Ha ... die Japaner dürfen sogar eigene 4E Produkte rausbringen ... unglaublich!
Die Japaner haben schon zu alten TSR-Zeiten Extrawürste gebraten bekommen. TSR (und heute WotC?) hatte begriffen, dass der japanische Markt
so anders funktioniert, dass sie mit ihren Vorgaben, die Produkte wie die Originale auszusehen haben, nicht weit kommen werden.
Das D&D Basic Set (die Rote Box) ist in den Achtzigern als Taschenbuch in Japan erschienen, mit komplett anderem Artwork. Keine Elmore-Aleena, keine Easley-Zombies, kein Elmore-Bargle, sondern Manga-Elfen mit langen Ohren. (Und dass solche Anpassungen an andere Märkte sinnvoll sind, hat bei uns ja die Amigo-Ausgabe von AD&D2 gezeigt, die sich an dem hiesigen Markt-Standard orientierte: den DSA-Boxen.)
Die 3.x-Version hat in Japan jedoch grafisch die WotC-Linie befolgt, wenn die Bücher auch ein anderes Format haben. Statt des amerikanischen Großformates sind die japanischen Hardcover irgendwo zwischen A5 und A4 angesiedelt - wie der Großteil der anderen Rollenspiele auch (Shadowrun, Vampire, Warhammer sehen auch aus wie geschrumpfte Ausgaben der Originale). Originär japanische Rollenspiele gibt es in mehr Formaten; ca. A4, das genannte Zwischenformat, als Box Sets und als Bunko-Taschenbücher (etwas kleiner als ein typischer Carlsen-Manga bei uns).
Wenn die Japaner jedoch eigene 4e-Titel machen dürfen - bist du sicher, dass das nicht bloß
Replays sind?
Die hat es auch schon für 3.x gegeben. Dabei handelt es sich um ein echt japanisches Phänomen: Ein erklecklicher Teil aller Rollenspielveröffentlichungen sind Nacherzählungen von Spielrunden - elaborate "Neulichs" in einem drehbuchartigen Dialogstil. In westlichen Spielen präsentiert so ziemlich jedes Regelbuch seine "So sieht ein typischer Rollenspieldialog aus"-Sektion auf ein, zwei Seiten. In einem japanischen Spiel kann man eine ganze Session so nachlesen. Auch die Magazine enthalten neben dem üblichen Material (Kurzmodule, Quellenmaterial, neue Regeln) stets mehrere Replays populärer Systeme, und bei
Yellow Submarine und
Role & Roll Station (den beiden großen Läden in Akihabara) füllen Replay-Taschenbücher im Bunko-Format die Regale
meterweise. Jedes japanische System hat solche Taschenbuchreihen, und die findet man auch in normalen Buchhandlungen.
Die auch hierzulande bekannte Anime-Serie "Record of Lodoss War" geht auf Replays einer japanischen AD&D-Runde zurück. Den Replays folgten Light Novels (das ganze nochmal in Romanform), die als Grundlage für sowohl die Anime-Serie als auch die diversen Manga-Reihen dienten. Nachträglich wurde Lodoss in das Setting des (originär japanischen) Rollenspielsystems
Sword World integriert, das unlängst komplett überarbeitet wurde und in der Version 2.0 erschienen ist.
(Es wäre interessant zu beobachten, ob die Japaner die 4e-Abenteuer auch als schlabberige Mappen veröffentlichen müssen...)