièn war es etwas Neues. Nie hatte er sich grosse Gedanken über die Herkunft seiner Macht und Fähigkeiten gemacht. Er kannte die Wege des Lebens, das hatte genügt – ihm und seinem Lehrmeister. Doch nun bekam er einen Einblick in die Gesetze die dahinter lagen. Den Anweisungen folgend, merkte Julièn kaum wie sein Verstand die alten Pfade verliess – wie sich etwas in ihm veränderte, wie die Kraft der Anderswelt sich um ihn aufbaute, wie die Spannung vor einem Gewittersturm. Er bemerkte nicht, wie er aufstand. Doch er sah den Pfad und den Igel – seinen Führer. Langsam und ohne Ungeduld folgte er dem Tier auf dem Pfad, der da war und doch nicht.
Wundersahme Wesen, tanzende Lichter, lachende Melodien zogen an ihm vorbei, doch er folgte dem Igel, bis er einen verführerischen Duft wahrnahm. Süss, frisch, lieblich umschmeichelte ihn der wundervolle, perfekte Duft. Auf einen Schlag wurde es dem Druiden kalt ums Herz. Schon einmal hatte er diesen Duft wahrgenommen! Der Duft der Avanie, der Duft des Todes, doch er vermochte nicht umzukehren, zu fliehen. Schliesslich kam er auf eine kleine Lichtung. Auf dem Stamm eines gefallenen Baumes, der für die Lichtung verantwortlich war, sass ein Mädchen. Ihr weisses Haar, ihre weissen Kleider, ihre weisse Haut, ihre weissen Augen glühten im Licht der Monde und liessen die Nacht plötzlich düster und dunkel erscheinen. Neben dem Mädchen auf dem Baum lag ein Korb aus weissen Weidengerten in dem unzählige schwarze Blumen lagen.

Keine Avanien... dachte der Druide fast unbewusst.

Das Mädchen schien Julièn nicht wahrzunehmen. Deshalb schritt er langsam auf die Lichtung hinaus. Sie sah zu ihm hinauf. Ihr weisser, durchdringender Blick war beinahe mehr als er ertragen konnte. Doch schliesslich überwand sich der Druide und trat zum Baumstamm.

“Wer bist du?“ fragte er mit einem Zittern in der Stimme.
“Das Kind.“ antwotete sie.
“Was bist du?“
“Das könntest du nicht verstehen.“
Julièn konnte solche Antworten nicht ausstehen. Doch keinerlei Herablassung oder Falschheit lag in der Stimme des Kindes. Für es schien es eine Tatsache zu sein.
“Habe ich dich schon einmal getroffen? Damals als ich tot war?“
“Du warst nie tot. Du warst Dazwischen. Zwischen Leben und Tod“
Offenbar schien sie nicht alle Fragen beantworten zu wollen. Und nichts konnte sie dazu bewegen. Egal wie Julièn sie formulierte. Schliesslich mit einem unguten Gefühl fragte er was ihn schon seit dem Augenblick als er sie entdeckte quälte.
“Was willst du von mir?“
“Du hast die Erwartungen in dich nicht erfüllt. Nun kannst du dieses Versäumnis nachholen. Geh zum Sternsee!“
Dies überraschte den Druiden doch. Nach mehreren Fragen konnte er zwar nicht herausfinden, weshalb er versagt hatte, oder worin, oder weshalb er zum Sternsee sollte. Nur, dass es neben dem Kind noch die Mutter und die Greisin gab und dass jene offenbar in Konkurrenz zueinander standen. Ausserdem teilte das Kind ihm mit, dass es gefährlich für ihn wäre alleine zum Sternsee zu reisen. Damit entliess sie ihn.
Enttäuscht und in höchstem Masse verwirrt folgte Julièn seinem Führer zurück in über die Pfade der Anderwelt.

Inzwischen kämpfte Kordilvar gegen die unheimlichen Erscheinungen von Samhain. Täuschungen, unerklärliche Lichter, das Gefühl jeden Wurm und Käfer im Boden unter sich zu spüren, das Wissen um das schlafende Eichhörnchen im Baum über ihm und dieser süsse Duft der plötzlich da gewesen war, hatten den Barbaren erheblich verwirrt. Als schliesslich noch ein weisses Mädchen auftauchte und wieder spurlos verschwand, nachdem es ihm so etwas wie eine geistige Leine angelegt hatte, war er nervlich fast am Ende. Als schliesslich der Morgen graute und die ersten Filiden zurückkehrten war der Barbar von Herzen froh.

Nachdem Julièn und Kordilvar die Geschehnisse der vergangenen Nacht mit Albion und einander besprochen hatten, machten sie sich schleunigst auf den Weg nach Silz. Eile schien geboten und eine durchwachte Nacht konnte sie nicht daran hindern sich sofort aufzumachen.

Die beiden Männer holten das äusserste aus ihren Reittieren heraus. Und sogar Julièn war erstaunt wie zäh ihre Pferde wirklich waren. Die Gräfin hatte ihnen mit den Arganer Kaltblütlern wirklich ein fürstliches Geschenk gemacht. Doch nach sieben Tagen anstrengendem Ritt mit wenigen Pausen waren sogar Anteia und Halius am Ende ihrer Kräfte.

Zum Schrecken der Beiden, war niemand ausser Heda, der Haushälterin im Haus und diese meinte, dass der Herr al’Meronaan krank sei und die Herren doch in den Drachenzahn sollen, wo der Herr Tirandral auf sie warte. Eilig und voller Sorge eilten sie daraufhin zum Drachenzahn, der Taverne, die ihr Kampfgefährte Leoram Tirandral sich vor kurzem gekauft hatte.
Im Drachenzahn war Leoram gerade in ein Gespräch mit seiner Teilhaberin Alania Wegtann vertieft. Als er jedoch die beiden erblickte, war jeder Gedanke ans Geschäft vergessen. Während sich die beiden Neuankömmlinge einen warmen Tee gegen die Kälte des Herbstes bestellten und Alania sich um einen Gast kümmerte, erzählte Leoram den beiden Männern, wie er den jungen Schurken Shevon bewusstlos in seinem eigenen Blut in dessen Zimmer gefunden hatte. Er hatte sich mit dem Rapier den eigenen Rücken aufgekratzt. Trotz der Heilung durch Mutter Lina war der junge Mann nicht wieder erwacht. Seither wohnte der Magier Saetan praktisch wieder auf dem Schloss der Gräfin, wo Shevon in einem Krankenzimmer untergebracht war. Leoram hatte indessen von der resoluten Heilerin ein Hausverbot erhalten. Weil er ihr die ganze Zeit im Weg gestanden hatte, hatte sie speziell für ihn Besuchszeiten eingeführt.

