Frohe Weihnachten!
Kapitel 23: Omega – Teil 2
Caloras bezog die Tracht Prügel seines Lebens. Egal was er auch versuchte, die Schläge landeten und durchdrangen seine Rüstung wie Papier. Gerade vollendete der Untote eine weitere Kombination, die darin endete, dass die Rippen des Klerikers fast herausgerissen wurden.
Er brach auf ein Knie und spuckte Blut.
Candcharot holte aus.
***
Sergenas überlegte fieberhaft. Seine Elementarmagie war nutzlos.
„Neun brennende Höllen…“
Nun gut, dachte er sich, dann eben auf die harte Tour. Wenn nichts mehr geht, geht immer noch das eine…
Er ließ seine treuen magischen Geschosse auf Candcharot zufliegen.
***
Teldra sah die Geschosse einschlagen, doch des Todesritters Widerstand gegen Zauberei war zu stark für den Hexenmeister. Das wollte sie aber auch einmal probieren.
Sie strich Sergenas sanft über die Wange.
Der schaute erst ungläubig, dann riss er die Augen auf, als ihm die Grundformel für seine arkan verstärkten magischen Geschosse aus dem Gedächtnis geklaut wurden.
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Teldra sah die violetten Geschosse auf den Untoten zurasen und einschlagen.
Einige Sehnen rissen, fingen aber sofort an, wieder nachzuwachsen.
Der Todesritter hatte zum ersten Mal überhaupt Schaden genommen.
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Rakis kippte einen Trank hinunter, den stärksten, den er hatte. Er wusste, wenn er nicht bald in den Kampf zurückkehrte, würde Caloras fallen. Und dann würde Candcharot anfangen, in den Reihen der Fernkämpfer zu wüten. Er rappelte sich hoch und kam schwankend auf die Beine.
***
Sergenas fing an, sich mit seinen normalen magischen Geschossen auf den Untoten einzuschießen, während Teldra die stärkere Variante übernahm. Heram feuerte, was sein Bogen hergab, doch konnte er den schwer gepanzerten untoten General vor sich nur ein paar Mal ankratzen.
„Ich hab die falschen Pfeile!“ schrie er. „So wird das nichts!“
***
Rakis und Caloras kämpften nun gemeinsam gegen Candcharot, einer auf jeder Seite. Doch der Todesritter hielt die Nahkämpfer mühelos auf Abstand, während er wie ein Wirbelwind um sich schlug, und grausame Wunden riss, und nur Rakis’ Amorpha und Caloras’ Gerechte Macht bewahrten die beiden vor dem sicheren und ziemlich blutigen Tod.
Doch nahmen beide Treffer, und beide waren schon schwer verletzt.
Rakis trat einen kurzen Schritt zurück, und konzentrierte sich.
Der nächste Schlag musste einfach sitzen. Sonst würde Candcharot wirklich bald das letzte stehende Wesen hier im Raum sein.
Er musste.
Candcharot hatte sich gerade vorgebeugt, und Caloras die Sense über die Achillessehnen gezogen, als Rakis einen Bogen um ihn herum schlug und ihm die Betrachterklinge in den Kragen der Ritterrüstung rammte. Der Schlag fuhr durch die Rippen, richtete aber keinen nennenswerten Schaden an.
„Friss das, Klapperfresse!“
Candcharot kicherte.
Rote Energie flackerte im zentralen, roten Auge des Schwertgriffes auf, welches voll Abscheu den Untoten anzustarren schien.
Die Energie verstärkte sich.
Wuchs.
Knisterte.
Dann fuhr sie in den vertrockneten Leib des einstigen Generals von Gilgeam.
Das Kichern verstarb.
Stattdessen schrie Candcharot.
***
Heram sah, wie der Brustkorb des Todesritters in rotem Licht von innen heraus erstrahlte und sich aufzulösen begann. Seine scharfen Augen konnten sogar sehen, wie der Splitter, der in Candcharots Brustbein steckte, anfing zu wackeln, und sich vom Körper des Ritters zu lösen drohte.
„Na los! Fall!“
Doch der Splitter hielt.
Heram hätte schreien können. Der Todesritter „lebte“ noch. Schwitzend zielte er, und musste ein Zittern in seiner Bogenhand unterdrücken.
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Teldra und Sergenas hämmerten magische Geschosse auf den Untoten, doch diesmal widerstand er dem arkanen Ansturm mühelos. Sein Brustbein fing an, sich wieder um den Splitter zu schließen. Bald würde der blau leuchtende Kristall wieder fest sitzen.
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Heram ließ den Pfeil fliegen. Er traf den Splitter haargenau, und löste das Relikt aus dem nekrotisch verstärkten Brustknochen.
Der Splitter fiel zu Boden.
Dann kam der Todesritter.
Berstend zerbrachen die Knochen, und wurden fast komplett zu Staub, da nun die Zeit ihren Tribut dem Untod abringen konnte.
Ein Schweißtropfen fiel von Herams stoppeligem Kinn und traf leise auf dem Boden auf.
Rakis stand noch genau so da, wie er dem Ritter das Schwert in den Kragen gerammt hatte. Er keuchte Blut.
Teldra und Sergenas hielten noch immer die Hände ausgestreckt, nur mühsam konnten sie den Drang zurückdrängen, weiter blind um sich zu feuern.
Caloras schrumpfte gerade wieder ein, sein Zauber ließ nach. Er blutete stark.
Rakis schrie auf, dann packte er immer noch schreiend den künstlichen Arm des zerstörten Candcharot und riss ihn ab. Das schien ihn etwas zu beruhigen, und er nahm den zweiten Splitter still an sich.
Bevor irgendwer etwas sagen konnte, begann die Erde zu beben.
Gesteinsbrocken stürzten herunter, und es war klar, dass die Zitadelle keine Minute mehr hatte.
Sergenas fackelte nicht lange.
Er packte Teldra an der Hand, rannte zu Rakis und Heram hinüber, packte Rakis an der Schulter und trat Heram auf den Fuß.
Dann teleportierte er.
Caloras stand nun allein in der einstürzenden Höhle, ohne Möglichkeit, den Gesteinsmassen zu entkommen.
„Ach verdammt.“