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Autor Thema: Der Test der Zeit  (Gelesen 113988 mal)

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Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #150 am: 29. September 2008, 13:07:02 »
15. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan Anwesen der Familie Jermadan

Die Gräfin hält etwas belanglosen Smalltalk mit unserem Advokaten, dann wird zu Tisch gebeten. Auch wir Gehilfinnen dürfen an der Tafel Platz nehmen und setzen uns neben unseren Meister. Die Gerichte sind einfach und nicht wirklich zu einem Haushalt von Adligen passend. Das gleiche hätte es bei mir auch gegeben. Seltsam.

Lakara schäkert während des Essens mit Dolon, der sich als Brian ausgibt, aber immer noch als Tempuspriester zu erkennen ist. Lagram mustert uns die ganze Zeit, aber höchst griesgrämig. Das ist ein echt seltsamer Typ in einem wirklich seltsamen Haushalt. Ich bin die ganze Zeit am Überlegen, was es mit dieser Familie auf sich haben könnte. Adlig aus der alten Heimat, aber die Augenform und spitzen Ohren von Lakara lassen auf elfische Vorfahren schließen. Wir erinnern uns, dass es zwischen dem alten Nikkerymath, dem Reich der Elfen, und Jhaamdath, unserer alten Heimat, selten mal Frieden gegeben hat. Ob es tatsächlich Vampire sind, wie manche Gerüchte behaupten? Aussehen tun sie jedenfalls wie in den Balladen, aber was kann man schon auf die Dichtung von Barden geben?

Ich bin wirklich froh, als das Essen endlich beendet ist. Die junge unverheiratete Lakara überredet den Schlachtenrufer zu einem Spaziergang in den Garten, Lagram will Xana die Ahnengalerie im Keller zeigen. Bei mir gehen alle Alarmzeichen auf Rot, aber niemand achtet auf meine verneinenden Gesten. Nicht gut! Aber wenigstens kann ich mich an unser Ziel, Hauptmann Alvek, heranpirschen und ihm ein loses Haar von seiner Jacke stibitzen. Damit hätten wir unser Ziel ja erreicht. Wir anderen begleiten die Gräfin und den Advokaten ins Arbeitszimmer. Die beiden beginnen sich über andere Adelsfamilien zu unterhalten. Ich höre nur mit einem Ohr zu und studiere den an eine Wand gemalten Stammbaum der Familie. Einen Ähnlichen habe ich ja schon gesehen, den hat mir Bruder Karas gezeigt. Aber der hier ist detaillierter und um einige Einträge reicher. Ich versuche mir so viel wie möglich davon einzuprägen.

Als die Sache endlich interessant wird, kommt Xana blutend in den Raum gestolpert. Sie hat ein dickes Veilchen über dem linken Auge und am rechten Arm einen tiefen Schnitt, der stark blutet. Hinter ihr kommt Lagram mit einem Schwert herein gestürmt. Ich eile zu Xana und sage „Alles wird gut!“, die Wunde am Arm schließt sich wieder und auch das Veilchen wird deutlich kleiner. „Attentäter!“, brüllt Lagram und es gibt ein kurzes Durcheinander, in das schließlich die Gräfin Ordnung bringt. Sieht so aus, als ob wir aufgeflogen wären.

„Attentäter sind wir nicht, aber auch nicht die Gehilfen vom Advokaten. Ich gebe es zu, wir waren neugierig, das Anwesen der Jermadans mal von innen zu sehen. Es gibt ja so viele gruselige Geschichten darüber.“ Das ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber weglassen von Details ist ja keine Lüge. Die Gräfin schaut mich durchdringend an, scheint meine Geschichte aber schließlich zu schlucken. Lagram besteht aber darauf, die Schildwache zu rufen. „Nur zu, mal sehen, was die dazu sagen, wenn alte Lustgreise arme Mädchen in den Keller locken und mit scharfen Waffen angreifen!“ Xana bemüht sich, besonders wehleidig zu wirken, worin sie ja wirklich große Übung hat. Unsicher wechselt sein Blick vom blutigen Schwert in seiner Hand zu mir und Xana.

„Verschwindet doch einfach endlich!“, schreit er uns an und wir lassen uns das nicht zweimal sagen. Auch Dolon kommt unverletzt aus dem Garten und wir werden in die Kutsche verfrachtet. Dolon weiß zu erzählen, dass im Garten ein sprechender Baum steht, der von sich behauptet, der angeblich verstorbene Thorwald zu sein. Hä? Sprechende Bäume? Lia meint, dass es so was im Wald durchaus gibt und mächtige Druiden sich auch in solche verwandeln können. Aha? Und obendrein würden Spaßmacher und zwei seiner finsteren Gesellen sich im Garten herumtreiben. Das sind keine guten Nachrichten. Diese kleine geflügelte Ratte treibt sich also hier immer noch herum. Wehe, wenn sich das Mistvieh an meiner Tochter vergreift, dann setzt es aber mehr als nur Prügel. Finsternis!

Dann werden wir aus der Kutsche geworfen und Advokat Jeremias Holm verabschiedet sich nicht gerade freundlich von uns. Ja, wir waren wirklich nicht nett zu ihm. Tut mir Leid! Wie auch immer, ich eile zuerst zu Bruder Karas und gebe dort das Haar ab. Dann auf zum Dienst. Das wird noch eine lange Nacht. Hauptfrau Freya ist nicht glücklich, dass unsere Ermittlungen ins Leere gelaufen sind. Aber man kann ja nicht jeden Tag Glück haben.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #151 am: 01. Oktober 2008, 14:12:07 »
16 bis 26. Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Es stellt sich heraus, dass die Haare von Hauptmann Alvec zu einem Menschen gehören. Aber er steht unter einem psionischen Bann. Aha? Nun gut, Bruder Karas gibt mir eine Phiole mit einer Flüssigkeit, welche den Bann brechen kann, wenn man sie über ihn ausleert. Vielen Dank für die Hilfe. Ich verklickere die Neuigkeiten den anderen. Ich wäre ja dafür, dass wir uns in das Adelsviertel hereinschleichen und die Phiole einfach über Hauptmann Alvec ausleeren. Aber Glücksbote Ryan spielt mal wieder den Zauderer. So langsam komme ich zu dem Schluss, dass er nur ne große Klappe hat, aber nichts dahinter. Ein Mann der lächelnden Göttin sollte aktiver sein Glück suchen und nicht immer dazu mahnen, abzuwarten. Auch Schlachtenrufer Dolon ist dafür, erstmal abzuwarten. Vielleicht meldet sich ja Lakara bei ihm am Tempel und es ergibt so eine ungefährliche Möglichkeit. Nun gut, ich setze der Sache eine Frist von einem Zehntag. Warten wir eben.

Auch ist im Gespräch Thorwald, den Baum und angeblich toten Ehemann der Gräfin aufzusuchen. Davon halte ich jetzt gar nichts. Selbst wenn wir es bis dahin schaffen sollten, wir müssen uns ja nur an drei Feen vorbei schleichen, warum sollte Thorwald noch mit uns reden, wo wir jetzt als Betrüger aufgeflogen sind? Aber ich bin in der Minderheit und so schickt Lia ihren Rabenfreund los, der aber unverrichteter Dinge zurück kommt. Das einzige was wir noch in Erfahrung bringen, ist, dass die Familie in der alten Heimat den Hain von Tremel als Lehen hatte. Das war ein Waldgebiet an der Grenze zum Nikkerymath, das am Anfang des Krieges in Flammen aufging. Aha?

Die nächsten Tage verlaufen ohne große Aufregung. Wir verrichten unseren Dienst, schlichten Streit, zeigen Präsenz und hauen Störenfrieden auf die Finger. Und obwohl wir nicht allzu viel dabei machen, bin ich jeden Morgen geschlaucht. Ich mache dann noch meinen kleinen Schatz fertig, mache ihr Frühstück, das wir gemeinsam essen, dann bringe ich sie in den Schrein und ich geh ins Bett, um etwas Ruhe zu finden. Allzu lange werde ich das zum Glück nicht machen müssen. Der Zehntag verstreicht, ohne dass etwas passiert.

Somit haben die Zauderer eine ganze Woche vertan. Nun, es ist Zeit zu handeln. Ich setze mich nun endlich mit meinem Plan durch und Xana und ich verkleiden uns als Dienstmägde. Die anderen sind zu vorsichtig oder zu stolz, um sich zu verkleiden. Die hübsche Halbelfe und ich sollten aber Manns genug sein, diese notwendige Arbeit zu erledigen. Nach Dienstschluss verkleiden wir uns als Dienstmägde, füllen Körbe mit frischen Lebensmitteln und spazieren schwatzend einfach durch das Tor zum Adelsviertel. Man muss eben nur den Anschein erwecken, dazu zu gehören und man kommt überall rein. Eine alte Diebesweisheit.

Wir gehen in den Park des Viertels, da hier die Straße vom Anwesen der Jermardans zur Klingenfeste vorbei führt, wo ja bekanntlich Hauptmann Alvec aka Racardo der Meisterdieb arbeitet. Und wir müssen tatsächlich nicht allzu lange warten, da kommt er auf seinem prächtigen Ross auch schon vorbei geritten. Ich fummle die Phiole heraus und entkorke sie. Wir laufen ihm entgegen und als wir auf gleicher Höhe sind, schütte ich ihm das Zeug auf den Körper. Er stöhnt auf, verdreht die Augen und kippt kraftlos aus dem Sattel. Weia!

Ich bin zu schwach und nicht blöd genug, um einen gerüsteten Mann auffangen zu wollen, aber ich kann verhindern, dass sein Kopf aufschlägt. Überrascht schaut er mich an, schließt dann die Augen und massiert sich die Schläfen. „Was ist passiert?“
„Ihr standet unter einem Bann.“
„Ja, so langsam erinnere ich mich wieder.“ Mühsam rappelt er sich mit meiner Hilfe auf. „Ich erkläre euch alles später, kennt ihr das Brunnenhaus? Treffen wir uns dort zur fünften Mittagsstunde.“ Und ob ich das kenne.

