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Off-Topic / Pinnwand => Off-Topic => Thema gestartet von: Selvan am 22. Januar 2009, 11:45:24

Titel: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 11:45:24
Kommentar zum Thema (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,602193,00.html)

Hier in Berlin wird es wohl bald einen Volksentscheid zum Thema "Freie Wahl zwischen Ethik- und Religionsunterricht" geben.
Dazu würde mich eure Meinung interessieren. Ich entschuldige mich, falls es das Thema schonmal gegeben haben sollte.

Es geht darum, dass die Initiative Pro Reli erreichen möchte, dass Kinder anstelle des verpflichtenden Ethikunterrichts einen konfessionellen Religionunterricht besuchen dürfen. Bislang ist dessen Besuch eine zusätzliche freiwillige Privatangelegenheit, die mancherorts angeblich zu unbequemen Zeiten stattfindet.

Auch an meiner Arbeitsstelle - einer semi-konfessionellen Einrichtung - wurde ich nun schon mehrfach von Vorgesetzten auf die Initiative hingewiesen und mir wurden entsprechende Unterschriftslisten unter die Nase gehalten. Allerdings rollen sich mir als Atheist doch ein wenig die Fußnägel hoch wenn ich im 21. Jahrhundert die Worte "Pro Reli" höre.

Nun hatte ich zu Grundschulzeiten selbst freiwillig - wohl aus Interesse - am evangelischen Unterricht teilgenommen und kann nichts Negatives dagegen sagen. Allerdings war da auch niemand streng religiös und meine Eltern warens auch nicht. Zudem gab es auch noch keinen Ethikunterricht.

Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)
3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Nathan Grey am 22. Januar 2009, 12:10:43
Also was mir an Deiner Ausführung ein wenig bitter aufstösst ist, dass Du so tust als wenn alle Leute die religiös sind, verrückte Spinner sind, welche denke Darwin ist der Teufel und die Evolutionstheorie ist Blasphemie. Ich habe zwei Töchter, wovon eine regelmässig in den Kindergottesdienst geht und ich finde es gut. Und ich finde auch nichts schlimmes an Religionsunterricht, auch wenn ich persönlich ein eher lascher Christ bin und mit Kirche nicht unbedingt was anfangen kann (mit Gott schon, aber halt nicht mit der Kirche).

Nur weil Du Dein Heil im Atheismus gefunden hast, hast Du noch lange nicht das Recht, allen Leuten die religiös sind, vorzuwerfen sie wären krank (Religionsvirus).

Ansonsten stimme ich Dir zu, dass sowas zu einer Spaltung führen kann, aber nícht muss. Da ich selber als Evangele in einer erzkatholischen Gegend aufgewachsen bin und wir Evangelen immer von den Katholiken getrennten Religionsunterricht hatten. Trotzdem haben wir uns nicht entfremdet, da es hier ja nur um 45 Minuten geht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 22. Januar 2009, 12:14:14

Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)
3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Religion gehört in die Kirche nicht in die Schule.
Im Großen und Ganzen gebe ich deinen Kritikpunkten auch recht, aber ein paar Anmerkungen habe ich mir dann doch nicht verkneifen wollen.

Zu 1) Leider sieht das rechtlich ganz anders aus. Da ist nämlich, so wurde ich belehrt noch ein Teil der alten Weimarer Verfassung in Kraft, und da ist Religion statt dessen verpflichtend reingeschrieben. Sozusagen eine Altlast. Da gibt es zwar Ausnahmen zu aber das betrifft glaube ich nur Berlin und Bremen.
Zu 2) Zusätzlich kommt dazu, dass es diese tolle "Wahlalternative" für die Juden, Buddhisten und FSMler unter uns gar nicht geben wird, diese Bevorzugung der Christen ist meiner Meinung nach absurd und gehört Tradition hin, Tradition her abgeschafft.
Zu 3) Finde ich tatsächlich nicht so wichtig, denn wer denkst du entscheidet denn ob das Kind in den freiwilligen angebotenen Unterricht geht?

Am schlimmsten aber finde ich den Müll den die ProReli Leute verzapfen. Wer den Kram selber lesen will,  schaue hier. (http://www.pro-reli.de/volksbegehren/?page_id=46)
Man lese mal ihre 7 Punkte durch die sie Argumente nennen. Die allermeisten davon bringen mich unweigerlich zu dem Schluss das Reli gestrichen gehört. Wie kommt es etwa, das dort  "Ein staatliches Fach Zwangsethik zeigt einen Mangel an Toleranz gegenüber anderen." steht? Welche anderen werden denn nicht toleriert ?

Oder Argument 3:
"Die Fächer Ethik bzw. Religion sind authentisch und fördern die Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur, den Wert ihrer eigenen Grundüberzeugung zu schätzen. Hier lernen sie auch etwas über den Wert von Grundüberzeugungen an sich. Das fördert den Respekt und die Toleranz gegenüber den Grundüberzeugungen der Anderen. Und durch die dauerhafte Unterrichtskooperation mit den anderen Bekenntnissen bzw. Ethik verstärkt sich dieser Effekt noch!"

Na super, Daraus folgt doch: alle in Ethik wo sie die Toleranz gefördert bekommen. Und die die zusätzlich noch mehr Förderung wollen dürfen ja auch jetzt schon zusätzlich in Reli. Wie genau fördert die Tatsache das sich welche Abspalten, aus Ethik raus in Reli reinbegeben denn nach diesem Argument die Toleranz ?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AlexH am 22. Januar 2009, 12:21:29
Ich denke, es geht darum, wie der Religionsunterricht gestaltet ist. Bei dem, den ich (in Hessen) besuchen durfte, handelte es sich um einen weltoffenen Unterricht, der nicht nur die evangelische Religion, sondern sämtliche Weltreligionen besprach. Zudem wurden vorrangig weltliche Quellen herangezogen, und Religionskritik wurde wie selbstverständlich mit unterrichtet. Auch philosophische Ansätze und Hintergründe zur Weltanschauung wurden gelehrt, so dass es für mich im Großen und Ganzen fast schon wie ein "Ethik plus" war. Zudem leben wir in einem vom Christentum immer noch stark geprägten Umfeld (mit einer -leider nicht immer rühmlichen- christlich geprägten Geschichte), so dass eine Auseinandersetzung mit christlichen und religiösen Themen sicherlich nicht schadet. Ich glaube auch kaum, dass im weltoffenen Berlin der Religionsunterricht -gleich welcher Konfession oder Religion- zu einer Indoktrinationsveranstaltung wird. Wer sich mit Religion, deren Menschenbild, Glauben im Allgemeinen, Gemeinschaft und Gemeinde auseinandersetzen will, hat in einem gut konzipierten Religionsunterricht sicherlich gute Ansätze. Ob und wie er diese dann umsetzt, in der Kirche bleibt, austritt, konvertiert, Atheist wird oder was auch immer, bleibt dann jedem selbst überlassen. Ich habe Reli eigentlich immer ganz gerne besucht, es darf aber nicht zu einer verpflichtenden Veranstaltung werden, die Teilnahme muss freigestellt sein.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 12:35:42
Nur weil Du Dein Heil im Atheismus gefunden hast, hast Du noch lange nicht das Recht, allen Leuten die religiös sind, vorzuwerfen sie wären krank (Religionsvirus).
"Vorwerfen" ist wohl etwas übertrieben. Es ist aus meiner Sicht lediglich eine gute Analogie. Ich werfe ja auch niemandem vor, dass er Herpes hat.

Niemand konnte mir bisher sinnvoll begründen, WARUM er ausgerechnet Religion XY folgt (ohne dabei gleichzeitig fundamentale Grundpfeiler der Wissenschaft und des evidenzbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne).

EDIT: Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 22. Januar 2009, 12:36:21
@ AlexH Naja, ich denke mal all das was du in deinem Religionsunterricht lobenswert fandest, gehört ja auch in einen guten Ethikunterricht mit rein. Dafür braucht es meiner Meinung nach keine Trennung in zwei Schulfächer.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Nathan Grey am 22. Januar 2009, 12:44:35
Nur weil Du Dein Heil im Atheismus gefunden hast, hast Du noch lange nicht das Recht, allen Leuten die religiös sind, vorzuwerfen sie wären krank (Religionsvirus).
"Vorwerfen" ist wohl etwas übertrieben. Es ist aus meiner Sicht lediglich eine gute Analogie. Ich werfe ja auch niemandem vor, dass er Herpes hat.

Niemand konnte mir bisher sinnvoll begründen, WARUM er ausgerechnet Religion XY folgt (ohne dabei gleichzeitig fundamentale Grundpfeiler der Wissenschaft und des evidenzbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne).
Was soll dazu sagen?? Wenn Du Religion als Krankheit siehst, kann ich Dir nicht helfen. Aber mit Extremisten kann man eh nicht reden. Und Grundpfeiler der Wissenschaft können sich auch von heute auf morgen ändern, weil etwas neues entdeckt wird. Mal sehen wie lange Deine Grundpfeiler halten, bis ein Wissenschaftler was anderes herausgefunden hat.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 13:03:16
Was soll dazu sagen?? Wenn Du Religion als Krankheit siehst, kann ich Dir nicht helfen.
Ich sehe es nicht als Krankheit ist vergleiche es nur damit.
Ich verstehe, dass man sich von dieser Analogie beleidigt fühlen kann und ich möchte dich bestimmt nicht beleidigen. Ich sage nur, wie es  immer auf mich wirkt, wenn jemand mir seine religiösen Gedankengänge versucht zu erklären. Er springt von Punkt A direkt zu Punkt D, ignoriert Punkt B und C weil sie nicht in einem 2000 Jahre alten Buch erwähnt sind, und sagt, dass er wisse, dass es so richtig sei, weil er vor einigen Jahren mal ein religiöses Erlebnis gehabt hat.
Zitat
Aber mit Extremisten kann man eh nicht reden.
Die Erfahrung habe ich allerdings auch gemacht. ;-)
Allerdings beziehen sich meine Erfahrungen auf den Umgang mit irrationalen Extremisten. Mit rationalen habe ich bislang keine Erfahrungen, würde mich aber auch nicht zu denen zählen.
Zitat
Und Grundpfeiler der Wissenschaft können sich auch von heute auf morgen ändern, weil etwas neues entdeckt wird.
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Zitat
Mal sehen wie lange Deine Grundpfeiler halten, bis ein Wissenschaftler was anderes herausgefunden hat.
Es ist ein Grundprizip der Wissenschaft, dass jede Idee und jedes Prinzip hinterfragt werden darf und hinterfragt werden soll. Etablierte Theorien können aber nur durch bessere ersetzt werden, niemals durch esoterische Dogmen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 13:06:38
Wen wunderts? Ich finde die Initiative gut, richtig und unterstützenswert. Einer Diskussion, die meinen Glauben mit Worten wie "Krankheit" und "Infektion", oder "Herpes" in Verbindung bringt, möchte ich jedoch lieber fernbleiben.

Nebenbei gesehen ist der konfessionelle RU im GG verankert - Beschwerden sind also bitte an die Gründerväter der BRD zu entrichten.

Was die "Trennung" nach Konfessionen angeht - wer mag kann ja mal KoKo googeln...

Im Allgemeinen bin ich für Reli/Ethik als zwei getrennte Fächer, dass würde auch den RU entlasten; man könnte sich auf Kernthemen verstärken.

Abkapselung von Volksgruppen? Möglicherweise ist das ein Problem in Berlin...hierzulande zumindest nicht. Probleme habe ich dann eher mit Aussagen wie: "Schulen machen Werbung, das ihr Ausländeranteil >2% ist".

Und zu Punkt 3: Eltern treffen ja auch die Wahl, ob ihr Kind auf die Hauptschule, oder aufs Gymnasium geht, in die Musikschule, oder in den Sportverein, in Französisch, oder Latein ... wo genau liegt also dein Problem? Verstehe ich echt gerade nicht...

Dann hoffen wir mal, dass der Atheismus-Virus keine weitere Generation erkämpft... wink

Edit: Du hast von Theologie - wenn überhaupt - nur sehr rudimentäre Kenntnisse, nicht? Die Religionswissenschaften können auch sehr wissenschaftlich sein. Glaube natürlich nicht, aber darum geht es ja auch nicht (nur). Ich glaube du hast auch keinerlei Ahnung, was ein KoRU tatsächlich ist ... wahrscheinlich stellst du dir darunter eine Art von Hare-Krischna-Bagwan-Gehirnwäsche vor...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 13:08:30
Und Grundpfeiler der Wissenschaft können sich auch von heute auf morgen ändern, weil etwas neues entdeckt wird. Mal sehen wie lange Deine Grundpfeiler halten, bis ein Wissenschaftler was anderes herausgefunden hat.
Also sich lieber in etwas ergeben, dass man weder beweisen noch widerlegen kann aber sehr unwahrscheinlich ist, um sich vor der "Gefahr" zu schützen, dass man etwas lernen könnte, dass dann zu Gunsten von neuem Wissen, welches näher an der Wahrheit liegt, ungültig wird? Tolle Einstellung.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 22. Januar 2009, 13:09:18
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Deine Meinung ist nicht nur sehr extrem, sondern auch falsch. Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.

Offenbar ist es für viele wirklich notwendig, sich ernsthaft mit religiösen Themen zu beschäftigen.


Zitat
Dann hoffen wir mal, dass der Atheismus-Virus keine weitere Generation erkämpft...
Zustimmung.

Zitat
Volksgruppen
Warum sollten angehörige anderer Konfessionen in Deutschland nicht den Religionsunterricht besuchen? Es gehört zu einem guten Bildungsapparat dazu.


Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DrowVhaerauns am 22. Januar 2009, 13:11:26
QUOTE: EDIT: Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Sehe ich nicht so, jeder hält diejenige Religion, an welche er glaubt für richtig. Und wer weiß schon genau, welche Religion die einzig Wahre ist bzw. ob es überhaupt so etwas wie Gott gibt etc....Deshalb gleich GAR keine Religion lehren zu sollen, halte ich für grundfalsch!
Denn wie heisst es so schön: es ist GLAUBE und nicht WISSEN. ABer das hier soll ja nicht wieder in eine theologische Diskussion ausarten, ob es  nun einen Gott gibt oder nicht. Das werden wir alle spätestens dann wissen, wenn wir in unserem Grabe liegen, verbrannt sind oder was auch immer ;-)

so...und noch was für "Pro Reli" (falls man das dafür verwenden mag/kann/will): Der (katholische) Reli-Unterricht hat mir damals nicht geschadet, aber meinen Zeugnisdurchschnitt angehoben ;-) und dafür musste ich nicht mal sehr viel Arbeit investieren.....
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 13:12:41
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Deine Meinung ist nicht nur sehr extrem, sondern auch falsch. Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.

Offenbar ist es für viele wirklich notwendig, sich ernsthaft mit religiösen Themen zu beschäftigen.