Auch Julièn wusste zu Leorams Enttäuschung nicht, was diese Juckanfälle und nun die Bewusstlosigkeit bei dem jungen Shevon hervorgerufen hatte.
Da die Besuchszeit noch nicht gekommen war, nutzten Julièn und Kordilvar die Zeit um dem Kämpfer ihre Erlebnisse an Samhain zu schildern. Doch dieser schien anfangs sehr skeptisch und verwirrt, bis er zu lachen begann.

"Also versteh ich das richtig: ihr seit zu diesen Waldfritzen gegangen, habt dort ein Fest gefeiert und dann hat dich ein Igel in eine andere Welt geführt. Komm schon, verarschen kann ich mich auch selber, ihr habt einfach wieder Pilze geschluckt oder an komischen Blüten geleckt. Sag mal Kordilvar, was hat dich denn rum geführt? Etwa ein sprechender Wurm, dem du kaum nachrennen konntest? Oder fliegende Häschen, welche im Chor ein Kinderlied sangen und Ringel-Ringel-Reihe spielten. Ich glaubs einfach nicht..."

Grinsend schüttelte Leoram den Kopf, während seine Miene dabei immer ernster wurde.

"Du glaubst aber nicht wirklich, dass ich Shevon im Stich lasse, weil du nicht die Finger von irgendwelchen Sachen lassen konntest und dir nun ein Igel einen Auftrag gegeben hat! Verdammt, Shevon ist nicht bei Bewusstsein und ihr erzählt mir hier eure Drogenerlebnisse..."

Beleidigt fuhr Julièn in seiner Erzählung fort und schliesslich gelang es ihm, den Kämpfer von seiner Geschichte zu überzeugen.

Schliesslich war es soweit und die drei besuchten ihren kranken Kameraden. Auch der Magier Saetan war anwesend. Nachdem sich auch Julièn davon überzeugt hatte, dass er hier nichts ausrichten konnte, besprach man sich mit dem Elfenmagier. Auch dieser war davon überzeugt, dass man unbedingt zum Sternsee sollte. Doch zum Erschrecken aller teilte er mit, dass er Shevon nicht verlassen werde. Jemand musste bei dem Jungen bleiben. Stattdessen schlug er vor, einen Bekannten zu fragen, ob er die Gruppe begleiten wollte.

Am Abend traf man sich im Haus der Gefährten. Der Elf hatte einen jungen, rothaarigen Menschen im Schlepptau. Einen Hexenmeister der sich Rikku nannte. Und obwohl sich der Magier nicht einige Kommentare über desssen dilletantische Art, die Kunst anzuwenden verkneifen konnte, so gab er dennoch zu, dass diese Art äusserst effektiv sein konnte. Rikku war erstaunlicherweise sogleich bereit mit den drei Männern zu ziehen, denn es reizte ihn, wieder auf Abenteuer aus zu gehen. Er vermisste den Kitzel des Risikos...

So beschloss man am späten Morgen des folgenden Tages loszuziehen, damit alle noch Zeit hatten für letzte Besorgungen. Schliesslich ging es los. Auch Anteia und Halius, die Reittiere von Julièn und Kordilvar, hatten sich inzwischen wieder einigermassen erhohlt.
Nicht weit ausserhalb der Stadt traffen die vier Kammeraden auf ein kleines Feuerwesen. Vor allem Kordilvar und Leoram waren augenblicklich kampfbereit. Doch Rikku klärte sie sogleich daüber auf, dass das Feuerwesen Abraxas heisse und sein Familiar sei. Ein „Familienerbstück“, wie er es nannte.

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #2 am: 09. Februar 2006, 12:28:01 »
Die Reise nach Goldorf

Die Reise nach Goldorf am Sternsee verlief einigermassen ruhig. Nur einmal wurden sie des Nachts von jagenden Eulenbären überrascht. Kordilvar war in Gedanken abgeschweift und schon waren die Bestien über ihnen. Gleich drei fielen über Leoram her und rissen ihm schwere Wunden. Rikku – durch Abraxas rechtzeitig gewarnt, konnte sich wenigstens aufrichten, bevor die Bestien bei ihm waren. Und doch rissen die Krallen des abartigen Wesens auch ihm tiefe Wunden. Schliesslich schaffte es Rikku sich aus der Reichweite der Eulenbären zu begeben. Leoram konnte sich aufrichten und Kordilvar seine Überaschung abschütteln und zusammen mit Julièn und dessen Tiergefährte Ténèbres – dem schwarzen Wolf – in den Kampf eingreifen. Während die Kämpfer ihre Waffen sprechen liessen und den Eulenbären tiefe Wunden beibrachten, griff Rikku in seine Tasche nach einem Kügelchen Guano. Einen Herzschlag später erleuchtete eine riesige Feuerexplosion die Lichtung. Doch noch immer standen die Monstrositäten. Magische Geschosse folgten auf ein Wort und eine Geste des Hexenmeisters. Schliesslich gaben die Kämpfer den Eulenbären den Rest.

Nachdem die ärgsten Wunden versorgt und die ekligen Überreste der Eulenbären in den Wald geschleift worden waren, ruhten die Kampfgefährten für den Rest der Nacht, bevor sie weiterzogen. Das Wetter war kalt geworden. Des Morgens war Rauhreif keine Ausnahme mehr. Doch nun begann es zu Regnen und zu Nieseln. Bald waren alle vollkommen durchnässt. Abraxas musste immer wieder grossen Pfützen ausweichen. Regen war etwas abscheuliches für das Feuerelementar, aber Rikku hatte sich schon lange an die langatmigen Beschwerden seines Familiars gewöhnt.

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #3 am: 09. Februar 2006, 12:35:22 »
Goldorf am Sternsee

Schliesslich kam der Tag, an dem die Gefährten in Goldorf am Sternsee ankommen sollten. Es war schon seit dem Morgen neblig gewesen und nun, gegen Abend wurde der Nebel sogar noch dichter und ein unangenehmer Nieselregen setzte ein. Schon begannen sich die Weggefährten zu fragen ob sie das Dorf noch erreichen würden, als sie endlich den Wald verliessen und bald darauf irgendwo im dichten Nebel das Plätschern eines stehenden Gewässers vernahmen. Kurz darauf schälten sich düstere Schemen aus dem Nebel – eine Holzpallisade. Es begann bereits zu dämmern, trotzdem schien es hinter den Palisaden eigenartig still. Als die Gefährten sich näherten konnten sie erkennen, dass das Eingangstor zum Dorf offen stand. Gerade genug, dass man ohne Mühe mit dem Pferd hindurch kommen konnte.
Die Schemen von rietgedeckten, niedrigen Häusern waren hinter dem Holzhindernis im Nebel zu erahnen. Jedoch schien kein Licht aus den Fenstern dieser Häuser. Misstrauisch hielten Rikku, Leoram und Kordilvar ihre Pferde an. Julièn jedoch drückte seiner Stute die Fersen in die Seiten, gallopierte auf das Tor zu und sprang mit einem Satz kampfbereit durch den Eingang. Der Wolf Ténèbres war ihm wie immer dicht auf den Fersen. Leise vor sich hin fluchend, spornte nun auch Leoram seinen Hengst an und eilte durch das Tor. Ebenso die beiden anderen. Doch zur allgemeinen Verwunderung lauerte niemand hinter dem Tor. Niemand griff an oder schreite Alarm. Nur das Schnauben der Pferde, das Klimpern von Leorams Rüstung und das leise Knistern von Abraxas Flammen, sowie das entfernte Plätschern des Sees waren zu vernehmen.