Mit versammelter Mannschaft tauchen wir dort dann auf und können Klartext reden. Racardo war wirklich in der Klingenfeste gewesen, sogar in die Schatzkammer der Herzogin war er gekommen, wo einige seiner Sachen gelagert waren. Leider befindet sich dort ein Kristallgolem, ein sehr spezieller Golem, der sehr alt ist und noch aus der Zeit vor der Flutwelle stammt. Dieser Golem hat einen Bann über ihn verhängt, der ihn zwang, der Herzogin zu dienen. Warum sie so scharf darauf ist, einen Meisterdieb zu einem ihrer Hauptleute zu machen, ist mir nicht ganz klar. Ihm leider auch nicht. Um seinen Posten als Hauptmann zu rechtfertigen, brauchte er einen adligen Hintergrund und da kamen die Jermadans ins Spiel. Ein altes Geschlecht und wohl der Herzogin verpflichtet. Auf dieser Familie liegt seit dem Krieg ein Fluch. Einst hat der Hain von Tremel ein Feenkönigreich beherbergt, mit dessen Herrscherhaus die Familie verwandt ist, deshalb auch die Langlebigkeit und das exotische Aussehen. Als der Hain abgebrannt wurde, waren die Jermadans in irgendeiner Form beteiligt, ob nun allein dadurch, dass sie nicht in der Lage gewesen sind, es zu verhindern oder aktiv, kann er nicht sagen, immerhin war das vor über tausend Jahren.

Aber seit jener Begebenheit liegt ein Fluch auf der Familie, da bei dem Feuer die Feenkönigin starb. Sie verdammte jedes männliche Mitglied der Familie dazu, sich ab einem gewissen Alter in einem Baum zu verwandeln. Deswegen wohl auch der Baum auf dem Familienwappen. Welch Sarkasmus. Nun, das bringt ja nun einiges Licht ins Dunkel. Aber wir haben ja noch ein Problem mit der Klingenfeste. Und Racardo weiß durchaus Rat.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #152 am: 06. Oktober 2008, 11:39:43 »
27. bis 29 Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Racardo gelingt es seine Tarnung aufrecht zu erhalten und er erwirkt unsere Versetzung in die Klingenfeste. Das war ja jetzt gar nicht so schwer. Hüstel! Einen wichtigen Schritt haben wir nun geschafft. Und der Meisterdieb hat auch noch Pläne von der Schatzkammer. Der Eingangsbereich ist tricky, da sich hier die Wände verschieben können, ein Fehler bei der Manipulation des Schlosses und man ist Matsch! Finsternis!

Aber er hat einen Plan vom Aufbau des Schlosses und wie man es manipulieren kann. Es ist recht kompliziert, da man irgendwelche Knöpfe und Hebel drücken muss, um den Druck in der Leitung um 50 Punkte zu reduzieren. Aber fällt der Druck bei einer Leitung unter 20, werden die Wände entriegelt und man ist platt wie ne Flunder. Dahinter gibt es noch nen Wächter, den es zu besiegen gilt. Es gibt mehrere Räume, darunter auch ein Archiv. Und natürlich das Sicherheitslager, wo sich unsere grüne Kugel befindet. Dort ist auch der Kristallgolem, den wir wohl oder übel zerstören müssen, wenn wir nicht Racardos Schicksal teilen wollen.

Vor dem Komplex, der wenn die Sicherheitstüren zu sind, schalldicht sind, stehen noch zwei menschliche Wächter, aber die kann man durch andere Befehle wegschicken. Oftmals gibt es im Dienstplan einen Fehler und die Leute suchen sich dann die angenehmere oder interessantere Arbeit aus. Und es gibt nichts Langweiligeres, als etwas im Innern einer Festung zu bewachen. Dazu muss ich nur die Dienstpläne stehlen, der Rest macht dann Racardo.

Um unsere Flucht zu tarnen, werden wir wohl den Behir etwas verprügeln müssen. Der Behir ist darauf trainiert, ab einem gewissen Verletzungsgrad zu fliehen und zu einem Brunnen zu eilen, dessen Wasser ihn heilt. Er gibt uns ein Mittel, mit dem wir die Heilwirkung neutralisieren können. Es ist nicht notwendig den Behir zu töten, da dieser dann fliehen wird. Der Trainer hängt sehr an seinem Liebling. Nun gut. Sieht so aus, als hätten wir einen Plan.

Schon am übernächsten Tag treten wir unseren Dienst in der Klingenfeste an. Tagdienst, was natürlich toll ist, da ich wieder Zeit für meine Kleine habe, die schon wieder mächtig knatschig auf mich ist. „Mama immer arbeiten. Böse!“

Wir werden Hauptmann Zorgan zugeteilt, einem alten Veteranen, der für die Gefangenenbewachung zuständig ist. Er redet mit weitausholenden Gesten und eines seiner Beine ist aus Holz. Er erklärt uns, was wir zu tun haben. Ist nicht viel. Aufpassen, dass keine Gefangenen aus den Löchern kommen und Essen herunter lassen. Also nichts, was wirklich problematisch ist. Problematisch wird es erst, als wir den ersten Gefangen nach unten schaffen müssen. Nämlich den Verrückten Zarbos. Eigentlich ist er ganz harmlos, nur wenn er mehr als Zehn Liter Bier trinkt, wird er unangenehm, und irgendjemand scheint ihm ein Fässchen zum Frühstück spendiert zu haben.

Ein Gitterwagen fährt vor und unsere beiden Priester dürfen mit Fangkragen bewaffnet ihn in Empfang nehmen. Der Kerl muss Riesenblut in seinen Adern haben, denn er ist mehr als einen Schritt größer als ich. Wir Mädels schnappen uns Treibstangen. Ich habe das Vergnügen, das Schloss zu öffnen. Leider gelingt es ihm, meine Hand zu packen und er zieht mich mit einem Ruck in den Wagen. Aua!

Ich kann mich noch gerade loswinden und öffne dann das Schloss endgültig. Ryan und Dolon versuchen ihn mit dem Kragen zu fangen, gemeinsam schaffen sie das sogar, aber der Kerl ist stärker als zwei Männer und schiebt sie einfach vor sich her. Dann zerbricht er das Ding einfach und kommt frei. Ich zücke eine Speckschwarte und versuche den Boden unter ihm rutschig zu machen, das klappt aber nicht. Dämliche Rüstung! Ich brauche unbedingt viel Gold, um sie weiter zu verzaubern, sodass sie mich nicht mehr behindern wird.

Xana bekommt so langsam Panik und spickt ihn mit grünen Geschossen. „Ihr sollt ihn nicht töten!“, brüllt Hauptmann Zorgan. Der hat gut reden. Dolon und Ryan versuchen ihn zu provozieren und er tappt ihnen hinter her. Ich hau dem Kerl mit aller Wucht meine Stange über den Schädel, um ihn etwas zur Räson zu bringen. Das gibt ne dicke Beule, behindert ihn aber nicht wirklich. So ein Dickschädel! Wir brauchen noch einige Knüffe, um ihn langsam aber sicher nieder zu knüppeln, bis er endlich ruhig gestellt ist. Er bekommt Ketten angelegt und Ryan heilt seine Wunden. Dann werfen ihn wir in die Zelle und Xanas Federfall sorgt dafür, dass er weich landet. Puh!

Nach der Aufregung verdrücke ich mich erstmal und suche die Schreibstube auf. Hier sind drei Schreiber am Werk, die mich aber nicht weiter beachten. Ich drücke mich etwas herum, tauche dann zwischen den Tischen ab  und stibitze schließlich die Wachpläne in einem unbeobachteten Moment für den Posten zum Schatzraum. So, das wäre erledigt.

Gespielt am  31.05.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Kaira ( Schurke 4/ Seher 1/ Unseen Seer 2), Lia (Waldläufer 3/Kriegsmager 3), Ryan (Kleriker 6), Xana (Hexenmeister 5/ Unbändige Magierin 2) Dolon (Kleriker 6)
Erfahrungspunkte: 500 Pauschal für jeden, gab ja groß nix.
Überwundene Gegner
1 renitenter Gefangener Halbriese?
Beute
Ein Haar des Meisterdiebes
Die Wachpläne

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #153 am: 08. Oktober 2008, 14:40:12 »
Kapitel 11
Der Wald der lebenden Leichen

30 Eleint Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Mein kleiner Fratz jagt mich schon zu früher Stunde aus dem Bett. So was auch, kann dieser kleine Schlingel nicht einmal ausschlafen? Wohl nicht. Ich mach sie fertig und dann frühstücken wir zusammen, als es draußen an der Tür klopft. Wer mag das zu so früher Stunde sein? Doch nicht etwa ein Assassine? Nein, es ist Racardo und er hat verdammt schlechte Nachrichten. Er ist bei den Jermadans aufgeflogen. Das ist nicht gut. Die Jermadans drohen damit, ihn bloß zu stellen. Aber sie haben angedeutet, dass man etwas für sie erledigen könnte. Er hat dafür gesorgt, dass Lia und ich für den nächsten Zehntag vom Dienst befreit sind, um eine geheime Mission zu erledigen. Wir verabreden uns zur zweiten Mittagsstunde im Brunnenhaus, um unsere Geschichten abzugleichen, falls die Jermadans unserem Tun auf den Grund gehen wollen.

Ich bringe meinen kleinen Floh in den Kindergarten und erledige danach notwendige Arbeiten im Haushalt. Nachdem das getan ist, sammle ich Lia auf, erkläre ihr was Sache ist und gemeinsam gehen wir zum Brunnenhaus. Racardo sitzt an seinem Stammplatz und wir überlegen uns eine glaubwürdige Geschichte. Wir sind Schildwächter geworden, um in die Klingenfeste zu kommen und um dort eine der Gefangenenzellen untersuchen zu können, wo ein Gefangener ein Teil einer Schatzkarte verewigt hat. Ist recht nah an der Wahrheit, gefährdet aber unsere eigentliche Mission nicht. Wir verabreden uns gegen Dämmerung vor dem Anwesen der Jermadans.