Den Gedanken hatte ich allerdings auch; so eignet sich Selvan selbst als hervorragendes Beispiel dafür, dass RU in der Schule unbedingt nötig ist - alleine um eine vorurteilsärmere Gesellschaft zu ermöglichen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 13:14:34
Ganz schwieriges Thema, aber trotzdem my 2 cents:

Ich finde die Frage sollte sich nach der Organisation bzw. nach dem Namen des Faches richten, sondern eher auf den Inhalt abzielen. Ich finde es wichtig, dass Kinder etwas über Religion lernen und zwar über all. Also Thema abdecken wie z.B. Was macht den Islam aus? Woher kommt die evangelische Kirche? Warum gibt es immer wieder Konfolikte zwischen Muslimen und Christen? Wie werden die 10 Gebote in unserer heutigen Zeit behandelt? usw.

Ich denke es macht keinen Sinn im Religionsunterricht nur über eine Religion/Konfesion zu sprechen und schon gar nicht im katholischen Religionsunterricht Exegese zu machen... da macht kein 10-14-jähriger mit bzw. hat auch kein Spaß dran.

Wenn sich jmd. wirklich für die Religion interessiert und gläubig ist bzw. die Eltern das so veranlassen (passiert ja meistens deswegen) dann finde ich, sollte der spezielle inhaltliche Teil dieser gewählten Religion über die Kirche vermittelt werden durch z.B. Firmvorbereitung und Kommunionsunterricht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 13:15:38
Zitat
Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Aha ... ich darf also in meinem Chemie-Unterricht auch nicht mehr die verschiedenen Atom-Modelle durchnehmen, weil ja nur eines davon richtig sein kann??? Also sit die einzig sinnvolle Entscheidung Atommodelle gar nicht mehr zu lehren???
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 13:17:27
Zitat
Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Aha ... ich darf also in meinem Chemie-Unterricht auch nicht mehr die verschiedenen Atom-Modelle durchnehmen, weil ja nur eines davon richtig sein kann??? Also sit die einzig sinnvolle Entscheidung Atommodelle gar nicht mehr zu lehren???


Dazu fällt mir nur ein: gefährliches Halbwissen.

Die verschiedenen Atommodelle sind natürlich noch zu lehren, genauso wie klassische Mechanik. Es baut auf einander auf und ist dadurch auch leichter zu verstehen. Komplett falsch (aber auch komplett richtig) ist keines. (abgesehen von ganz vberwirrten Theorien :-D )
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 22. Januar 2009, 13:20:49
Zitat
Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.
Ohne Frage aber definitiv nicht im Bereich der Naturwissenschaften. Dort hat Religion nichts zu suchen. Und ich gehe davon aus, daß Selvan genau das meint.

Zitat
Also sit die einzig sinnvolle Entscheidung Atommodelle gar nicht mehr zu lehren???
Die sinnvolle Entscheidung wäre, das aktuell anerkannte zu lehren und auf die vorherigen als historischen Rückblick einzugehen.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 13:23:28
Zitat
Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.
Ohne Frage aber definitiv nicht im Bereich der Naturwissenschaften. Dort hat Religion nichts zu suchen. Und ich gehe davon aus, daß Selvan genau das meint.



Weshalb wir also auch Geschichte, Sozialkunde und Sprachen, Sport, Kunst und Musik aus dem Unterricht verbannen sollen?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 22. Januar 2009, 13:26:20
Was hat das bitte mit meiner Aussage zu tun? Was hat Kunst mit Naturwissenschaft zu tun? Wo erklärt ein Künstler mit Expressionismus die Entstehung der Welt?

Zitat
Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.
Religion gehört für mich zum Allgemeinwissen und darf sich ruhig diesen Anspruch nehmen, solange man die Schüler informiert und nicht indoktriniert und konditioniert, was zumidnest ind em Unterricht, den ich kennengelernt habe, auch nie stattfand.

Zitat
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)
Wenn Religionsunterricht, bin ich für ausnahmslos christlich evangelisch/katholisch, denn dies sind hier im Land die vorherrschenden Konfessionen (denke ich mal). Islam und sonstige Religionen gehören für mich dann zu dienem 'Privatvergnügen' und ich persönlich würde den anderen Konfessionen dann die Wahl lassen: entweder ebenfalls christliche Religion oder Ethik, so lief es auch bei uns and er Schule ab, denn, wie Eleonora, hatte auch ich einen Untericht, der über die Religion informierte und nicht versuchte, die Schüler zu kleinen Schläfern umzuerziehen.

Zitat
3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!
Solange man die Kinder informiert und ihnen so die Wahl lässt, ist es okay. Die Aufklärung muß nicht automatisch am Religionsunterricht festgemacht werden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 13:29:54
Niemand konnte mir bisher sinnvoll begründen, WARUM er ausgerechnet Religion XY folgt (ohne dabei gleichzeitig fundamentale Grundpfeiler der Wissenschaft und des evidenzbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne).

Wie sollte Dir das jemand begründen? Du bist offensichtlich nicht religionsgläubig sondern hältst die 'Wissenschaft' (was auch immer das ist und wie auch immer Du mir das erklärst ohne dabei die fundamentalen Grundpfeiler der Religion und des erfahrungsbasierten Denkens umzureißen wie eine Abrissbirne) für die Messlatte aller Dinge.

Zitat
EDIT: Nehmen wir an, an einer Schule werden 3 Religionen angeboten. Nur EINE davon kann ja die richtige sein. Das heißt, dass man wissentlich und willentlich 2 falsche Weltanschauungen in den Lehrplan aufnimmt. Dabei wäre die einzig sinnvolle Entscheidung, GAR keine zu lehren, sondern nur das, was man weiß und begründen kann.

Das ist so fundamentalistisch, dass selbst die meisten Fundamentalisten davon Abstand nehmen würden.
Abgesehen davon ist der Lehrplan an deutschen Schulen voll von längst wiederlegten/überholten Dingen (zB die Aufteilung der Erzählperspektiven in einen Ich-Erzähler, Er-Erzähler usw.). Maßstab der Wissenschaftlichkeit ist die Falsifizierbarkeit. Alles, was wir heute 'wissen' kann sich morgen als 'Glaube' herausstellen.

Der Religionsunterricht den ich in meiner Kindheit in Niedersachsen hatte, war eben das: Unterricht über Religionen und daran kann ich nichts Falsches sehen. Wie soll ein Kind begreifen, weshalb in unserem Grundgesetz das Recht auf Religionsfreiheit verankert ist, wenn es nicht weiß, was für Religionen es gibt, wie die zueinander stehen, was es für historische Entwicklungen in der Religion gab, welche Gebote und Verbote eine Religion aufstellt?

Als ich dann nach Brandenburg zog, wurde ich auf einmal mit dem seltsamen Schulfach "Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde" (LER) konfrontiert, ein seltsames Wirrwarr aus Religionsunterricht (leider nicht wie oben beschrieben), Basteln und schrecklich suggestiven Verantwortungsfragen - ein so großes Wirrwarr, dass der Unterricht im Grunde keinen Zweck erfüllte: es gab nichts zu lernen, das bisschen Vermittlungsstoff war Allgemeinwissen - zumindest welches, dass man für eine 7. Gymnasialklasse voraussetzen dürfte. Was haben wir dort getan? Wir haben gelesen: "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Judith Kerr zum Beispiel. Dann haben wir darüber gesprochen (übrigens nicht mit einer Möglichkeit von freier Meinungsbildung, sondern, wie immer, wenn es in Deutschland um Hitler geht unter dem Diktum des personifizierten Bösen, nicht die Frage "Was ist geschehen, welche Konsequenzen hatte das und wie beurteilt ihr das?" wurde gestellt sondern "Das alles war sehr sehr schlimm, warum?"). Wir haben aus einem Schuhkarton unser Traumzimmer basteln sollen (ja in der 9. Klasse) und dann begründen sollen, weshalb wir es so eingerichtet haben, wir haben über Christentum, Buddhismus und Islam gesprochen - d.h. wir sollten uns einprägen welche Religion es seit wann gibt, wie die wichtigen Schriften heißen und wer ggf. die Propheten waren.

Nun, was ist Ethik? Was bekommt man da vermittelt und auf welcher Basis? Moralvorstellungen und Normen sind kulturabhängig und Kulturen sind von was geprägt? Ja, immer noch: auch von den Religionen.
Was sind nun diese Dinge, die ein Kind im 'Ethik-Unterricht' lernt? Und worauf stützen sich diese Dinge? Auf Vernunft? Auf das deutsche Grundgesetz?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 13:32:42
so eignet sich Selvan selbst als hervorragendes Beispiel dafür, dass RU in der Schule unbedingt nötig ist - alleine um eine vorurteilsärmere Gesellschaft zu ermöglichen.
Wie gesagt habe ich den Religionsunterricht freiwillig besucht und ich bin durchaus an Religion interessiert. Das was ich hier von mir gebe sind indes keine Vorurteile sondern Urteile, die ich aufgrund vorhergehender Diskussionen mit Gläubigen gefällt habe. Ich werde das Verfahren jedoch jederzeit gerne wieder neu aufrollen, sobald neue Beweise vorliegen.

@ Atommodell: Das ist ein guter Vergleich. Aber erstens werden alle Atommodelle im gleichen Unterricht behandelt und zweitens hat die Akzeptanz eines Atommodells wenig Auswirkung auf unsere vorurteilsärmere Gesellschaft. Zumindest habe ich noch niemanden gesehen, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einem etablierten Atommodell diskriminiert worden wäre.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 13:41:46
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?
Zitat von: Eleonora"
Wie sollte Dir das jemand begründen?
Weil niemand religiös zur Welt gekommen ist sondern mit einem diesbezüglich unbeschriebenen Gehirn und Sinnesorganen, die allen Menschen gemein sind. Wenn jemand also zu Erkenntnis XY gelangt ist, sollte er mir den Weg dorthin zumindest beschreiben können.

Vielleicht lebe ich aber auch in einer Traumwelt, weil ich denke, dass alle Menschen bei eingehender Betrachtung alle Ideen entweder als "begründet" oder "unbegründet" klassifizieren würden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 13:45:00
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?

Ich hoffe dem ist nicht so! Beten lernt man in der Kirche. Ich bin da eher für einen "generischen" Religionsunterricht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Bruder Grimm am 22. Januar 2009, 13:46:27
Letztlich geht es  bei dieser Problematik ja nicht um Weltbilder, sondern um menschliche Wertvorstellungen. Diese können (und sollten) von konfessionellem Religionsunterricht vermittelt werden bzw. im Zweifelsfall von Ethikunterricht. Wenn diese Werte vom Religionsunterricht vermittelt werden, sehe ich keinen Grund, jemanden zum Ethikunterricht zu zwingen, wohl ihn aber zu einer Wahl zwischen diesen dreien zu verpflichten.
Zwangsethik halte ich für falsch, insofern kann ich die Argumente von ProReli schon nachvollziehen.

Ich selbst bezeichne mich als überzeugten Agnostiker  :lol: Aber generell respektiere ich den Glauben Anderer. Ich engagiere mich sogar ein wenig in unserer Kirchengemeinde (das mit dem Agnostizismus binde ich Leuten da allerdings nicht auf die Nase  :-X ), weil ich einen großen Wert in der diakonischen Arbeit der Kirchengemeinden sehe.

Zitat
@ Atommodell: Das ist ein guter Vergleich. Aber erstens werden alle Atommodelle im gleichen Unterricht behandelt und zweitens hat die Akzeptanz eines Atommodells wenig Auswirkung auf unsere vorurteilsärmere Gesellschaft. Zumindest habe ich noch niemanden gesehen, der aufgrund seiner Zugehörigkeit zu einem etablierten Atommodell diskriminiert worden wäre.

Eben deswegen ist das kein guter Vergleich. Atommodelle sind eben, wie der Name schon sagt, Modelle und können für verschiedene Fragestellungen mit unterschiedlicher Gültigkeit herangezogen werden, ohne daß sie ihre Gültigkeit im Allgemeinen verlieren. (So z.B. das Bohr-Modell für atomare Bindungen, das Lewis-Modell für Molekülstrukturen, das Orbitalmodell für Bindungsenergien etc.) Wissenschaftliche Modelle veralten nicht, sondern sind bloß auf bestimmte Fragestellungen nicht anwendbar.
Aber im Schulunterricht sind ja nicht nur Naturwissenschaften zu lehren, sondern auch verantwortungsbewußtes und kritisches Denken - was z.B. Aufgabe von Religions- oder Ethikunterricht ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 22. Januar 2009, 13:47:12
Mal abgesehen davon, daß wir in einem Land leben, das eben keine laizistische Verfassung besitzt, sondern eine, die sich auf christliche Werte beruft, was manche gerne vergessen, bloß weil es eine ebenso gesetzlich festgelegte Religionsfreiheit gibt, ist es anthropologisch belegbar, daß Menschen, ganz egal welchen Kenntnisstandes, ein tief verwurzeltes Grundbedürfnis nach Antworten auf transzendente Sinnfragen haben, die ihnen die Naturwissenschaft, so sich ihre Kultur überhaupt damit auseinandersetzt, nicht liefern kann.
[puuuh, wieder so ein Mammutsatz]

Die Antwort darauf sind Glaube oder Philosophie, und ich finde es essentiell wichtig, bereits junge Menschen mit so etwas zu konfrontieren und vertraut zu machen, und dabei die Akzeptanz moderater und humaner Anschauungen zu fördern. Wenn der Mensch keinen Bedarf hat und lieber Agnostiker, Atheist oder unreligiöser Rationalist bleibt - feine Sache, dann weiß er zumindest, worüber er spricht.

Ansonsten sehe ich nämlich nur, daß im selben Maße wie Religion (christliche, jüdische, muslimische oder was auch immer in ihrer "Mainstream"-Form, wenn man das so sagen darf) aus dem Bildungsprozeß und dem gesellschaftlichen Leben verschwindet, andere "Ersatzreligionen" wie Esoterik, Pagan oder ähnlicher ausgemachter Schmarren ohne durchdachtes oder besonders pädagogisches oder philosophisches Wertegerüst für spirituell unerfüllte Haltsuchende immer attraktiver werden. So kommt dieser ganze New-Age-Verhau zustande, und so kommt es, daß immer mehr Leute statt in einer modernen, aufgeklärten Kirche (wie es die großen Konfessionen eben dank wissenschaftlich betriebener und im Gemeindeleben angewandter Theologie sind) in irgendwelchen komischen Freikirchen oder (Halb-)Sekten hängenbleiben.

Ich bin entschieden dafür, Religionsunterricht (je nach Verfügbarkeit an Lehrkräften durchaus auch für andere Religionen) als Alternative zum Ethikunterricht anzubieten, da staatliche Ethik in einem christlich verfaßten Land da voll mit hineinfällt, umgekehrt aber kaum den Religionsunterricht ersetzen kann.

Das hat auch damit überhaupt nichts zu tun, daß ich selbst bekennender Christ bzw. Katholik bin. Ich betrachte mich als durch und durch aufgeklärten Menschen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie manch einer auf denTrichter kommt, Christentum und Naturwissenschaft schlössen einander aus? Ja sind wir denn kanonische Bibelfundamentalisten, die jedes Bild wortwörtlich nehmen? Glaubt hier irgendwer ernsthaft, in den Kirchen hätte sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht auch bemerkbar gemacht, daß man Dinge hinterfragen und aufgeklärt interpretieren muß?

