Autor Thema: Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"  (Gelesen 9757 mal)

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Xiam

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #60 am: 11. November 2011, 22:52:56 »
Deus, ich fürchte, du machst es dir da ein bisschen zu leicht mit deiner Beurteilung.

PatriotActs, die Rechte der Homeland-Security, was andere Geheimdienste so machen..., das geht den Amerikanern keineswegs am Arsch vorbei. Du darfst aber nicht außer Acht lassen, unter welchen historischen Umständen diese Gesetze erlassen und diese Behörde gegründet wurden. Und dann darfst du nicht das amerikanische Lebensgefühl und Selbstverständlis von vor 9/11 außer Acht lassen und was daraus nach den Anschlägen geworden ist.

Alles, was ich hier schreiben könnte, wäre unzulässig verkürzt und verallgemeinert, aber trotzdem: Nach 9/11 herrschte in den USA auch in der Bevölkerung der unheimlich starke Wunsch nach Sicherheit. Die Terroranschläge haben mit den Amerikanern etwas gemacht. Für viele ist das Weltbild komplett zusammengebrochen. Die Anschläge haben das amerikanische Lebensgefühl verändert. Man hatte sich in Amerika Jahrhunderte lang sicher gefühlt. Russische Atombomben, das war eine surreale Bedrohung. Die Welt mit ihren Konflikten war da draußen, aber nicht hier. Hier ist nicht Krieg und Tod und Chaos, hier ist Geborgenheit, Sicherheit, zuhause. Schlimme Dinge passieren den anderen - z.B. uns in Eurpoa, die immer durch irgendwas akut bedroht waren und gelernt haben, diese Bedrohung als Teil ihres Lebens zu akzeptieren.

Stelle dir vor, dass du in deiner eigenen Wohnung, in der du dich geborgen und sicher fühlst, überfallen, vergewaltigt und zusammengeschlagen wirst. Dann kannst du vielleicht ungefähr nachvollziehen, wie sich diese Nation plötzlich gefühlt hat: angreifbar, verletzbar, schutzlos ausgeliefert.

Viele Amerikaner waren also (für mich nachvollziehbarerweise) nach den Terroranschlägen nur zu bereit, ihre eigenen Freiheiten und Privatsphäre ein gutes Stück weit einschränken zu lassen, wenn das bedeutete, dass sie sich wieder etwas mehr geborgen, sicher und zuhause fühlen können.

Ich will jetzt nicht sagen, dass nicht auch ein Stück Oberflächlichkeit hinzu kommt. Während wir sagen "Was willst du mit meinen ganzen Daten, wo soll das hinführen, das nimmt ein schlimmes Ende", sagt ein Amerikaner vielleicht "Ey, Euroäer, überschätz mal nicht den Wert deiner persönlichen Daten und bleib mal auf dem Teppich. So wichtig bist du auch nicht."
« Letzte Änderung: 11. November 2011, 22:55:31 von Xiam »
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Deus Figendi

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #61 am: 12. November 2011, 13:01:58 »
Deus, ich fürchte, du machst es dir da ein bisschen zu leicht mit deiner Beurteilung.
Hmm vielleicht.
Natürlich war das auch eine verkürzte Darstellung. Ob ich es mir zu leicht mache weiß ich nicht. Aber so wirklich widersprichst du mir ja nicht. Ich sagte dass die US-Amerikaner ein lockereres Verhältnis zum Datenschutz haben als Europäer oder Deutsche (oder deutschsprachige Europäer). Du sagst: "Ja und ich kann das verstehen". Also... ich sehe nicht, dass wir hier einen Widerspruch hätten :)
Also es ist ja irgendwie okay dass die Amis so ticken... also es passt mir nicht aber... naja gut ist halt so. Was mich stört ist tatsächlich wenn es mich betrifft und wenn Europäer nicht die Eier haben dem die Stirn zu bieten. Siehe eben Fluggastdaten.  Soweit ich weiß bekommt die EU nichts dafür, das ist ein einseitig bevorteilendes Vertragsverhältnis. Ich glaube auch nicht, dass die US den Schneid haben keine EU-Bürger mehr ins Land zu lassen, ggf. machen sie es anstrengender (mehr Kontrolle). Und letztlich: Die angedachte Kontrolle der Datenübermittlung und -verwendung durch EuroPol (soweit ich mich erinnere) funktionierte vorne und hinten nicht, sie bekamen nicht die Einsicht in die Prozesse die sie bräuchten um das zu beurteilen und sie haben auch nicht wirklich geprüft soweit ich weiß.
Will sagen: Dass die US das so machen und wollen und mögen... okay, aber warum muss ich da mitspielen.