Ich hole meine Kleine früh ab und spiele etwas mit ihr, bevor ich sie dann ins Bettchen bringe. Ohne Probleme schlüpfen Lia und ich ins Adelsviertel und werden dann auf das Anwesen der Jermadans geleitet. Diesmal geht es in den wilden Garten. Bei dem Baum, von dem Dolon erzählt hat, erwartet uns im Kreise ihrer Familie die Gräfin. Emalia Jermadan redet Klartext mit uns. Entweder wir erledigen für sie eine Gefälligkeit oder wir fliegen auf. Die ganze Zeit umtanzt mich der fratzenschneidende Spaßmacher und streckt mir hier und da die Zunge raus. Blödes Vieh. Ich war viel zu milde mit ihm. Die Zeit des Nachdenkens hat ihm wohl nichts genützt. Die Vorurteile über Feen scheinen doch nicht nur auf Mutmaßungen zu beruhen, sondern auf Tatsachen. Inzwischen ist er in Begleitung von drei weiteren Feen, die werden hier ja immer mehr. Auch werden wir dazu genötigt, zu schwören, dass wir über die uns nun bekannten Familiengeheimnisse Stillschweigen haben. Aber ich denke bei mir, dass wir ihnen eh nicht schaden könnten, die Familie gilt doch eh schon allgemein mit Teufeln, Dämonen und Feen im Bunde.

Wir werden zu einem etwa fünf Jahre alten Jungen namens Alani gebracht. Er leidet jetzt schon unter dem Fluch, obwohl er nur ein entfernter Verwandter ist und der Fluch bei seinem Vater noch nicht gewirkt hat. Es gäbe im Johaltal einen Wald, wo sich einige Baumälteste verstecken und die ein Mittel kennen würden, diesen Zustand zu verlangsamen. Der Junge tut mir ja so leid. Es muss doch wehtun, wenn die Haut zu Rinde wird. Der arme Junge. Aber der Wald befindet sich drei stramme Tagesritte von hier und das bedeutet, dass ich mein kleines Töchterlein wieder alleine lassen muss. Oh nein, dafür wird sie mich hassen! Mir zerreißt es beinahe das Herz, als ich mein Einverständnis mitteile, dass wir diesen Auftrag übernehmen werden. Medizin gegen stillschweigende Duldung. Nun, sieht nicht so aus, als ob wir eine Alternative hätten.

Wir werden aus diesem verwunschenen Garten wieder herausgeleitet und ich atme auf, als wir auf der Straße stehen. Wir machen aus, dass wir am Morgen des ersten Marpenot aufbrechen werden, da morgen ja das Fest ist. Ich verabschiede mich von Lia und eile zum Anwesen meiner Bruderschaft. Da sage ich erstmal Bescheid, dass ich für einige Tage die Stadt verlassen muss, um Medizin für einen Adligen besorgen muss. Auch mache ich mich über das Johaltal schlau. Ich finde sogar was. Vor etwa mehr als zehn Jahren haben dort Räuber gehaust, welche in regelmäßigen Abständen die Handelsstraße zwischen den Kolonien überfallen haben. Schließlich heuerten erboste Händler einer Söldnertruppe an, welche sich des Problems annahm. Es gab wohl einige blutige Gefechte und viele starben. Allerdings fanden die Toten nicht unbedingt die ewige Ruhe, denn sie wandeln immer noch durch die Wälder. Finsternis!
« Letzte Änderung: 08. Oktober 2008, 20:49:52 von Nakago »

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #154 am: 10. Oktober 2008, 12:41:58 »
1 bis 3 Marpenot Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Ich bin froh, dass ich gestern mit meiner Kleinen einen wirklich vergnüglichen Tag verbringen konnte. Nicht, dass sie heute Morgen trotzdem nicht unglaublich knatschig ist.
„Warum kann Onkel Ryan das nicht machen? Er ist groß und stark!“
„Weil Onkel Ryan nur eine große Klappe hat und so gut wie nichts dahinter ist.“
„Och! Und Onkel Dolon?`“
„Der ist gut darin, Tempelhöfe zu kehren. Und Sachen kaputt zu machen. Aber hier geht darum einem kranken Jungen Medizin zu bringen.“
„Och, will aber nicht, dass du gehst!“
„Ich muss aber, Kleines. Der Junge hat große Schmerzen und braucht seine Medizin. Und nur Lia und ich können das bewerkstelligen.“
„Menno!“
Ich drücke meine Kleine ein letztes Mal, gebe ihr ein Dutzend Küsschen und nehme ihr das Versprechen ab, immer brav zu sein und auf Tante Alana zu hören.

Der Erste Marpenot ist seit jeher der Tag des Aufbruchs. Viele Erntearbeiter beginnen nun ihren Rückweg, Händler brechen ihre Zelte in fremde Gefilde ab und machen sich auf den Heimweg. So ist es kein Wunder, dass die Straßen nach außerhalb verstopft sind. Wieder hilft uns der Bonus, zur Schildwacht zu gehören und auf „geheimer“ Mission zu sein an den Schlange der Leute vorbei nach draußen. Lia bestimmt das Tempo, da sie einfühlsamer mit Tieren umgehen kann und weiß, wie weit sie zu belasten sind. Wir machen gut Strecke und erreichen nach drei forschen, aber ereignislosen Tagesritten das Tal von Johal. Die Gegend darum ist besiedelt und wir geben unsere Pferde dort bei einem Schäfer in Obhut. Zuerst will er eine Goldmünze pro Tag haben, spinnt wohl, ich handle ihn auf ein Silber herunter und das ist noch viel zu viel.

Die Wälder machen von außen den Eindruck, als ob sie ganz normale Wälder sind. Lia übernimmt als Waldläuferin die Führung und ich schleiche hinter ihr her. Am Waldrand sind die Spuren von Forstwirtschaft zu sehen, aber bald finden wir uns in einem Urwald wieder, in den sich kein lebendiger Mensch verirrt. Schon bald sehen wir den ersten Toten, ein Skelett, das an einen Baum gelehnt sitzt und uns träge beobachtet, indem es Kopf in unsere Richtung bewegt. Wir machen uns kampfbereit und ich hole meinen Streitkolben heraus. Aber das Skelett bleibt sitzen und wir laufen vorsichtig weiter. Immer wieder kommen wir an Skeletten vorbei, die aber nicht mehr tun, als uns zu beobachten. Wir rätseln darüber, ob ein Nekromant in der Lage wäre, die leeren Augenhöhlen von Untoten als Augen zu benutzen, in dem er sich von Ferne in ihr nicht vorhanden Gehirne einlinkt. Wir kommen zu dem Schluss, dass dies wohl eher nicht der Fall ist. Hoffe ich zumindest.

Wir kommen an eine Lichtung vorbei, wo eine Mühle steht, die inzwischen total verfallen ist. Wohl das ehemalige Versteck der Räuber. Ich frage mich, wer mitten im Wald eine Windmühle baut. Sicherlich kein Müller. Aber welche Art von Maschine wurde dann dort mit Windkraft angetrieben? Ich bin zwar neugierig, aber wir haben etwas anderes zu tun, als ominöse Windmühlen zu untersuchen.

Schließlich führt Lia uns mit ihren überragenden Waldläuferfähigkeiten zum Hain der drei Baumältesten. Das sind große knorrige Bäume, die auf ihren Wurzeln gehen können. Ich knickse vor den dreien und übernehme auf elfisch das Reden. Die drei Wurzelältesten sind etwas ungehalten über unser Eindringen. Auch finden sie den Fluch, der auf den Jermadans lastet, eigentlich noch viel zu Milde an. Aber nach etwas hin und her kommen wir zu einer Übereinkunft. Es würde eine böse Kraft von der alten Mühle ausgehen, wenn wir diese beseitigen würden, dann gäbe es die notwendige Medizin für uns. Nun gut, da haben wir wohl ein Geschäft. Es gäbe da noch einen gewissen Baron Velja, der uns vielleicht helfen könnte. Nun gut, wir bekommen eine grobe Beschreibung, wo wir den Kerl finden, und machen uns auf den Weg.

Nach etwa einer dreiviertel Stunde Fußmarsch erreichen wir einen alten Friedhof wo ein skelettierter Untoter in Ritterrüstung auf einem improvisierten Thron aus Überresten von Särgen und Grabplatten thront. Baron Velja ist ein großer Verehrer von Myrkul, der für seine Verdienste als Kämpfer im Dienste seiner Kirche mit Untotsein belohnt worden ist, erklärt er uns mit seiner knochigen Stimme. Er wartet nun auf die längste Nacht mit der dunkelsten Stunde, um sich mit seinen untoten Heerscharen zu erheben. Finsternis!

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #155 am: 13. Oktober 2008, 12:39:57 »
3 Marpenot Das Jahr der Visionen 731 TZ Jondaltal

Aber er gibt uns die Erlaubnis, die Mühle zu betreten und seine Diener werden uns in Ruhe lassen. Allerdings hat er keinen Einfluss auf die Untoten in der Mühle selbst. Einst hatte dort ein Nekromant residiert, der hat dort etwas hinterlassen, was die Untoten anzieht. Eine Art magische Quelle. Aber inzwischen sei eine andere Komponente dazu gekommen, welche die Quelle schwächt und sie wohl mit der Zeit zu etwas anderem macht. Nun, danach werden wir schauen. Ich bin echt froh, als wir den Friedhof lebendig verlassen. Und zum ersten Mal haben wir von der längsten Nacht ungefragt von einer anderen Quelle erfahren. Die Sache ist verdammt ernst, wenn sich dabei untote Horden erheben werden. Verdammnis!

Schließlich erreichen wir die Mühle oder was davon übrig ist. Der Turm ragt zerfallen vor uns auf. Zwei der Flügel des Windrades sind abgebrochen, die anderen sind schwer beschädigt und werden wohl auch bald zu Boden fallen. Ich führe mein heiliges Symbol der Tymora an Mund, Stirn und Brust und spreche ein kurzes Gebet, auf dass die Dame uns lächeln möge. Wir ziehen unsere Waffen und bewegen uns vorsichtig hinein. Ein Teil des Anbaus ist zerfallen, überall sind Spinnweben zu sehen, in denen verdammt große rote Spinnen hocken, deren Leiber größer als meine Handfläche sind. Iiiks! Da krabbelt es bei mir überall. Die Spinnen im Auge behaltend, versuchen wir zum Mühlenturm zu kommen, aber da! Bewegung in den Trümmern, die auseinander brechen und ein Skelett erhebt sich, dass über und über mit Spinnenweben behangen ist. Und im Inneren scheint es von kleinen Spinnen zu wimmeln. Iiiks!

