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Wie ich schon sagte, es ist schwer zu vermitteln.
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Es gibt Menschen, denen kannst du eine feste Arbeitsstelle vorsetzen, eine Arbeit, die sie eigentlich von ihren Fähigkeiten her ausführen können sollten, aber die wissen einfach nicht, wie man damit umgeht. Die kommen am nächsten Tag plötzlich nicht mehr. Denen fehlt schlicht und ergreifend die Fähigkeit einem geregelten Brotwerb nachzugehen.
Und wir können eigentlich über solche bedauernswerten Leute nicht urteilen, denn wir alle können uns da nur ganz schwer hineinversetzen. Denn wir sind alle anders.
Und nein, das Leben ist nicht so. Menschen leben nämlich in einer sozialen Gemeinschaft. Wir können gar nicht anders. Das ist unsere Natur. Wir haben eine Zivilisation und brauchen diese auch existentiell. Wir können nicht wie Tiere leben, bei denen sich jedes Individuum erstmal selbst der nähste ist. Das ist unsere naturgegebene Strategie, um die Spezies zu erhalten.
Sorry, aber dem muss ich widersprechen. Ich kann mich in solche Arbeitsverweigerer wirklich nicht hineinversetzen und bin froh drüber. Aber es muss irgendwo die Linie gezogen werden, wo man sagt: Friss oder Stirb. Wenn man jeden menschlichen Ausschuss mitschleift, der in der Menschheit entsteht, geht diese Menschheit irgendwann dran zugrunde.
Es interessiert mich nicht, welche nebulösen sozialen Umstände dazu geführt haben, dass jemand einfach nicht mehr auf einer Arbeit auftaucht, die ihm sogar wahrscheinlich noch besorgt worden ist. Da ist der Punkt, wo ich sage: Schluss mit der Toleranz und der Solidarität.
Diese Form von Entscheidungsfreiheit hat jeder Mensch. Solche Ausreden gelten einfach nicht. Zu sagen, jetzt baue ich mein Leben auf meiner eigenen Leistung auf und beweg meinen Arsch. Davon kann niemand freigesprochen werden. Wenn einer eine Lernstörung hat, muss er sich halt eine körperliche Arbeit suchen. Wenn einer einen kaputten Rücken hat, eine Arbeit ohne schwere Lasten usw. Wenn einer total kaputt ist, dann muss man ihm gegenüber auch solidarisch sein. Aber der KANN dann einfach nicht mehr. Wenn aber einer sagt: "Nö, mag nicht." obwohl er kann, dann soll er wegen mir zu Grunde gehen. In vielen Bereichen der Welt wird er das auch tun. Wenn einer erst einmal richtig hungern muss, dann wird er so manche Denkblockaden überwinden können, das garantiere ich. Wenn in der Antike einer zu nichts getaugt hat, dann musste er betteln gehen. Und wie siehts heute aus? Hartz 4 und das ganze andere Geraffel sind, evolutionär betrachtet, ein Privileg, kein Recht.
Meine Angestellten verdienen circa für Handwerksarbeit das Doppelte, als wenn sie Hartz IV bekämen. Die rechnen das so, dass sie nur die hälfte mehr haben, als jemand, der faul und untätig, dickfällig und dreist zu Hause sitzt und täglich vor dem Computer onaniert.
Ich kann ihnen diese Einstellung nichtmal übel nehmen.
Das liegt, wenn du mich fragst, nicht an den Menschen selbst, sondern an einer völlig wirren Wahrnehmung, die wir der Erfindung des Geldes zu verdanken haben. Alles, aber auch wirklich alles ist mit einem Preisschild versehen, und es ist nur noch dieser bezifferbare monetäre Wert, der irgendwas zählt. Ob eine Arbeit einem Menschen Lebenszweck und Erfüllung bietet, das spielt immer weniger eine Rolle, bzw. nur noch für Leute, die eh genug haben und das Einkommen nicht wirklich zum überleben brauchen. Für viele andere geht es nur noch um das Geld als Selbstzweck.
Naja, da fällt mir der Spruch ein: "Erst kommt das Fressen, dann die Moral.". Das war in weiten Bereichen der Geschichte so und wird für die Mehrheit der Menschheit immer so bleiben. Ob mich eine Arbeit erfüllt oder mir Lebenszweck bietet, ist mir schlichtweg egal solange die Bezahlung stimmt. Ich will schlicht und ergreifend genug Kohle haben, um meine Lebensziele verfolgen zu können. Haus, Familie etc. Dabei halte ich es für vermessen, einen Anspruch auf eine gut bezahlte, seelisch erfüllende Arbeit anzumelden. Wenn mans schafft sowas zu finden, topp! Aber man kann es nur als Zuckerl sehen.
Selbstverwirklichen kann ich mich auch außerhalb meiner Arbeit. Macht sogar viel mehr Spaß.
Kann natürlich sein das ich jetzt hier zu viel hineinlese. Vielleicht geht es auch nur darum, dass keiner mehr drüber nachdenkt, ob er das Geld, das er bekommt, sich auch VERDIENT hat. Ich würde, falls mich die Umstände dazu zwingen würden, trotzdem arbeiten gehen auch wenn der Harzer das Gleiche bekommt. Weil ich dann auf mein Konto schauen kann und sagen kann: Ich hab mir das Geld selbst erarbeitet. Wenn ich mir eine Jacke kaufe, brennt mir nicht im Kopf, dass es eigentlich nicht "meine eigene" ist. Sondern eigentlich nur eine Spende. Wenn man etwas selber baut, hat man eine besondere Beziehung dazu. In der modernen Zeit wird das zunehmend schwerer möglich. Aber wenn man sich etwas vom selbst verdienten Geld kauft, dann ist es ein (zugegebenermaßen schwächerer) Ersatz. Da fühlt man sich einfach besser. Wenn mir morgen jemand einen Porsche schenkte, ich würde ihn nicht fahren. Wie kann ich darauf stolz sein?
Aber ich steh mit der Meinung wahrscheinlich ziemlich alleine da.
Sorry, Rant. Tag war lang.