Zitat
Stelle dir vor, dass du in deiner eigenen Wohnung, in der du dich geborgen und sicher fühlst, überfallen, vergewaltigt und zusammengeschlagen wirst. Dann kannst du vielleicht ungefähr nachvollziehen, wie sich diese Nation plötzlich gefühlt hat: angreifbar, verletzbar, schutzlos ausgeliefert.
Ich kann das wirklich wirklich nicht beurteilen, denn wie man so hört ist das wirklich schlimm und hat diesbezüglich oft schlimme Auswirkungen auf die Opfer, also ich weiß nicht ob ich (um einen Vergleich zu finden) daraufhin Video-Kammeras aufstellen würde, die direkt zur Polizei streamen.
Die entfernt vergleichbare Situation wäre die ein oder andere Schlägerei, in die ich geraten bin und da kann ich nur sagen, dass ich die Orte an denen das geschah nicht meide. Weder die Ortschaften noch die konkreten Etablissements (o.ä.).
Aber 1. ist das ne Nummer kleiner und 2. kann ich nicht der Maßstab sein.
Dein Vergleich ist aber auch nicht ganz fair, fairer wäre vielleicht wenn ein Nachbar hier in dem Haus in dem ich wohne überfallen, vergewaltigt und zusammengeschlagen würde oder?

Mal davon ab... bin ich durchaus ein Sicherheits-Fanatiker. Also man möge nicht glauben nur weil ich Freiheiten hier und da höher schätze als Sicherheit würde ich Sicherheit ablehnen. Aber ich sehe eben auch eine Bedrohung durch den Staat und wenn ich Sicherheit will, dann AUCH vor ihm.

Zitat
Ich will jetzt nicht sagen, dass nicht auch ein Stück Oberflächlichkeit hinzu kommt. Während wir sagen "Was willst du mit meinen ganzen Daten, wo soll das hinführen, das nimmt ein schlimmes Ende", sagt ein Amerikaner vielleicht "Ey, Euroäer, überschätz mal nicht den Wert deiner persönlichen Daten und bleib mal auf dem Teppich. So wichtig bist du auch nicht."
Jop eben, das sag' ich ja, dass das einfach verschiedene Ansichten sind ^^ insofern danke für die Bestätigung XD

Zumal der Aspekt, dass wir in Europa ständig mit Konflikten zu tun hatten und Wege gefunden haben damit umzugehen ein interessanter Aspekt ist, den ich noch nicht soooo beleuchtet habe, denn im Zuge der RAF-Aktivitäten (wohl die Zeit/Gruppe in der es am Meisten Terror etc. in Deutschland gab) wurden ja auch Gesetze verschärft etc. zum Beispiel die Rasterfahndung eingeführt. Dass die Bevölkerung damit zufrieden war nehme ich nicht so wahr. Es gab da durchaus relevante Bedenken und Ablehnung. Ebenfalls eben bei der Volkszählung... also wie gesagt, herrscht hier eben eine andere Mentalität und dass "die da drüben" das anders sehen ist gut und schön, sie mögen nur bitte nicht erwarten, dass ich oder wir das genauso sehe(n) und bereitwillig alle unsere Daten an die Firmen und Behörden DORT geben.

Naja und wie oben angesprochen fehlt mir auch so ein bisschen der Deal... ich hab ja nichts gegen Geschenke etc. aber... von wie vielen unverdächtigen US-Bürgern hat EuroPol oder das BKA oder was weiß ich wer wohl vergleichbare Daten? (Tatsächlich hoffe ich von nicht so vielen... aber der TradeOff ist beschissen findest du nicht?)
Wenn es wenigstens Kohle gäbe... für jeden übertragenen Datensatz bekommt die Fluggesellschaft x$ Aufwandsentschädigung (kostet ja Geld sowas zusammen zu fassen und zu übertragen...) und die EU bekommt x$ Bestechung Eigene-Prinzipien-zum-Wohl-des-Handelspartner-vernachlässige-Entschädigung.
Ach keine Ahnung. Mich stört es eben und solange dieses Abkommen besteht werde ich wo es nur geht vermeiden die EU mit einem Flugzeug zu verlassen. Oder ich muss eine Quelle für kostengünstige Identitäten finden (solange man keine Dokumente fälscht sollte das legal sein).