„Hallo!?“ rief Julièn lauthals in die Nebel hinein, so dass alle ausser ihm zusammenzuckten. Doch sein vom Nebel gedämpfter Ruf erhielt keine Antwort. Währenddessen schob Leoram zu Pferde das Palisadentor ganz auf. Nur für den Fall, dass sie schnell einen strategischen Rückzug einzulegen hatten.
Währenddessen schnupperte Kordilvar etwas abwesend in der Luft.
“Es hat hier irgendwo gebrannt.“ Meinte er schliesslich vollkommen ernsthaft. Die anderen starrten ihn überrascht an. Rikku schnupperte in der Luft, doch er konnte nichts riechen. Auch Leoram und Julièn erging es ähnlich.
“Ich wüsste ja zu gerne woher du das weißt.“ Fragte Leoram schliesslich.
“Ich kann es riechen?“ War die etwas zaghafte Antwort des massigen Barbaren, der bei der Antwort etwas unsicher schien, aber vor allem hoffte, dass jetzt nicht alle darauf herumhacken würden.

Nachdem einige Häuser genauer begutachtet worden waren, war den vier Männern klar geworden, dass das Dorf verlassen war. Inzwischen hatten sie das grosse Gemeindehaus gefunden. Offenbar waren um die dreissig Dörfler im Gemeindesaal gewesen, in dessen Mitte ein grosser Herd war – der gleichzeitig der Altar von Vatira war, der Göttin der Gastfreundschaft. Man hatte zusammen gegessen. Die meisten Schalen waren leer, in einigen waren noch Reste. Eine Bank war umgekippt, ein Löffel lag am Boden, drei Becher umgestossen. Doch keine Kampfspuren waren sichtbar ... Die Vorratskammern des Gemeindehauses waren noch immer prall gefüllt. Keine Anzeichen von Panik. Auch in den anderen Häusern fanden die Abenteurer nur Hinweise auf ein friedliches Abendessen. Schuhe und Mäntel waren noch an ihrer Stelle. Kein Zeichen von Aufbruch, kein Zeichen von Hektik. Keine besonderen Spuren im Boden vor den Häusern. Es schien als seien die Dorfbewohner wie vom Erdboden verschluckt worden oder einfach aufgestanden, in die kalte Herbstnacht hinausgegangen ohne jeglichen Schutz und dabei noch sorgsam ihre Haustüren hinter sich zugezogen hätten.
Schliesslich trafen sie auch auf die Überreste eines vollkommen niedergebrannten Hauses. Es mochte etwa zwei bis drei Tage her gewesen sein, dass es gebrannt hatte. Den vier Männern schien es, als wäre es ein einfaches Holzhaus gewesen, so wie alle Häuser in Goldorf. Die Brandursache konnten sie nicht herausfinden. Selbst Abraxas konnte hier nicht weiterhelfen. Es hatte einfach gebrannt.

Ratlos entschieden die Männer, in allen Häusern nachzusehen, ob noch jemand da war, oder ob sie möglicherweise einen Hinweis fanden. Offenbar war auch das Vieh verschwunden. Grösstenteils Ziegen, Schafe und Geflügel aber auch einige Kühe und Maulesel.
Schliesslich jedoch fanden sie etwas aussergewöhnliches. In einem Haus hatte offenbar ein Filide gewohnt. Überall im Haus hingen getrockneter Kräuter. Sogar Wolfsbann hatte der Filide auf Vorrat gehabt. Ein Mittel, welches zusammen mit Beladonna gegen Lykanthropie helfen sollte.
In einem anderen Haus hatte offenbar ein Gelehrter gewohnt, denn hier gab es mehrere Regale voll mit Büchern und Schriftrollen zu den Themen magischen Kraftlinien, Geographie und Anatomie, sowie mit den äusseren Sphären. Doch noch bevor sich jemand genauer mit den Büchern beschäftigte, bemerkte Kordilvar einen eigenartigen Geruch nach kaltem Rauch. Vermischt mit etwas, das wie die alchemistischen Tinkturen des Magiers Saetan roch. Der Geruch war kaum wahrzunehmen, was seine Kameraden aufs Neue in Erstaunen versetzte.

Man entschloss sich, die kleine Hütte zu durchsuchen. Doch ausser den Büchern schien nichts auffällig zu sein. Schliesslich suchte Rikku nach magischen Auren und tatsächlich fand er eine unter dem Schreibtisch des Gelehrten. Nach langem hin und her kramte der Hexenmeister eine seiner Schriftrollen heraus und schärfte magisch seien Blick für Geheimtüren. Und fürwahr! Da war eine! Der Mechanismus um die Tür zu öffnen war gut verborgen. Wahrscheinlich wäre es sogar für den zurückgelassenen Shevon schwierig gewesen ihn zu entdecken.
Da die Männer vermuteten, dass die Türe mit einer Falle gesichert sei, brachten sich Kordilvar, Julièn und Rikku in Sicherheit, während Leoram den Mechanismus betätigte. Und in der Tat, aum waren seine Finger über die Markierung im Holz gefahren, als ihn auch schon ein Inferno aus Flammen und Hitze einhüllte. Mit schweren Verbrennungen stolperte er einige Schritte zurück. Nun stank es im ganzen Raum eindeutig nach verbrannten Haaren. Zum Glück hatten die Vier vor dem öffnen der Geheimtüre alles leicht Brennbare aus der Nähe der vermuteten Falle entfernt, sonst hätte nun das gesamte Zimmer in Brand gestanden. So jedoch kokelte nur Leoram vor sich her – der sich gerade dafür verfluchte sich freiwillig für das Türöffnen gemolden zu haben. Während er sich die in die Haut eingebrannten Kleidungsstücke mit schmerzverzogener Miene betrachtete, wurde ihm bewusst, wie sehr er Shevons Gesellschaft vermisste.

