Der Zwerg sieht sich hilflos in dem chaotisch unordentlichen Raum um. Außer den Käfigen an den Wänden und den beiden Durchgängen, durch welche seine Gefährten eben verschwunden sind, gibt es nichts zu entdecken. Durch seine Dunkelsicht ist er in der Lage, fast bis in die letzten Ecken der Halle zu sehen. Aber eben nur fast... .
Seufzend und mit wenig Hoffnung im Sinn, macht sich Galmor daran, den Saal gründlich zu untersuchen. Schließlich muss ein solch mächtiger Gegner wie Despayr irgendwo schlafen, oder?
Wo hält er sich auf, wenn er nicht gerade hier auf dem Podest sitzt und auf eine Gruppe Abenteurer wartet?
Hier muss doch irgendetwas sein... . Eine persönliche Truhe vielleicht, oder ein Schreibtisch mit persönlichen Dokumenten. Ein Kistchen mit Phiolen. Und sollten Drachen nicht eigentlich auch einen Schatzhort besitzen?
Doch auch nachdem er buchstäblich jedes Trümmerteil umgedreht und jeden stinkenden Käfig untersucht hat, steht der Tempuspriester mit leeren Händen da.
Resigniert macht er sich zumindest daran, den armen Toten, die in den Käfigen liegen, ein letztes Gebet zu sprechen, wünschend, sie mögen Kelemvors Meer dadurch sicherer überqueren.
***
Eilig begibt sich der Späher in die Bibliothek, welche dem Saal der Verwüstung vorgelagert ist. Er weiß nicht genau, wonach er sucht. Akribisch sucht er die Regale ab, bis sein Blick irgendwann an einem Buchband hängen bleibt, der sich von den anderen Titeln, die sich alle mit dem Wissen über Ebenen und das Schattengewebe befassen, abhebt.
Er lockert seine Finger und greift langsam, beinahe unmerklich, nach dem Buch, den bedrohlich über dem Regal schwebenden Totenschädel stets im Augenwinkel habend. Langsam, Zentimeter für Zentimeter, schiebt sich seine Hand näher an das verheißungsvolle Objekt. Die böse funkelnden Augen des Schädels fixieren ihn, doch mehr geschieht nicht. Auch nicht, als er schließlich, Schweißperlen auf der Stirn habend, den Buchrücken berührt.
Evendur hält inne und versucht sich zu entspannen. Seine Hand zittert unter der seelischen Anspannung. Er versucht ganz beiläufig und selbstverständlich in seinem Handeln zu wirken. Nun umfasst seine ganze Hand den Buchrücken, bereit, es aus der langen Reihe anderer Bücher heraus zu ziehen. Beherzt atmet der Kundschafter ein, hält die Luft an und zieht vorsichtig das Buch heraus.
Im selben Moment bricht um ihn her die Hölle aus: magische Geschosse, direkt aus den Augenhöhlen der Schädel abgeschossen, treffen auf ihn. Mühsam, und nur weil er damit rechnete, kann er einigen ausweichen.
Dennoch brennt seine Haut an einigen Stellen wie Feuer und auf der Brust klafft eine tiefe, verschmort riechende Wunde.
Der Späher rennt um sein Leben, das wertvolle Buch schützend vor die Brust geklemmt. Doch die Totenschädel verfolgen ihn aus der Bibliothek heraus, in den langen Gang hinein.
Geistesgegenwärtig schmeißt Evendur das Buch weg. Flüchtig sieht er, wie es zu schweben beginnt und scheinbar zu seinem angestammten Platz im Bücherregal zurückkehrt.
Endlich lassen die Schädel von ihm ab.
Keuchend und blutig stürzt er in die große Halle.
***
„Bei Tempus!“, ruft Galmor entsetzt, als er des schwer verletzten Kundschafters ansichtig wird, „Wie geht es dir?“
Völlig außer Atem bringt Evendur mühsam hervor: „Wie paranoid muss man sein?!“
„Was redest du denn?“
„Moment....“ Mühsam ringt er nach Luft und signalisiert dem Kleriker, dass er kurz verschnaufen muss.