Lia verhakt die Hände und schreit: „Brenne!“ Ein Feuerlohe prasselt über das Skelett hinweg und es beginnt zu kokeln. Ich mache mit meiner linken Hand eine schnelle ziehende Bewegung. „Breche!“ Und tatsächlich löst sich eine Rippe aus dem Brustkorb. Die Elfe wird angegriffen und wird verletzt, sie taumelt zurück und revanchiert sich mit einer kleinen Kugel aus Feuer. Ich breche dem Ding eine weitere Rippe mit meinem Zauber und Lia duckt sich unter den Schlägen hinweg. Eine weitere Kugel aus Feuer lässt das Skelett endgültig auseinander brechen, aber dann krabbeln unzählige kleine Spinnen heraus und auf uns zu. Bevor sie mich erreichen, beginne ich zu schreien und mein magisch verstärkter Schrei lässt die Spinnen auseinander brechen. Die Reste werden von einer flammenden Lohe aus Lias Händen hinweggefegt. Haben sie nun davon.

Ohne weitere Zwischenfälle der grusligen Art erreichen wir den Mühlenturm. Hier ist die Mechanik zu sehen. Einen Mühlstein gibt es wahrlich nicht, nur eine Apparatur mit vielen Zahnrädern, Ketten und Hebeln. Ich kann keinerlei Sinn darin erkennen. Auf einem Tisch liegt eine bandagierte Leiche, die von Stahlfesseln gehalten wird. Ein Abgang nach unten ist nicht zu sehen. Weiter oben gibt es auch nichts aus Stangen, Zahnräder und Ketten. Nichts was wie eine Quelle der Macht aussieht. Also muss es wohl nach unten weiter gehen. „Lia, tu mir einen gefallen und köpfe diese Leiche für alle Fälle!“, meine ich und sehe mich nach einer Falltüre nach unten um. Alles ist voller Staub, die Dielen sind brüchig und wirklich sicher ist es nur auf den Querbalken unter mir.

„Ahh!“ Lia schreit auf, als die Leiche sich aus ihren Schnallen löst und sie haut. Verdammnis! „Schild!“ eine schillernde Scheibe schützt meinen Arm, während Lia sich versucht zu sammeln. Aber sie ist schwer angeschlagen. Ich eile ihr zu Hilfe und lenke die Mumie ab. Während wir einige Hiebe austauschen, komme ich kaum durch die dicken Bandagen durch und ich muss einiges einstecken, heilt sich Lia so gut es geht mit zwei Tränken und feuert ihre gesamten Vorrat an Feuerkugeln ab, was Teile der Mumie in Flammen setzt, aber sie nicht wirklich zu behindern scheint. Dann kommt sie mir zu Hilfe. Jetzt ist die Mumie flankiert und ich spreche meinen Zauber „Verletztlich!“ Zielsicher reist nun mein Rapier eine große Wunde in den vertrockneten Körper. Aber gleich darauf geht Lia von der Mumie niedergestreckt wieder zu Boden. Verdammnis!

Ich gehe immer vorsichtig einen Schritt zurück und locke die Mumie so von Lia zurück. Dann mache ich eine Rolle vorwärts vorbei an der Mumie und sage „Alles wird gut!“ Heilende Magie strömt in Lia und bringt sie auf die Beine. Ich halte die Mumie ein weiteres Mal auf und Lia flankiert sie in alt bekannter Manier. Diesmal muss ich nicht mal etwas sagen, da ich diesen Zauber nun in absoluter Stille spreche. Präzise fährt mein Rapier in die Höhe des Herzens. Ich treffe so gut, dass ich meine Handschuhe der Zerstörung einsetze und die magische Energie zerreißt die Mumie von innen. Angekokelte Bandagen regnen herunter und die Mumie ist nicht mehr. Tymora sei gepriesen, denn sie lächelt wahrlich den Mutigen.

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Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #156 am: 15. Oktober 2008, 14:41:35 »
4 Marpenot Das Jahr der Visionen 731 TZ Jondaltal

Schwer angeschlagen und bar jedes Zaubers ziehen wir uns zurück und ich heile mich und Lia erstmal etwas. Aber dann sind die Ladungen des Gürtels der Heilung erstmal erschöpft und wir ziehen uns auf einen lauschigen Baum in der Nähe zurück. Umgeben von herumwandernden Untoten, die uns aber wie versprochen nichts tun, verbringen wir eine doch etwas unruhige Nacht auf dem Baum. Am nächsten Morgen memoriere ich meine Zauber etwas um, damit wir etwas mehr Schlagkraft haben.

Ausgeruht und frischen Mutes machen wir uns auf die Suche nach einem Zugang nach unten. Schließlich breche ich beinahe ein und wir sehen den Keller, der voll von zerschlagenen Kisten ist. Und es stinkt furchtbar. Wir sehen einige Untote in Deckung huschen, die sind so schnell, das mein flugs aufgelegter Pfeil daneben geht. Sie verhöhnen uns und unterstellen, dass wir ihren Schatz rauben wollen. Nun, jetzt schon. Nach etwas hin und her kommen sie hoch gewuselt und zeigen uns so, wo die verdammte Falltüre unter dem Staub versteckt lag. „Schild!“ Aber trotzdem berührt mich eines dieser Viecher und ich bin für kurze Zeit vollkommen erstart. Oh, Tymora, lass dies nicht mein Ende sein.

Lia spickt ihre Ziele mit Pfeilen und hat so die ungeteilte Aufmerksamkeit der Untoten. Danke! Die folgen ihr nach und nehmen sie schließlich in die Zange. Aber sie springt einfach in das Loch, Dank ihrer magischen Schuhe passiert auch nichts. Und ich kann mich nun endlich wieder bewegen. Keinen Herzschlag zu früh, meint doch einer Untoten mich umklammern und beißen zu müssen. Aua! Aber ich kann mich aus seinem Griff befreien und gebe ihm ehrlichen Stahl zu kosten. Lia kommt wieder nach oben und verwandelt einen Untoten nach dem anderen in ein Nadelkissen, während ich sie beschäftigt halte. Schließlich geht auch der letzte zu Boden. Puh!

Das war jetzt knapp gewesen. Ich verteile die letzten Ladungen aus dem Gürtel und wir schleichen uns nach unten. Es gibt einen abgedeckten Brunnen und hier gibt es noch einen weiteren Teil der Maschine, die über dem Brunnen endet. Ich überlege kurz, ob wir da  mal reinschauen sollen, aber da gibt es noch eine Türe, die mit einem guten Schloss gesichert ist. Einst gab es hier eine Rune, welche eine Falle beinhaltet hat, aber die hat schon jemand ausgelöst. Der Türe ist aus Stahl und eiskalt. Brrr! Wir durchsuchen den Raum und ich entdecke einen kleinen Tresor, der mit einer Falle gesichert ist, die ich auch prompt auslöse. Aua!

Meine Mühe wird schließlich mit 200 Goldmünzen, einem Stab aus Knochen und sechs Phiolen mit einer Flüssigkeit, wie sie leichte Heiltränke haben. Ich probier mal einen und mir zieht es alles zusammen. Aua! Das müssen Tränke sein, die weh tun! Gemein! Mir ist ganz schummrig, aber ich will hier nicht ewig herum sitzen, also müssen halt ein paar Heiltränke her. In solchen Situationen merkt man, was man an Klerikern hat. Mögen sie auch sonst ne freche Klappe haben, Heilen können sie einen ohne Probleme.

Hinter der kalten Tür ist es vollkommen still. Ich öffne das komplizierte Schloss und wir kommen in eine Art Eiskeller. Überall sind Leichen am Boden oder in Nischen angekettet. Vorsichtig schleichen wir hinein und folgen dem Korridor ein paar Schritte zu einem Raum, wo sich eine Maschine mit dem Wappen von Glimmstein befindet. Diese Maschine scheint die Kälte zu produzieren. Interessanter ist die wabernde Kugel aus Energie, die sich dahinter befindet, die aber von Spinnweben durchzogen ist. Es gibt einen Durchbruch, der von außen in diesen Keller hineingetrieben wurde und der ebenfalls von Spinnweben verschlossen ist. Wir beschließen die Spinnweben abzufackeln. Lia wirft eine Kugel aus Feuer hinein und wir warten was passiert.

Die Spinnweben brennen gut und bald ist die Kugel befreit, dass Feuer frisst sich weiter bis zum Durchgang und hindurch. Wir harren gespannt, was geschieht und wir werden nicht enttäuscht. Tatsächlich kommen zwei dieser seltsamen Untoten mit den Spinnen in ihren Brustkörben herausgewankt. „Verletzlich!“ schreie ich und dann „Brenne!“ Aus Mittelfinger und Zeigefinger der linken Hand schießen zwei Flammenstrahlen, die  punktgenau zwischen die Augen von beiden Kreaturen fahren und ihre Köpfe zerplatzen lassen. Die Skelette zerfallen und geben ihre Schwärme frei. Lia kokelt beide an und ich setze meinen spitzen Schrei hinter her. Das gibt ihnen den Rest und die Sache ist erledigt. War ja jetzt gar nicht mal so schwer.

Wir folgen dem nun freien Gang und kommen in eine Höhle, wo die Überreste einer verdammt großen Spinne liegen, der Oberkörper einst größer als mein Bett gewesen sein muss. Iiiks! Auch krabbelt hier einiges an Viehzeug herum. Trotzdem sammle ich hier noch einige herumliegende Münzen ein und dann machen wir, dass wir von hier wegkommen. Dieser Ort ist nicht besonders toll. Ein letztes mal betrachten wir diese Kugel aus Energie, die wieder frei von allen Verunreinigungen ist. Wahrscheinlich ist das die Quelle, welche die Untoten anzieht. Und die Spinnweben das, was sie gestört hat. Sieht so aus, als wäre unsere Aufgabe damit erledigt. Den eigentlichen Sinn und Zweck der Anlage ist mir nicht ganz klar, Nekromantie ist auch nicht gerade das Fach, wo ich wirklich gut darin war. Jemand mit einer regulären, mehrjährigen Ausbildung hätte vielleicht das theoretische Hintergrundwissen, um das ganze hier zu durchschauen, ich habe das jedenfalls nicht. Zeit zu gehen, ich streife mit dem Blick noch den verschlossenen Brunnen, aber wie ich meiner kleinen Tochter so gern erzähle, Neugier tötet die Katze und für heute hatte ich schon genug Aufregung. Ich verschließe die Türe zum Eiskeller und bald darauf sind wir wieder im Sonnenlicht. Das tut gut.