Ohne sich lange um Leoram zu kümmern stieg Kordilvar die Leiter hinunter in den verborgenen Kellerraum. Dicht gefolgt von Rikku – den die Neugierde fast zum platzen brachte. Doch die schwarzen, dicken, alchemischen Rauchwolken drohten beiden den Atem zu rauben. Kordilvar, welcher sich bereits beim Hinunterklettern ein Tuch vor den Mund gebunden hatte, schaffte es einigermassen zu atmen. Rikku hingegen begann fast augenblicklich zu husten und nach Luft zu ringen. Nur wenige Sekunden später verlor er das Bewusstsein. Noch im Umfallen wurde er jedoch von Kordilvar aufgefangen und über die Schulter gehievt. Mühelos kletterte der Barbar an der Leiter nach oben, wo Leoram und Julièn sofort zur Stelle waren um den Bewusstlosen Rikku in Empfang zu nehmen und ins Freie zu tragen. Nach einigen Minuten erlangte dieser glücklicherweise wieder das Bewusstsein. Doch der giftige Rauch hatte ihn doch erheblich geschwächt.
So warteten die Vier ungeduldig, bis sich der Rauch verzogen hatte und stiegen schliesslich hinunter in den verborgenen Kellerraum. In dem schlichten Raum hatte es offenbar gebrannt. Ein Tisch mit alchemischen Mitteln war umgestürzt und verbrannt, ebenso ein Regal mit vielen Büchern und Schriftrollen. An den Wänden des Raumes waren einige andere Tische und Regale angeordnet, alle mit alchemistischen Apparaturen und Mittelchen sowie Büchern, Schriftrollen und anderen Schriftstücken beladen. In der Mitte des Raumes war ein grosser Steintisch aus blutrotem Stein mit vier geöffneten Stahlfesseln. Um den Stein herum war ein Kreis gezogen. Das Innere des Kreises war überall mit fremdartigen Zeichen beschrieben. Nach kurzem Studium teilte Rikku seinen Kameraden mit, dass es sich dabei um arkane Zeichen handelt, welche Kreaturen daran hindern diese Daseinsebene zu verlassen. Nach kurzer, oberflächlicher Suche entdeckte schliesslich der Druide Julièn drei grosse, weisse Federn, die er jedoch keinem Tier zuordnen konnte. Was den Männern jedoch einen Schauer über den Rücken jagte war der wacklige, kreidene Schriftzug an der Wand:

DER ALTE FEIND

Heretic

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #4 am: 09. Februar 2006, 15:10:52 »
Ifirn und Pyrdracor sind IIRC rechtlich geschützte Namen und Teil der DSA-Hintergrundwelt Aventurien.

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #5 am: 09. Februar 2006, 18:32:52 »
OMG!!! Wirklich? Das heisst, ich muss jetzt gleich meine Festplatte löschen, mein Geld auf ein Nummernkonto überweisen und den nächsten Flug in die Bahamas buchen bevor die SOKO-Fanpro meine Wohnung stürmt und meine d20-modifizierten DSA-Abenteuer konfisziert! :wink:

Wenn du mal genauer hinschaust wirst du sehen, dass ich noch unzählige andere Namen "geklaut" habe. Eine meiner Göttinen heisst sogar Tyr ... und die hat mit dem FR(?)-Tyr etwa gleich viele Ähnlichkeiten, wie meine Ifirn  mit der DSA-Ifirn.

Aber ich bin eben so schamlos und klaue für meine Welt alles zusammen, was mir gefällt und hineinpasst :ninja:  :)
Solange ich das Ganze nicht kommerziell aufziehe oder ein Buch darüber schreibe ist das wohl ziemlich egal! Ansonsten darf Fanpro sich ruhig bei mir melden.

Zechi

  • Globaler Moderator
Der Alte Feind
« Antwort #6 am: 09. Februar 2006, 19:56:22 »
@Heretic
Das wird langsam nervig. Du bist hier kein Moderato und auch kein Polizist der vermeintliche Coypright-Verstöße immer wieder anprangern muss, bitte beachte doch gleich mal die neuen Foren-Regeln.

@Kai
Habe maldeinen ersten Beitrag gelesen und hört sich gut an. Du hast aber soviel gepostet, dass man mit dem Lesen nicht so schnell hinter her kommt. Aus eigener Erfahrung, kann ich dir nur empfehlen alles immer nur Stück für Stück zu schreiben, aber auf alle Fälle Thumbs Up.

Gruß Zechi
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #7 am: 10. Februar 2006, 13:05:32 »
@ Zechi
Danke für den Tipp!

Heute Abend sollte es weitergehen ... naja, vielleicht auch erst Morgen  :roll:

Heretic

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #8 am: 10. Februar 2006, 16:38:24 »
@Zechi: War nur als Kommentar am Rande gedacht.
Hey, MIR isses egal, wenn er von FanPro-RAs ne Abmahnung bekäme.
Wollts nur erwähnt haben.

Stamper

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #9 am: 10. Februar 2006, 22:56:00 »
Ja, da muss man echt mal loben, die Geschichte ist echt gut erzählt.
Wirkt aber tatsächlich wie ein e-Book, ich war bereits drauf und dran die Geschichte auszudrucken um sie entspannter lesen zu können. Hat echt eine Menge Potential.
Powered by: Anti-Psionik Liga

Kai

  • Mitglied
Der Alte Feind
« Antwort #10 am: 11. Februar 2006, 09:18:29 »
Müde und verwirrt, voller Vermutungen entschieden die Vier sich erst einmal auszuruhen. Möglicherweise würden sie ja bei Tageslicht klarer sehen. Vorher ritten sie jedoch noch das Dorf ab und entdeckten so, dass das Wasser des Sees die Farbe von Blut hatte, wenn auch nicht dessen Konsistenz. Eine Tatsache, welche zu ihrer Verwirrung beitrug.
So entschlossen sich die Gefährten zu ruhen. Doch blieb die Nachtruhe nicht ungestört. Mitten in der Nacht hallte plötzlich ein unirdischer Gesang aus dem Nebel. Er schien von überall und von nirgends zu stammen. Keine Richtung war in dem dichten Nebel, der alles an Licht und Ton verschlang, auszumachen. Und kaum waren die Vier auf den Beinen und an der Türe, verstummte der unheimliche Gesang auch schon wieder. So blieb ihnen kaum eine andere Wahl als wieder zurück ins Haus zu gehen und versuchen weiterzuschlafen.
MP3 Sirenengesang