Galmor zückt unseren Heilstab und wendet ihn auf den Späher an, der sich rasch beruhigt.
„Ich habe ein Buch gefunden, das möglicherweise geeignet wäre, einen Ausgang zu finden.“
„Und wo ist es?“
„Ich sagte doch: wie paranoid muss man sein!!! Dieser gestörte Drache hat seine Bücher gegen unbefugte Ausleihe gesichert. Ich wurde von magischen Geschossen aus diesen Totenschädeln bombardiert und bin gerade noch so dem Tod von der Schippe gesprungen.“ „Oha...“, macht Galmor mitfühlend.
„Was ist mit Lily? Ist sie immer noch unterwegs?“ , fragt Evendur und fügt hinzu: „Du bist scheinbar auch nicht fündig geworden, oder?“ „Lily ist noch nicht zurückgekehrt, lass uns am besten nach ihr sehen. Und nein, ich habe hier rein gar nichts gefunden. Der Drache scheint eher ein Asket gewesen zu sein.“
***
Wütend ein Stück zertrümmerte Fackelhalterung vor mich her kickend, stoße ich zu meinen beiden überlebenden Gefährten.
„Ich hoffe, ihr habt was gefunden, denn da draußen können wir allenfalls ein weiteres Mal das Vergnügen haben, den schlechten Gesangsqualitäten diverser Priesterinnen der Shar zu lauschen. Ein fröhliches Grillfest, wie beim letzten Mal können wir ja leider nicht veranstalten – in Ermangelung eines gut platzierten Feuerballs.“
Die zunächst hoffnungsvoll auf mir ruhenden Blicke meiner Freunde entgleisen, als sie meine Nachricht vernehmen.
„Also habt ihr auch nichts Brauchbares gefunden?“, frage ich überflüssigerweise.
Beide schütteln den Kopf.
Bedrückt lassen wir uns nieder.
Ich beginne ein Requiem für unsere gefallenen Freunde zu komponieren.
„Was soll nun aus uns werden?“, fragt Galmor nach einer Weile, „Denn zum Verweilen lädt diese Ebene nicht ein...“
„Da stimme ich dir zu“, sage ich frustriert.
Evendur krabbelt hinüber zu Amnik Basults Leiche und untersucht sie abermals: „Kommt mal rüber ihr zwei“, fordert er uns auf. Gehorsam lege ich meine Handharfe beiseite und trete zu ihm hin. Auch Galmor blickt den Kundschafter interessiert an.
„Seht ihr das Auge hier?“, fragt Evendur.
Wir nicken.
„Es ist von ungewöhnlicher Farbe, findet ihr nicht?“
Wir betrachten es genauer. Tatsächlich ist dieses Glasauge nicht durchsichtig, oder milchig oder eine sonst wie geartete Imitation eines echten Auges, sondern von tiefschwarzer Farbe.
„Wisst ihr, woran mich dieses glänzende Schwarz erinnert?“, bemerkt der Späher lächelnd.
Galmor schüttelt den Kopf, doch ich nicke plötzlich verstehend. „Es sieht aus, wie der schwarze Diamant, den wir von Garons und Elenyas Mutter zugeschickt bekamen!“, rufe ich begeistert aus.
„Jup“, nickt Evendur.
Auch auf Galmors Gesichtszügen breitet sich nun ein verstehendes Grinsen aus.
„Lasst uns den Stein herausschneiden“, meint der Zwerg, „Möglicherweise verrät uns die magische Botschaft einen Weg, den wir weiter gehen können.“
Mit einigen Komplikationen operieren wir gemeinschaftlich den Edelstein aus der Augenhöhle Amnik Basults.
„Meine Güte! Wie hat er den je da rein gekriegt?“, fragt Evendur verwundert, als wir den Stein von doch recht beträchtlicher Größe in Händen halten.
„Es geht eine enorme Macht von diesem Edelstein aus“, flüstert Galmor, der das magische Artefakt hält, ehrfürchtig.