Edit: Ärgerlicher Typo
« Letzte Änderung: 13. November 2011, 12:31:17 von Deus Figendi »
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Moira

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #62 am: 19. November 2011, 20:22:12 »
Hm...... Mein Sohnemann hat mich ja auch aufgeklärt, als ich panischerweise nicht im neuen Wow- Forum schreiben wollte, wegen der Ansage, dass sie eine Real- ID fürs Forum einfügen, was sie dann allerdings wieder absagten, aufgrund der Proteste, und ich dem Ganzen nicht so traute, ich sei total neurotisch.

Ich glaube sowieso langsam ich werd für den Internetquatsch zu alt, weil ich nichtmal die Einstellung gelassen sehen kann, dass bei einer Facebookanmeldung mein Email- Adressbuch durchwühlt werden würde, oder ich ständig Spamweremails bekomme, obwohl meine Emailadressen bei jeder Forenanmeldung ausgeblendet sind.
Die jüngere Generation scheint diesbezüglich allerdings desensibilisiert zu sein.
"Nur die Lügen brauchen die Stütze der Staatsgewalt, die Wahrheit steht von ganz alleine aufrecht!" Carl Theodor Körner

TheRaven

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #63 am: 20. November 2011, 11:06:31 »
Zitat
Facebook & Co: Privatsphäre ist ein Auslaufmodell, Datenschutz ein Kampf gegen Windmühlen. Unser Sein und Handeln wird gespeichert, berechnet, ausgewertet – wir müssen lernen, damit klarzukommen. Privatsphäre war eh nie der lupenreine Wohltäter, als der sie gern dargestellt wird. Mit ihrem Wegfall im digitalen Zeitalter ergeben sich nicht nur viele neue Probleme, sondern auch viele neue Chancen.
Genau hier geht das Argument für mich nicht auf. Ich finde keine. Welche wären das denn? Was habe ich davon, wenn ich Firmen ohne Gegenleistung meine Daten offenbahre? Passendere Angebote? Ja, definitiv aber das sind viele neue Chancen für die Firmen, nicht für mich und daher sind die ja auch so geil auf meine Daten. Ich habe da nichts davon es sei denn ich stehe auf Werbung.
« Letzte Änderung: 20. November 2011, 11:10:51 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
- Friedrich

Tempus Fugit

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #64 am: 20. November 2011, 14:30:27 »
Stelle dir vor, dass du in deiner eigenen Wohnung, in der du dich geborgen und sicher fühlst, überfallen, vergewaltigt und zusammengeschlagen wirst. Dann kannst du vielleicht ungefähr nachvollziehen, wie sich diese Nation plötzlich gefühlt hat: angreifbar, verletzbar, schutzlos ausgeliefert.
Das Problem bei dieser Einstellung ist ja, um bei deinem Beispiel zu bleiben, die absolute Naivität zu haben, überall auf der Welt im String-Bikini rumzulaufen, zu verlauten man wäre Gottes größte F***maschine und zu glauben, dass die Welt es genauso sieht und daraus niemals etwas schlechtes für einen persönlich resultieren könnte.
Natürlich gibt es keien Rechtfertigung für derlei Dinge, um das vorweg zu nehmen.
Sich jedoch hinzustellen und und zu weinen und im Dunkeln immer eine Kerze aufzustellen und jeden, der mein Haus auch nur anschaut zu erschiessen mag auch nicht ganz der Weg sein.