Am nächsten Morgen hatte sich der Nebel endlich verzogen. Einige Sonnenstrahlen durchbrachen die Hochnebeldecke, die immer wieder aufriss, während Julièn sich in seine Umgebung einfühlte um herauszufinden wie das Wetter der folgenden Tage sein würde. Schliesslich entschloss man sich dafür einen kurzen Ritt um das Dorf zu machen, um zu sehen ob dort Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden der Dorfbevölkerung zu finden waren. Doch da war nichts! Keine Bienen in den Bienenstöcken, keine Tiere im Wald, nichts! Nur das blutrote Wasser um die seichte Küste des stillen Dorfes und eine Insel mitten im See.
Nun, gegen Mittag war die Sonne vollkommen verschwunden, der Hochnebel wurde dichter. Und plötzlich war wieder der eigenartige Gesang zu hören. Er schien vom Wasser zu kommen. Leoram sprang auf seien Hengst Anaxis und galoppierte eilig zum See. So sah er, wie das Wasser leicht vibrierte. Ohne darüber nachzudenken steckte er den Kopf ins Wasser, doch auch Unterwasser tönte der Gesang nicht anders. Und dann hörte es auch schon wieder auf. Kurz entschlossen griffen die Männer sich daraufhin zwei Boote und ruderten zur Insel. Möglicherweise gab es ja dort Hinweise.

Bald hatten sie das blutrote Wasser hinter sich gelassen und landeten auf der Insel.
Die Insel war recht klein. Leise plätscherte das Wasser an die seichte Küste und versickerte wieder zwischen den runden Kieseln. Die Insel selbst war nicht sehr hoch aber offenbar manches mal von den Fischern besucht worden. Hohes, ungeschnittenes Grass und bis zwei Meter hohe Dorn- und Hagebuttenbüsche wuchsen hier im Überfluss. Ein kleiner, kaum erkennbarer Pfad wand sich zu dem Stein, den man bereits vom kleinen Strand aus erspähen konnte. Der Stein war dunkelgrau – scheinbar nicht aus dieser Gegend und er schien seltsam geometrisch.
Beim Näherkommen wurde den Männern nun auch klar wesshalb der See Sternsee hiess. Offenbar wegen dieses etwa drei Meter hohen Steines, welcher aussah wie ein riesiger sternförmiger Zylinder. Erzäderchen durchzogen den eigenartigen, sehr glatten Stein. Die Zeit hatte an ihm genagt und doch waren Linien und kleine, eingravierte Sterne auf ihm zu entdecken. Nach kurzer Suche kletterte Kordilvar leicht genervt auf den Sternenobelisken hinauf und entdeckte darauf drei eingravierte Wellenlinien. Das Zeichen für das Element Wasser. Während der Suche begann wieder Nebel aufzuziehen – beängstigend schnell. So entschloss man sich, zurück ins Dorf zu rudern. Im Dorf angelangt vernamen die Abenteurer fremde Stimmen durch den Nebel.

“Hastu was gefunden?“ fragte eine männliche Stimme.
“Nö!" antwortete eine weitere männliche, aber höhere Stimme.
“Son Mist! Ich hoffe die anderen findn was. Se kann recht ungemütlich sein, wenn se nicht weiss was los is … „
“Was glaubstu is hie passiet?„ fragt die eine Stimme nach einer kürzeren Pause mit einem leicht ängstlichen Unterton.
“Keine Ahnun! Scheinen alle abgehaun zu sein. Ohn Mäntel un Schuh. Einige Türn stehn offen. Vielleicht wolltn sie das Feur löschen!"

Noch ein Weilchen lauschten die vier Abenteurer den Stimmen im Nebel. Zwei weitere Personen tauchten offenbar auf. Darunter eine Frau. Alle hatten nichts gefunden – anscheinend hatten sie die Unterkunft der vier Abenteurer noch nicht gefunden und auch nicht das Haus des Gelehrten. Aber es fehlte noch die Anführerin der Gruppe. Schlussendlich entschloss man sich, sich bemerkbar zu machen.

“Hallo!“ rief Leoram in den Nebel, während sich die Gefährten auf in Richtung der Stimmen machten. Nur Rikku blieb etwas zurück und wies Abraxas an, sich zu verstecken.
Augenblicklich war das Geräusch von aus der Scheide gezogenen Waffen und das leise Klimpern von Rüstungen zu vernehmen.

“Wwer da!?“ war die eher hohe männlich Stimme zu vernehmen. Kurz gefolgt von einem Zischen und dem Geräusch sich entfernender Schritte. Nur einige Schritte später schälten sich die Gestalten von drei gerüsteten Menschen aus dem Nebel. Alle kampfbereit.
“Wer seid ihr? fragte ein rothaariger Mann mit einer tiefen befehlenden Stimme.
“Wir sind Reisende. Und ihr?“ antwortete Leoram betont höflich.
“Was macht ihr hier? Seid ihr dafür verantwortlich? Wisst ihr wo die Dorfbewohner sin?“ wollte der Rothaarige wissen, ohne Leorams Frage zu beantworten.

“Ein Kind hat uns hergeschickt und Nein und Nein.“ war Leorams nicht sehr hilfreiche Antwort. Auch er konnte unhöflich sein, wenn er wollte.
Schliesslich einigte man sich, ohne Blutverlust, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dörfler verantwortlich war, dass niemand wusste was geschehen war und dass man auf die Arbeitgeberin der drei Söldner – die sich zögerlich als Ranguilf Tandris, Kandran Domian und Iana Esdrin  vorstellten - warten würde.
Endlich kam sie in Begleitung eines jungen Söldners – der sich als Haslan vorstellen würde – und einer grossen hageren Frau, die unbewaffnet schien. Es war eine zierliche kleine Elfin mit nachtschwarzem, streng zusammengebundenem Haar und der grünen Ordenstracht der Kleriker der Sindeha – der Göttin des Wissens. Hätte sie nicht so einen strengen Eindruck gemacht, hätte man sie als wunderschön bezeichnen können. So jedoch schien sie eher äusserst distanziert und kalt. Sie stellte sich als Alfia Xanthas vor.
Nach einigen misstrauischen Sticheleien einigte man sich bald wiederum darauf, dass niemand von den Anwesenden für das Verschwinden der Dorfbewohner verantwortlich war. Alfia erklärte leicht ungehalten, dass sie ursprünglich aus einem Interesse für den Sternobelisk nach Goldorf gekommen war. Doch nun war alles anders. Zusammen mit den vier Abenteurern und ihrem Geleitschutz machte sie sich wieder auf den Weg zum Labor des Magiers, wo Haslan sie aufgespürt hatte, und nahm ihre Untersuchungen wieder auf. Nach kurzer Zeit hatte sie eine noch lesbare arkane Schriftrolle mit dem Zauber Zungen gefunden, welche sie nach kurzem Studium wortlos dem unfreundlich-wortkargen Rikku übergab. Nach kurzer Zeit fand sie schliesslich in den verbrannten Überresten eines Büchergestells ein kleines, angekokeltes Notizheft, dass anscheinend auch eine Art Projekttagebuch war.