Ich krame den Metallstern aus meinem Rucksack hervor und beginne ihn aufzubauen. Währenddessen holt Evendur unsere toten Freunde und die Leiche des Buchhändlers dazu. Wir bilden einen Kreis, in welchem einer von uns Überlebenden jeweils die Hände zweier toter Gefährten hält, so dass letztlich abwechselnd ein Lebender und ein gefallener Nachkomme der Greifen der Dämmerung um den metallischen Stern herum sitzt.
Mit zitternden Fingern setze ich den schwarz schimmernden Edelstein auf die Spitze des neuneckigen Sternes.
Sofort verfärbt er sich weißlich, wird kurz darauf kristallklar und zeigt das Bild einer Villa. Ich erkenne es als das Bild unserer Villa in Wheloon.
„Das ist das Haus, welches unsere Eltern in Wheloon erbauten!“, rufe ich aufgeregt, „Seht ihr das auch?“
Der Zwergenpriester und der Kundschafter nicken andächtig.
Offenbar sehen wir alle das gleiche Bild: Unser Blick ist direkt auf die Eingangstür gerichtet, erwartungsvoll, als würde sie gleich geöffnet.
„Hieß es nicht, Amnik Basult hätte den Schlüssel zur Villa unserer Eltern?“, fragt Evendur.
„Stimmt! Auf irgendeine Weise muss dieser Diamant die Tür öffnen...“, sage ich lächelnd.
Während Evendur und ich noch grübeln, versinkt Galmor in tiefe Konzentration und verschwindet plötzlich vor unseren Augen aus unserer Mitte. Mit ihm verschwinden Garon und Amnik Basult, die er an den Händen gefasst hatte.
„Was zum Abyss...“, flucht Evendur verwundert.
„Ich glaube ich weiß, was er getan hat“, antworte ich, „Konzentriere dich auf das Bild, Evendur. Gib dem Verlangen nach, was du bestimmt auch verspürst, und mache in Gedanken die Tür auf.“
Dann schließe ich meine Augen, fasse Alexander und Gathan fester und gebe mich dem Verlangen hin, die Tür aufzustoßen und endlich in das Haus meiner Eltern einzutreten.
Licht blendet mich, als ich zu mir komme. Ich blinzele angestrengt und versuche mich zu orientieren. Mein Mund ist trocken und das gleißende Licht tut mir weh. Doch ich empfinde auch etwas Angenehmes: Wärme!
Wo auch immer ich bin, es ist warm und hell.
Als sich meine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, nehme ich meine Umgebung wahr. Ich befinde mich in der Eingangshalle einer Villa, in deren Zentrum ein großer, weißer Kristall auf einem Metallstern steht. Der ehemals schwarze Diamant liegt daneben, jetzt kristallklar.
Neben mir regt sich Evendur und mir gegenüber sitzt lächelnd Galmor.
Zwischen uns liegen unsere toten Freunde. Alle sind sie der Schattenebene entkommen. Freudentränen rinnen meine Wangen hinab.
Nun wird alles gut.
Plötzlich strahlt ein in allen Regenbogenfarben glänzendes Licht aus dem Kristall, der auf der metallenen Spitze des großen Sterns thront und erfüllt die Eingangshalle mit knisternder Magie.
Von Ferne, oder durch den Strom der Jahrzehnte hindurch dringt eine Stimme durch das Licht zu uns, welche uns voller Wärme und Stolz anspricht:
„Willkommen, Kinder, in der Villa der Greifen der Dämmerung. Dieses Domizil werdet ihr bald euer eigen nennen können, doch zunächst gilt es, sich weiteren Aufgaben zu stellen. Im Moment stehen euch lediglich die Eingangshalle und die sich daran anschließenden Gästezimmer des Hauses zur Verfügung.
Alle weiteren Annehmlichkeiten und Überraschungen dieses Ortes werden euch nach und nach zu teil werden.