Lia führt uns zu den Wurzelältesten, die schon eine Änderung feststellen können und entsprechend milde gestimmt sind. Einer der Bäume zaubert eine Pflanze her, die ich samt Wurzeln ausgrabe. Aus einem Sud des Stengels kann man die entsprechende Medizin gewinnen. Die Jermadans werden wissen, wie das geht. Wir verabschieden uns und ab nach Hause.

Die Heimreise verläuft ohne Komplikationen und ich bin froh, als ich die Pflanze abgeben kann. Zum Dank bekommen wir nochmals je 100 Goldschwerter überreicht. Das hat sich ja mal gelohnt. Und dann bekomme ich die neusten Nachrichten zu hören. Es gab einen erfolgreichen Überfall auf die Klingenfeste, die Asservatenkammer wurde geplündert. He, die haben das ohne uns durchgezogen. Gemein!

Gespielt am  14.06.2008
Spielleiter: Stefan
SC: Kaira ( Schurke 4/ Seher 1/ Unseen Seer 2), Lia (Waldläufer 3/Kriegsmager 3),
Schrein des Ruhmes:
Erfahrungspunkte:  1460 für Kaira, 1680 für Lia
Überwundene Gegner
3 Skelette mit Spinnenschwarm
1 Mumie
4 Ghrule
Beute
1 Stab mit Furcht 27 Ladungen verkauft für 500 GM
6 Tränke mit Leichte Wunden verursachen (5 verkauft für je 50)
230 GM
100 GM Belohnung

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #157 am: 17. Oktober 2008, 14:55:37 »
Epilog

(Dummerweise war ich beim großen Finale verhindert. Da ich nicht wirklich dabei war, Kaira lief mit um Fallen entschärfen zu dürfen etc. kann ich auch nicht wirklich was darüber schreiben. Ich werde es nun so handhaben, dass Kaira nicht dabei war, sondern dass der Einbruch mit Racardos Hilfe während ihrer Abwesenheit durchgezogen wurde.

27 Marpenot Das Jahr der Visionen 731 TZ Chondathan

Die Aufregung über den Überfall hat sich inzwischen etwas gelegt. Die Spur nach Westtor zu legen war eine echt geniale Idee gewesen. Das Gerücht, dass die Nachtmasken dahinter stecken, ist immer noch im Unlauf. Allerdings gilt auch der Meisterdieb Racardo als verdächtig und tausend Goldschwerter sind auf seinen Kopf ausgesetzt.
 
Jedenfalls sind wir ungeschoren davon gekommen. Schade nur, dass ich nicht dabei gewesen war. Die anderen hatten viel Spaß, während ich mit Untoten kämpfen durfte. Aber sie haben neben der grünen Kugel, die Dolon an sich genommen hat, auch einige nette magische Gegenstände erbeutet. Für mich gab es ein Arkanes Diebeswerkzeug, welches ich mit magischer Energie boosten kann. Dazu noch ein Waukeenglas, welches einem hilft, Gegenstände von Wert zu taxieren. Lia hat einen magischen Langbogen mit mittlerer Stärke und zehn Pfeile des Schlafes bekommen, Dolon einen Federfallring und Xana einen leider etwas auffälligen Ring, welcher sie mit Nahrung versorgt. Ein magisches Rapier und eine Rachrobe haben wir erstmal zur Seite gelegt und werden die später mal verkaufen, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist. Was vielleicht noch interessant ist, die grüne Kugel wurde bei Luvius gefunden, als er verhaftet wurde. Das lässt tief blicken.

Inzwischen haben wir auch unsere Kündigung eingereicht und haben nur noch drei Tage Dienst vor uns. Ist ja auch zu langweilig als Schließer. In der Außenstadt gab es wenigstens noch ein wenig Aufregung und etwas zu tun, aber hier ist es zu eintönig. Xana und ich haben inzwischen schon Stickarbeiten dabei, um die Zeit etwas sinnvoll zu nutzen. Ab und zu lese ich auch in einem Buch, um mich weiter zu bilden. Es gibt so viele interessante Sachen zu lernen.

An diesem Morgen kommt Xana ganz aufgelöst zum Dienst. Wie immer, wenn sie aufgeregt ist, dauert es eine Weile, bis man aus ihrem Wortschwall klug wird. So wie ich das verstehe, ist Xana gestern Abend vor ihrer Haustüre überfallen worden. Ein gewisser Tharan, ehemaliges Mitglied der schwarzen Pfeile, hat ihr aufgelauert, um sich über sie an ihren Vater zu rächen, indem er ihr die spitzen Ohren abschneidet. Ihr Vater hat diesem Tharan wohl einst die Hand abgeschlagen. Zwei Spießgesellen waren ebenfalls noch zur Verstärkung anwesend gewesen, aber sie hätte sich beschleunigt und wäre so entkommen. Xana ist auch ganz aufgelöst darüber, dass sie etwas über ihren Vater erfahren hat, war wohl nie so das Thema bei ihr zu Hause. Der „Mistkerl“ heißt Jakadros Androssana. Lia merkt bei dem Namen auf und meint, es gäbe einen Mondelfenclan mit diesem Namen, welcher einige fähige Waldläufer hervorgebracht hätten. Auch waren diese bei der Abwehrschlacht von Myth Drannor recht erfolgreich.

Es gibt einiges hin und her, aber ich setze mich damit durch, die Sache nach Dienstschluss ganz legal zu regeln. He, wir sind immer noch von der Schildwacht, wäre doch gelacht, wenn wir nicht in der Lage wären, mit drei heruntergekommenen Söldnern fertig zu werden. Also schicken wir Xana alleine vor und teilen uns, ich folge ihr auf dem Fuß, die anderen weit hinter mir in Rufweite. Aber nichts passiert und Xana kommt gut zu Hause an. Serenius hat Neuigkeiten. Zwei der Spießgesellen sind tot aufgefunden worden. Er leugnet aber, da nachgeholfen haben, ich schau den Psioniker prüfend an und komme zu dem Schluss, dass er wohl die Wahrheit sagt. Vom Einarmigen fehlt jede Spur. Die Leichen waren übel zugerichtet. Seltsam.

Ich beschließe, Nachforschungen anzustellen, ob noch andere Schwarze Pfeile oder gar ein gewisser Elf in der Stadt gesehen worden sind. So schicke ich Dolon zum Nordtor, Ryan zum Westtor, Lia zum Osttor und Xana in Begleitung von Serenius zum Hafen. Ich selbst eile zu meiner Gilde und versuche etwas über die schwarzen Pfeile herauszufinden. Sie haben ihr Stammhaus in der Festung oder Burg Rannick, die im Kreegwald liegt. Sie haben einen Kontrakt, der sie für die Bewachung der Handelsstraße zwischen Cormyr und den Kolonien bezahlt. Leider sind die Kreegoger harte Gegner und mehr als ein Patt ist nicht drin. Und es gibt tatsächlich einen Elfen in ihren Reihen, der Anführer der Späher ist, wahrscheinlich ist das Xanas Vater.

Wir treffen uns schließlich alle im Brunnenhaus und besprechen bei einem Bier, was wir herausgefunden haben. Genau genommen nichts. Weitere schwarze Pfeile sind nicht in der Stadt, auch der Verbleib des Einarmigen ist nicht herauszufinden gewesen. Finsternis! Xana kuschelt sich an ihren Serenius und meint, der Psioniker würde schon auf sie aufpassen. Wegen ihres Vaters will sie nichts unternehmen, der kann ihr nämlich gestohlen bleiben. Nun, damit wäre wohl alles gesagt.

Ende der Chroniken der Ungesehenen Seherin

Kaira kommt wieder in:

Der Test der Zeit
Teil III
Chroniken des Hakenbergmassakers
« Letzte Änderung: 17. Oktober 2008, 19:43:32 von Nakago »

Topas

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #158 am: 17. Oktober 2008, 15:00:04 »
Dann gratuliere ich doch mal zum Abschluss, und werde sicher wieder mitlesen, wenns zum nächsten Teil geht.
Immense harm is caused by the belief that work is virtuous.
- Bertrand Russel

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #159 am: 20. Oktober 2008, 15:06:14 »
Der Test der Zeit
Teil III
Chroniken des Hakenbergmassakers

Prolog

Spoilerwarnung: Folgende Berichte basieren zum größten Teil auf das Kaufabenteuer „Hookmountain Massacre“ von Paizo.

10. Uctar Das Jahr der Visionen 731 Chondathan

Heute ist der große Abend, dass Ereignis des Jahres für die Festsaison von Chondathan, die Geburtstagsfeier von Holger Hohlstein, einem der größten Händler der Kolonien und Mitglied der Gemeinschaft der Fünf. Glücksbote Ryan hat Lia und mich um die Gunst spielen lassen, wer ihn begleiten muss. Ich hab leider verloren und nun muss ich mit Glücksbote Ryan vorlieb nehmen, währen Lia von Dolon auf das Fest geleitet wird. Hach, es war so schwer, ein Kleid für den Anlass auszusuchen. Tagelang hatte ich überlegt und schließlich mich für ein schönes grünes Kleid aus Jana Malars Fundus entschieden, was mit dezenten Goldstickereien verziert ist und somit sehr zum Anzug von Glücksbote Ryan passt. Und natürlich auch mit meinen grünen Augen harmoniert. Meine Aufregung überträgt sich stark auf Mili, die auch die ganze Zeit wie ich am herumzappeln ist und es ist eine Qual, sie vor dem Fest ins Bettchen zu bringen und zum schlafen zu bewegen. So was auch.