[EDIT: Wow! 5 neue Beiträge, während ich den hier heruntergetippt hab... da kochen ja die Gemüter...  :blink:]
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 13:48:41
Ich finde die Frage sollte sich nach der Organisation bzw. nach dem Namen des Faches richten, sondern eher auf den Inhalt abzielen. Ich finde es wichtig, dass Kinder etwas über Religion lernen und zwar über all. Also Thema abdecken wie z.B. Was macht den Islam aus? Woher kommt die evangelische Kirche? Warum gibt es immer wieder Konfolikte zwischen Muslimen und Christen? Wie werden die 10 Gebote in unserer heutigen Zeit behandelt? usw.
Ja, definitiv nur bin ich mir zu 100% sicher, dass die Leute dieser Initiative eben gerade nicht das zum Ziel haben, sondern effektiv die einzig wahre Religion zu lehren und daher ist das klar abzulehnen. Neutraler Religionsuntericht würde mit Sicherheit noch viel frenetischer bekämpft werden als Ethik.

Idealerweise räumt man den grossen Weltreligionen exakt dieselbe Unterrichtszeit ein und beauftragt dann pro Religion einen "Experten" der Thematik mit dem Unterricht, da ich auch skeptisch bin ob das eine Person alleine machen könnte. Bei einem oberflächlichen Unterricht für Kinder geht das ja in Ordnung aber auf höheren Stufen hat man ja auch für Geschichte und Mathematik unterschiedliche Lehrer. Die Problematik ist hier, dass man sonst die Gefahr eingeht, dass der Lehrer seine eigene Religion deutlich besser darstellt als die anderen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 13:50:28
@TheRaven: sehe ich auch so. Religions-"Werbung" gehört nicht in die Schule. Da soll gelehrt und aufgeklärt werden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 13:54:39
Ich bin gegen Religionsunterricht, der verpflichtend ist oder als Ersatz für Ethik funktioniert. Wenn jemand etwas glaubt oder auch nicht ist das Privatsache.

Und der Vergleich von Religion mit Krankheiten ist wirklich geschmacklos.*






*Krankheiten sind etwas völlig natürliches und normales, wissenschaftlich erforscht und nachweisbar, und kein abergläubischer Hokuspokus...  :twisted:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 13:57:03
Die Analogie zum Virus ist ja nicht schlecht nur scheinen hier manche zu denken, dass Selvan diese alleine auf die Religion anwendet. Ich denke aber dem ist nicht so. Diese Analogie ist auch auf Tradition, Mode, Musikgeschmack und alles andere anwendbar, was nichts mit anerkannten, wissenschaftlich belegten Prinzipien oder Wissen zu tun hat. Religion ist hier einfach brisant, weil die Infektion fast immer dogmatisch ist, was zum Beispiel bei Traditionen auch der Fall sein kann aber weit weniger ernst gesehen wird. Religion ist oftmals wie ein goldener Käfig für den Geist. Es kann einem Hoffnung geben, es kann einem eine Stütze sein aber am Ende ist es trotzdem ein Gefängnis und zwar eines, welches von Generation zu Generation weitergereicht wird und auf dem Weg durch die Zeitalter ist irgendwo mal der Schlüssel verloren gegangen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 13:58:43
Ich betrachte mich als durch und durch aufgeklärten Menschen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie manch einer auf denTrichter kommt, Christentum und Naturwissenschaft schlössen einander aus? Ja sind wir denn kanonische Bibelfundamentalisten, die jedes Bild wortwörtlich nehmen? Glaubt hier irgendwer ernsthaft, in den Kirchen hätte sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht auch bemerkbar gemacht, daß man Dinge hinterfragen und aufgeklärt interpretieren muß?
Ich frage mich gerade, an welche christlichen Lehren du dann noch glaubst, wenn du Naturwissenschaften nicht in Abrede stellst.
Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Das wäre schonmal ein "leap of faith".
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 13:59:26
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Deine Meinung ist nicht nur sehr extrem, sondern auch falsch. Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.

Nein, Religion kann wissenschaftlich erforscht, aber nie wissenschaftlich betrieben werden, weil sie von dogmatischen Annahmen ausgeht und nicht auf wissenschaftlichen Theorien basiert.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 22. Januar 2009, 14:00:27
Mich beschleicht immer mehr die Vermutung, daß ein Gutteil der Leute hier sich überhaupt noch nicht sachlich damit befaßt hat, was Religionspraxis eigentlich ist, sondern hier einer nicht minder abergläubischen Irrmeinung anhängt, Religion sei eine Mischung aus finsterem Mittelalter, irrationalem Dogmatimus und einer Prise D&D Klerikerzauberei. Seid Ihr eigentlich meschugge? So ein Religionsbild und die Behauptung, man sei rational denkender Wissenschaftsapostel, das paßt irgendwie nicht ganz zusammen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:01:28
Ich betrachte mich als durch und durch aufgeklärten Menschen, und ich verstehe überhaupt nicht, wie manch einer auf denTrichter kommt, Christentum und Naturwissenschaft schlössen einander aus? Ja sind wir denn kanonische Bibelfundamentalisten, die jedes Bild wortwörtlich nehmen? Glaubt hier irgendwer ernsthaft, in den Kirchen hätte sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht auch bemerkbar gemacht, daß man Dinge hinterfragen und aufgeklärt interpretieren muß?
Ich frage mich gerade, an welche christlichen Lehren du dann noch glaubst, wenn du Naturwissenschaften nicht in Abrede stellst.
Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Das wäre schonmal ein "leap of faith".

Klar warum nicht. Nur glaube ich halt nicht, dass der wirklich den Stein an die Seite gerollt halt und dann in der Gegend rummaschiert ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 14:03:04
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?

Und? Wir haben im Religionsunterricht auch gebetet - auf alle möglichen Arten. Wir haben uns zum Gebet mit bloßen Füßen nach Osten gewendet, wir haben gekniet und die Hände gefaltet,...
Im Matheunterricht rechnet man doch auch.
Das ist Grundlagenvermittlung. Und was an einer '0' wahrer ist als an 'Gott' weiß ich auch nicht so recht. Es sind Annahmen mit denen hantiert wird, und damit mit ihnen hantiert werden kann, nennt man sie wahr.

Zitat
Weil niemand religiös zur Welt gekommen ist sondern mit einem diesbezüglich unbeschriebenen Gehirn und Sinnesorganen, die allen Menschen gemein sind. Wenn jemand also zu Erkenntnis XY gelangt ist, sollte er mir den Weg dorthin zumindest beschreiben können.

Es ist auch niemand laufend, sprechend, singend oder rechnend zur Welt gekommen. Und erzähl' mir doch mal, wie Du zur Sprache gekommen bist?

Zitat
Vielleicht lebe ich aber auch in einer Traumwelt, weil ich denke, dass alle Menschen bei eingehender Betrachtung alle Ideen entweder als "begründet" oder "unbegründet" klassifizieren würden.
Hängt ein bisschen davon ab, was sich in Deinen Augen als 'Mensch' qualifiziert. Eine eingehende Betrachtung aller Ideen erfordert: Bildung, Intelligenz, den Zugang zu entsprechendem Material, die Ruhe und die Zeit eine solche Betrachtung zu unternehmen,... wenn Du also geistig Behinderte, in Kriegsgebieten lebende, bildungsferne,... 'Humanoide' nicht 'Menschen' nennen willst - dann lebst Du in der Realität.

Zitat
Bei einem oberflächlichen Unterricht für Kinder geht das ja in Ordnung aber auf höheren Stufen hat man ja auch für Geschichte und Mathematik unterschiedliche Lehrer. Die Problematik ist hier, dass man sonst die Gefahr eingeht, dass der Lehrer seine eigene Religion deutlich besser darstellt als die anderen.

Ich hatte echt tolle Deutschlehrer und studiere jetzt Germanistik. Meine Physiklehrer waren ziemlicher Müll (sprich: mir unsympathisch) - ja die Qualität der Lehre(r) prägt. Und? Die der Eltern, des sonstigen Umfeldes auch.
Auch die Überzeugungen eines Lehrers prägen: Ich weiß noch, wie mein Kunstlehrer auf die 'langweiligen Impressionisten' geflucht hat - und, oh Wunder: ich find' die Impressionisten langweilig.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:03:30
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Deine Meinung ist nicht nur sehr extrem, sondern auch falsch. Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.

Nein, Religion kann wissenschaftlich erforscht, aber nie wissenschaftlich betrieben werden, weil sie von dogmatischen Annahmen ausgeht und nicht auf wissenschaftlichen Theorien basiert.

Und Mathematik beruht nicht auf Dogmen? Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden. (Denn das ist nun auch keine große Kunst  :P )
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Bruder Grimm am 22. Januar 2009, 14:03:44
Zitat
Ja, definitiv nur bin ich mir zu 100% sicher, dass die Leute dieser Initiative eben gerade nicht das zum Ziel haben, sondern effektiv die einzig wahre Religion zu lehren und daher ist das klar abzulehnen.

Meinst du die ProRelis? Da wäre ich mir nicht so sicher. So wie ich das sehe, argumentieren die sehr wohl mit Toleranz gegenüber anderen Religionen, gar gegenüber Atheismus. Wenn die auf Verbreitung der "einzig wahren Wahrheit" aus wären, würden sie sich damit selbst argumentativ aushebeln.
In erster Linie scheint es denen nicht darum zu gehen, daß Ethik abgeschafft wird, sondern daß konfessioneller Religionsunterricht gleichberechtigt neben Ethik steht. Und das finde ich prinzipiell in Ordnung.

(Besser neben Ethik als neben Biologie  :P )
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 22. Januar 2009, 14:04:42
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Bruder Grimm am 22. Januar 2009, 14:07:35
Richtig! Sie sollten bloß nicht gleichzeitig betrieben werden!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 22. Januar 2009, 14:08:55
Ich frage mich gerade, an welche christlichen Lehren du dann noch glaubst, wenn du Naturwissenschaften nicht in Abrede stellst.
Glaubst du, dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Das wäre schonmal ein "leap of faith".

Was sind denn für Dich christliche Lehren? Wunderglaube? Kommt ein bißchen darauf an, wie man ein Wunder versteht. Unterhalte Dich mal z.B. mit einem modernen katholischen Theologen über die wundersame Brotvermehrung.

Ich glaube an so ziemlich alles, was in den Evangelien, dem AT und einigen anderen Schriften steht - nur muß man eben sehr vorsichtig damit umgehen, was der Autor damit vermitteln wollte (und daher zunächst einmal: wer hat's wann geschrieben?), ehe man herausfiltern kann, was metaphorisch oder gleichnishaft ist, und was an "Glaubenswahrheit" drinsteckt.

Mein Glaube bezieht sich also auf eine Akzeptanz des Vermittelten, nicht eine unreflektierte Rezeption des Wortlauts.
Mit der christlichen Lehre, also Christi Botschaft, habe ich hingegen überhaupt kein Verständnisproblem. Man muß nur richtig hinhören, dann beißt sich da nichts.

[EDIT: Grmpf! Schon wieder 5 Beiträge! Bin bestimmt wieder nicht up to date mit meinem Post...]
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Bruder Grimm am 22. Januar 2009, 14:10:59
Übrigens: Der Religionsvirus ist heilbar. Sehr leicht sogar. :cheesy:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 14:11:17
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Erneut frage ich mich, wieviele Passagen der Bibel man ignorieren oder als "bildhaft" abtun darf um sich trotzdem noch als Christ zu bezeichnen - und nicht einfach als Theist.

EDIT: Ich bin vermutlich geschädigt von Diskussionen mit jenen US-Christen, die zum größten Teil an eine wörtliche Auslegung der Bibel glauben (Young Earth Creationists).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:12:54
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Erneut frage ich mich, wieviele Passagen der Bibel man ignorieren oder als "bildhaft" abtun darf um sich trotzdem noch als Christ zu bezeichnen - und nicht einfach als Theist.

23  wink


Ich denke das muss jeder für sich entscheiden. (anders gehts ja auch nicht...)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 22. Januar 2009, 14:13:35
Der Vergleich von Religion mit einem Virus ist tatsächlich nicht passend. Eher würde der Vergleich mit einer psychischen Störung zutreffen. Aber das führt am Thema vorbei.


Ich bin sowohl für Ethik als auch für Religionsunterricht. RU muss laut Verfassung angeboten werden. (Auch wenn ich damit nicht einverstanden bin. Die Kinder können auch in die Sonntagsschule gehen, wenns denn sein muss.) Ethik behandelt auch Themen, die über die verschiedenen Religionen hinausgehen, und sorgt für eine ausgewogene Ausbildung der Schüler, die der RU nicht garantieren kann. Der Islamunterricht der Islamischen Föderation hier in Berlin ist ein sehr gutes Beispiel für unausgewogenen Unterricht.

Daher halte ich es für sinnvoll, Ethik als Pflichtfach und Religion als Wahlfach anzubieten. RU mag zwar recht raumgreifend sein. Meiner war es auch. Allerdings waren sämtliche meiner vier oder fünf Religionslehrer/innen völlig inkompetent, obwohl ich u.a. auf eine konfessionelle Grundschule gegangen bin.

Deshalb kann und werde ich der Initiative ProReli nicht zustimmen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Bruder Grimm am 22. Januar 2009, 14:14:07
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Erneut frage ich mich, wieviele Passagen der Bibel man ignorieren oder als "bildhaft" abtun darf um sich trotzdem noch als Christ zu bezeichnen - und nicht einfach als Theist.

Aus meiner Sicht: alle! Aber ich bin ja auch Agnostiker wink
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 22. Januar 2009, 14:14:40
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.

Schon wieder ein Thread wo Lich seine Fähigkeit Diskussionen vernünftig zu tätigen unter Beweis stellt.  :lol:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 22. Januar 2009, 14:16:25
Guten Tag, werte Forennutzer!

Ich bin erhlich gesagt etwas amüsiert, wie schnell im Internet verhärtete Fronten auftreten. Wenn man mal aufmerksam verfolgt, was die einzelnen Leute hier schreiben, fehlt einfach mal der gemeinsame Diskussions-Nenner.

Die einen verteufeln dogmatisierten Religionsunterricht in absoluter monotheistischer Manier und fordern aufklärenden Unterricht über alle Religionen, ohne jedoch zu definieren, um was es eigentlich bei ProReli und Ethik-Unterricht im grunde geht.
Die anderen lassen sich hier gerade zu einer Grundsatzdiskussion um Sinn und Unsinn von Religion und Wissenschaft hinreißen.

Mit dem eigentlichen Thema hat das ganze hier schon seit dem Eröffnungs-Beitrag (inklusive selbigen) nichts mehr zu tun. ;)

So far...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 22. Januar 2009, 14:19:23
Tahlam, ach komm schon. Mehr fällt Dir nicht ein?  ::)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 14:20:03
Selbstverständlich. Nur ist Religion halt weder neu noch wissenschaftlich.
Deine Meinung ist nicht nur sehr extrem, sondern auch falsch. Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden.