Ihr alle seid bereits ein gutes Stück weit gekommen, was mich im Glauben an euch stärkt. Ihr seid wahrlich mit einer großen Macht gesegnet, eurem Erbe, welches tief in eurem Inneren schlummert. Es ist an der Zeit, die Schritte zu vollziehen, die nötig sind, um diese Macht freizusetzen. Ihr wurdet vom Schicksal ebenso auserwählt, wie wir es einst waren.
Doch gerade steht ihr erst am Anfang eines mühsamen, beschwerlichen Weges voller Gefahren, denen ihr hoffentlich mindestens genauso erfolgreich trotzen könnt, wie wir es vor all den Jahren vermochten.
Wisset, dass der erste Schritt auf dem Weg darin liegt, ein mächtiges, uraltes Artefakt zu finden, welches die in euch schlummernde Kraft entfesseln kann.
Geht und sucht nach der Kriegsklinge von Myth Drannor!
Dieses Schwert ist der Schlüssel zu den weiteren Schritten auf eurem Schicksalsweg.“Die Stimme wird gegen Ende immer brüchiger, als hätten nicht alle Sätze den Fluss der Zeit überstanden. Verzerrt klingt noch folgendes an unsere angestrengt lauschenden Ohren:
„Sucht ...elfischer ... der Klinge lautet Ary´Velahr Kerym.“Nachdem wir der magischen Botschaft unserer Eltern gelauscht haben, durch welche tausend neue Fragen auftauchen, machen wir uns schleunigst auf den Weg zum Schrein des Silvanus, wo wir um die Wiedererweckung unserer Gefährten bitten wollen.
Kaum in den Straßen Wheloons angekommen, erfahren wir, dass die Geschichtsbücher inzwischen den Hammer/Tiefwinter 1375 schreiben. Fassungslos starren wir einander an.
„Ich werde mich darum kümmern, unsere jährlichen Steuern zu entrichten, sobald ich Port Haera Meldung mache“, sagt Evendur. „Und ich werde mich dann wohl schleunigst um einen neuen Pass kümmern...“, wirft Galmor nachdenklich ein.
Am Schrein des Sylvanus angekommen erfahren wir, dass Tunastar Dranik seit einigen Monaten in der Stadt ist. Er habe den Pfuhl des Bösen mit Hilfe der Purpurnen völlig gereinigt und nun einen echten Tempel zu Mystras Ehren an der ehemals unheiligen Stätte errichtet.
Eine elfische Druidin, welche Dienst am Schrein tut, frage ich nach dem Schwert Ary´Velahr Kerym.
„Die elfischen Worte Ary´Velahr Kerym bedeuten soviel wie Kriegsklinge“, antwortet sie mir.
Ich nicke und in den tiefen meines Gedächtnisses tauchen einige Informationen auf.
„War dieses Schwert nicht damals beim Untergang von Myth Drannor verschollen?“, frage ich nach.
„Darüber weiß ich nichts“, gibt mir die Druidin zur Antwort, „Aber es könnte Euch, wenn Ihr euch für die Stadt der Lieder interessiert helfen, dass die elfischen Armeen die Stadt vor etwa drei Monden zurück gewinnen konnten.“
„Das sind ja gute Neuigkeiten! Dann ist es nun möglich, direkt dort nachzufragen. Und mit etwas Glück ist die Kriegsklinge wieder aufgetaucht und liegt nun dort, wo sie hingehört.“ Ich lächele und bedanke mich nochmals.
Meine beiden Gefährten blicken sich verwundert und offensichtlich nichts verstehend an. „Warum gehen wir nun? Ich dachte wir wollten um die Wiedererweckung unserer Freunde bitten“, fährt mich Galmor irritiert an.
„Nein, wir werden uns jetzt auf den Weg zum Mystra Tempel machen“, erwidere ich schmunzelnd.
„Ist nicht dein Ernst, oder Lily?“, fragt Evendur mit gespieltem Entsetzen.
