Kapitel 1
Zu Gast bei Familie Graul
11 bis 15 Uctar Das Jahr der Visionen 731 Chondathan
Ich gehe nach Hause und mache meine Kleine dann gleich fertig für den Kindergarten. Mili ist gar nicht begeistert, als ich ihr eröffne, dass Mama wieder mal für etwa einen Zehntag weg muss. Weia, da quengelt sie aber. Och, Mama hat dich doch ganz arg lieb. Zum Glück war ich den letzten Zehntag nur mit ihr zusammen gewesen und wir haben viel gemacht. Das zieht als Argument und die Tränchen halten sich diesmal in Grenzen. Ich bin so froh, als ich ins Bett sinke und in einen traumlosen Schlaf sinke.
Ich schlafe aus und gehe dann in die Archive der Bruderschaft, um etwas über den Hakenberg und die umliegenden Gebiete heraus zu bekommen. Die Grenze zum Waldkönigreich wird von Kreeg Ogern terrorisiert. Das sind äußerst finstere und grausame Oger, die was vom Krieg verstehen. Die Söldnerkompanie der Schwarzen Pfeile hat sich in ihrer Festung am Hakenberg eingegraben und hält den Stamm seit dreißig Jahren mehr oder weniger in Schach. Jedenfalls haben die Überfälle nach Cormyr oder in den Kolonien seit der Errichtung der Festung Rannick, benannt nach dem damaligen Anführer, deutlich nachgelassen. Die Kreeg sind dafür bekannt, dass sie weibliche Gefangene nicht nur essen, sondern sie vorher gerne mit einer Füllung versehen, um dieses schreckliche Detail zu beschreiben. Die Folge davon sind einige Halbogerstämme, welche sich dort herumtreiben und für weiteren Ärger sorgen.
Ich hole schließlich meine Kleine am Abend vom Kindergarten ab, nehme sie zum Einkaufen mit, brauche noch feste Kleidung für unterwegs und verfrachte sie mit ihrem Spielsachen in das Stammhaus der Bruderschaft im Adelsviertel. Mili hat sich inzwischen mit meiner Mentorin Alana angefreundet und ist deswegen etwas weniger traurig, als ich sie ins Bettchen bringe. Ich verabschiede mich noch innig von ihr und singe sie dann in den Schlaf. Schlaf gut, mein kleiner Spatz.
Im Brunnenhaus komme ich als Letzte an, alle anderen sind schon da. Ich verklickere den anderen, was ich noch über den Hakenberg herausgefunden habe und wir besprechen letzte Details. Dolon und Xana brauchen noch Pferde, so ziehen die beiden mit Lia los, um noch welche zu kaufen. Da ich nichts mehr vorhabe, gehe ich zurück in meine Wohnung und gehe früh schlafen, um für morgen fit zu sein.
Entsprechend früh stehe ich auf, schnüre mein Bündel und hole Pferdchen aus dem Mietstall. Fröhlich wiehert meine Stute, als ich sie zum Nordtor lenke und dann zum Tempustempel reite, wo wir uns alle nach und nach treffen. Xana macht einen überaus glücklichen Eindruck und nach wenigen Herzschlägen platzt sie mit der Neuigkeit heraus, dass Serenius sie endlich gefragt hat. Ich quietsche erfreut auf und dann liegen wir uns in den Armen und drücken uns. Wie ich mich für die Halbelfe freue. Nur der Rest der Wagemutigen scheint sich nur verhalten darüber zu freuen.
So haben Xana und ich nun ein großes Thema für die Reise. Bald reisen wir in zwei Gruppen, die Männer und Lia sind etwa dreihundert Schritt voraus und wir beide tratschen hinterher. Es gibt ja soviel zu planen. Von der Länge der Schleppe des Kleides über die Farbe der Bändel, welche die Rollen für die Einladung zusammen halten bis hin, welche Blumen meine kleine Mili streuen soll. Der Rest der Wagemutigen hat kein Interesse an diesen Dingen, Ryan meint sogar, „Dolon, sollte ich jemals sagen, dass ich heiraten möchte, so strecke mich doch bitte mit deiner Axt nieder!“ Unsere Reaktion fällt angemessen aus, wir ignorieren ihn die nächsten zwei Tage komplett. So ein unromantischer Idiot!
Schließlich erreichen wir am Nachmittag des dritten Reisetages eine Fährstation namens Pentaka, so dass wir nicht gezwungen sind, am Ufer des Schimmersees herum zu reiten, was nicht ungefährlich sein soll. Die Schwimmkörper der Fähren sind Schildkrötenpanzer, die so groß wie mein Wohnzimmer sind. Die Überfahrt kostet für uns eine Goldmünze. Diese Schildkröten wurden von einem regionalen Held vor vielen Jahren getötet und jemand fand es wohl eine gute Idee, Fähren daraus zu machen. Im See selbst sollte es noch ein ziemlich großes missgelauntes Exemplar geben, aber das bekommen wir zum Glück nicht zu Gesicht.
Am frühen Abend erreichen wir Schuldfurt, während gerade malerisch die Sonne blutrot neben den Turm des einzigen Tempels, der Waukeen geweiht ist, untergeht. Schuldfurt ist eine unbefestigte Gemeinde mit nur einem Gasthaus, der Schildkrötenstube. Die ist schon gut besucht. Zwei Gardisten der Grauen Brigade sind auch da. Späher einer Einheit, die eine Karawane nach Cormyr begleitet hat und nun in die Kolonien zurückkehrt. Wir finden auch den Architekten Rotur Talawan, welcher diesen Ort zu einem Handelsposten für die Gemeinschaft der Fünf ausbauen soll, ein Teil des Plans, den Holger Hohlstein verfolgt und den wir hier forcieren sollen.
Die schwarzen Pfeile haben sich schon seit Wochen nicht mehr blicken lassen, alle meinen, wegen des seit zwei Wochen wütenden Herbstregens, was ein für diese Region normales Phänomen für diese Zeit ist, wenn auch der Regen dieses Jahr doch etwas heftiger als sonst ausfällt. Der Weg zur Feste führt dem Schlädelfluss entlang, der durch ein uraltes Wehr reguliert wird, das wohl einst von Riesen gebaut wurde, als diese noch wirklich zahlreich und zivilisiert waren. Aber es gibt dort eine Vorrichtung, die das Überlaufen verhindert, in dem ein Wehr geöffnet wird, was dann eine kleine Flutwelle entlang des Flusses auslöst, welche dann alle Reisenden vom Weg weggespült. Deswegen will auch zurzeit niemand dort hoch gehen, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist. Wir beschließen, dieses Risiko einzugehen und Morgen früh weiter aufzubrechen. Wir schnappen noch eine Geschichte über Vaslo Zar auf, der im Ort negativ aufgefallen ist, in dem er das mobile schwimmende Bordell einer gewissen Lucrezia versenkt hat, weil die angeblich ein überaus finsteres Wesen gewesen sein soll. Die Leute allerdings fanden das nicht so toll, das einzige Bordell im Umkreis mehrerer Tagesreisen auf den Grund des Sees zu schicken. Vaslo und Lucrezia wurden seitdem auch nicht mehr gesehen. Glücksbote Ryan nutzt die Gelegenheit, die Späherin der Grauen Brigade abzuschleppen. Und es später deutlich zu hören, was die beiden miteinander treiben.