Ist nur sehr Schade, dass viele Amerikaner da gute Ansätze haben, aber wie so oft regiert der Pöbel mit der Angst. Haben die Vergewaltiger/Terroristen wohl doch gewonnen.
Übermensch, weil Rollenspieler

Xiam

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  • Mörder der 4E
Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #65 am: 20. November 2011, 17:40:30 »
Das Problem bei dieser Einstellung ist ja, um bei deinem Beispiel zu bleiben, die absolute Naivität zu haben, überall auf der Welt im String-Bikini rumzulaufen, zu verlauten man wäre Gottes größte F***maschine und zu glauben, dass die Welt es genauso sieht und daraus niemals etwas schlechtes für einen persönlich resultieren könnte.
Tatsächlich haben sie ja den längsten. Die Amerikanischen Streitkräfte sind unangefochten die mächtigste Streitmacht der Welt und danach kommt erstmal eine ganze Weile gar nichts bevor dann der nächste kommt.

Der Durchschnittsamerikaner glaubt Amerika tue der Welt etwas Gutes indem das amerikanische Lebensgefühl in die Welt hinausgebracht wird. Wir halten das für anmaßend, anderen Menschen den eigenen Lebensstil aufzudrängen/-zwingen, aber wenn man sich den amerikanischen Gründungsmythos mal bewusst macht, aus dem noch heute das amerikanische Lebensgefühl resultiert, ist das schon nachvollziehbar. Amerika wurde von Menschen gegründet, die dort, wo sie her kamen, für ihre Weltanschauung und ihren Lebensstil verfolgt wurden. Sie gründeten eine Nation, in der jeder in absoluter Freiheit leben kann, ohne dass ein Staat einem vorschreibt, wie man zu leben hat. Es ist daher für mich schon nachvollziehbar, dass Amerika totalitäre Systeme und Diktaturen als Antagonie oder gar Perversion des eigenen Freiheitsdranges empfindet. Die amerikanische Selbstverständnis möchte, dass die Menschen in aller Welt in der gleichen Freiheit und Gleichheit leben, wie die Menschen in den USA dies tun können. Die Menschen in der Welt blicken zu Amerika auf und wollen das gleiche, oder wie John Winthrop es 1630 ausdrückte: "for wee must Consider that wee shall be as a City upon a Hill, the eies of all people are uppon us".

Herrscher/Regime, die ihr Volk unterdrücken, müssen entfernt werden. Das ist ein Auftrag, den sich die Amerikaner selbst gegeben haben, als sie anfang des 20. Jahrhunderts ihren Isolationismus (übrigens nicht ganz aus eigenem Antrieb sondern auf Bitten europäischer Mächte) aufgegeben haben und begonnen haben, Außenpolitik zu betreiben.

Ich rede dabei von den kulturellen Wurzeln. Es ist ungenommen, dass es selbstverständlich in Amerika genug Menschen gibt, die a) dieses Selbstverständnis für anmaßend halten und glauben, Amerika solle sich nicht auf der ganzen Welt einmischen, und b) auch solche, die egoistische Motive haben und für sich selbst/ihre Nation größtmöglichen Profit herausschlagen wollen. Ich bin aber geneigt tatsächlich zu glauben, dass die Mehrheit der Amerikaner uneigennützig denkt und es wirklich gut meint mit dem Engament der USA in der Welt. Da schicken wir unsere Söhne und Männer und die Sterben um anderen die Freiheit zu bringen, die sie verdienen, und dann werden wir dafür angefeindet.

Natürlich gibt es keien Rechtfertigung für derlei Dinge, um das vorweg zu nehmen.
Sich jedoch hinzustellen und und zu weinen und im Dunkeln immer eine Kerze aufzustellen und jeden, der mein Haus auch nur anschaut zu erschiessen mag auch nicht ganz der Weg sein.

Ist nur sehr Schade, dass viele Amerikaner da gute Ansätze haben, aber wie so oft regiert der Pöbel mit der Angst. Haben die Vergewaltiger/Terroristen wohl doch gewonnen.
Ich finde, du siehst das etwas zu drastisch. Es weint ja niemand. Amerika versteht nur nicht, warum jemand, der eigentlich gutes im Sinne hat, auf so brutale Weise angegriffen wird, wie das in den Terroranschlägen passiert ist. Das ist einfach über das Verständnis vieler Amerikaner heraus gegangen, und daher resultiert in meinen Augen auch die Rhetorik von "Gut und Böse", die in Europa Befremden ausgelöst hat, weil man in Europa Politik eigentlich kühl und rational betreibt und Emotionen da raus halten will. Aber krieg du mal in die Fresse, ohne dass du das erwartest hast und reagiere dann kühl und rational.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Scurlock