Nein, Religion kann wissenschaftlich erforscht, aber nie wissenschaftlich betrieben werden, weil sie von dogmatischen Annahmen ausgeht und nicht auf wissenschaftlichen Theorien basiert.

Und Mathematik beruht nicht auf Dogmen? Religion kann sehr wohl wissenschaftlich betrieben werden. (Denn das ist nun auch keine große Kunst  :P )
Nein, Mathematik beruht auf beweisbaren Annahmen. BEWEISBAR ist hier das Schlüsselwort. Nicht "Am Anfang war...".
Guten Tag, werte Forennutzer!

Mit dem eigentlichen Thema hat das ganze hier schon seit dem Eröffnungs-Beitrag (inklusive selbigen) nichts mehr zu tun. ;)

So far...
Willkommen im Zwischennetz.  :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 14:21:19
Zitat
Weil niemand religiös zur Welt gekommen ist sondern mit einem diesbezüglich unbeschriebenen Gehirn und Sinnesorganen, die allen Menschen gemein sind. Wenn jemand also zu Erkenntnis XY gelangt ist, sollte er mir den Weg dorthin zumindest beschreiben können.

Es ist auch niemand laufend, sprechend, singend oder rechnend zur Welt gekommen. Und erzähl' mir doch mal, wie Du zur Sprache gekommen bist?
Alle gesunden Menschen verfügen über ein Sprachzentrum im Gehirn, welches durch jahrelanges Üben Stück für Stück aktiviert werden kann.
Worauf willst du hinaus? Manche glauben, wir hätten eine Art Gottzentrum im Gehirn. Scheint bei mir noch inaktiv oder nicht angelegt zu sein.
Und selbst wenn: Was sagt das über den Wahrheitsgehalt einer Religion? Gar nix!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 22. Januar 2009, 14:22:53
Der Vergleich von Religion mit einem Virus ist tatsächlich nicht passend. Eher würde der Vergleich mit einer psychischen Störung zutreffen. Aber das führt am Thema vorbei.

Das war jetzt so platt, daß ich mich davon ulkigerweise nicht angegriffen fühle.  :lol:

Abgesehen davon ist es falsch. Wenn "Störung" eine Abweichung von evolvierter Norm bezeichnet, ist anthropologisch und psychologisch betrachtet wohl eher die grundlegende Absenz des Bedürfnisses nach Religion die Störung, nicht anders herum.

EDIT: Wobei ich Religion in diesem Zusammenhang auch um ".../Philosophie" ergänzen könnte.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 22. Januar 2009, 14:27:32

Nein, Mathematik beruht auf beweißbaren Annahmen. BEWEISSBAR ist hier das Schlüsselwort. Nicht "Am Anfang war...".
Nein, denn einige Grundlagen der Mathematik, die Axiome sind nicht bewiesen.
Im Gegensatz zum Glauben gilt aber hier, das sie schon in formaler Hinsicht sich den Forderungen nach Widerspruchsfreiheit, Unabhängigkeit und Vollständigkeit eines axiomatischen Systems unterordnen müssen.
Mehr unter Axiom bei Wikipedia nachsehen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:28:20
Nein, Mathematik beruht auf beweisbaren Annahmen. BEWEISBAR ist hier das Schlüsselwort. Nicht "Am Anfang war...".

Nach einigen wenigen Mathematikvorlesungen kommt man da kann schnell an die Grenzen. Aber näher darauf einzugehen, sprengt wohl den Rahmen und gehört auch nicht zum Thema.

Zu "Pro Reli" (was für ein PR-Name...): eigentlich wollen die ja nur erreichen, dass Religion ein anerkanntes Schulfach ist und gewerter wird wie ein solches.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 22. Januar 2009, 14:30:36
Ein für alle mal: Christentum und Naturwissenschaft schliessen sich nicht aus !

Wer gegenteiliges behauptet, hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Genesis und Naturwissenschaft aber schon. Wer etwas anderes behauptet hat weder Ahnung von Religion noch von Naturwissenschaft.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 22. Januar 2009, 14:30:45
@Curundil:

OT (Anzeigen)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:32:39
@Curundil:

OT (Anzeigen)

Rollenspiel auch  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 14:33:49
Erneut frage ich mich, wieviele Passagen der Bibel man ignorieren oder als "bildhaft" abtun darf um sich trotzdem noch als Christ zu bezeichnen - und nicht einfach als Theist.

US-Christen hin oder her, sei doch so gut und befasse Dich einmal mit der Religion, die Du hier kritisierst. Kann sein, dass Du Religionsunterricht hattest, entweder er war scheiße oder Du warst kein guter Schüler.  Ja, der moderne, vernünftige Mensch ist es gewohnt, dass er auf dem Buchrücken oder spätestens im Vorwort darauf hingewiesen wird, ob er ein Sachbuch, ein allegorisches Sachbuch oder einen SF-Roman in den Händen hält, dann muss er selbst auch nicht mehr kritisch denken.

Kennst Du die Lehre von dreifachen Schriftsinn, einer Methode zur Textauslegung? Weißt Du, seit wann sie geläufig ist, und für was sie größtenteils gebraucht wurde?

Zitat
Alle gesunden Menschen verfügen über ein Sprachzentrum im Gehirn, welches durch jahrelanges Üben Stück für Stück aktiviert werden kann. Worauf willst du hinaus? Manche glauben, wir hätten eine Art Gottzentrum im Gehirn. Scheint bei mir noch inaktiv oder nicht angelegt zu sein. Und selbst wenn: Was sagt das über den Wahrheitsgehalt einer Religion? Gar nix!

Ja und? Seit wann ist denn der Mensch ein binäres System? Religion an aus, Sprache an aus? Wissenschaftlichkeit an aus? Das ist doch Blödsinn. Und woher weißt Du, dass Du dieses Sprachzentrum hast? Hast Du es gesehen? Hast Du es angefasst, berührt, hast Du es bewiesen? Oder hast Du den Beweis eines anderen angenommen, um nicht zu sagen: glaubst Du dem Beweis eines anderen?

Ist Mitleid wahr? Hass? Interesse? Liebe?
Es gibt einfach Dinge die nicht mit wahr/falsch notiert werden können.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 22. Januar 2009, 14:34:27
Was soll eigentlich das Mathematik-Spinoff? Mathematik ist keine Naturwissenschaft.

Im Übrigen finde ich es amüsant, dass sich ausgerechnet die Leute, die die gesamte Bibel offenbar als eine riesige Metapher betrachten, von meiner Virus-Metapher auf den Schlips getreten fühlen. :-D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 22. Januar 2009, 14:34:40
Rollenspiel auch  :P
Nur, wenn Du wirklich glaubst, dass es die entsprechenden Welten wirklich gibt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 14:35:01
Der Vergleich von Religion mit einem Virus ist tatsächlich nicht passend. Eher würde der Vergleich mit einer psychischen Störung zutreffen. Aber das führt am Thema vorbei.

Das war jetzt so platt, daß ich mich davon ulkigerweise nicht angegriffen fühle.  :lol:

Abgesehen davon ist es falsch. Wenn "Störung" eine Abweichung von evolvierter Norm bezeichnet, ist anthropologisch und psychologisch betrachtet wohl eher die grundlegende Absenz des Bedürfnisses nach Religion die Störung, nicht anders herum.
Nur wenn du Kirchenzugehörig (http://de.wikipedia.org/wiki/Religion#Statistik_C_.E2.80.93_Religionen_in_Deutschland_.E2.80.93_Zugeh.C3.B6rige) gleichsetzt mit Gottesglaube... Es gibt Hinweise darauf, das die tatsächlichen Zahlen mehr Richtung 50/50 gehen... 8) Und wenn man die tatsächliche Prägung durch Umfeld/Elternhaus/Kirche/Schule (leider immer noch) rausrechnet... also...  wink


Nein, Mathematik beruht auf beweißbaren Annahmen. BEWEISSBAR ist hier das Schlüsselwort. Nicht "Am Anfang war...".
Nein, denn einige Grundlagen der Mathematik, die Axiome sind nicht bewiesen.
Im Gegensatz zum Glauben gilt aber hier, das sie schon in formaler Hinsicht sich den Forderungen nach Widerspruchsfreiheit, Unabhängigkeit und Vollständigkeit eines axiomatischen Systems unterordnen müssen.
Mehr unter Axiom bei Wikipedia nachsehen.

Na gut, Axiome müssen dann eben nicht widerlegbar sein.  ::)
Nein, Mathematik beruht auf beweisbaren Annahmen. BEWEISBAR ist hier das Schlüsselwort. Nicht "Am Anfang war...".

Nach einigen wenigen Mathematikvorlesungen kommt man da kann schnell an die Grenzen. Aber näher darauf einzugehen, sprengt wohl den Rahmen und gehört auch nicht zum Thema.

Zu "Pro Reli" (was für ein PR-Name...): eigentlich wollen die ja nur erreichen, dass Religion ein anerkanntes Schulfach ist und gewerter wird wie ein solches.
Ja aber warum sollte es wie ein normales Schulfach gewertet werden?  :blink:
Es IST ja kein normales Schulfach, sonst hätten wir diese Diskussion nicht, sondern in keinster Weise objektiv und rein subjektiv. Wie immer man dazu stehen kann, es ist NICHT allgemeingültig. Punkt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 22. Januar 2009, 14:37:54
Komisch eigentlich, wie sich das geändert zu haben scheint. Als ich Mitte der 80'er in Berlin an der Grundschule war (wir haben da mal vier Jahre lang gewohnt), hatte ich Reli. Ethik war eine gleichberechtigte Alternative, die man wählen konnte, und da gingen aus unserer ganzen Jahrgangsstufe... *überleg* ... drei oder vier Kinder hin. Hat keinem geschadet. Inhalt war fast derselbe. Von Konditionierung oder Werbung keine Spur. Wir hatten im katholischen Unterricht sogar vier Muslime sitzen, und die Lehrerin ist besonders auch immer auf deren Religion eingegangen und die verschiedenen Sichtweisen auf behandelte religionsbezogene Themen. War damals recht anspruchsvoll für das Alter, aber hat geklappt. Gebetet wurde, zumindest später am Gymnasium in Bayern, auch nicht unbedingt. Unser Relilehrer (ein Pfarrer) hat das angeboten, und wer wollte, konnte mitbeten (in der Grundschule bin ich mir nicht mehr sicher, ist mir nicht in Erinnerung geblieben). Er hat aber immer betont, daß er hier Religion unterrichtet, nicht Mission.

Wußte gar nicht, daß Reli in Berlin inzwischen zum Wahlfach á la Schulchor verwahrlost ist.

[EDIT: Argh! SIEBEN Beiträge diesmal. Ich muß schneller tippen, oder ich brauche eine implantierte Datenbuchse...  :D]
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 22. Januar 2009, 14:38:06
Zu meiner Zeit in NRW war es ein normales Schulfach und wurde auch so gewertet... gab sogar einen Reli-LK... obs jetzt immer noch so ist... keine Ahnung, bin schon lange raus  :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 22. Januar 2009, 14:40:21
Zu "Pro Reli" (was für ein PR-Name...): eigentlich wollen die ja nur erreichen, dass Religion ein anerkanntes Schulfach ist und gewerter wird wie ein solches.
Juhuuu! Da isser, der Kern der Sache! :D

Genau darum geht es Pro Reli nämlich, allerdings mit der Ergänzung, dass entweder Ethik- oder konfessioneller Religionsunterricht gewählt wird.
An dieser Stelle kommt es dann nämlich zur hier eigentlich eingeleiteten Kontroverse, zu der ich ebenfalls sagen muss, dass ich Pro Reli nicht unterstützen würde, da für mich der wichtigere Punkt ist, dass nicht Ethik oder Religion sondern Ethik und Religion als Unterrichtsfächer sinnvoll erscheinen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 14:43:56
Ja aber warum sollte es wie ein normales Schulfach gewertet werden?  :blink:
Es IST ja kein normales Schulfach, sonst hätten wir diese Diskussion nicht, sondern in keinster Weise objektiv und rein subjektiv. Wie immer man dazu stehen kann, es ist NICHT allgemeingültig. Punkt.

Interpretationen sind auch nicht allgemein gültig, also schmeißen wir den Sprachunterricht aus den Lehrplänen.
Sport? Da ist sowieso nichts mit Gültigkeit - raus.
Kunst, Musik? Schabernack, nicht allgemein gültig - raus.
Erdkunde? Ändert sich beim nächsten Krieg, nicht allgemein - raus.
Geschichte? Äch, eh viel zu umfassend und wer braucht das schon und ändert sich ja andauernd, womöglich entdeckt man morgen das Tutenchamun doch 23 geworden ist, also keine allgemeine Gültigkeit - raus.
Biologie, Chemie, Physik, Informatik? Täglich neue Erkenntnisse, die die alten verwerfen - raus.
Mathe? Wurde hier ja schon gesagt: nicht allgemein - raus.

Schön, künftig können Kinder mit 5 bis 6 Jahren anfangen eine Ausbildung zu machen und sind dann so mit 8 bis 10 fertig - das gibt Schwung für die Wirtschaft. Nur die Unis müssen wir leider abreißen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 14:52:09
@staatlicher Ethikunterricht: was auch für den RU spricht ist, dass die darin gelehrte Ethik eben nicht durch ein Staatsorgan (je nach Gutdünken und politischer Herrschaft) vorgeschrieben wird. Wir leben zwar in einem Lande in dem Meinungsfreiheit nicht nur auf dem Papier steht, aber das kann auch ganz schnell anders sein ... und da sollten wir doch eigentlich froh sein, dass auch außerstaatliche Organisationen (Kirchen) einen Einfluss auf die Bildung junger Menschen haben.  Gerade in Punkten der Ethik.

@Curundil: Du hast so was von recht, rechter gehts nicht. Leider. Wie so oft in unserer Gesellschaft: keine Ahnung, aber mitreden wollen...

@Eleonora: Danke.

@Selvan: setze dich doch mal bitte in eine Theologie-Vorlesung zum AT, oder NT. So richtig an der Uni. Die 2 Stunden Zeit solltest du dir echt einmal nehmen. "Wundererzählungen" scheint mir ein gutes Thema zu sein. Danach können wir gerne noch einmal über den Wahrheitsgehalt der biblischen Erzählungen, Sammlungen, Perikopen etc. reden. Vorher sehe ich da wenig Sinn, da du bereits eine vorgefertigte (falsche) Meinung darüber hast.

@Fabius Maximus: Religion ist also mit einer Störung zu vergleichen? Und bestimmte Menschengruppen sicher auch mit Ungeziefer, wie? Du bist ein Fanatiker. Diskussionen mit dir (über dieses Thema) sind somit nutzlos und verschwendete Lebenszeit.

@Tahlam: Lich hat recht.

