Will sagen: Mir drückt sich eher der Eindruck auf "Atomstom brauchts weil billig" ist eine Behauptung, die das Atomforum oder was weiß ich wer in die Welt gesetzt hat oder ein Relikt aus den angesprochenen 80ern, als noch sehr viel Forschung in die regenerativen Energien gesteckt werden mussten.
Tatsächlich ist Atomstrom nur auf den ersten Blick die günstigste Alternative. Er ist es, wenn man nur die Stromrechnung betrachtet. Das liegt daran, dass Kernenergie...
1.) ...mittelbare Folgekosten verursacht, die mit der Stromerzeugung erstmal nichts zu tun haben und die z.T. aus Steuergeldern finanziert werden und daher nicht über die Stromrechnung in Erscheinung treten.
Hinzu kommt, bei der Kalkulation dieser Folgekosten (Zwischen- und Endlagerung der Abfälle, Wideraufbereitung, Transport, Dekommission alter Kernkraftwerke etc.) kann man nicht genau kalkulieren sondern eigentlich nur aus dem Blauen heraus mit Schätzwerten rechnen, denn wie viel eine 2000+ jährige Endlagerung am Ende kostet (geschweige denn, ob dann die Müllverursacher Vattenfall, E-on etc. überhaupt noch gibt) weiß kein Mensch. Daher müssen die Versorger für ihre Beteiligung an diesen Kosten bestimmte Beträge zurückhalten, von denen so manche Experten sagen, die seien viel zu gering. Kernenergie wird also auch zu einem großen Teil von der Zukunft subventioniert.
Weiterhin war der Bau der Kernkraftwerke subventioniert. Das hat zur Folge, dass auch die Kosten dafür nicht über den Strompreis des damit erzeugten Stromes wieder eingebracht werden, sondern durch Steuergelder. Müssten die Versorger den Bau der Kraftwerke "abstottern", wäre Kernenergie viel teurer.
Warum wohl sträuben sich die großen Versorger so sehr, sich an den Kosten zur Rückholung des Atommülls aus der Asse zu beteiligen? Weil das ein Präzidenzfall wäre, wenn sie das klaglos akzeptieren würden. Man würde damit Gefahr laufen, sich künftig immer wieder an solchen Aktionen finanziell beteiligen zu müssen. Das müsste man dann von der eigenen Gewinnmarge bezahlen oder es schon frühzeitig auf den Strompreis umlegen, um für solche Fälle Rücklagen zu schaffen. Und plötzlich sähe die wirtschaftliche Bilanz von Atomstrom gar nicht mehr so toll aus.
2.) ...tatsächlich unversicherbar ist. Deus, so wie du kalkuliert leider keine Versicherung. Eine Versicherung geht davon aus, dass ein versicherter Schaden auch eintreten wird. Die Höhe der Prämie errechnet sich dann aus der Zeit, die wahrscheinlich bis dahin vergeht. In der Zeit muss der Schaden durch den Versicherungsnehmer günstigstenfalls über seine Prämie gegenfinanziert sein.
Im Falle von Kernenergie ist der Schaden bei einem Unfall mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität jedoch so hoch, dass keine Versicherung den bezahlen kann, deswegen versichert auch keine Versicherung ein Kernkraftwerk. Täte es doch eine, wäre die Prämie astronomisch hoch, was wiederum auf den Strompreis umgelegt werden müsste. Und schon würde sich Atomstrom nicht mehr rechnen. Stattdessen sind die Versorger verpflichtet, selbst einen bestimmten Betrag vorzuhalten, für den Fall der Fälle. Die Höhe kenne ich jetzt nicht genau, aber der ist lächerlich.
Würde man fair rechnen, würde sich ergeben, dass alles in allem Atomstrom vergleichen mit anderen Energiequellen keinesfalls kostengünstig ist. Warum man Atomenergie trotzdem nutzt? Als man damit anfing, war es nicht zuletzt eine Prestigefrage, zu denen zu gehören, die in der Lage waren die Kraft des Atoms zu zähmen. Und außerdem war die oberste europäische Atombehörde EURATOM eine wichtige Säule, die die europäische Integration ins Rollen gebracht hat. Man kann also sagen, anfangs war die Nutzung von Kernenergie ein politisches Projekt.
Das ist heute wohl nicht mehr so, aber heute ist es so, dass einige wenige Leute mit dem Betrieb von Kernkraftwerken viel Geld verdienen. Und die haben auch dementsprechend die Möglichkeit Lobbyarbeit zu betreiben, damit diese Geldquelle nicht so schnell versiegt.