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #66 am: 20. November 2011, 18:37:04 »
Herrscher/Regime, die ihr Volk unterdrücken, müssen entfernt werden. Das ist ein Auftrag, den sich die Amerikaner selbst gegeben haben, als sie anfang des 20. Jahrhunderts ihren Isolationismus (übrigens nicht ganz aus eigenem Antrieb sondern auf Bitten europäischer Mächte) aufgegeben haben und begonnen haben, Außenpolitik zu betreiben.
Das Problem ist nur, dass dieser Isolationismus in den Köpfen von weiten Teilen der Bevölkerung aber nie aufgegeben wurde. Sprich der Staat zwar extensiv Außenpoltik mit allen Mitteln betreibt, der Durchschnittsamerikaner sich aber nicht dafür interessiert.
And now the rains weep o'er his hall and not a soul to hear...

Deus Figendi

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #67 am: 20. November 2011, 20:04:14 »
Das Problem bei dieser Einstellung ist ja, um bei deinem Beispiel zu bleiben, die absolute Naivität zu haben, überall auf der Welt im String-Bikini rumzulaufen, zu verlauten man wäre Gottes größte F***maschine und zu glauben, dass die Welt es genauso sieht und daraus niemals etwas schlechtes für einen persönlich resultieren könnte.
Tatsächlich haben sie ja den längsten. Die Amerikanischen Streitkräfte sind unangefochten die mächtigste Streitmacht der Welt und danach kommt erstmal eine ganze Weile gar nichts bevor dann der nächste kommt.
Äääh mit größter Fickmaschine meinte TF vermutlich nicht die Streitkräfte, sondern eher das was du später beschreibst... nämlich dass man sich allgemein für die Geilsten hält, kulturell, politisch, meinetwegen militärisch etc.
Und ja, das ist natürlich pauschalisiert, aber die US-Amerikaner, die ich kenne und das kritisch(er) sehen neigen dazu ihre Nation zu hassen.
Oh ich hab da doch neulich so ein Bild gesehen...
...mist find ich nicht wieder.

Allgemein habe ich den Eindruck, dass dein Statement (was ich jetzt nicht weiter groß zitiere) durchaus nicht falsch ist. Nur vielleicht die falschen Schlussfolgerungen daraus ziehst.
Denn du schreibst, wie sich der allgemeine US-Amerikaner möglicherweise selbst sieht oder handelt oder fühlt und du schreibst auch wie das im Rest der Welt ankommt.

Du verlangst aber (eher implizit) Verständnis. Auch das ist okay. Heißt aber noch lange nicht, dass man das nicht kritisieren darf oder sollte, zu ändern versuchen darf oder sollte oder dass man da auch einfach (das widerspricht dem was ich oben sagte) Unverständnis entgegen bringt.

Aber du schreibst von der Gründungskultur etc.
Fakt ist, dass das eine verdammt junge Nation ist, quasi noch der quängelnde Teenager. Und du schreibst selbst sie sind eine Nation, die aus Unterdrückten entstand und begründest damit (ich sage NICHT rechtfertigst) dass man seinerseits unterdrückt. Und damit meine ich nicht nur Farbige, die erst versklavt und später - bis heute - benachteiligt werden. Sondern auch die modernen Erscheinungen, wie das was ich oben schrieb, dass man uns Europäern die Rechte beschneidet, indem man unser Bedürfnis oder unseren Wunsch nach Datenschutz eben nicht berücksichtig (iSv "Rücksicht nimmt").

Zitat
Der Durchschnittsamerikaner glaubt Amerika tue der Welt etwas Gutes indem das amerikanische Lebensgefühl in die Welt hinausgebracht wird. Wir halten das für anmaßend
"Gods own Country" finde ich anmaßend in der Tat. Ich kann nur Kopfschütteln, wenn jemand das nicht findet.
Ich finde es schon anmaßend, wenn jemand sagt "unsere deutschen Autos sind die Geilsten wo gibt" (und damit auch noch Ford meint hihi) aber manche US-Amerikaner bringen das auf ein Level... uff. Da verlangst du echt viel dafür Verständnis aufzubringen.

