Keine Angst... Terseon Skellerang kommt bald zu Pellir (und bringt ein paar Freunde mit)
Ansonsten ist es jetzt grob eine Woche vor dem nächsten Spieltermin, aber ich bin offline bis Montag, deshalb gebe ich euch den
Prolog: Der erste TraumAls Cyrus, Galad und Juka die Kathedrale erreichten, war die Belagerung bereits in vollem Gange. Niemand wusste, wie die Dämonen einen Weg nach Celestia gefunden hatten, aber sie waren in Massen gekommen. Die sanft ansteigenden Hügel waren übersät mit ihnen, wie Insekten kletterten sie übereinander in ihrer Gier, an der Schlacht teilzuhaben. Das einstmals lindgrüne Gras war schwarz von getrocknetem Blut und Eiter, die reine, erdig-blumig duftende Luft verpestet von ihrem Gestank, die leisen Sphärenklänge verdrängt von abartigem Gekreisch.
Die Dämonen waren in Massen gekommen und hatten die Bewohner Celestias überrumpelt. Nur wenige der Himmlischen hatten es geschafft, sich in die Kathedrale der Federn zurückzuziehen. Alle anderen wurden niedergemetzelt. Die Ebene selbst wurde entweiht. Der Schaden war so schlimm, dass die drei Solare es gespürt hatten. Sie waren sofort aufgebrochen, und doch kamen sie beinahe zu spät.
Die Türen der Kathedrale erzitterten unter den Schlägen eines Balors. Trotz aller Schutzmagie würde das Tor nicht mehr lange standhalten. Die Dämonen durften die Kathedrale nicht einnehmen. Dort könnten sie einen Brückenkopf errichten und Verstärkungen herbei holen.
Cyrus nickte seinen Geschwistern zu. Er würde sich um den Balor kümmern, während sie die Fußtruppen beschäftigten. Noch im Flug auf den Oberdämonen ließ er eine Klingenbarriere vor der Kathedrale entstehen. Er konzentrierte sich und schickte gerechten Zorn gegen den Dämonen, um ihn auf der Stelle zu zerreißen. Der Balor warf knurrend seinen Kopf herum und suchte den Himmel nach seinem Feind ab. Er sah Cyrus, und mit einem Lächeln breitete er die flammenden Schwingen aus und stieß sich vom Boden ab. In diesem Moment entfaltete Cyrus’ Zauber seine Wirkung. Gleißende Flammen fraßen sich von innen durch den Dämonen, und binnen Sekunden war nichts mehr von ihm übrig außer einem Rauchfähnchen.
Cyrus landete vor den Toren der Kathedrale. Er zog sein Schwert und hielt es in den Himmel Celestias. Ein Sonnenstrahl tanzte auf der Klinge. Die Dämonen wichen geblendet zurück.
»Ich habe euren Anführer besiegt«, rief Cyrus mit glockenheller Stimme. »Flieht, solange ihr noch könnt, Geschmeiß, und wagt es nie wieder, auch nur euren Blick gen Celestia zu erheben.«
»Anführer? Der?«
Aus der Masse von Dämonen drängte sich eine Gestalt, die kleiner war als die meisten von ihnen, kleiner auch als Cyrus. Sie ging ihm bis zur Hüfte, und doch drehte ihr Anblick ihm das Herz im Leibe herum.
»Bruder?«, fragte er mit ungläubigem Blick, doch zugleich verstand er, wie das Heer nach Celestia gelangen konnte. Vor ihm stand ein Engel, ein Himmelswesen, Sendbote der Götter des Lichts. Zumindest war er das einst gewesen. Silberne Schwingen glänzten im Licht der Ebene. Er hatte einen makellosen Körper mit purpurner Haut, auf der goldene Runen tanzten, verborgen unter einer Rüstung aus flüssigem Gold. Eine schimmernde Peitsche schlang sich um den linken Arm des Engels, an seinem rechten prangte ein grotesker Handschuh mit verlängerten Klauen, ein handwerkliches Prachtstück aus einer himmlischen Schmiede, getränkt vom Blut ebensolcher Lebewesen. Sein rechtes Auge loderte und rauchte in rotem Feuer, sein linkes war pechschwarz.
Noch bevor Cyrus sich von seinem Schock erholen konnte, versetzte ihm der Engel eine Ohrfeige ins Gesicht. Cyrus schmeckte sein Blut, aber er spürte keinen Schmerz. Zu gering war die Wucht des Hiebes, zu groß seine Wut auf den Verräter vor ihm. Sein Blut kochte, brodelte, glühte, platzte aus seinen Adern. Erschrocken sah Cyrus zu, wie er am ganzen Körper zu bluten begann, wie alle Säfte aus ihm heraus flossen, und mit ihnen das Leben.
»Warum?«, fragte er noch, bevor er leblos vornüber fiel.
»Warum nicht?«, fragte der Engel seinen toten Vetter kühl. Er rief einen weiteren Balor herbei. »Und jetzt mach gefälligst die Tür auf!«
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Juka sah nicht, wie ihr Bruder fiel, doch sie spürte es. Eine Träne der Verzweiflung rann ihre Wange herab. Mit einem Schlag köpfte sie eine Marilith und merkte, wie die Dämonen um sie herum zögerten. Sie breitete die Arme aus und schrie ihren Verlust in den Himmel, und die Götter antworteten. Der Boden erzitterte unter ihren Füßen, und unter denen ihrer Gegner taten sich Erdspalten auf und verschlangen Dutzende, ohne dass ihr Tod Jukas Schmerz linderte.