Endlich schläft sie und hibbelig erwarte ich die Ankunft von Glücksbote Ryan. Ein Dutzend Mal taste ich den perfekten Sitz meiner Frisur ab, rücke alles was gerade ist, noch gerader und bin erst dann erlöst, als der Priester der Tymora mich endlich abholt. Wir müssen zum Fest hinlaufen, das Ryan es verpennt hat, rechtzeitig eine Kutsche zu mieten. Jetzt bekommt er natürlich keine mehr. Wir treffen Dolon und Lia auf dem Weg und gehen gemeinsam die letzten Schritte. Dolon ist in einer reich verzierten und violett eingefärbten Lederrüstung bekleidet. Er trägt sogar seine Axt. Tempuspriester schienen wohl immer im Dienst zu sein. Lia hat ein dunkles Kleid an, was ihr gut steht. Xana und Tharador treffen wir dann auf dem Fest. Xanaphia ist wirklich ein Blickfang in ihrem herrlichen blauen Kleid, dass an ihr zu fließen scheint und ihre weiblichen Rundungen gut zur Geltung bringt. Kein Wunder, dass so ziemlich alle anwesenden Herren sie förmlich mit den Blicken aus dem Kleid zu schälen scheinen.

Anwesend ist die reichere Händlerschaft von Chondathan. Von den Adligen fehlt bis auf ganz wenige notorische Festgänger so ziemlich alles, was Rang oder Namen hat. Ich lerne einen Grafen Jalan Uskakir kennen, einen gutaussehenden jungen Mann mit feinen Manieren. Wir sprechen etwas über die Abenteuer der Wagemutigen und sorge dafür, dass unsere Abenteuer auf der Fernweh publik werden. Immerhin haben wir zwei Kettenteufel in die Hölle zurück geschickt, einen Ertrunkenen besiegt, einer Hohepriesterin der der Sekolah das Handwerk gelegt und ihren Champion getötet. Und als Nebeneffekt noch Fischmenschen aus der Sklaverei befreit. Wenn das mal keine Ballade wert ist, weiß ich auch nicht.

Schließlich sind wir an der Reihe, dem reichen, erfolgreichen und angesehenen Kaufmann der Fünf, Holger Hohlstein, zum Geburtstag zu gratulieren. Wir wechseln ein paar nichts sagende Worte, dann reißt Ryan das Gespräch an sich und spricht etwas von Expansion von seinem Tempel oder Schrein. Das Grundstück auf Tagrahms Weg ist ja bekanntlich viel zu klein und der Schrein ist baulich nicht mehr weiter zu erweitern. Man kann nur noch mit einem Neubau auf die Höhe ausweichen und Tempeltürme waren noch nie wirklich praktisch. Ryan hat nach der Auseinandersetzung mit dem Beshabapriester eines der Ladenhäuser des damals beteiligten Kaufmanns erworben. Nun will er den ganzen Block kaufen, die Häuser dort Niederreisen und einen neuen großen Haupttempel für Tymora errichten, während der Schrein an bekannter Stelle verbleibt. Dazu ist natürlich Geld notwendig. Allerdings macht Herr Hohlstein nicht gerade den Eindruck, dieses Projekt finanzieren zu wollen. Seine Schutzgottheit ist Waukeen und er sieht keinen Grund, eine andere Göttin jetzt zu unterstützten. Das war mir irgendwie klar.

Nach dem Gespräch gibt es ein Buffet, an dem ich mich an den Köstlichkeiten satt esse. Neben Vertrautem gibt es auch Spezialitäten fremder Länder und ich probiere von jedem etwas. Manches schmeckt mir gar nicht, anderes ist ausgesprochen köstlich. Schließlich wird endlich zum Tanz aufgespielt. Ein kleines Orchester und der halborkische Barde Lakrass sorgen für die notwendige Musik. Zum Glück sind die Tänze bodenständig. Zuerst tanze ich mit Glücksboten Ryan, dann mit Dolon, der etwas tapsig ist und mir beinahe das Kleid ruiniert. Dann habe ich etwa zwei Dutzend unterschiedlicher Tanzpartner, darunter auch den netten Grafen Jalan Uskakir. Ach, ich liebe es zu tanzen. Das ist einer der Momente, wo ich meinen Mann schmerzlich vermisse. Er sollte an meiner Seite sein. Aber bald werde ich sehen können, wo er steckt. Auf der einen Seite erwarte ich diesen Moment sehnsüchtig, aber ich fürchte mich auch davor, wirklich Gewissheit zu haben, denn die Wahrheit wird mir nicht unbedingt gefallen werden.

Viel zu früh im Morgengrauen ist das Fest zu Ende. Holger Hohlstein ist wie nicht wenige Festgänger sturzbetrunken und verabschiedet sich blumenreich. Auf dem Heimweg summe ich vor mich hin und tanze auf der Straße. Ach, dieses Fest war wirklich schön. Bevor wir uns trennen, eröffnet uns Dolon, dass er eine geschäftliche Vereinbarung mit Holger Hohlstein getroffen hat, er soll mit ein paar Wagemutigen zur Festung der schwarzen Pfeile reiten und dort einen Söldnervertrag über die Sicherung der Handelsrouten aushandeln. Dafür gibt es 1000 Goldschwerter, also 200 für jeden von uns. Das hört sich doch gar nicht mal so schlecht an. Nur Xana findet das überhaupt nicht Toll und macht kategorisch klar, dass sie mit ihrem Vater nichts zu tun haben möchte, der ja Mitglied der schwarzen Pfeile ist. Wir verabreden uns für heute Abend für weitere Details im Brunnenhaus.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #160 am: 24. Oktober 2008, 16:13:12 »
Kapitel 1
Zu Gast bei Familie Graul

11 bis 15 Uctar Das Jahr der Visionen 731 Chondathan

Ich gehe nach Hause und mache meine Kleine dann gleich fertig für den Kindergarten. Mili ist gar nicht begeistert, als ich ihr eröffne, dass Mama wieder mal für etwa einen Zehntag weg muss. Weia, da quengelt sie aber. Och, Mama hat dich doch ganz arg lieb. Zum Glück war ich den letzten Zehntag nur mit ihr zusammen gewesen und wir haben viel gemacht. Das zieht als Argument und die Tränchen halten sich diesmal in Grenzen. Ich bin so froh, als ich ins Bett sinke und in einen traumlosen Schlaf sinke.

Ich schlafe aus und gehe dann in die Archive der Bruderschaft, um etwas über den Hakenberg und die umliegenden Gebiete heraus zu bekommen. Die Grenze zum Waldkönigreich wird von Kreeg Ogern terrorisiert. Das sind äußerst finstere und grausame Oger, die was vom Krieg verstehen. Die Söldnerkompanie der Schwarzen Pfeile hat sich in ihrer Festung am Hakenberg eingegraben und hält den Stamm seit dreißig Jahren mehr oder weniger in Schach. Jedenfalls haben die Überfälle nach Cormyr oder in den Kolonien seit der Errichtung der Festung Rannick, benannt nach dem damaligen Anführer, deutlich nachgelassen. Die Kreeg sind dafür bekannt, dass sie weibliche Gefangene nicht nur essen, sondern sie vorher gerne mit einer Füllung versehen, um dieses schreckliche Detail zu beschreiben. Die Folge davon sind einige Halbogerstämme, welche sich dort herumtreiben und für weiteren Ärger sorgen.

Ich hole schließlich meine Kleine am Abend vom Kindergarten ab, nehme sie zum Einkaufen mit, brauche noch feste Kleidung für unterwegs und verfrachte sie mit ihrem Spielsachen in das Stammhaus der Bruderschaft im Adelsviertel. Mili hat sich inzwischen mit meiner Mentorin Alana angefreundet und ist deswegen etwas weniger traurig, als ich sie ins Bettchen bringe. Ich verabschiede mich noch innig von ihr und singe sie dann in den Schlaf. Schlaf gut, mein kleiner Spatz.

Im Brunnenhaus komme ich als Letzte an, alle anderen sind schon da. Ich verklickere den anderen, was ich noch über den Hakenberg herausgefunden habe und wir besprechen letzte Details. Dolon und Xana brauchen noch Pferde, so ziehen die beiden mit Lia los, um noch welche zu kaufen. Da ich nichts mehr vorhabe, gehe ich zurück in meine Wohnung und gehe früh schlafen, um für morgen fit zu sein.

Entsprechend früh stehe ich auf, schnüre mein Bündel und hole Pferdchen aus dem Mietstall. Fröhlich wiehert meine Stute, als ich sie zum Nordtor lenke und dann zum Tempustempel reite, wo wir uns alle nach und nach treffen. Xana macht einen überaus glücklichen Eindruck und nach wenigen Herzschlägen platzt sie mit der Neuigkeit heraus, dass Serenius sie endlich gefragt hat. Ich quietsche erfreut auf und dann liegen wir uns in den Armen und drücken uns. Wie ich mich für die Halbelfe freue. Nur der Rest der Wagemutigen scheint sich nur verhalten darüber zu freuen.

So haben Xana und ich nun ein großes Thema für die Reise. Bald reisen wir in zwei Gruppen, die Männer und Lia sind etwa dreihundert Schritt voraus und wir beide tratschen hinterher. Es gibt ja soviel zu planen. Von der Länge der Schleppe des Kleides über die Farbe der Bändel, welche die Rollen für die Einladung zusammen halten bis hin, welche Blumen meine kleine Mili streuen soll. Der Rest der Wagemutigen hat kein Interesse an diesen Dingen, Ryan meint sogar, „Dolon, sollte ich jemals sagen, dass ich heiraten möchte, so strecke mich doch bitte mit deiner Axt nieder!“ Unsere Reaktion fällt angemessen aus, wir ignorieren ihn die nächsten zwei Tage komplett. So ein unromantischer Idiot!

Schließlich erreichen wir am Nachmittag des dritten Reisetages eine Fährstation namens Pentaka, so dass wir nicht gezwungen sind, am Ufer des Schimmersees herum zu reiten, was nicht ungefährlich sein soll. Die Schwimmkörper der Fähren sind Schildkrötenpanzer, die so groß wie mein Wohnzimmer sind. Die Überfahrt kostet für uns eine Goldmünze. Diese Schildkröten wurden von einem regionalen Held vor vielen Jahren getötet und jemand fand es wohl eine gute Idee, Fähren daraus zu machen. Im See selbst sollte es noch ein ziemlich großes missgelauntes Exemplar geben, aber das bekommen wir zum Glück nicht zu Gesicht.