Spoiler (Anzeigen)


Zutiefst über das Gelesene schockiert und rätselnd, wer oder was der Alte Feind sein könnte, suchten sie weiter das kleine Haus des Magiers Shandrim ab. Doch leider fiel ihnen nichts weiteres auf. Julién und Rikku nahmen einige Schriften mit sich, um sie zu studieren.
Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und man einigte sich darauf, gemeinsam im Gemeindehaus zu übernachten. Hier würden alle Platz finden. Am nächsten Morgen plante Alfia einen Ausflug zur Insel mit dem Sternenobelisken. Ansonsten schien es ja keine Anhaltspunkte zu geben. So begab man sich nach einem kurzen Abendmahl zur Ruhe.

Es waren erst wenige Stunden vergangen, als der junge Söldner Haslan, welcher gerade Wache schob aufgeregt aufschrie.

“Ein Hund!“

Es dauerte nicht lange und alle waren wach und starrten hinaus in die neblige Dunkelheit, wo eine Promenadenmischung ruhig vor dem Haus sass und ohne zu blinzeln oder sich sonst wie zu bewegen das Gemeindehaus beobachtete.
Nach wenigen Augenblicken wendete sich der verschlafene Leoram wieder, sehr missgelaunt, ab.

“Was fällt dem Kerl ein uns wegen einem räudigen Köter zu wecken! So etwas idiotisches!“

Auch Kordilvar legte sich wieder hin. Julièn, Alfia und ihre Leute jedoch beobachteten den Hund vom Fenster und der Tür aus. Haslan hatte sich sogar einen Schritt herausgewagt. Rikku hingegen blieb hinten im Haus – schlafen mochte er jedoch nicht.

“Das ist eigenartig! Vor allem in Anbetracht, dass ihr bis jetzt keinerlei Tiere gesehen habt…“ meinte die Elfin mit leicht besorgtem Tonfall.
Julièn nickte zustimmend.

“Vor allem in Anbetracht dessen, dass sich dieser Hund nicht wirklich normal verhält!“

Mit diesen Worten mache Julièn einige Schritte hinaus und rief den Hund. Doch dieser reagierte nicht. Noch bevor etwas entschieden werden konnte, schoss der junge Haslan einen Pfeil auf den Hund. Doch trotz des Pfeiles der aus seinem struppigen Fell ragte, bewegt sich der Hund nicht, schaute weiterhin auf die Leute vor dem Gemeindehaus. Einen Augenblick lang herrschte Stille, dann zog Haslan sein Schwert und machte einige Schritte auf den Hund zu.

“Komm zurück du Narr!“
befahl die Elfin Alfia dem jungen Söldner. Doch es war bereits zu spät! Ein Wesen – scheinbar eine Mischung aus Motte und Fledermaus – mit einer Flügelspannweite von mindestens zwei Metern, glitt lautlos aus der Dunkelheit und krallte sich an Haslans Kopf fest. Sofort stürmten Julièn und weitere Söldner hinaus. Fluchend sprang Leoram auf die Füsse, ebenso der Barbar Kordilvar mit seiner Axt. Schnell war dem Flattervieh der Gar ausgemacht, doch Haslan war tot. Er hatte kein Gesicht mehr – das Vieh hatte ihm alles Fleisch bis auf den Knochen weggeätzt. Alfia beugte sich kurz über die Leiche und untersuchte sie schnell, während der Rest sich über den Hund hermachen wollte. Doch da entdeckte Julièn etwas im Nebel, das ihm Schauer der Angst über den Rücken jagte. Er empfand nackte Angst als er sah, was sich da aus dem Nebel und der Dunkelheit schälte….

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #11 am: 11. Februar 2006, 11:51:20 »
Die Stats der SC (mit Ausnahme von Kordilvar) zu Beginn des Abenteuers:

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@ meine Spieler: bitte schaut euch die Stats hier nicht an!

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #12 am: 15. Februar 2006, 15:51:36 »
Angriff aus der Dunkelheit

“Schaut!“
rief Julièn seinen Freunden und neuen Verbündeten zu, nur mühsam die Angst aus seiner Stimme bannend. Und sie schauten … und sahen. Leorams Schwert senkte sich für einen kurzen Augenblick, ebenso Kordilvars Axt.

“Verdammter Mist!“
war von Leoram her zu vernehmen und damit hatte er allen Anwesenden die Worte aus dem Mund genommen.

Unzählige Gestalten schälten sich langsam aus Dunkelheit und Nebel. Menschliche Gestalten. Grosse, kleine, dicke, dünne. Kinder und Greise, Mütter und junge Männer. Und sie alle gingen langsam auf das Gemeindehaus zu. Es war augenblicklich klar, dass es sich um die Bewohner des Dorfes handeln musste. Doch wie normale Menschen verhielten sie sich nicht, auch wenn sie wie solche aussahen.

“Wir sollten uns verschanzen“ meinte Leoram, machte rechtsumkehrt und eilte ins Gemeindehaus. Wenn die Leute weiterhin so langsam liefen, konnte er möglicherweise noch seine Rüstung anziehen. Doch schon im Eingang war klar, dass es dazu nicht mehr reichen würde. Stattdessen wurden nun die Türen und Fenster verbarrikadiert. Es dauerte nicht lange und die ersten Dorfbewohner hatten die Tür erreicht. Kordilvar und einige der Söldner hatten sich bei der Türe postiert um die Eindringenden zurückzuschlagen.

Wie waren sie überrascht, als die Gegner begannen die Hauswand auseinanderzunehmen und einzureissen. Die Tür selbst gab nach wenigen Schlägen nach. Sofort strömten die Menschen - Greise, Jäger, Bauern, Kinder - durch die Tür und griffen die Verteidiger mit blossen Händen an. Ihre Schläge brannten wie Feuer und Eis, während selbst Kordilvars vernichtende Axthiebe keinen einzigen Blutstropfen forderten. Es blieb ihm kaum eine andere Wahl als junge Bauernfrauen, kleine Kinder und Greise so lange mit seiner Axt zu verstümmeln, bis sie nicht mehr stehen und schlagen konnten. Rikku hatte inzwischen Abraxas befohlen sich vom Kampf fernzuhalten und versuchte dann, nachdem er die Fenster mit Julièns Hilfe verbarikadiert hatte, die Angreifer mit seiner Magie zurückzuhalten. Doch weder Feuerbälle noch Magische Geschosse, welche aus seinen Fingern blitzten, schienen grosse Wirkung zu zeigen oder die Angreifer im mindesten zu beeindrucken. Immer wieder wurden die Verteidiger von den heimtückischen Schlägen des stillen Mobs getroffen.
Bereits waren alle Söldner Alfias bis auf die grosse, hagere Frau, welche Serallren hiess, gefallen. Serallren versuchte mit allen Mitteln und grosser Kunstfertigkeit die Elfin zu schützen. Diese wiederum heilte Serallren und auch Julièn und die Anderen. Es zeichnete sich bereits ab, dass Flucht das Einzige Mittel zum Überleben war, als auch die Rückwand des Hauses unter den Schlägen der Angreifer erzitterte.
Der Fluchtweg war abgeschnitten! Es gab kein Entkommen mehr. Bereits spürten Kordilvar und Leoram ihre Kräfte schwinden und auch Serallrens präzise Schwertstreiche waren langsamer geworden. Und dann änderte sich alles.


