Ich denke, auch wenn D&D -auch hierzulande- zu den populärsten Rollenspielen gehört, darf man jedoch nicht gleich denken, dass das Ganze dann auch Massenmarkt-tauglich ist. Zunächst einmal hat man in Deutschland mit einem Platzhirsch (Das Düstere Sehorgan) zu tun, der auch die nächsten Jahre über wohl dominant bleiben wird. Davon abgesehen, ist der g e s a m t e Rollenspielmarkt ein Nischenmarkt, der nur einige tausend Konsumenten bedient. Dafür, dass die Zielgruppe jedoch so klein ist, gibt es jedoch eine erstaunliche Anzahl an Produktvielfalt, so dass sich das für das Hobby reservierte Taschengeld auf viele Hände verteilt. (Wie das im Extremfall ausgehen kann, hat Mitte der 90er die alte Herausgeberfirma von -damals AD&D- TSR gezeigt. Die haben sich durch zu viele Campaignsettings zu viele Nischenkäufer geschaffen, so dass letztlich die Produktionskosten den Ertrag bei weitem überstigen haben-Quelle: D&D Thirty Years of Adventure)
Man hat es also mit vielen Kleinverlagen zu tun. (Und auch F&S wird nicht mit hunderten Mitarbeitern in einem gläsernen Büroturm hausen und auf die mehrere Hektar großen Produktionshallen herniederblicken) Kleinverlage müssen knapp kalkulieren, um Gewinne zu erzielen. Core-Produkte (=Spieler, Spielleiter, Monsterhandbuch) verkaufen sich immer, Ergänzungen (=Complete-Reihe) seltener, Kampagnengrundwerke häufig, Kampagnenergänzungen/Abenteuer meist nur für einen kurzen Zeitraum und dann kaum wieder.
Hinzu kommt, dass auch Übersetzer bezahlt werden wollen, und dass das Ganze dann auch noch mit den Copyright-Inhabern abgestimmt werden muss. Wenn man also als deutscher Lizenznehmer nur eine begrenzte Zielgruppe hat, kann ich es nachvollziehen, wenn man nur die "käuferträchtigsten" Produkte zügig übersetzt, und nicht einfach alles, was in den USA auf den Markt geworfen wird. Darüber hinaus kann ich mir vorstellen, dass die spezielleren Nischenprodukte (Kampagnenerweiterungen, Abenteuer) von vielen, wenn nicht gar den meisten Fanboys (die ja für diesen Teil der Produkte die Zielgruppe sind) auch gerne auf englisch geordert werden, da man a) nicht so lange warten möchte und b) mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch gut englisch kann, wenn man schon mit Rollenspielen und deren nicht immer einfachen Regeln umgehen kann.
BTW, ich finde F&S machen bisher einen verdammt guten Job. Stimmige Übersetzungen, Einarbeitung von Errata, Satz, Druck, Papierqualität... Die lieben halt das, was sie machen.
Gruß,
Alex
P.S.: @AfterBusiness "Die Shift- (gerne auch Umschalt-)Taste ist Dein Freund!