@Topas und Mathe: Danke.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 14:53:40
Mein erster Kontakt mit Pro Reli fand in einem Einkaufszentrum statt. Ein zwölfjähriger Junge, der ohne Aufsicht durch Erwachsene allein mit einem Klemmbrett unterwegs war, sprach mich an. Er erzählte mir, dass es für ihn schlimm sei, dass er nächstes Schuljahr in den Ethikunterricht gehen muss, wo er doch lieber in den Religionsunterricht gehen würde, denn die Moslems hätten ja einen ganz anderen Gott und so.
Das hat mich schnell und gründlich davon überzeugt, dass diesem Kind Ethikunterricht mehr nützen als schaden wird. Mal davon abgesehen, dass ich es unerhört finde, ein Kind allein zum Unterschriftensammeln loszuschicken.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 14:58:09
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen. Ich kenne da so ein-zwei Spezialisten, die den Kindern genau das in Ethik beibringen: das Christen/Juden/Moslems an unterschiedliche Götter glauben; die Christen sogar an drei bis vier ... aber andererseits haben wir ja auch Bio-Lehrer (18% in D), die sich weigern Evolution zu unterrichten (und die wenigsten lehnen dies aus religiösen Gründen ab...).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 15:01:37
Ja aber warum sollte es wie ein normales Schulfach gewertet werden?  :blink:
Es IST ja kein normales Schulfach, sonst hätten wir diese Diskussion nicht, sondern in keinster Weise objektiv und rein subjektiv. Wie immer man dazu stehen kann, es ist NICHT allgemeingültig. Punkt.

Interpretationen sind auch nicht allgemein gültig, also schmeißen wir den Sprachunterricht aus den Lehrplänen.
Sport? Da ist sowieso nichts mit Gültigkeit - raus.
Kunst, Musik? Schabernack, nicht allgemein gültig - raus.
Erdkunde? Ändert sich beim nächsten Krieg, nicht allgemein - raus.
Geschichte? Äch, eh viel zu umfassend und wer braucht das schon und ändert sich ja andauernd, womöglich entdeckt man morgen das Tutenchamun doch 23 geworden ist, also keine allgemeine Gültigkeit - raus.
Biologie, Chemie, Physik, Informatik? Täglich neue Erkenntnisse, die die alten verwerfen - raus.
Mathe? Wurde hier ja schon gesagt: nicht allgemein - raus.

Schön, künftig können Kinder mit 5 bis 6 Jahren anfangen eine Ausbildung zu machen und sind dann so mit 8 bis 10 fertig - das gibt Schwung für die Wirtschaft. Nur die Unis müssen wir leider abreißen.
:cheesy:
Deine Argumentation ist ... interessant.
Du meinst also, ich lehne Religionsunterricht ab, weil es da NEUE Erkenntnisse geben könnte?  ::)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Ungold am 22. Januar 2009, 15:06:21
Was soll eigentlich das Mathematik-Spinoff? Mathematik ist keine Naturwissenschaft.

Im Übrigen finde ich es amüsant, dass sich ausgerechnet die Leute, die die gesamte Bibel offenbar als eine riesige Metapher betrachten, von meiner Virus-Metapher auf den Schlips getreten fühlen. :-D

Vielleicht haben sie deutlich mehr Übung mit Metaphern und können diese sogar verstehen.  :cheesy:

Andersrum ist es auch verwunderlich, dass Menschen die dazu neigen*, Metaphern aufs Wörtliche zu fixieren, plötzlich Metaphern benutzen und sich dann Missverstanden sehen.

*nicht Persönlich nehmen, sondern anhand einer Selbstselektion durch eine Aussage zu einer Gruppe, welche vom Rezipient mit bestimmten Eigenschaften versehen wird, sehen, dass man dann mit eben solchen Eigenheiten versehen wird. Manche mögen dies die Benutzung von Vorurteilen werten.

Ja aber warum sollte es wie ein normales Schulfach gewertet werden?  :blink:
Es IST ja kein normales Schulfach, sonst hätten wir diese Diskussion nicht, sondern in keinster Weise objektiv und rein subjektiv. Wie immer man dazu stehen kann, es ist NICHT allgemeingültig. Punkt.

Es IST ja gerade ein normales Schulfach, sonst hätten wir diese Diskussion nicht, weil dann ja alles in Ordnung wäre, wenn es nicht zum Pflichtunterricht gehört. Doppelpunkt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 15:10:55
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen.
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen über Religionen beigebracht werden, als in einem konfessionsfreien.
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 22. Januar 2009, 15:13:57
Ich verstehe nicht, warum immer davon ausgegangen wird das in einem Ethikunterricht die Religionen nicht behandelt würden.
Ich zitiere mal aus dem Curriculum des EthikUnterrichts des Landes Berlin,
Zitat
Voraussetzung hierfür ist die angemessene
Kenntnis der Weltreligionen und der religionskritischen humanistischen Weltanschauungen.
Natürlich mag es Lehrer geben, die sich nicht viel Mühe damit geben das ganze Wertungsneutral zu vermitteln, aber schlechte Lehrer haben ja mit dem Fach Ethik an sich erst mal nichts zu tun. Warum man dazu verschiedene Schulfächer braucht damit die Religion nicht zu kurz kommt ist mir ein Rätsel.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:14:55
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen.
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen über Religionen beigebracht werden, als in einem konfessionsfreien.
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?

Du hast keine Ahnung, ja? Dann poste bitte auch nicht. Zehn Gebote und so.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 22. Januar 2009, 15:15:18
@Tahlam: Lich hat recht.

Kann sein, kann auch nicht sein. Darum geht es mir nicht. Ihr solltet eure Art zu diskutieren mal überdenken. Dogmatische Abschlüsse bringen bei einer Diskussion keinerlei Erfahrungsgewinn sondern beschleunigen das Ende einer Diskussion. Und meistens entsteht der Eindruck, dass die die am meisten gebrüllt (oder geschrieben) haben den Streit "gewonnen" haben. Du nennst genau diese Leute im gleichen Atemzug Fanatiker. Fabius Maximus hat noch eine Beleidigung einfließen lassen aber eure Argumente unterscheiden sich nur marginal.
Standpunkt von Fabius Maximus: Religion gehört abgeschafft. Sie passt nicht in unsere (natur)wissenschaftlich geprägte Welt.
Standpunkt von Lich: Religion ist wichtig. Sie gehört dazu und kann neben den Naturwissenschaften bestehen.
Ehrlich gesagt fehlt mir da die Substanz. Bei solch einem schwierigen Thema die Posts als Ein- bzw. Zweizeiler zu setzen zeugt vor allem davon, dass man an einer "Diskussion" keinerlei Interesse hegt sondern seinen Standpunkt möglichst brachial durchdrücken will.

Generell wird das Thema hier von allen möglichen Richtungen angegangen - es wäre hilfreich zu unterscheiden was genau das Problem ist.
1) Welche Religion genau gemeint ist, denn selbst das Christentum ist nicht eins.
2) Geht es um a) Religion als Schulfach, b) Religion als Universitätsfach oder c) Religion im alltäglichen Leben?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 15:19:59
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen.
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen über Religionen beigebracht werden, als in einem konfessionsfreien.
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?

Du hast keine Ahnung, ja? Dann poste bitte auch nicht. Zehn Gebote und so.
Hör da bloß nicht hin. Dies ist das Internet. Keine Ahnung haben ist eine Voraussetzung um hier Posten zu dürfen...  :P :)

Und Archoangel, wenn wer nicht du soll ihr ihren Irrtum (Offensichtlich? Ich finde das ist eine legitime Frage!) erklären. Erleuchte uns.  wink
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:20:35
@Thalam:

Die Dissussion an sich ist bereits überflüssig. Eine sachliche Diskussion kann nämlich nur erfolgen, wenn alle Beteiligten über gewisse Grundlagenkentnisse verfügen. Das ist aber hier leider nicht der Fall. Solange Leute über Religion und deren Unterricht versuchen zu diskutieren, davon aber keine Ahnung haben, ist jegliche Argumentation überflüssig: die Argumente können von der Gegeseite gar nicht verstanden werden, da sie sich ihres Verständnisses entziehen.

Genauso gut können wir über spinnende Kristalle reden und deren Nutzen als Speichermedium der Zukunft.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 15:21:54
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen ...
Du hast keine Ahnung, ja? Dann poste bitte auch nicht. Zehn Gebote und so.
Dankeschön!  :)
Wer hätte gedacht, dass du so heiß darauf bist, meine These von Religiosität und Sachlichkeit zu untermauern.  :P
Ich verabschiede mich an der Stelle aus der Diskussion, da ich mich als moralische Siegerin fühle, wo die Gegenpartei schon bei der zweiten Antwort keine Argumente, sondern nur noch Beleidigungen zu bieten hat. Ich fühle mich in dem bestätigt, was ich auf dem Zettelchen ankreuzen werde, wenn es zur Urne geht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 15:22:49
@Thalam:

Die Dissussion an sich ist bereits überflüssig. Eine sachliche Diskussion kann nämlich nur erfolgen, wenn alle Beteiligten über gewisse Grundlagenkentnisse verfügen. Das ist aber hier leider nicht der Fall. Solange Leute über Religion und deren Unterricht versuchen zu diskutieren, davon aber keine Ahnung haben, ist jegliche Argumentation überflüssig: die Argumente können von der Gegeseite gar nicht verstanden werden, da sie sich ihres Verständnisses entziehen.

Genauso gut können wir über spinnende Kristalle reden und deren Nutzen als Speichermedium der Zukunft.

EBEN!  :twisted:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 15:23:27
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?
Nein kommt er nicht, denn über etwas reden heißt nicht: es anbeten. Du hast ja auch keinen Gewissenskonflikt als gläubige Atheistin über die geglaubten Götter zu sprechen, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 22. Januar 2009, 15:33:35
Mann.
Mann.
Mann.

Wow. Ich hätte meinen Rant zum Thema Religion gerne schon im Was-lest-ihr-gerade-Thread abgegeben und hab's mir verkniffen. Zur Grundfrage würde ich sagen: Klar sollte Religionsunterricht in Deutschland verpflichtend sein, und zwar christlicher Religionsunterricht. Und zwar nicht etwa, weil ich ein lithurgiefester Katholik wäre, sondern weil wir ganz einfach im christlichen Abendland leben und unsere gesamte kulturelle Identität ohne den christlichen Glauben nicht einmal ansatzweise vorstellbar wäre. Selbst (und gerade) die Aufklärung wäre nicht denkbar gewesen ohne den Einfluss der Kirche. Man bedenke, dass vor der Zeit der Aufklärung die Klöster die großen Bildungszentren waren. Auch modernstes Gedankengut wie die Genfer Konventionen sind etwa ohne die Bergpredigt nur schwer vorstellbar.

Auch Kunst und Kultur wären nicht da, wo sie heute sind, da die Kirche über die Jahrhunderte unabstreitbar der wichtigste Auftraggeber für Künstler aller Herren Länder gewesen ist (zumindest bis zur Aufklärung und der darauf folgenden Säkularisierung). Bei unzähligen Meisterwerken von Künstlern wie Caravaggio, Bernini, Rafael, Michelangelo, Leonardo daVinci, Dürer, Cranach oder Altdorfer handelte es sich um Auftragsarbeiten für die Kirche. Dichtung und Literatur im Allgemeinen enthalten unzählige Referenzen auf die Texte der Bibel und auch die Musik ist nicht gänzlich unabhängig von der Religion. Kurzum: Das, was wir heute als mitteleuropäische Kultur betrachten ist in erster Linie eine christliche Kultur. Und auch die Wissenschaft hat doch in Europa zweifellos in den Klöstern begonnen.

Aber natürlich sind es nicht nur gute Dinge, die aus der Religion entstanden sind: Die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, Diskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung der Juden als „Christusmörder“ sind nur ein paar Beispiele für die Gefahr, die von der Religion ausgehen kann – bzw. vom Missbrauch der Religion für andere Zwecke.

Meiner Meinung nach ist es aus all diesen Gründen vollständig undenkbar, die Bibel und die Kirche nicht zu einem zentralen Bestandteil der Schulbildung in Europa zu machen. Besonders das Gymnasium soll den Schülern ja eine breite Allgemeinbildung vermitteln, und die ist ohne Beschäftigung mit dem Christentum schlicht unmöglich. Dabei geht es natürlich nicht darum, das Christentum als die „richtige“ Religion darzustellen, sondern eben als diejenige, auf deren geistigem Fundament das heutige Europa errichtet wurde – und so habe ich den Religionsunterricht zu Schulzeiten übrigens auch erlebt, und das hier im erzkatholischen Bayern. Da wollte uns kein Lehrer weismachen, die Erde sei tatsächlich in sieben Tagen durch Gottes Willen erschaffen worden. Stattdessen ging es z.B. um eine kritische Beschäftigung mit dem Text der Genesis, seinen Verfassern und den Umständen unter denen er geschrieben wurde – und nicht zuletzt natürlich auch um die Botschaft.

Was der einzelne glaubt ist seine Sache, das geht weder die Schule noch die Kirche etwas an – und letztendlich bleibt auch der Atheismus bis auf weiteres nur eine äußerst dogmatische Religion, die nicht mehr überprüfbare Aussagen anbieten kann als das Christentum, der Islam, der Buddhismus oder der Glaube an das Fliegende Spaghettimonster.

Der fanatische Eifer, mit dem viele Atheisten andere religiöse Überzeugungen als „falsch“ brandmarken, ist meiner Meinung nach dabei nicht unbedingt ein Merkmal eines wirklich aufgeklärten Menschen, sondern ein Zeichen von Intoleranz, Verblendung, Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte und einem beschränkten Horizont im allgemeinen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 22. Januar 2009, 15:37:42
@Thalam:

Die Dissussion an sich ist bereits überflüssig. Eine sachliche Diskussion kann nämlich nur erfolgen, wenn alle Beteiligten über gewisse Grundlagenkentnisse verfügen. Das ist aber hier leider nicht der Fall. Solange Leute über Religion und deren Unterricht versuchen zu diskutieren, davon aber keine Ahnung haben, ist jegliche Argumentation überflüssig: die Argumente können von der Gegeseite gar nicht verstanden werden, da sie sich ihres Verständnisses entziehen.

Genauso gut können wir über spinnende Kristalle reden und deren Nutzen als Speichermedium der Zukunft.

Da muss ich dir widersprechen. Bis jetzt hat nur keiner den Versuch unternommen überhaupt irgendetwas zu erklären. Stattdessen werden (hinkende) Vergleiche mit anderen Schulfächern angestellt, es wird darauf verwiesen Vorlesungen zu besuchen und sich erstmal Hintergrundwissen anzueignen und natürlich wird dem Diskussionsmitläufer zu jeden noch so halbgaren Post auf die Schulter geklopft. Das Problem was ich bei diesen Internetdiskussionen sehe: sie laufen alle ähnlich ab. Wir könnten das Thema mit einem anderen brisanten Thema austauschen und es würde genauso ablaufen. Die Methoden um die anderen zu diffamieren und die eigene Position zu stärken wären die gleichen.