Als das Beben nachließ, sah sich Juka einem unbekannten Dämonen gegenüber. Er hatte aschfarbene Haut und trug nur ein Tuch aus schwarzem Stoff um die Hüften. Aus seinem Rücken wuchsen Schattententakel, deren Enden hungrig in Jukas Richtung schnappten. In seinen Händen ruhte ein großes Schwert, dessen glut- und aschfarbene Klinge rote Streifen und Ruß in der Luft hinterließen. Sein linkes Auge war weiß wie frisch gefallener Schnee, sein rechtes brannte rot und rauchte.
Der Dämon ging zum Angriff über. Sein Schwert ritzte Juka über den Bauch. Die kleine Wunde entflammte in plötzlichem Schmerz, als wäre Lava hinein gekippt worden. Juka fiel auf ein Knie, als der Schmerz sie beinahe übermannte. Der Dämon stand über ihr.
»Zu spät für Treueschwüre.«
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Panik überkam Galad, als er binnen weniger Augenblicke den Tod beider seiner Geschwister vernahm. So unglaublich es schien, aber zwei der stärksten Diener des Lichts waren schneller erloschen als eine Kerze im Wind. Galad befreite sich von seinen Gegnern und stieg in den Himmel über der Kathedrale empor, gefolgt von hämischem Gelächter.
Es hatte keinen Sinn. Er allein konnte das Heer nicht lange genug aufhalten, bis ein organisierter Gegenschlag erfolgte. Die Kathedrale würde fallen – und dann Celestia? Er durfte das nicht zulassen. Es blieb ihm nur eine Wahl.
Höher und immer höher stieg er, weit in den Himmel hinauf, bis er das Schlachtfeld komplett überblicken konnte. Dort verharrte er für einige Augenblicke in stillem Gebet für jene, die gefallen waren, und jene, die noch fallen würden. Dann hielt er sein Schwert in ritueller Pose.
»Götter der Lichts!«, rief er. »Bei der Macht, die ihr mir verliehen habt, und bei dem Schwur, den ich euch geleistet, rufe ich euch an. Celestia ist entweiht. Der Himmel weint blutige Tränen. Die Kathedrale der Federn ist gefallen. Mit meinem Schwur und eurer Macht verbanne ich den entweihten Boden und alle, die darauf stehen, in die Hölle, aus der die Frevler entsprungen, um die Reinheit und Gerechtigkeit Celestias wiederherzustellen, auf das dieser Tag uns ewig im Gedächtnis bleibe. Und so geschieht es!«
Engel altern nicht, und wenn sie sterben, dann eines gewaltsamen Todes. Doch egal, wie lange Galad noch leben sollte, niemals würde er vergessen, wessen er nun ansichtig wurde: das Geräusch, als die Türen der Kathedrale aufbrachen; wie die Erde bebte, als Dämonen seine Brüder und Schwestern aus der Kirche zerrten; wie diese Engel schrien oder tapfer ihre Qual ertrugen, während sich das ganze Gelände scheinbar zur Seite neigte; die Erdfontänen, als sich ein Teil der Ebene selbst losriss; das furchtbare Geheul, eine Mischung aus Wut und Triumph, als ein Teil Celestias in den Abgrund stürzte, und der Anblick seiner Geschwister, die mit hinab gezogen wurden.
Und am allerschlimmsten, immer sichtbar, wenn er die Augen schloss, war etwas, das er gar nicht gesehen hatte: Das Bild eines brennenden und rauchenden Auges, das ihn voller Hass anstarrte und Vergeltung versprach.
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Johann von Tymora schlug erschrocken die Augen auf. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Sein Atem ging schnell und flach. Was für ein furchtbarer Traum! Es dauerte einen Moment, bis er sich beruhigt hatte. Ein Blick aus dem Fenster verriet ihm, dass der Tag noch nicht angebrochen war. Trotzdem würde er nicht mehr schlafen können.
Johann schwang sich aus dem Bett und trat leise aus der Tür. Er konnte die Zeit bis Sonnenaufgang genauso gut nutzen, um herauszufinden, was es mit dem Traum auf sich gehabt hatte, und warum Tymora ihm diese Vision gesandt hatte. Und dann musste er sich noch überlegen, wie er den Schergen von Gerrit dem Schnitzer entgehen konnte – einen weiteren Aufschub würde der ihm sicher nicht gewähren.
Während Johann auf leisen Sohlen zur Bibliothek ging, kam ihm sogar eine Idee. Die paar Goldmünzen würde man in der Tempelkasse wahrscheinlich nicht einmal vermissen, und schließlich: wenn er sich aus Tymoras Schatzkammer bedienen konnte, ohne erwischt zu werden, war das dann nicht ein Zeichen, dass die Göttin seinen Plan guthieß? Johann änderte seine Richtung und spielte versonnen mit der letzten Münze in seiner Tasche. Den seltsamen Traum hatte er schon wieder so gut wie vergessen.