Zitat
Ist nur sehr Schade, dass viele Amerikaner da gute Ansätze haben, aber wie so oft regiert der Pöbel mit der Angst. Haben die Vergewaltiger/Terroristen wohl doch gewonnen.
Ich finde, du siehst das etwas zu drastisch. Es weint ja niemand. Amerika versteht nur nicht, warum jemand, der eigentlich gutes im Sinne hat, auf so brutale Weise angegriffen wird, wie das in den Terroranschlägen passiert ist.
Naja dennoch, der Zweck von Terrorismus ist... Terror und dass das Ziel erreicht wurde ist wohl kaum zu bestreiten. Es wird von rechten Kräften hier wie drüben ja auch kräftig unterstützt.
Zitat
Aber krieg du mal in die Fresse, ohne dass du das erwartest hast und reagiere dann kühl und rational.
Nicht nur einmal: Prügel beziehen, Ordnungskräfte informieren, Aussage machen, noch ne Aussage machen, vergessen.

Ansonsten was Scurlock sagt, auch ich habe den Eindruck, dass der "gemeine US-Amerikaner" die Welt da draußen gar nicht so wirklich sieht.
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Xiam

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  • Mörder der 4E
Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #68 am: 20. November 2011, 20:41:33 »
Nur zur Klarstellung: Ich will die USA nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Verständnis meinte ich nicht im Sinne von "nachsichtig sein" sondern im Sinne von "begreifen, warum das so ist".

Ich persönlich bin mit vollem Herzen Europäer. Ich befürworte Multilateralismus, interpretiere Völker- und Menschenrecht europäisch und bin für die Ausschöpfung diplomatischer Maßnahmen bevor die Keule kommt. Aber um die USA wirksam und fundiert kritisieren zu können, kommt man meiner Meinung nicht umhin, die Dinge auch mal aus der amerikanischen Perspektive zu sehen, um zu merken, dass die nicht völlig abwegig ist, oder, wie oft unterstellt, die USA aus keiskaltem Machtkalkül handeln.

Kritisieren gerne, nur fair kritisieren und auch den Blick für die guten Absichten nicht vergessen.

Ansonsten was Scurlock sagt, auch ich habe den Eindruck, dass der "gemeine US-Amerikaner" die Welt da draußen gar nicht so wirklich sieht.
Tatsächlich ist das auch mein Empfinden, aber man täuscht sich auch. In Studien zeigt sich, dass viele Amerikaner sogar sehr reflektiert über die Außenpolitik ihrer Regierung nachdenken und die meisten, man höre und staune, sind sogar für ein starkes Europa als gleichwertger Partner aber auch Gegengewicht zu den USA. Die wollen gar keine monopolare Welt mit nur einer Hypermacht.
1984 was not supposed to be an instruction manual.

Zechi

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #69 am: 20. November 2011, 22:25:51 »
Herrscher/Regime, die ihr Volk unterdrücken, müssen entfernt werden. Das ist ein Auftrag, den sich die Amerikaner selbst gegeben haben, als sie anfang des 20. Jahrhunderts ihren Isolationismus (übrigens nicht ganz aus eigenem Antrieb sondern auf Bitten europäischer Mächte) aufgegeben haben und begonnen haben, Außenpolitik zu betreiben.
Das Problem ist nur, dass dieser Isolationismus in den Köpfen von weiten Teilen der Bevölkerung aber nie aufgegeben wurde. Sprich der Staat zwar extensiv Außenpoltik mit allen Mitteln betreibt, der Durchschnittsamerikaner sich aber nicht dafür interessiert.

Als wäre das in irgendeinem Staat der Welt anders  :cheesy:
Planen ist alles, Pläne sind nichts.