Unheimlicher, unirdischer Gesang hallte durch das Dorf. Gesang, welcher aus allen Richtungen gleichzeitig zu kommen schien, von überallher. Und der Angriff stockte, brach ab als sich die Angreifer umdrehten und lauschten.
Nach einigen Augenblicken griffen sie nach den verstümmelten Körpern am Boden und gingen davon, verschwanden lautlos in Nebel und Dunkelheit. Auch Haslans Leiche und jene der anderen Söldner nahmen sie mit. Zögerlich folgten Kordilvar und Leoram den Dorfbewohnern in den Nebel und beobachteten, wie diese leise und geräuschlos ins Wasser gingen und ohne ein Blubbern darin versanken. Nur eine Person drehte sich langsam zu den beiden Männern um. Haslan – nun mit intaktem Gesicht.

“Ihr könnt nicht entkommen! Ich bin überall!“ sagte er zu den Beiden, bevor auch er im blutigen Wasser versank.

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #13 am: 15. Februar 2006, 16:05:45 »
Ist es so von der Länge her angenehmer zum Lesen?

Kai

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Der Alte Feind
« Antwort #14 am: 22. Februar 2006, 11:21:15 »
Auf diese Ankündigung hin machten sich Kordilvar und Leoram schnell wieder auf zum Gemeindehaus, wo Alfia gerade damit fertig wurde, die anderen zu verbinden und aufzupäppeln.
Man entschloss sich, die Nacht in einem anderen Haus zu verbringen, in der Nähe der Pferde diesmal.

Nach einer langen, unruhigen Nacht wurde es langsam Morgen. Draussen war es eisig-kalt und totenstill. Nur der leise Wind war ab und an zu hören, wen er sachte im Ried der Dächer raschelte oder den einen oder anderen losen Fensterladen klappern liess.
Die grauenvollen Ereignisse der vergangenen Nacht hatten die Menschen und die Elfin bis in ihre Träume hinein verfolgt. Immer wieder tauchten die Gestalten der Dorfbewohner aus dem finsteren Nebel auf. Die leeren Gesichter und Blicke auf sie gerichtet. Die Hände, welche die Wände einrissen. Haslan, wie er tot am Boden lag mit weggeätztem Gesicht. Die Menschen, Frauen, Kinder, Greise, Männer, die langsam in das Wasser wateten um ohne ein Blubbern, ohne ein Prusten, ohne eine Welle zu verursachen darin versanken. Versanken im blutroten Wasser welches tief im Innern der Abenteurer etwas erklingen liess. Eine tiefe, uralte Furcht, ein unbestimmtes Grauen das langsam zu Bewusstsein kam ... denn er war hier ... Der Alte Feind ... Der Alte Feind welcher ihnen nur zu deutlich gemacht hatte, wie stark er war und gesagt hatte, dass es für sie kein Entkommen geben würde...

Als sich die Gefährten langsam vom düsteren, unruhigen Schlummer und den grausigen Alpträumen gelöst hatten, bemerkten sie, dass die Elfin Alfia und Serallren, die Dralai, schon wach waren. Alfia sass mit übergeschlagenen Beinen auf einer kleinen, grünen Decke. In zwei kleinen Schälchen zu ihrer Rechten und Linken brannte aromatischer Weihrauch. Vor ihr am Boden brannte eine Weisse Kerze, welche die Elfin mit ihren wundervollen, grossen Grünblauen Mandelaugen fixierte während sie offenbar still und in Gedanken ihre Gebete sprach. Nun, da die ersten Sonnenstrahlen des Tages durch das Fenster hereinfielen, schien die Elfin regelrecht zu strahlen. Während gestern ihre Haare streng zu einem Dutt zusammengebunden waren, fielen sie nun wie ein nachtschwarzer Wasserfall über ihre Schultern. Zwar war den Abenteurern schon am Tag zuvor aufgefallen, dass die Elfin eine Schöhnheit ist, doch nun, im Licht des Tages schien sie regelrecht zu strahlen. Serallren hingegen hockte auf einem Stuhl, nicht weit von Alfia entfernt. Ihr kurzes, braunes Haar hatte definitiv einen Grünstich, was ihr einen leicht exotischen Anschein gab. Doch im Gegensatz zu Alfia schient eine dunkle Volke um Serallren zu liegen, welche teilnahmslos einen Dolch schärfte, während ihre grünen Augen immer wieder über Alfia streiften. Die hagere Frau schien in einer finsteren Stimmung zu sein - was angesichts der Geschehnisse des vergangenen Abends kaum verwunderlich war.

Es dauerte nicht lange und Alfia hatte ihre Andacht beendet. Sie setzte zwei Deckel auf die Weihrauchschüsselchen um die Glut zu ersticken und blies die Kerzenflamme aus. Kordilvar, der bis dahin mit geschlossenen Augen an die Wand gelehnt dagesessen hatte, nieste laut, als der leicht beissende Duft des erloschenen Weihrauchs ihn erreichte. Mit einem leisen Knurren stand er auf und blickte aus dem Fenster. Auch Alfia stand auf, faltete die grüne Decke zusammen und verstaute sie mit den anderen Utensilien in ihrem Gepäck. Schliesslich band sie ihre Haare wieder zu einem strengen Dutt zusammen, welcher sie eigenartig ernsthaft und hart erscheinen liess, wo sie bei ihrem Gebet heiter und freundlich erschienen war.
Erst jetzt nahm die Elfin ihre neuen Mitstreiter richtig war. Unbewusst über ihre Schlangenarmreifen streichend betrachtete sie die Männer.

"Ihr solltet erst etwas essen. Währenddessen kümmere ich mich um eure Wunden und die Rauchvergiftung. Danach möchte ich mir den Sternobelisken anschauen. Oder habt ihr eine bessere Idee?"