Sag mir doch einfach mal: Welcher Religion hängst du in welcher Ausprägung an? Warum ist Religion für dich wichtig?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:39:41
Benutz einfach die Suchfunktion. Das ist (leider) nicht der erste Thread dieser Art und wird wohl (doppelleider) auch nicht der letzte sein...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 15:43:35
Der fanatische Eifer, mit dem viele Atheisten andere religiöse Überzeugungen als „falsch“ brandmarken, ist meiner Meinung nach dabei nicht unbedingt ein Merkmal eines wirklich aufgeklärten Menschen, sondern ein Zeichen von Intoleranz, Verblendung, Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte und einem beschränkten Horizont im allgemeinen.
Zum Teil aber eine sehr verständliche Reaktion auf die Einstellung mancher Christen. Diejenigen, die dich in Ruhe lassen, fallen dir ja nicht weiter auf. Aber manchmal begegnest du Christen, die regelrecht ausfallend werden, sobald sie hören, dass du Atheistin bist. Dann wird dir unterstellt, total unmoralisch zu sein, weil du nicht den christlichen Werten folgst. Irgendwann ist da das Fass einfach voll und man neigt dazu, alle Christen mit dem Stock von sich wegzuhalten.

Zu deinen anderen Argumenten, Talwyn, möchte ich folgenden Artikel verlinken:
Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten - Sind Christliche Werte unverzichtbar? (http://www.ibka.org/artikel/miz98/werte.html)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:45:42

Zum Teil aber eine sehr verständliche Reaktion auf die Einstellung vieler Atheisten. Diejenigen, die dich in Ruhe lassen, fallen dir ja nicht weiter auf. Aber manchmal begegnest du Atheisten, die regelrecht ausfallend werden, sobald sie hören, dass du Christ bist. Dann wird dir unterstellt, total unlogisch zu sein, weil du den christlichen Werten folgst.


We understand each other better now.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 22. Januar 2009, 15:49:30
Bis jetzt hat nur keiner den Versuch unternommen überhaupt irgendetwas zu erklären.
Ich denke, Du unterschätzt einige in diesem Forum.  Es gibt hier den ein oder anderen, der sich mit den angesprochenen Inhalten durchaus sehr gut auskennt und der ausführliche Belege nicht nötig hat. 
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 15:50:48
We understand each other better now.
Nein danke, behalt diese Anbiederei bitte für dich. Kaum habe ich erwähnt, dass ich Atheistin bin, hast du mich im nächsten Post beschimpft und beleidigt, obwohl ich zuvor nichts Beleidigendes gepostet hatte. Von Toleranz und Verständnis keine Spur, also spiel dich hier bitte nicht als missverstandenes Opfer auf. Du hast mich angeflamt, wie ich es von den schlimmsten Vertretern deiner Religion gewohnt bin. Mit ein paar Wortverdrehereien ist das nicht bereinigt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 22. Januar 2009, 15:55:22
Bis jetzt hat nur keiner den Versuch unternommen überhaupt irgendetwas zu erklären.
Ich denke, Du unterschätzt einige in diesem Forum.  Es gibt hier den ein oder anderen, der sich mit den angesprochenen Inhalten durchaus sehr gut auskennt und der ausführliche Belege nicht nötig hat. 

Jeder Mensch muss in einer Diskussion seine Argumente mit Belegen stützen können sonst haben wir lediglich einen verbalen Schlagabtausch!

@Archoangel: Nichts für ungut, aber das ist mir zu mühselig.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:56:20
@Gwenfair:

Ich bezog mich dabei aber nicht auf dein Atheistentum, sondern darauf, dass du offensichtlich Unwahrheiten schreibst - dich also nicht auskennst - aber versuchst mitzureden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 22. Januar 2009, 15:58:03
@Gwenfair: Der von dir verlinkte Artikel ist irrelevant in Bezug auf das, was ich schreibe. Es geht nicht darum, ob nicht vielleicht Kunst, Kultur, Wissenschaft, Moral und Werte auch aus einer anderen Quelle kommen können als der Religion (für Europa: Christentum). Das ist natürlich nicht nur vorstellbar sondern sehr wahrscheinlich. Das tut aber nichts zur Sache, weil die Geschichte in unseren Breiten nunmal nicht so verlaufen ist. Wer sich also für einen aufgeklärten Menschen hält, der sollte dieses völlig irrationale Spiel mit dem Konjunktiv unterlassen, weil es reine Zeitverschwendung ist. Genauso spannend ist die Frage, was wohl geschehen wäre, hätte Stauffenberg Erfolg gehabt - spannend aber irrelevant. Ich bevorzuge da schlichtweg die Fakten.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 15:58:46
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen.
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen über Religionen beigebracht werden, als in einem konfessionsfreien.
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?

Nein, meine Teuerste, das steht da nicht. Siehe PM.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 16:37:02
Wenn ich mir die Ethiklehrer bei uns so anschaue (also die, die nicht nebenher auch noch Religionslehrer sind), dann hat dieses Kind bereits zu viel Ethikunterricht genossen.
Tut mir leid, ich bin Atheistin und glaube daher nicht daran, dass in einem konfessionellen Unterricht den Kindern sachlichere Informationen über Religionen beigebracht werden, als in einem konfessionsfreien.
In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen. Käme da nicht ein frommer Religionslehrer in einen Gewissenskonflikt, wenn er wertneutral und gleichwertig über die Götter einer anderen Religion berichten sollte, insbesondere über Götter aus nichtmonotheistischen Religionen, die man beim besten Willen nicht mehr als irgendwie sowas ähnliches wie Jahwe bezeichnen kann?

Nein, meine Teuerste, das steht da nicht. Siehe PM.

 :huh: Doch das steht da (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote#Exodus_20.2C2-17). Unter 2.  Wörtlich: Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.
 

Mann.
Mann.
Mann.

(...)

Was der einzelne glaubt ist seine Sache, das geht weder die Schule noch die Kirche etwas an – und letztendlich bleibt auch der Atheismus bis auf weiteres nur eine äußerst dogmatische Religion, die nicht mehr überprüfbare Aussagen anbieten kann als das Christentum, der Islam, der Buddhismus oder der Glaube an das Fliegende Spaghettimonster.

Der fanatische Eifer, mit dem viele Atheisten andere religiöse Überzeugungen als „falsch“ brandmarken, ist meiner Meinung nach dabei nicht unbedingt ein Merkmal eines wirklich aufgeklärten Menschen, sondern ein Zeichen von Intoleranz, Verblendung, Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte und einem beschränkten Horizont im allgemeinen.
Warum du bei diesen Nachsätzen und einer äußerst geschönten Religionsgeschichtlichen Abhandlung dann konfessionellen Unterricht haben willst, ist mir unklar.  :huh:
Übrigens gibt es keine Dogmen im Atheismus, ebensowenig wie es eine atheistische Religion gibt. Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt. Punkt. Mehr nicht.  wink

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 16:45:44
Lise mal den Fetten Satz genau und vergleiche ihn mit dem Gebot. Dann wirst du sicher verstehen, was ich meine. Wenn nicht - Pech gehabt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 16:49:13
:huh: Doch das steht da (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote#Exodus_20.2C2-17). Unter 2.  Wörtlich: Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Ja keine anderen. Nicht: keine nicht-christlichen. Und wenn Du schon das wissenschaftlich fundierte Wikipedia heranziehst, sei so gut und lies den ganzen Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote#Einteilung_und_Z.C3.A4hlung)
 
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 17:02:15
:huh: Doch das steht da (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote#Exodus_20.2C2-17). Unter 2.  Wörtlich: Du sollst neben mir keine anderen Götter haben.

Ja keine anderen. Nicht: keine nicht-christlichen. Und wenn Du schon das wissenschaftlich fundierte Wikipedia heranziehst, sei so gut und lies den ganzen Artikel (http://de.wikipedia.org/wiki/Zehn_Gebote#Einteilung_und_Z.C3.A4hlung)
 

:)
keine anderen >= keine nicht-christlichen. Ergo ist die Aussage: "In den Zehn Geboten steht, dass man keinen anderen Gott anbeten darf als den christlichen." nicht falsch. Jaja, Logik. Schon klar.  8)  wink
Und bitte, sind die 10 Gebote bei Wikipedia falsch abgebildet? Warum sollte ich dann einen anderen Link nehmen, als denn sofort Verfügbaren? Wikipedia hat sicherlich seine Probleme, aber für sowas ist es gut.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 22. Januar 2009, 17:04:30
Sorry, dass ich das so schlampig formuliert habe. In meiner Nichtstudiertheit im Fach Theologie bin ich davon ausgegangen, dass dieses Gebot, das im Christentum vorkommt, sich im Kontext des christlichen Religionsunterrichts auf den christlichen Gott bezieht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 22. Januar 2009, 17:40:36
Mit Archoangel kann man da (wie mit fast jedem Trotzkopf) nicht diskutieren, das hat er mir schon früh bewiesen. Die Art, sich jeder Erklärung seiner Aussagen enthalten zu können ist auch nur Einbildung von ihm.

Und gleichzeitig auch von Lich, anscheinend haben Leute, die die Religion ablehnen keine Ahnung aber die Erleuchteten wollen es auch nicht erklären. Sehr offen, sehr aufgeklärt ;).
Besonders Lichs Aussagen kann ich wunderbar umdrehen, ohne sie erklären zu müssen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 17:41:52
Ich schweife vielleicht ab aber was mich brennend interessieren würde ist folgendes: Wer von euch glaubt tatsächlich, dass die 10 Gebote direkt von irgendeinem Gott stammen? Also nicht "im Namen von" sondern effektiv "von". Wenn das niemand macht, dann ist dieses Thema wohl eh gegessen und kann nicht Gegenstand einer Argumentation sein, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 22. Januar 2009, 17:51:37
anscheinend haben Leute, die die Religion ablehnen keine Ahnung
So ist es ganz offenbar.

Zitat
Besonders Lichs Aussagen kann ich wunderbar umdrehen, ohne sie erklären zu müssen.
Schiess los, ich bin gespannt. Sehr mutig, Dich einfach gegen die Fakten aufzulehnen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 17:56:17
Ich gebs auf.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 22. Januar 2009, 18:14:16
Warum du bei diesen Nachsätzen und einer äußerst geschönten Religionsgeschichtlichen Abhandlung dann konfessionellen Unterricht haben willst, ist mir unklar.  :huh:

Konfessionelle Trennung halte ich tatsächlich für nicht unbedingt sinnvoll. Ich schrieb ja auch christlicher Religionsunterricht. Wo ich den Anspruch einer religionsgeschichtlichen Abhandlung erhoben habe, kannst du mir gerne zeigen. Ebenso die Stellen, an denen ich etwas beschönigt habe. Ich habe doch explizit geschrieben:

Zitat von: Talwyn
Aber natürlich sind es nicht nur gute Dinge, die aus der Religion entstanden sind: Die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, Diskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung der Juden als „Christusmörder“ sind nur ein paar Beispiele für die Gefahr, die von der Religion ausgehen kann – bzw. vom Missbrauch der Religion für andere Zwecke.

Dass ich nicht explizit jedes Verbrechen aufgelistet habe, das durch "Gottes Willen" legitimiert werden sollte, bitte ich nachzusehen. Falls es dich beruhigt: Ich habe auch längst nicht alle Künstler aufgezählt, denen gegenüber die Kirche als Mäzen aufgetreten ist.

Überhaupt sollte man nicht "Religionsunterricht" mit "Verkündigung des Evangeliums" verwechseln. Es geht um Wissenstransfer und nicht um die Rekrutierung von Religionssoldaten. Was ich also mit  meinem Beitrag sagen wollte ist, dass ich das Wissen um das Wirken von Kirche, Christentum und den Texten der Bibel in Europa für ausgesprochen relevant halte, und zwar für jeden, der in eben diesem Europa lebt. Der Einfluss des Christentum auf alle Bereiche des Lebens in Europa in den letzten zwei Jahrtausenden ist so groß, dass man sich zwingend damit beschäftigen muss, wenn man von der Kenntnis nicht korellierter Einzelfakten zu etwas gelangen will, was die Bezeichnung "Bildung" verdient. Ob man nun im religiösen Sinne an die Botschaften der Bibel glaubt ist dabei wirklich völlig egal.

Zitat von: Fischkopp
Übrigens gibt es keine Dogmen im Atheismus, ebensowenig wie es eine atheistische Religion gibt. Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt. Punkt. Mehr nicht.  wink

Was heißt hier "mehr nicht"? Genau das ist doch das Dogma des Atheismus: "Es gibt keinen Gott." Das ist eine als unumstößliche Wahrheit betrachtete Grundannahme, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüft werden kann. Noch dazu ist der Gegenstand der Aussage ein höchst transzendenter. Könnte man meiner Meinung nach sehr wohl als eine absolute religiöse Lehrmeinung interpretieren. Aber nenn es wie du willst, unabhängig davon glänzt der Atheismus durch einen Missionierungseifer, den das Christentum in Europa schon lange hinter sich hat - fundamentalistische Einzelspinner, die Atheisten anpöbeln, mal außer acht gelassen.

Zitat von: Darigaaz
anscheinend haben Leute, die die Religion ablehnen keine Ahnung aber die Erleuchteten wollen es auch nicht erklären

Die Leute die Religion ablehnen fragen aber auch nicht mit wohlmeinendem Interesse nach, sondern hoffen nur auf eine weitere Gelegenheit den vermeintlich Unterlegenen der Lächerlichkeit preisgeben zu können. Stattdessen kritisieren Sie den Gläubigen für seinen Glauben, und das teilweise auf verletzende und rücksichtslose Art und Weise. Derjenige, der sich mit Religion beschäftigt hat, ist übrigens auch keineswegs "erleuchtet", wie du hier leicht abschätzig unterstellst. Er hat sich einfach Wissen zu einem Thema angeeignet, das dir fehlt. Wenn du ihn ergebnisoffen fragst, wie denn die Sache mit dem armen Hiob tatsächlich zu verstehen ist, dann wirst du auch eine ordentliche Antwort bekommen.

Stattdessen versumpfen Religionsdiskussionen in aller Regel irgendwo zwischen Gosse und Stammtisch, weil gerade die vermeintlich Aufgeklärten meinen, sie könnten bei diesem Thema auf Sachkenntnis verzichten und müssten nur ein paar populäre Gemeinplätze in den Ring werfen. Dass der andere Teil der Diskussionsteilnehmer dann nicht unbedingt Lust hat bei Adam und Eva zu beginnen, um die aggresiven Pöbler auf die angebrachte Höhe zu bringen ist nur verständlich. Wenn ich ein ernsthaftes Interesse daran habe, mich konstruktiv an einer Diskussion zu beteiligen, dann eigne ich mir selbstständig das nötige Wissen an. Tue ich das nicht, bin ich ein Troll.

Zitat von: TheRaven
Ich schweife vielleicht ab aber was mich brennend interessieren würde ist folgendes: Wer von euch glaubt tatsächlich, dass die 10 Gebote direkt von irgendeinem Gott stammen? Also nicht "im Namen von" sondern effektiv "von". Wenn das niemand macht, dann ist dieses Thema wohl eh gegessen und kann nicht Gegenstand einer Argumentation sein, oder?