Am frühen Abend erreichen wir Schuldfurt, während gerade malerisch die Sonne blutrot neben den Turm des einzigen Tempels, der Waukeen geweiht ist, untergeht. Schuldfurt ist eine unbefestigte Gemeinde mit nur einem Gasthaus, der Schildkrötenstube. Die ist schon gut besucht. Zwei Gardisten der Grauen Brigade sind auch da. Späher einer Einheit, die eine Karawane nach Cormyr begleitet hat und nun in die Kolonien zurückkehrt. Wir finden auch den Architekten Rotur Talawan, welcher diesen Ort zu einem Handelsposten für die Gemeinschaft der Fünf ausbauen soll, ein Teil des Plans, den Holger Hohlstein verfolgt und den wir hier forcieren sollen.

Die schwarzen Pfeile haben sich schon seit Wochen nicht mehr blicken lassen, alle meinen, wegen des seit zwei Wochen wütenden Herbstregens, was ein für diese Region normales Phänomen für diese Zeit ist, wenn auch der Regen dieses Jahr doch etwas heftiger als sonst ausfällt. Der Weg zur Feste führt dem Schlädelfluss entlang, der durch ein uraltes Wehr reguliert wird, das wohl einst von Riesen gebaut wurde, als diese noch wirklich zahlreich und zivilisiert waren. Aber es gibt dort eine Vorrichtung, die das Überlaufen verhindert, in dem ein Wehr geöffnet wird, was dann eine kleine Flutwelle entlang des Flusses auslöst, welche dann alle Reisenden vom Weg weggespült. Deswegen will auch zurzeit niemand dort hoch gehen, um zu sehen, ob auch alles in Ordnung ist. Wir beschließen, dieses Risiko einzugehen und Morgen früh weiter aufzubrechen. Wir schnappen noch eine Geschichte über Vaslo Zar auf, der im Ort negativ aufgefallen ist, in dem er das mobile schwimmende Bordell einer gewissen Lucrezia versenkt hat, weil die angeblich ein überaus finsteres Wesen gewesen sein soll. Die Leute allerdings fanden das nicht so toll, das einzige Bordell im Umkreis mehrerer Tagesreisen auf den Grund des Sees zu schicken. Vaslo und Lucrezia wurden seitdem auch nicht mehr gesehen. Glücksbote Ryan nutzt die Gelegenheit, die Späherin der Grauen Brigade abzuschleppen. Und es später deutlich zu hören, was die beiden miteinander treiben.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #161 am: 27. Oktober 2008, 13:17:06 »
16 Uctar Das Jahr der Visionen 731 Schuldfurt

Die Nacht verbringen Xana und ich in einer Kammer in nur einem Bett. Wie immer kennt sie nur ein Thema, ihre Hochzeit mit Serenius. Inzwischen haben wir schon den Großteil der Details geklärt, jetzt kommen wir zu der Hochzeitsnacht. Kichernd gesteht sie mir, dass sie noch Jungfrau ist, obwohl sie älter ist als ich. Das ist ja süß. Aber auch sehr traurig, Halbelfen tragen nun mal ein gewisses Stigma. Da haben wir natürlich viel zu tuscheln und ich kann ihr ein paar Tricks beibringen, Jondan war in dieser Hinsicht sehr bewandert und meine ehemaligen Kolleginnen haben mir auch den einen oder anderen Kniff verraten.

Nach einem reichhaltigen Frühstück brechen wir auf. Wir folgen dem Fluss etwa fünf Meilen auf der Seite des Aschewaldes und wechseln über eine steinerne Brücke ans andere Ufer. Vorsichtig gehen wir darüber, aber keine Flutwelle reißt uns hinweg. An diesem Ufer ist nun der Kreegwald und in der Ferne ist der Hakenberg zu sehen, dessen Spitze mit sehr viel Fantasie einen solchen aufweist. Die Burg selbst ist nicht zu sehen. Hier ist alles grau in grau irgendwie. Die Wege sind matschig und wir kommen nur langsam voran. Diesmal halten wir eine recht enge Formation, das Wetter lädt nicht zum Tratschen ein und hier sind wir im Gebiet eines der berüchtigtsten Ogerstämme im Umkreis von fünfhundert Meilen.

Wir folgen dem Fluss eine weitere Meile, als schließlich Lia, die etwas voraus reitet, da sie unsere Kundschafterin und Vorhut ist, den Kopf lauschend zur Seite legt. Wir schließen auf und tatsächlich sind gar schreckliche Laute aus dem Wald zu hören. Hört sich an, als wäre ein großes wildes Tier verletzt. Die Männer und Lia schlagen allen Ernstes vor, in den Wald zu gehen und nachzusehen. Ich sehe dazu keine Veranlassung, Xana ist ebenfalls der Meinung, dass wir eine Mission haben und diese durchführen sollten. So gehen die Männer und Lia eben alleine, und wir zwei Mädchen bleiben mit den Pferden zurück.

Natürlich dauert es nicht lange, da wird aus den Schmerzlauten ein Streitgespräch. Etwas mit einem wirklich großen Mundwerk will einen „Graulbären“ haben. Was auch immer das sein mag, es kommt zum Kampf. Schweren Herzens beschließen wir, unsere Pferde an der Uferstraße zurück zu lassen und nach den Männern zu sehen. Leichtfüßig sause ich durch das Unterholz, bis ich eine Lichtung erreiche, die von einer Nebelwand bedeckt ist. Dieser Nebel kann nicht natürlichen Ursprungs sein und darin sind Kampflaute und Schmerzenschreie zu hören. Dummerweise kann ich kaum was erkennen. Ich ziehe mein Rapier und tapse vorsichtig hinein, während Xana hechelnd aufschließt und mit großen Augen die Nebelwand mustert. „Das war bestimmt Ryan, so dumm kann nur der sein!“, meint Xana bestimmt.

Vor meinen Augen schält sich ein verwilderter Jagdhund aus dem Nebel, der mit Dolon und Ryan kämpft. Da sind noch weitere Hunde und etwas Deformiertes und Großes. Es ist eine Gestalt aus einem Alptraum. Zu klein für einen Oger, zu groß für ein Menschen. Es hat eine lederartiges Gesicht, als hätte ein untalentierter Künstler sich an der Bildhauerei versucht und mitten im Werk keine Lust mehr gehabt hat. Einige Borsten sind die ganzen Haare. Bekleidet ist es mit einem schmutzigen Schurz. Sein einer Arm läuft in einen einzelnen Finger aus, der andere umklammert einen Speer. „Ihr seid gemein! Das erzähle ich meiner großen Mama! Die Grauls werden sich blutig rächen!“ Dann rennt das Ding weg und verschwindet im Nebel. Was war das jetzt? Keine Ahnung, erstmal gilt es zwei Hunde zu töten.

Im Nebel befindet sich ein großer Schwarzbär, der in einer rostigen Falle steckt. Lia und die Männer haben vergeblich versucht, den Bären raus zu bekommen, da Lia meint, dieser Bär wäre ein Tiergefährte. Ich habe Mitleid mit dem Bär und wo rohe Kräfte versagen, kann eine geschickte Hand viel erreichen. Statt mit Muskeln, arbeite ich mit Hirn und deaktiviere die Falle, indem ich die Gelenkstifte entferne. „Alles wird gut!“ Und die schreckliche Wunde an der Tatze schließt sich. Der Bär stupst mich an und brummelt. Dann zeigt er mit seinem Kopf in eine gewisse Richtung. Derweil brüllt Dolon Ryan zusammen, weil dieser die Nebelwand beschworen hat. So ein Verhalten sei Tempus unwürdig. Was soll ein guter Kampf, wenn Tempus nicht zusehen kann? Auch Lia ist wütend, weil sie immer zu nah an die Ziele heran musste, um sie überhaupt sehen zu können. Wie auch immer, wir beschließen, die Pferde zu holen und dem Bären zu folgen. Mal sehen, wohin er uns Wagemutige führen wird.

Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #162 am: 29. Oktober 2008, 13:15:32 »
16 Uctar Das Jahr der Visionen 731 Kreegwald

Bald haben wir den langsam dahin trottenden Bär eingeholt und lassen uns tiefer in den Wald führen. Irgendwie komme ich mir etwas blöd vor, diesem zotteligen Etwas in eine Gegend zu folgen, die voll von mörderischen Ogern ist. Während die eine Hand den Zügel von Pferdchen führt, ist die andere immer am Griff des Rapiers. Nach keiner Meile sehen wir an einem Busch ein Stück vom Schurz des komischen Halbogers hängen. Es ist aus einem blutbefleckten Wappenrock mit einem Schwarzen Pfeil gemacht. Das lässt Böses erahnen. Schließlich führt uns der Zottelbär auf eine Lichtung, wo ein großes Bauernhaus und eine Scheune stehen. Davor ist ein Feld zu sehen, das noch nicht abgeerntet ist. Darauf verfault die Ernte im Herbstregen und eine hin und her rennende Vogelscheuche verscheucht mit mäßigem Erfolg die Vögel, welche sich an den Pflanzen gütlich tun wollen. Irritiert betrachten wir das Schauspiel. Welcher Wahnsinnige baut einen Golem in Form einer Vogelscheuche? Das können nur Gnome gewesen sein.

Gerade erscheint auch der Einarmige und läuft zu der Vogelscheue und redet wild gestikulierend mit ihr. Da wir deutlich am Waldrand zu sehen sind, dauert es nicht lange, bis sie uns sehen. Die beiden rennen auf uns zu. Sieht so aus, als hätte der Halboger einen Kürbis auf den Kopf. Wir pflocken unsere unruhigen Pferde an und bilden eine gestaffelte Abwehrkette. Schlachtenrufer Dolon bildet mit Glücksbote Ryan die erste Reihe, während wir Mädels ein halbes Dutzend Schritt dahinter schräg versetzt die zweite Linie bilden.

Xana formt mit einer raumgreifenden Geste eine Kugel aus sprühender Energie und lässt sie mit einer schiebenden Bewegung los. Sie kracht zwischen beide Oger und entlädt sich mit einem gewaltigen Donner und einer Kugel aus Blitzen. Der einarmige Halboger wird buchstäblich zerrissen und nur qualmende Überreste bleiben von ihm übrig. Der andere taumelt schwerstverletzt auf Xana zu und haut wuchtig daneben. Aus unmittelbarer Nähe kann ich sehen, dass er keinen Kürbis auf dem Kopf hat, der Kürbis ist sein Kopf. Oder besser gesagt, wulstartige Geschwüre überziehen sein Gesicht und geben ihm so die Form eines Kürbisses. Aber Lias Pfeile erlösen ihn von seinen irdischen Qualen.