"Nein," antwortete Leoram sofort, "aber als erstes sollten wir Vorkehrungen treffen. Hast du eine Möglichkeit um irgendwie eine Nachricht zu verschicken? Denn was auch immer uns geschehen mag, man muss die hiesige Grafschaft warnen. Ich weiss nicht, was oder wer der alte Feind ist - aber wenn dieser Legat mitgeholfen hat um ihn zu beschwören, da es die Wallländer schwächt, dann muss man die Freien Reiche unbedingt vor dieser Gefahr warnen!"

Während Leoram sprach, ging Alfia zu Serallren und wechselte einige unverständliche Worte mit ihr – offenbar in Elfisch. Danach wandte sie sich wieder Leoram zu.
“In der Tat habe ich bereits einen solchen Zauber vorbereitet. Ich werde meinem Orden eine kurze Nachricht senden können. Möglicherweise können sie Verstärkung schicken. Aber garantieren kann ich es nicht! Vielleicht können sie ein paar Dalrei überzeugen zu kommen ... "
Kurz hielt die Elfin inne und fuhr dann etwas leiser fort.
"Nun ja. Wie dem auch sei. Vorerst sind wir auf uns allein gestellt. Ich werde nachher noch die Göttin um ihr Wissen bitten. Möglicherweise gibt sie uns einen Hinweis darauf, wie wir dieses eigenartige, singende Wesen finden. Allerdings brauche ich dazu etwas Blut von einem von euch ..."

Bei den letzten Worten der Elfin zuckte Rikku unter seiner Decke zusammen.
[i"Wer will hier Blut sehn? Also von mir gibts nichts." [/i] entfuhr es ihm. Er versuchte nicht einmal höflich zu sein. Sollte sie doch ihr eigenes Blut nehmen! Trotzdem jedoch wunderte ihn diese Tatsache.
"Warum benötigt euer Gott unser Blut damit er dir hilft? Leidet er an Blutmangel oder ist er der Ansicht, dass einem nur dann Hilfe zukommen sollte wenn man dafür etwas zu geben bereit ist?“
Leicht genervt erklärte ihm die Elfin, dass dies eben zum Ritual hinzugehöre und dass sie im Augenblick werder die Zeit noch die Geduld hätte ihm die Grundlagen ihres Glaubens zu erklären.
Dann wandte sie sich wieder an Leoram, der noch einige Fragen zu den Kraftlinien und Sternensteinen hatte. Alfia selbst hatte sich nie wirklich intensiv mit Kraftlinien auseinandergestetz. Aber soweit sie wusste waren sie mit den sieben Elementen verbunden und wo sie sich kreutzen konnten elementare oder magische Effekte verstärkt werden.
Über die Sternenobeliske wusste sie noch weniger. In den Büchern war nur wenig über sie geschrieben worden. Oft wurde einfach nur ihre Existenz erwähnt, in einem – ziemlich obskuren – Buch hatte sie gelesen, dass sie eine Art Portal oder Wegweiser waren (was genau war aus der Quelle nicht ersichtlich, da der Mensch der das Buch geschrieben hatte, offensichtlich wahnsinng gewesen war). Sie hatte sich nach Goldorf begeben um am Objekt selbst Untersuchungen anzustellen.
Nach diesen Erklärungen diskutierten die Überlebenden der vergangenen Nacht, was genau man die Göttin fragen konnte, wie der Zauber funktionieren würde und welchen Vorteil man daraus ziehen konnte. Da ausser Kordilvar keiner der Vier besonders gläubig war und der Barbar sich nur für seine Stammesgötter interessierte, war niemand darauf erpicht sein Blut zu geben. Rikku wurde im Verlauf des Gesprächs immer vorlauter, verkündete laut seine negative Einstellung Kleriker betreffend und ging sogar so weit, Alfia in ihrer Funktion als Priesterin zu beleidigen. Schliesslich verlor die Elfin ihren Gleichmut und liess Rikku zornig wissen, dass er von nun an nicht mehr auf ihre „schwächliche und unnütze“ Hilfe zählen sollte – die ihm noch am Abend zuvor seine schweren Wunden verschlossen hatte. Schliesslich einigete man sich jedoch darauf, zum Sternobelisken hinauszurudern.

Die Stimmung die zwischen den Männern und den beiden Frauen herrschte, als sich die Sechs mit drei kleinen Fischerbooten aufmachten, als eisig zu bezeichnen, wäre euphemistisch gewesen. Still und schweigend ruderte man aus dem blutroten Wasser, welches Goldorf umschloss, hinaus. Die Grenze des roten Wassers war ziemlich klar, aber es schien, als wäre die blutrote Fläche über Nacht angewachsen.

Sobald die drei Boote auf der kleinen Insel an Land gezogen waren, machte sich Alfia zum Obelisken auf und untersuchte ihn. Die vier Männer diskutierten inzwischen ob man den Grund des Sees absuchen sollte. Leoram und Kordilvar waren dazu bereit, ebenso Alfias Hilfe ein weiteres mal zu beanspruchen. Diese bat dann auch ihre Göttin, den beiden Männern zu gestatten unter Wasser atmen zu können. So tauchten die Beiden bis zum Grund des Sees in der Nähe der Insel, die wie eine Säule vom Grund aufragte. Doch nichts Interessantes war zu sehen und das Wasser war eisig kalt. Allein ein verrosteter Dolch fiel Kordilvar auf. Enttäuscht tauchten die Beiden wieder auf. Danach entschloss man sich, das rote Wasser genauer unter die Lupe zu nehmen. So ruderten Kordilvar und Leoram mit ihrem Boot in die Nähe der Farbgrenze, befestigten ihr Boot am Felshang der Seeküste und tauchten mit ihren magischen Lichtern ein weiteres mal in den kalten See hinunter. Der blutrote Schleier des Wassers liess kein Lichtschimmer hindurch, so dass es unmöglich war zu sehen, was sich dahinter verbarg. Doch bald am Grund des Sees angekommen, bemerkten die beiden, dass sich das rote Wasser wie mit grossen Armen auf sie zuzubewegen begann. Leoram entschloss sich auszuprobieren, ob das Wasser wirklich auf ihn reagierte, oder das Phänomen rein zufällig war. Kordilvar hingegen suchte sich am Seegrund einen langen Treibholzast und versuchte das blutrote Wasser zu verwirbeln. Doch anstatt zu wirbeln schoss ein roter Wasserarm mit überraschender Geschwindigkeit auf den Barbaren zu. Diesem gelang es zwar noch sich kräftig vom Grund aus in die entgegengesetzte Richtung abzustossen, doch wurde er trotzdem von dem roten Wasser erwischt und bis zu den Oberschenkeln umschlossen.