An dieser Frage sieht man sehr schön, wie weit wir uns schon wieder vom Ursprungsthema entfernt haben. Es geht eben gerade nicht um die Frage des religiösen Glaubens. Es geht darum, ob es sinnvoll ist, an den Schulen Wissen über die wahrscheinlich bedeutsamste Kraft der sozio-kulturellen Entwicklung Europas zu vermitteln oder nicht. Übrigens werden dir 90% aller Theologen, gleich welcher Konfession, bestätigen, dass z.B. die Auferstehung Christi nicht derart wörtlich zu verstehen ist, als dass da ein Gekreuzigter körperlich schwebend gen Firmament aufgebrochen wäre.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 18:44:54
anscheinend haben Leute, die die Religion ablehnen keine Ahnung
So ist es ganz offenbar.

Zitat
Besonders Lichs Aussagen kann ich wunderbar umdrehen, ohne sie erklären zu müssen.
Schiess los, ich bin gespannt. Sehr mutig, Dich einfach gegen die Fakten aufzulehnen.
Lich, könntest du die Fakten aus deinen drei oder vier Beiträgen für mich bitte noch mal zusammenfassen. die waren so umfangreich...  :huh:

Warum du bei diesen Nachsätzen und einer äußerst geschönten Religionsgeschichtlichen Abhandlung dann konfessionellen Unterricht haben willst, ist mir unklar.  :huh:

Konfessionelle Trennung halte ich tatsächlich für nicht unbedingt sinnvoll. Ich schrieb ja auch christlicher Religionsunterricht. Wo ich den Anspruch einer religionsgeschichtlichen Abhandlung erhoben habe, kannst du mir gerne zeigen. Ebenso die Stellen, an denen ich etwas beschönigt habe. Ich habe doch explizit geschrieben:

Zitat von: Talwyn
Aber natürlich sind es nicht nur gute Dinge, die aus der Religion entstanden sind: Die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, Diskriminierung, Unterdrückung und Verfolgung der Juden als „Christusmörder“ sind nur ein paar Beispiele für die Gefahr, die von der Religion ausgehen kann – bzw. vom Missbrauch der Religion für andere Zwecke.

Dass ich nicht explizit jedes Verbrechen aufgelistet habe, das durch "Gottes Willen" legitimiert werden sollte, bitte ich nachzusehen. Falls es dich beruhigt: Ich habe auch längst nicht alle Künstler aufgezählt, denen gegenüber die Kirche als Mäzen aufgetreten ist.
Merkst du eigentlich, was du da gegenüberstellst? Mäzenatentum (Meistens ist übrigens nicht die Kirche als Mäzen aufgetreten das geht schon Begrifflich nicht...) einerseits und so banale Geschichten wie Hexenjagd und Judenprogrome. Stell das noch mal nebeneinander und dann sage mir warum ich "geschönt" geschrieben habe...  :X
Zitat
Überhaupt sollte man nicht "Religionsunterricht" mit "Verkündigung des Evangeliums" verwechseln. Es geht um Wissenstransfer und nicht um die Rekrutierung von Religionssoldaten. Was ich also mit  meinem Beitrag sagen wollte ist, dass ich das Wissen um das Wirken von Kirche, Christentum und den Texten der Bibel in Europa für ausgesprochen relevant halte, und zwar für jeden, der in eben diesem Europa lebt. Der Einfluss des Christentum auf alle Bereiche des Lebens in Europa in den letzten zwei Jahrtausenden ist so groß, dass man sich zwingend damit beschäftigen muss, wenn man von der Kenntnis nicht korellierter Einzelfakten zu etwas gelangen will, was die Bezeichnung "Bildung" verdient. Ob man nun im religiösen Sinne an die Botschaften der Bibel glaubt ist dabei wirklich völlig egal.
Da stimme ich dir sogar zu, nur wirst du das nicht im Religionsunterricht finden, höchstens äußerst einseitig. Ich lass mir ja auch nicht auschließlich von einem Serben erzählen wie das mit dem Bürgerkrieg war und behaupte dann alles über den Kossovokonflikt zu wissen... das forderst du nämlich wenn du Christlichen Religionsunterricht haben möchtest
Zitat
Zitat von: Fischkopp
Übrigens gibt es keine Dogmen im Atheismus, ebensowenig wie es eine atheistische Religion gibt. Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt. Punkt. Mehr nicht.  wink

Was heißt hier "mehr nicht"? Genau das ist doch das Dogma des Atheismus: "Es gibt keinen Gott." Das ist eine als unumstößliche Wahrheit betrachtete Grundannahme, deren Wahrheitsgehalt nicht überprüft werden kann. Noch dazu ist der Gegenstand der Aussage ein höchst transzendenter. Könnte man meiner Meinung nach sehr wohl als eine absolute religiöse Lehrmeinung interpretieren. Aber nenn es wie du willst, unabhängig davon glänzt der Atheismus durch einen Missionierungseifer, den das Christentum in Europa schon lange hinter sich hat - fundamentalistische Einzelspinner, die Atheisten anpöbeln, mal außer acht gelassen.
Ich habe aber nicht geschrieben das das Dogma des Atheismus ist: "Es gibt keinen Gott!". Ich zitiere mich selbst:
Zitat von: Fischkopp
Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt.
Erkennst du den Unterschied? Kein absoluter Anspruch. Wie auch, wenn es darum geht, das es etwas nicht gibt, mMn? Einen negativen Beweiß kann ja niemand führen. Und natürlich gibt es atheistische Missionierer, die versuchen auf nervige Weise und mit Feuereifer das als Heilsbotschaft zu verkünden. Arschlöcher gibts überall... Rate mal wer da an Nervigkeit noch mindestens 2000 Jahre Vorsprung hat.  :D wink Ich finde übrigens an der Aussage "Es gibt keinen Gott." nichts schlimmes. Jedenfalls nicht so schlimm wie die gegenteilige Behauptung, weil die fast immer kommt mit "Und ich weiß auch wie der tickt!".  ::)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 22. Januar 2009, 18:58:44
Ich hab jetzt nur die ersten und die letzten beiden Seiten gelesen.
@Form des Religions-Unterrichts:
Wie ich von vielen anderen auch las hatte auch ich einen RU über Religionen. Namendlich Christentum, Islam, Satanismus/Okultismus, Budhismus und Hinduismus... äääh und mehr weiß ich gerade nicht. Das war evangelischer Religionsunterricht in NRW, wobei sich mein Lehrer glaube ich hier und da über den Lehrplan hinweg gesetzt hat.
Richtig erschrocken war ich, als er mir erklärte, dass die Kirche das Recht hat ihm seine Unterrichts-Lizenz zu entziehen (also für Reli, Deutsch hätte er natürlich weiterhin lehren können).Naja egal...
In der Grundschule übrigens hatte ich katholischen RU und der war zuweilen doch recht doktriniert und es gab sogar Kirchgänge (kann die Häufigkeit nicht sagen, da hat man mit 7 Jahren noch kein Gefühl für, aber vielleicht einmal im Monat oder so). Dort wurde auch gebetet und Wahrheiten verkündet und so fort. Sähe ich heute sehr kritisch, damals natürlich nicht, aber damals hat es mich auch wenig beeindruckt, weil ich aus einer evangelisch/atheistischen Erziehung komme (wenngleich meine Mutter Katholikin ist). Es wurde in dem katholischen RU einfach 'ne Menge Wissen voraus gesetzt, welches ich nicht hatte. Ich habe die ganzen Bibel-Geschichten dann einfach wie Deutschunterricht verarbeitet, Kurzgeschichten eben... da war so'n Typ und der hieß Joseph und der hat dem Pharao irgendwelche Träume gedeutet und die traten ein. Sowhat?
@Sache:
Ich weiß nicht, Ethik finde ich nicht schlimm als Pflichtfach und Religion finde ich nicht schlimm als Wahlfach, will sagen: Finde ich schon okay wie's in Berlin läuft (kommt allerdings drauf an, wie "Ethik" dann aussieht). Wenn noch Platz im Stundenplan ist sehe ich aber auch kein Hindernis beides zur Pflicht zu machen. Oder nacheinander ab zu handeln (also Klasse 5 evangelischer RU, Klasse 6 Ethik, Klasse 7 islamischer RU, 8 jüdischer RU, 9 Philosophie, 10 katholischer RU, 11 budhistischer RU, 12 abwählbarer ökomenischer RU, 13 RU-Verbot für alle dies nicht ins Abi nehmen. Grundschule: Nach Wahl der Schule).
Ich finde einfach kein Modell besonders gut oder schlecht. Das GG garantiert, dass niemand zu einem konfessionellen RU gezwungen wird und das reicht mir.

@2. Gebot:
Ich weiß nicht ob Archo das meinte aber ihr wisst schon dass der jüdische Gott dem Moses die zehn Gebote dargebracht hat oder? Wie zum Henker soll sich das auf einen christlichen Gott beziehen, wenn es doch den Christus noch ne ganze Weile nicht gegeben hat?
Jehova meinte halt damals, dass das wichtig sei mit dem "keine Götter neben mir haben". Als er dann einen Sohn bekam ("wie" er ihn bekam ist umstritten, manche sprechen von Zeugung, manche von Adoption etc.), also als er dann einen Sohn bekam hat er das doch eh wieder verworfen und es ist völlig okay Gottes Sohn als Gott neben Gott zu haben (was auch immer das bedeutet), also warum nicht noch andere? Ja ich übertreibe jetzt, Kern sollte sein: Altes Thestament => kann sich nicht auf Christ(us) beziehen. Punkt aus.

War noch was? Ach ja
HITLER! (http://de.wikipedia.org/wiki/Godwins_law)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 19:24:46
@2. Gebot:
Ich weiß nicht ob Archo das meinte aber ihr wisst schon dass der jüdische Gott dem Moses die zehn Gebote dargebracht hat oder? Wie zum Henker soll sich das auf einen christlichen Gott beziehen, wenn es doch den Christus noch ne ganze Weile nicht gegeben hat?
Jehova meinte halt damals, dass das wichtig sei mit dem "keine Götter neben mir haben". Als er dann einen Sohn bekam ("wie" er ihn bekam ist umstritten, manche sprechen von Zeugung, manche von Adoption etc.), also als er dann einen Sohn bekam hat er das doch eh wieder verworfen und es ist völlig okay Gottes Sohn als Gott neben Gott zu haben (was auch immer das bedeutet), also warum nicht noch andere? Ja ich übertreibe jetzt, Kern sollte sein: Altes Thestament => kann sich nicht auf Christ(us) beziehen. Punkt aus.

War noch was? Ach ja
HITLER! (http://de.wikipedia.org/wiki/Godwins_law)

Warst du wirklich der Erste?  :D

Also, ich hab das mit dem zweiten, nach Wikipedia ja ersten, zweiten oder Teil es ersten oder zweiten  :boxed: Gebots, noch so im Konfirmationsunterricht gelernt, das das so gemeint ist. Tja, und dann regen sich Theisten drüber auf, wenn man sich an das erinnert was sie einem erzählt haben.  :blink:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 19:35:49
Übrigens gibt es keine Dogmen im Atheismus, ebensowenig wie es eine atheistische Religion gibt. Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt. Punkt. Mehr nicht.
Solche Leute wie führen immer wieder dazu, dass man sich über Atheisten lustig macht. Diese Aussage von dir ist komplett falsch. Atheisten unterteilen sich in mehrere Lager, wobei nur zwei von primärem Interesse sind. Schwache und starke Atheisten. Manchmal auch positiver und negativer Atheismus gemeint. Einfach mal danach suchen, findest du auf jeder Seite die sich auch nur dilettantisch damit auseinandersetzt, da dies eigentlich unter Allgemeinwissen fällt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 19:40:15
An dieser Frage sieht man sehr schön, wie weit wir uns schon wieder vom Ursprungsthema entfernt haben.
Ja, habe ich ja geschrieben.

Übrigens werden dir 90% aller Theologen, gleich welcher Konfession, bestätigen, dass z.B. die Auferstehung Christi nicht derart wörtlich zu verstehen ist, als dass da ein Gekreuzigter körperlich schwebend gen Firmament aufgebrochen wäre.
Ja aber danach habe ich nicht gefragt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 22. Januar 2009, 19:49:03
Also, ich hab das mit dem zweiten, nach Wikipedia ja ersten, zweiten oder Teil es ersten oder zweiten  :boxed: Gebots
*confused* Was?
Naja egal, hab mich vertan:
Zitat
Mose2-20-3: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. (http://www.bibel-online.net/buch/02.2-mose/20.html)
Also das erste, welches Gott diktierte, aber wie gesagt, er diktierte es einem Juden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Nathan Grey am 22. Januar 2009, 19:52:08
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?
Allein dieser Abschnitt zeigt, dass Du von dem Thema keine Ahnung hast, selbst im erzkatholischen Sauerland wurde im Religionsunterricht nicht gebetet (weder im evangelischen noch im katholischen), somit ist diese Diskussion für mich gestorben. (Und es zeigt mir, dass Du doch ein Extremist bist, da Du eine Sache verteufelst (:D) ohne darüber bescheid zu wissen.)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: masse am 22. Januar 2009, 20:02:18
Naja egal, hab mich vertan:
Zitat
Mose2-20-3: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. (http://www.bibel-online.net/buch/02.2-mose/20.html)
Also das erste, welches Gott diktierte, aber wie gesagt, er diktierte es einem Juden.
Kann man das Christentum nicht als Nachfolger des Judentums sehen? Immerhin ist es doch(größtenteils) aus diesem entstanden.

Übrigens, sehr interessantes Thema. Hab aber Seite 2-4 nicht gelesen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 20:03:28
Übrigens gibt es keine Dogmen im Atheismus, ebensowenig wie es eine atheistische Religion gibt. Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt. Punkt. Mehr nicht.
Solche Leute wie führen immer wieder dazu, dass man sich über Atheisten lustig macht. Diese Aussage von dir ist komplett falsch. Atheisten unterteilen sich in mehrere Lager, wobei nur zwei von primärem Interesse sind. Schwache und starke Atheisten. Manchmal auch positiver und negativer Atheismus gemeint. Einfach mal danach suchen, findest du auf jeder Seite die sich auch nur dilettantisch damit auseinandersetzt, da dies eigentlich unter Allgemeinwissen fällt.
Ich bin selber Atheist, Religion ist das noch lange nicht, und irgendein Lager mit anderen Atheisten lasse ich mich schon gar nicht stecken, weil es nicht irgendeine Eigenschaft ist, die mich besonders prägt (Öh, denke ich). Und diese Aussage ist komplett richtig: Atheismus heißt davon überzeugt sein, das es keinen Gott oder etwas ähnliches gibt. Nicht mehr, nicht weniger. 8)
Wenn du andere Gründe hast, dich mit anderen Atheisten zusammenzufinden, so kannst du dich Antitheistin oder meinetwegen Starke Atheistin nennen, wenn du vollkommen total WEISST das es keinen Gott gibt. Dann mach ich mich aber vielleicht über dich lustig...   :P :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 22. Januar 2009, 20:06:09
anscheinend haben Leute, die die Religion ablehnen keine Ahnung
So ist es ganz offenbar.