„Doch klar, Tunastar Dranik, ein Kleriker Mystras schuldet Alexander und mir noch einen Gefallen und der gesamten Greifenbrut eine ansehnliche Summe Gold. Mir wäre es Recht, er würde uns in Naturalien bezahlen.“
„Ahhh, verstehe: wir können Garon, Alexander, Gathan und Amnik Basult durch ihn wiederbeleben lassen – sozusagen zum Nulltarif“, ruft Galmor erfreut aus.
„Richtig!“, bestätigen Evendur und ich im Chor.
Lachend machen wir uns auf zum Tempel Mystras, wo wir verlangen mit dem Tempelvorsteher Tunastar Dranik sprechen zu dürfen.
Mit einem warmen Lächeln empfängt uns der Kleriker herzlich in seinem Empfangszimmer, welches er schlicht, aber stilvoll eingerichtet hat.
„Lily Weg! Na so eine Überraschung! Und dies sind….?”
„Evendur Taurendil und Galmor D´Tempus, mein Halbbruder.“
„Es ist mir eine Ehre“, sagt der Priester Mystras mit einer respektvollen Verbeugung. „Nun, Lily“, fährt er fort, „Ihr seid gewiss zu mir gekommen, um die eurer Gruppe zustehende Belohnung abzuholen.“
„So ungefähr, Priester Dranik, jedoch verhält es sich so, dass wir bei unserem finalen Kampf auf der Schattenebene einige Verluste zu beklagen hatten. Wir verloren meinen Freund Alexander, Garon den Magier, einen echsischen Häuptling, der treu mit uns kämpfte und schließlich noch den Buchhändler Amnik Basult.“
„Das sind düstere Neuigkeiten“, sagt der Kleriker mitfühlend, „Wie schlimm steht es um ihre sterblichen Überreste?“
„Sie sind intakt“, schaltet sich Galmor fachmännisch ein, „Eine Welle negativer Energie erfasste sie und brachte ihnen den Tod, da sie durch den Kampf mit dem schwarzen Drachen Despayr angeschlagen waren“, erklärt der kleine Mann weiter.
Die Augen Tunastars werden weit. „Erstaunliche, faszinierende Dinge habt ihr erlebt, wenn es nicht zu taktlos erscheint, dies hier äußern zu dürfen.“
„Passt schon“, grummelt Evendur, „Aber wir fragen uns, ob Ihr die sterblichen Überreste nicht wieder lebendig machen könntet.“
„Gewiss, gewiss. Wo befinden sich die Körper eurer Freunde?“
„In der Villa der Greifen der Dämmerung, das ist ein prächtiges Landhaus in der westlichen Altstadt“, antworte ich schnell.
„Ich kenne das Haus“, meint der Priester, „Ich werde meine beiden Stellvertreter rufen und dann brechen wir sofort auf.“
Mit diesen Worten betätigt er die neben seinem Amtsstuhl von der Decke hängende Kordel. „Eure interessant klingende Geschichte von der Schattenebene könnt ihr mir erzählen, sobald eure Gefährten sich wieder bester Gesundheit erfreuen“, raunt er uns noch zu, als ein Mann und eine Elfin sein Dienstzimmer betreten.
„Jelinda, Peotre, dies sind die Nachkommen der Greifen der Dämmerung, die in Kürze unter dem Namen `Die Greifenbrut` in die Abenteuerbücher Suzails eingehen werden. Die Gruppe sorgte vor vielen Monaten dafür, dass der Weg zur Errichtung dieses echten Mystra Tempels geebnet wurde, indem sie den Sharisten den Garaus machten und mein Leben vor den Meuchelmördern dieser Kultisten schützten. Nun ließen einige ihrer Gefährten im Kampf für die gute Sache ihr Leben. Ich möchte, dass ihr beiden mich begleitet und helft die insgesamt vier Gefährten zurück ins Leben zu bringen.“
Die elfische Frau nickt, mustert uns und sagt dann lächelnd: „Gewiss, Magister Dranik, wir werden gern dabei behilflich sein. Jedoch habe ich nicht die erforderlichen Sprüche vorbereitet.“
Auch der männliche Priester nickt bestätigend.