Deus Figendi

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #70 am: 20. November 2011, 23:06:37 »
Jetzt entführe ich den Thread ganz doll, darum Spoiler ich mal...
Fefe schreibt:
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Scurlock

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #71 am: 21. November 2011, 01:45:16 »
Als wäre das in irgendeinem Staat der Welt anders  :cheesy:
Nur ist die besagte Diskrepanz in den USA besonders hoch. Zumindest fällt mir kein anderes (westliches) Land ein, in dem die Kandidaten für das höchste Amt im Staat ähnlich mit ihrer außenpolitischen Unkenntnis kokettieren und dann auch noch von ihrer Anhängerschaft dafür gefeiert werden.
« Letzte Änderung: 21. November 2011, 02:45:07 von Scurlock »
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Zechi

  • Globaler Moderator
Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #72 am: 21. November 2011, 07:33:24 »
Als wäre das in irgendeinem Staat der Welt anders  :cheesy:
Nur ist die besagte Diskrepanz in den USA besonders hoch. Zumindest fällt mir kein anderes (westliches) Land ein, in dem die Kandidaten für das höchste Amt im Staat ähnlich mit ihrer außenpolitischen Unkenntnis kokettieren und dann auch noch von ihrer Anhängerschaft dafür gefeiert werden.

Sir, you have a point!
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TheRaven

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #73 am: 21. November 2011, 12:40:34 »
Das Problem mit Privatsphäre, Datenschutz und Datenintegrität ist, dass die meisten Menschen absolut ahnungslos sind, welche Macht von diesen ausgeht bzw. in welchem Umfang man den freien Zugriff darauf ausnutzen und zweckentfremden kann. Identitätsdiebstahl ist hierbei noch das kleinste Übel. In der heutigen Welt kann man eine Person rein mit der Manipulation ihrer Daten zugrunde richten. Sozial, finanziell und psychisch.

Der Mensch ist sicherlich ein soziales Tier aber man darf den Wert der exklusiven Eigenidentität nicht unterschätzen.

Ich bin sehr froh über all die Medienberichte über Hackerangriffe und Diebstahl von Daten. Das Problem ist ja nicht, dass ich den Firmen grundsätzlich misstraue und denke, dass sie meine Daten missbrauchen aber ich weiss, das ist mein Job, dass meine Daten dort nicht sicher sind und mit einem absolut lächerlich kleinen Aufwand entwendet werden können. Eines der wichtigsten Persönlichkeitsrechte ist die Kontrolle über die Verwendung der eigenen Daten. Je breiter ich diese streue, desto höher die Chance, dass sie irgendwo von Leuten verwendet werden, denen ich dieses Recht nicht gegeben habe.
« Letzte Änderung: 21. November 2011, 12:46:12 von TheRaven »
Die Wissenschaft nötigt uns, den Glauben an einfache Kausalitäten aufzugeben.
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Deus Figendi

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Electronic Arts, oder "Der Pakt mit dem Teufel"
« Antwort #74 am: 21. November 2011, 17:20:55 »
Ich bin sehr froh über all die Medienberichte über Hackerangriffe und Diebstahl von Daten.
Ich weiß nicht wie das in der Schweiz ist, aber hier ist mir das eigentlich noch viel zu wenig. Ich nehme das fast nur im Internet wahr.
Mag allerdings auch daran liegen, dass ich kaum mehr andere Medien konsumiere XD
Zitat
Das Problem ist ja nicht, dass ich den Firmen grundsätzlich misstraue und denke, dass sie meine Daten missbrauchen aber ich weiss, das ist mein Job, dass meine Daten dort nicht sicher sind und mit einem absolut lächerlich kleinen Aufwand entwendet werden können.
In der Tat... Sony = worst case; steam = nochmal gut gegangen.
Denn dass man Einbrüche gänzlich verhindern kann ist unrealistisch, komplexe Software hat eben Sicherheitslücken und im Zweifel hat "man" eben nen Maulwurf in der Firma, dann kann man auch mehr erreichen (also wenn es um Industriespionage geht, es muss sich ja lohnen).
Aber Valve hat es augenscheinlich richtig gemacht, Passwörter waren gesalzen, Bankinformationen sind nicht weggekommen... also scheinbar Schaden in Grenzen gehalten. Soweit ich weiß (hab mich da nicht tief eingelesen) sind nur E-Mail-Adressen als nicht-öffentliches Datum (wie Benutzername) abhanden gekommen.

Fraglich wie das bei EA so läuft... eigentlich möchte man, dass sowas offengelegt wird, damit man es selbst einschätzen kann. Ich hab z.B. mal Passwörter im Klartext in ein Cookie geschrieben... unsicherer geht's nicht, aber die Sicherheitsanforderungen waren eben extrem gering. Also den Benutzern das sagen, auch die Konsequenz (bitte kein Standard-PW benutzen!) und alles ist gut.
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