Ich beteilige mich nicht mehr an Diskussionen über Werktreue. Die Filme sind in ihrem Genre und Medium phantastisch, und wer dann nicht darüber hinweg kann, das manche Szenen nicht genauso wie im Buch sind, der muss das mit sich selbst ausmachen.
Inhaltlich sind die Filme sehr nah am Buch, wenn auch nicht völlig werkstreu, und thematisch sind sie eine 99%-ig treue Verfilmung. Mehr zu erwarten oder zu verlangen, as dass diese Filme kritisch gelobt, populär und qualitativ derart hochwertig sind, ist einfach keine realistische Haltung. Es gibt immer etwas zu verbessern, die Frage ist nur, um welchen Preis..
Und wer sagt, Tolkien würde sich im Grabe umdrehen: wer weiß? Vielleicht wäre er einer der größten Fans dieser Interpretation.
Für diese Fans gibt es nur schwarz und weiß, bzw. genau aus dem Buch oder nicht, und gleichsam gut oder schlecht. Vielmehr sollten sie sich doch freuen, dass der Film sooo viel richtig macht, als dass er so wenig falsch macht.
Man muss die Filme ja nicht als Meisterwerk bezeichnen, aber sie als sehr gute Filme genießen zu können, sollte immer möglich sein.
Kann man sich wirklich darum scheren, dass in den Büchern sich Minas Tirith nicht vor dem Hobbits verbeugt? Und muss man darauf bestehen, dass keine Geister bei Pelennor waren, anstatt zu überlegen, dass, wäre Aragorn plötzlich mit irgendwelchen Truppen in den Schiffen angekommen (wie im Buch, da passiert das ja alles off-screen), hätte es keine Entlohnung für die Pfade der Toten gegeben und außerdem keinen Sinn gemacht - wo kommen denn die Leute her?
Das zeigt wirklich eine derartige Verbundenheit, einen Fanatismus einem Buch gegenüber, der jegliche objektive Betrachtung verbietet, jedes einzelne Wort als himmelhochjauchzende Genialität hochhebt, ohne Kritik zuzulassen, und insgesamt einfach eine emotionale Bindung mit dem Buch, die keine Diskussion ermöglicht oder zulässt.
Ebenso gibt es sicherlich Leute, die jetzt die Filme hochheben, ohne Kritik zulassen zu wollen, vielleicht auch als Trotz dem ständigen Anrennen der Puristen zu verstehen - ebenso schlecht. Aber wenn man in einer Diskussion nicht grundsätzlich bereit ist, sich von eigenem Unrecht überzeugen lassen zu wollen, dann ist man falsch.
Wie gesagt, man muss die Filme nicht lieben, aber sie zu Schund o.ä. zu machen, ist einfach völlig verfehlt und Zeichen davon, dass die nötige Objektivität fehlt. Was ich schade finde, denn ich glaube, die Filme sind dazu da, genossen zu werden, und darin zu schwelgen. Gerade, weil es ohnehin kaum Filme mit solcher Wirkung gibt, und im Fantasy-Bereich sowieso, bedauere ich das.
Nachtrag:
Es einfach unglaublich, wie PJ es geschafft hat nahezu nichts von dem Geist des Buches in den Film zu bringen.
Genaus das ist es doch. Der Geist des Buches ist eben sehr stark im Film auszumachen, fast jede Änderung dient dazu, eben diesen Geist deutlicher zu machen. Frodo schickt Sam weg, um den Einfluss des Rings zu zeigen, und Sam ist zunächst verständlich getroffen. Das hat nichts mit Buchtreue zu tun, dass er sich wegschicken lässt, sondern auch Sam ist am Ende seiner Kräfte nach der langen Reise, und der Grund, warum er es getan hat, schickt ihn plötzlich weg. Es erzeugt das Gefühl einer realen Person, dass er zunächst einmal zusammenbricht, und wenn er dann gegen diesen Schmerz angeht, und doch Frodo folgt - egal, was er sagt - ist dies der erste Schritt auf dem Weg zu Samweis dem Helden.
Diese Szene verstärkt dann nur die Verbundenheit der beiden Hobbits, und die Mühe, die Sam auf sich nimmt. Das ist der Geist des Buches.
Oh je... ich rege mich langsam wieder auf...
Weiterer EDIT:
Ein Vergleich mit Bakshi zeigt jawohl sofort, was man von dem Beitrag halten soll. Und ich würde gerne sehen, wo PJ "ständig" Spielszenen durch FX-Szenen ersetzt. Wo, ja wo? Selbst Gollum ist ja mehr in Spielszenen verstrickt, obwohl er ein Effekt ist.
Da ist einfach jemand von vorneherein sicher gewesen, den Film nicht mögen zu können, und hat dann Gründe gesucht.