Der Bär stupst mich von hinten an und schiebt mich in Richtung der Farm. Er selbst will aber nicht weiter gehen. Wo immer sein Herrchen ist, er muss dort sein. Die Pferde lassen wir vom Bären bewachen, die darüber nicht sehr glücklich aussehen, bis auf Xanas Pferd, dem eh immer alles egal zu sein scheint. Das Wohnhaus ist überdimensioniert. Unser Wehrbauernhof hatte vielleicht gerade mal mit allen Gebäuden diese Ausmaße. Alles sieht grob und herunter gekommen aus. Die äußeren Dachbalken sind mit groben Schnitzereien verziert. Man kann sehen, wie Menschen ausgeweidet, Kinder zerrissen werden und allerlei andere unappetitliche Dinge mit ihnen geschehen. Die Veranda ist brüchig und der Haupteingang scheint dort zu sein. Es gibt noch einen Nebeneingang, aber den ignoriere ich erstmal. Die Türe scheint verklemmt zu sein und ich überlasse dem starken Dolon den Vortritt. Mit einem kräftigen Ruck hat er den ganzen Türgriff in der Hand, es gibt ein lautes klickendes Geräusch und im nächsten Moment saust ein Gitter mit Spitzen auf ihn herab. Autsch!

Aber es kommt noch besser, rotierende Sägeblätter kommen aus den Verandadielen heraus und versuchen uns die Füße zu zersägen. Finsternis! Das hat jetzt wehgetan. Aua! Glücksbote Ryan macht einen Zauber auf uns, der langsam die Wunden wieder schließt. Das war jetzt nicht glorreich, aber damit konnte nun wirklich niemand rechnen. Zu blöd, ein Feld rechtzeitig abzuernten, aber tödliche Fallen herstellen, die dazu noch verdammt ausgeklügelt sind. Tut mir Leid! Das konnte ich nun wirklich nicht ahnen.

Bei der anderen Türe, die ins Haus führt, bin ich nun vorsichtiger, aber ich kann keine Falle erkennen und wir kommen in eine Küche, die gleichzeitig ein Schlachthaus ist. Auf einem Hackklotz stecken drei schartige und mit Blut verkrustete Hackebeile, Stücke von menschlichen Gliedmaßen sind auf Haken an den Wänden und von der Decke gespießt. Überall surren Fliegen herum. Auf dem Tisch stehen zwei Töpfe, im einen sind Finger und Zehen ohne Nägel, in dem anderen mit Nägeln. Xana wird grün im Gesicht und übergibt sich, während es mir gelingt, das Ganze aus wissenschaftlicher Distanz zu analysieren. Als Mädchen vom Land habe ich von klein auf bei Schlachtungen geholfen und bin da wohl auch etwas abgehärtet, im Gegensatz zu einem Stadtmädchen, das sein Essen handlich verpackt auf dem Markt kauft.

Ich schleiche zu der Türe, von der ich denke, dass sie tiefer in das Horrorhaus hineinführt. Oberflächlich spähe ich nach weiteren gemeinen Fallen, öffne geduckt die Türe und im nächsten Moment wird mir mein schöner Hut vom Kopf gerissen. He! Hier war tatsächlich eine weitere Falle installiert! Was für Psychos sind das denn? Ich kann es nicht fassen. Zum Glück ist mein Hut nur etwas zerschrammt von der schwingenden Sense. (Danach habe ich nur noch 20 beim Suchen benutzt)

Topas

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #163 am: 29. Oktober 2008, 13:56:58 »
Ist es nicht noch ein bisserl früh für die Halloweensession ?
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Nakago

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Re: Der Test der Zeit
« Antwort #164 am: 31. Oktober 2008, 02:38:18 »
Das Abenteuer war schon krass.  :suspious: So einen Ekelfaktort hat man selten. War aber trotzdem eines der besten Abenteuer überhaupt, dass ich je spielen durfte.  :thumbup:

16 Uctar Das Jahr der Visionen 731 Farm des Grauens

Hinter der Türe ist eine Art Esszimmer. Acht große Stühle sind um einen Tisch gruppiert. Alles macht einen groben Eindruck. Einige sind mit etwas gepolstert, das frappierend an menschliche Haut erinnert. Alles ist mit Schmutz verkrustet. Die Frau dieses Hauses ist eine Schlampe! Anders kann man das nicht ausdrücken. Aus einer weiteren Türe kommen Laute, die an ein Kinderlied erinnern. „Ich tanz den Schädeltanz und du nicht!“ Und das immer wieder und wieder. Sorgfältig suche ich nun die Türe nach weiteren gemeinen Fallen ab und bin beinahe enttäuscht, als ich nichts finde. Wir öffnen die Türe und landen im Spielzimmer des Grauens. Ein kleiner Halboger tanzt verzückt einem verfaulenden Schädel über sich haltend um einen anderen äußerst Deformierten Oger herum, der ein großes Maul mit schiefen, aber verdammt großen Zähnen hat, dafür aber nur auf verkrüppelten Beinen herumkriecht. An einer Wand ist ein Regal, in dem menschliche Schädel gestapelt sind. In einer Ecke liegen Bauklötze aus menschlichen Knochen.

Die kleinen Bälger sind recht aggressiv gegenüber uns und ich habe keine Skrupel diese kleinen Missgeburten vom Antlitz Torils zu fegen. Zuerst stirbt der Beinlose, was der Junge mit dem Schädel lachend mit dem Spruch, „Oh Mann, bist du blöd!“ quittiert, dann folgt er ihm recht schnell in den Abgrund. Glücksbote Ryan meint tatsächlich kurz einen moralischen Disput heraufbeschwören zu müssen, aber die Dekoration dieser Kinderstube lässt ihn schnell blass aussehen. Als nächstes entdecken wir einen Raum, der wohl als Toilette dient. Örks, stinkt das vielleicht mal. Zyniker könnten ja jetzt sagen, so groß ist der Unterschied zum restlichen Haus auch nicht. Dann finden wir das Wohnzimmer. In einer Ecke ist ein Sofa, dessen Füße aus denen von Menschengemacht sind. Auch die Polsterung ist aus Haut. Es gibt eine Falltür davor, die wohl als Falle dient, und einen Kamin, über dem wie Jagdtrophäen menschliche Köpfe drapiert sind. Eins weiß ich, ich werde niemals Überreste von irgendetwas ehemals Lebendigem als Trophäe an die Wand nageln. Nicht nach dem Besuch dieses Hauses. Es gibt noch eine Stiege nach oben und ein weiteren Raum.

Hinter der Türe sind arkane Formeln zu hören, die von einer weiblichen Stimme gesprochen werden. Da dürfte wohl Mama dahinter sein. Ich suche nach Fallen, kann aber keine finden. Wir stürmen auf drei in den Raum. Hier ist ein Schlafzimmer. In einer Ecke thront auf einem Bett ein nackter fetter Halborger, deren Anatomie sie als Weibchen der Gattung ausweist. Fettige Schwülste breiten sich über den ganzen Körper aus. In der Hand hat sie einen Stab, der aus einem fleischlichen menschlichen Unterarm gemacht ist.  Das schlimmste daran ist, dass es gleich vier Stück sind. Schätze mal, dass drei davon Spiegelbilder sind. „Frier!“ Ich schnippe einen Eisstrahl auf eines der Bilder, welches zerplatzt. 

„Böse Jungs! Lassen ihre Mama ganz alleine. Aber Mama hat liebe Jungs auf Vorrat hier!“ Sie schnippt mit der freien Hand und aus drei an den Wänden liegenden Särgen schlurfen drei äußerst deformierte Halboger heraus. Zombies! Einer davon macht den Eindruck, als wäre er tot getrampelt worden. Ryan löst das Problem elegant, indem er sich dramatisch in Pose wirft und brüllt, „Im Namen Tymoras schicke ich euch zurück unter die Erde!“ Phänomenal zerplatzen die drei Zombies, was Ryan ein äußerst selbstgefälliges Grinsen auf die Lippen zaubert. Und ich muss sagen, dazu hat er auch allen Grund. Gut gemacht, Glücksbote Ryan. So können wir uns nun ganz auf die fette Mama konzentrieren. Lias Pfeile und Xanas magische Geschosse bringen die Spiegelbilder zum Zerplatzen und wir stürzen uns auf sie. Sie kontert, indem sie ihren Stab mehrmals in Dolon rammt, was darauf ihre Wunden schließt, während der Schlachtenrufer jeweils schmerzerfüllt aufschreit.

In der Ecke kriegen wir sie nicht richtig zu fassen und wir beschließen sie in die Tiefe des Raumes zu locken. Nach unseren von Xanas Zauber verdoppelten Schlägen ziehen wir uns jeweils einen Schritt zurück. Xana hat dadurch freies Schussfeld. „Brenne!“ Zwei feurige Strahlen fahren präzise in den Schädel von der fetten Mama, bringen ihre Augäpfel zum Kochen und ihr fettiges Haar verpufft regelrecht. Sie steht mit flammendem Schädel da und kippt dann nach hinten weg und in sich zusammen. Ein letztes Mal geht ein Wabbeln durch ihren schwabbeligen Körper und sie rührt sich nicht mehr. Den ekligen Stab lassen wir liegen, aber eine magische Halskette nehmen wir mit.

„Lasst mich eure Brüste sehen! Sonst verfolgt mich dieser Anblick bis an mein Lebensende!“, klagt Glücksbote Ryan und fängt sich eine von Xana, bevor ich ihm sie verpassen kann. „Ferkel! Aber das mit den Zombies hast du gut gemacht.“ „Und dein Doppelstrahl war auch nicht von schlechten Eltern, Xana“, meine ich und klopfe ihr anerkennend auf die Schulter. Es gab acht Stühle am Esstisch, mindestens drei Mitglieder der Familie müssen noch leben. Also weiter geht’s!

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