„Das macht nichts“, erwidert ihr Vorgesetzter, „Wir werden nun hingehen und die Körper konservieren. In unseren Fürbitten zu Mystra werden wir um die Gnade dieser mächtigen Zauber für den morgigen Tag bitten.“
Seine beiden Vertreter nicken und wir machen uns gemeinsam auf zur Villa der Greifen.
Unterwegs trennt sich der Kundschafter wortlos von uns.
„Geht das schon wieder los!“, fluche ich herzhaft und ernte völlig verständnislose Blicke von Galmor und den Mystra Anhängern. Wütend kicke ich einen Kiesel vor mir her.
In der Eingangshalle unseres neuen Domizils angelangt, kümmern sich die Priester Mystras und Galmor um die Konservierung der Körper unserer Gefährten.
Ich mache derweil einige kleine Besorgungen in der Stadt, schließlich sollten wir zumindest etwas Essbares zu Hause haben, finde ich. Nebenher interessiert es mich brennend, was sich im letzten halben Jahr in Cormyr ereignet hat. Vielleicht schnappe ich auf dem Markt und in den Geschäften das eine oder andere Gerücht auf, oder habe Gelegenheit, ein paar neugierige Fragen zu stellen.
Als ich wieder am Landhaus ankomme, biegt auch Evendur gerade, ein lustiges Liedchen pfeifend, um die Ecke. Ich spucke ihm vor die Füße.
„Was soll das? Bist du verrückt?“, blafft er mich an.
„Wir hatten vereinbart: k e i n e Extratouren, oder? Wo warst du? Was sollte das?“, schreie ich zurück.
„Jetzt mal ganz ruhig! Ich war nur bei Hauptmann Haera, verdammt! Sagte ich doch vorhin.“
„Nein, hast du nicht!“
„Hab ich doch!“
„Nein!!!“
„Kannst mich mal, Lily. Es gibt Wichtigeres, als mich von dir beschimpfen und anschuldigen zu lassen“, schnappt er und lässt mich vor der Haustür stehen.
Ohne sich ein weiteres Mal umzudrehen, tritt er in das Haus ein.
Ich stampfe noch zweimal wütend mit meinem Fuß auf und folge ihm dann. Vielleicht erreicht Galmor mehr bei dem sturen Kundschafter.
Kurz leuchtet meine Tätowierung auf, als ich vor der Tür stehe und wie durch Zauberhand öffnet sie sich.
Drinnen sind die Mystra Anhänger gerade im Begriff sich von Galmor zu verabschieden.
Sie verlassen unsere Villa und kehren einstweilen zurück in den Tempel, um uns am nächsten Morgen wieder aufzusuchen.
Tatsächlich steht Evendur dem Zwergenpriester ganz ruhig und sachlich Rede und Antwort. Er war bei Port Haera, hat selbigen zu einer Audienz bei Fürst Rotbart begleitet und einen detaillierten Bericht über unsere Erlebnisse im Sumpf und auf der Schattenebene abgeliefert.
Der Fürst persönlich setzte ein Schreiben an den Ältesten Rat Suzails auf, in welchem er unsere Taten aufzählte und um Aufnahme der Taten in das Buch der Abenteuer bat.
Aufgrund unserer selbstlosen Art des Handelns für das Volk Comyrs, bittet der Fürst die Stadtherren der Hauptstadt um eine Aussetzung der Abenteurersteuer für das Jahr 1375.
Ich lausche seinen Worten und schmolle.
Schließlich begeben wir uns in unsere Gästezimmer und verbringen seit langem eine unendlich erholsame Nacht.
Am späten Morgen, nach dem Frühstück, klopfen die Diener Mystras an unsere Haustür.
Feierlich bereiten wir gemeinsam das Ritual zur Wiedererweckung der Gefallenen vor und mit Mystras Gunst gelingt es den Klerikern unsere Freunde aus Kelemvors Reich zurück zuholen.
E N D E