Zitat
Besonders Lichs Aussagen kann ich wunderbar umdrehen, ohne sie erklären zu müssen.
Schiess los, ich bin gespannt. Sehr mutig, Dich einfach gegen die Fakten aufzulehnen.
Paß auf, du sagst:

Zitat
Ein für alle mal. Christentum und Wissenschaft schließt sich nicht aus. Wer etwas anderes behauptet hat weder von Wissenschaft noch von Religion Ahnung.

Und danach sagst du noch, daß manche nicht mehr erklären müssten, daß sie Recht haben, denn das haben sie in ihrer Erkenntnis nicht mehr nötig.

Ohne irgendwelche plausiblen, sinnvollen und erläuternden Untermauerungen dieser Behauptungen bist du nicht besser als jeder andere. Du bist in der Bringschuld.

Zitat
Die Leute die Religion ablehnen fragen aber auch nicht mit wohlmeinendem Interesse nach, sondern hoffen nur auf eine weitere Gelegenheit den vermeintlich Unterlegenen der Lächerlichkeit preisgeben zu können. Stattdessen kritisieren Sie den Gläubigen für seinen Glauben, und das teilweise auf verletzende und rücksichtslose Art und Weise. Derjenige, der sich mit Religion beschäftigt hat, ist übrigens auch keineswegs "erleuchtet", wie du hier leicht abschätzig unterstellst. Er hat sich einfach Wissen zu einem Thema angeeignet, das dir fehlt. Wenn du ihn ergebnisoffen fragst, wie denn die Sache mit dem armen Hiob tatsächlich zu verstehen ist, dann wirst du auch eine ordentliche Antwort bekommen.
Genau Talwyn, so wie Lich postuliert, ist das wunderbar ergebnisoffen. Das kann jeder.

Zitat
Er hat sich einfach Wissen zu einem Thema angeeignet, das dir fehlt.
Was da wäre? Ich habe mich ebenfalls mit Religion beschäftigt, deshalb postuliere ich aber nicht, daß alle anderen keine Ahnung haben, die Art stört mich hier ungemein.

Zitat
Ich bin selber Atheist,
Ich auch, ich mag keinen Tee... :oops: okay, der war schlecht
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 22. Januar 2009, 20:21:27
Merkst du eigentlich, was du da gegenüberstellst? Mäzenatentum (Meistens ist übrigens nicht die Kirche als Mäzen aufgetreten das geht schon Begrifflich nicht...) einerseits und so banale Geschichten wie Hexenjagd und Judenprogrome. Stell das noch mal nebeneinander und dann sage mir warum ich "geschönt" geschrieben habe...  :X
Zum Thema Hexenjagd schreibe ich nichts, ich habe ohnehin Fieber und was ich Dir da auflisten würde wäre wohl ein Scheiterhaufen, groß genug um alle 'Atheisten' des Gates darauf zu verbrennen.

Zum Thema Judenpogrome: erstens ist es etwas unglücklich, das als 'banale' Geschichte zu bezeichnen, auch wenn es (hoffentlich) im Sinne der Ironie und nicht aus Unwissenheit passierte. Zum anderen solltest Du Dich mit dem Judentum detailliert auseinandersetzen und dann gucken, welche anderen Religionen, Kulturen, Völker,... welche Einstellung warum den Juden gegenüber haben.

Zitat
Da stimme ich dir sogar zu, nur wirst du das nicht im Religionsunterricht finden, höchstens äußerst einseitig. Ich lass mir ja auch nicht auschließlich von einem Serben erzählen wie das mit dem Bürgerkrieg war und behaupte dann alles über den Kossovokonflikt zu wissen... das forderst du nämlich wenn du Christlichen Religionsunterricht haben möchtest
Wir kriegen auch die Demokratie als Schmackerl von verpflichteten Demokraten vorgesetzt.
Eine Demokratie übrigens, die fordert (in ihrem Grundgesetz!):

Zitat von: http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/gg_01.html
Artikel 3
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Artikel 7
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.

Und schon deshalb hat die Pro-ReliFraktion recht, egal ob sie sich aus Moslems, Juden oder Radfahrern zusammensetzt.

Zitat
Ich habe aber nicht geschrieben das das Dogma des Atheismus ist: "Es gibt keinen Gott!". Ich zitiere mich selbst:
Zitat von: Fischkopp
Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt.
Erkennst du den Unterschied? Kein absoluter Anspruch. Wie auch, wenn es darum geht, das es etwas nicht gibt, mMn? Einen negativen Beweiß kann ja niemand führen. Und natürlich gibt es atheistische Missionierer, die versuchen auf nervige Weise und mit Feuereifer das als Heilsbotschaft zu verkünden. Arschlöcher gibts überall... Rate mal wer da an Nervigkeit noch mindestens 2000 Jahre Vorsprung hat.  :D wink Ich finde übrigens an der Aussage "Es gibt keinen Gott." nichts schlimmes. Jedenfalls nicht so schlimm wie die gegenteilige Behauptung, weil die fast immer kommt mit "Und ich weiß auch wie der tickt!".  ::)
Doch natürlich ist das ein absoluter Anspruch. Es sei denn Du willst es auf die Solipsismus-Ich-bin-was-ich-wahrnehme-Schiene runterbrechen. Wenn Du sagst: "Es gibt keinen Gott!", dann bestreitest Du damit die Existenz eines Gottes, gleich welcher Art, denn Gott ist keine religionsgebundene Bezeichnung, allerdings tust Du das auf der Basis der Religion. Oder Du sagst eben "Für mich gibt es keinen Gott." dann denke ich mir aber: "Schön, und in meiner Welt gibt es manchmal rosa Elefanten." Deine persönliche Weltwahrnehmung ist wissenschaftlich irrelevant.

Zitat
Wenn du andere Gründe hast, dich mit anderen Atheisten zusammenzufinden, so kannst du dich Antitheistin oder meinetwegen Starke Atheistin nennen, wenn du vollkommen total WEISST das es keinen Gott gibt. Dann mach ich mich aber vielleicht über dich lustig...   

Wenn Du sagst, "Es gibt keinen Gott", sagst Du, dass Du es weißt. Wenn Du nicht weißt, ob es einen Gott gibt oder nicht, bist Du ein Agnostiker. Wenn Du es für sehr wahrscheinlich oder sicher hältst, dass es Gott nicht gibt, bist Du Atheist - und im Gegensatz zum Agnostiker in der Beweispflicht, wie es auch Gottgläubige sind.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 22. Januar 2009, 20:28:35
Kann man das Christentum nicht als Nachfolger des Judentums sehen?
Jain,
es kann doch eigentlich nur Nachpvolger von etwas geben, was nicht mehr ist oder? Die BRD ist der Rechtsnachfolger der DDR. Ludwig Erhart ist der Nachfolger von Adenauer (der "ist" zwar noch, aber er ist nicht mehr B-Kanzler). Außerdem bin ich unsicher ob es mehrere parallele Nachfolger (alle abrahamischen Religionen) eines einzigen Vorgängers geben kann.

Ich würde hier den Begriff "Fork" wählen, dass Christentum erwuchs aus dem Judentum und ist ggf. ein Zweig dessen (genauer eben ein Zweig der abrahamschen Religionen).

Ist für meine Argumentation aber wenig wichtig. Der Punkt ist doch dass da ein Typ (aka "Gott") war und der hat erzählt dass man keine anderen Götter neben ihm haben solle (was "Götter haben" bedeutet ist mir nicht 100%ig klar aber egal... don't own the gods). So und dieser Gott hat es wie gesagt einem Juden erzählt. Warum zum Henker sollte nicht der selbe Gott ein paar Jahrtausende später seine Meinung geändert haben? Andere Leute ändern ihre Meinung schneller (Frauen z.B.  wink ). Ist aber auch egal, wichtig ist: Zu dem Zeitpunkt der Aussage kann kein christlicher Gott gemeint gewesen sein, weil es noch keinen christlichen Gott gab. Es gab (in der Annahme, das Christentum läge richtig) einen Gott, der später christlich wurde, aber er war es nicht, folglich kann seine Aussage nicht bedeuten dass "man keine Götter außer dem christlichen Anbeten darf/soll" (Zitat aus dem Kopf, ggf. nicht wortgetreu). Geht einfach nicht, es schlösse ihn ja sogar selbst aus... was dann in ein Paradoxum führt und... ach egal, geht halt nicht, er kann nicht den christlichen Gott gemeint haben!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 20:43:58
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?
Allein dieser Abschnitt zeigt, dass Du von dem Thema keine Ahnung hast, selbst im erzkatholischen Sauerland wurde im Religionsunterricht nicht gebetet (weder im evangelischen noch im katholischen), ...

^^ ich wollte mich ja eigentlich raushalten, weil lesen viel lustiger ist....

Da muss ich dir wiedersprechen... also nicht, dass IHR das nicht gemacht habt... aber in Bayern (... *duck*) ist es 1. normal, dass man entweder katholischen oder evangelischen Religionsunterricht besucht... (Ethik gibts da sogar oft nicht... k.a. obs inzwischen anders ist)... und es ist auch vollkommen normal um Morgens vor dem Unterricht zu beten.. als ich mich bei einer Schule geweigert hatte, musste ich bei einigen Lehrern (Mittelstufe) das Klassenzimmer verlassen und mich vor die Tür stellen. Hat sich übrigens von der Grundschule bis zur 10. durchgezogen, dass gebetet wurde.
Und wegen Bekehrung: Es kommt immer stark auf die Lehrer drauf an... gerade bei katholischen Lehrern habe ich festgestellt, dass sie wirklich sehr extrem sein können (unangenehm extrem...) evangelische sind mir hingegen positiver und weitaus aufgeschlossener vorgekommen... aber sogar wenn sie sich zurückhalten schwingt immer mit, dass sie von der Religion überzeugt sind und einem auch überzeugen möchten... Die Religionen im Ethikunterricht durchzunehmen war da weitaus angenehmer ^^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Nathan Grey am 22. Januar 2009, 20:46:31
Naja, aus Bayern kommt ja auch der Papst, ausserdem reden wir von Deutschland.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 20:47:42
Naja, aus Bayern kommt ja auch der Papst, ausserdem reden wir von Deutschland.

Freistaat... und stolz drauf....  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 20:54:20
Merkst du eigentlich, was du da gegenüberstellst? Mäzenatentum (Meistens ist übrigens nicht die Kirche als Mäzen aufgetreten das geht schon Begrifflich nicht...) einerseits und so banale Geschichten wie Hexenjagd und Judenprogrome. Stell das noch mal nebeneinander und dann sage mir warum ich "geschönt" geschrieben habe...  :X
Zum Thema Hexenjagd schreibe ich nichts, ich habe ohnehin Fieber und was ich Dir da auflisten würde wäre wohl ein Scheiterhaufen, groß genug um alle 'Atheisten' des Gates darauf zu verbrennen.

Zum Thema Judenpogrome: erstens ist es etwas unglücklich, das als 'banale' Geschichte zu bezeichnen, auch wenn es (hoffentlich) im Sinne der Ironie und nicht aus Unwissenheit passierte. Zum anderen solltest Du Dich mit dem Judentum detailliert auseinandersetzen und dann gucken, welche anderen Religionen, Kulturen, Völker,... welche Einstellung warum den Juden gegenüber haben.
Äh, und das macht das wie besser? "Der da ist aber noch viel gemeiner zu den Juden gewesen!" ist ein Strohmann. Oder willst du behaupten das die Judenprogrome nicht zumindest von der überwältigenden Mehrheit des Klerus geduldet waren? Das beleg dann mal bitte...
Zitat
Zitat
Da stimme ich dir sogar zu, nur wirst du das nicht im Religionsunterricht finden, höchstens äußerst einseitig. Ich lass mir ja auch nicht auschließlich von einem Serben erzählen wie das mit dem Bürgerkrieg war und behaupte dann alles über den Kossovokonflikt zu wissen... das forderst du nämlich wenn du Christlichen Religionsunterricht haben möchtest
Wir kriegen auch die Demokratie als Schmackerl von verpflichteten Demokraten vorgesetzt.
Eine Demokratie übrigens, die fordert (in ihrem Grundgesetz!):

Zitat von: http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/gg_01.html
Artikel 3
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Artikel 7
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.

Und schon deshalb hat die Pro-ReliFraktion recht, egal ob sie sich aus Moslems, Juden oder Radfahrern zusammensetzt.
Das mag ja sogar faktisch und juristisch richtig sein (bis auf die Radfahrer :blink:), ist mir aber schnurzpiepegal.  :cheesy: Ich bin trotzdem gegen Religionsunterricht, gegen Gleichbewerteten sowieso. Weil dort Inhalte verbreitet werden, die ich ablehne. Oder brauche ich noch einen anderen Grund?
Zitat
Zitat
Ich habe aber nicht geschrieben das das Dogma des Atheismus ist: "Es gibt keinen Gott!". Ich zitiere mich selbst:
Zitat von: Fischkopp
Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt.
Erkennst du den Unterschied? Kein absoluter Anspruch. Wie auch, wenn es darum geht, das es etwas nicht gibt, mMn? Einen negativen Beweiß kann ja niemand führen. Und natürlich gibt es atheistische Missionierer, die versuchen auf nervige Weise und mit Feuereifer das als Heilsbotschaft zu verkünden. Arschlöcher gibts überall... Rate mal wer da an Nervigkeit noch mindestens 2000 Jahre Vorsprung hat.  :D wink Ich finde übrigens an der Aussage "Es gibt keinen Gott." nichts schlimmes. Jedenfalls nicht so schlimm wie die gegenteilige Behauptung, weil die fast immer kommt mit "Und ich weiß auch wie der tickt!".  ::)
Doch natürlich ist das ein absoluter Anspruch. Es sei denn Du willst es auf die Solipsismus-Ich-bin-was-ich-wahrnehme-Schiene runterbrechen. Wenn Du sagst: "Es gibt keinen Gott!", dann bestreitest Du damit die Existenz eines Gottes, gleich welcher Art, denn Gott ist keine religionsgebundene Bezeichnung, allerdings tust Du das auf der Basis der Religion. Oder Du sagst eben "Für mich gibt es keinen Gott." dann denke ich mir aber: "Schön, und in meiner Welt gibt es manchmal rosa Elefanten." Deine persönliche Weltwahrnehmung ist wissenschaftlich irrelevant.
Ähm, deine Auch. Es gibt ja auch keinen wissenschaftlichen Beweis der Nichtexistenz eines Gottes osä. Es ist Unmöglich die Nichtexistenz von irgendetwas zu beweisen. Ich zitiere jetzte das WASich gesagt habe, wie ich meinen Atheismus definiere noch einmal:
Zitat von: Fischkopp
Atheismus heißt einfach davon überzeugt sein da es keinen Gott oder was ähnliches gibt.
Lediglich etwas weiter unten führe ich aus, das ich an dem Satz "Es gibt keinen Gott." nichts auszusetzen habe, weil es meiner Meinung nach ja stimmt. Aber ich kann mich ja irren, weil man die Nichtexistenz von etwas ja nicht wissenschaftlich beweisen kann. Geht nicht. Deswegen gibt es immer einen letzten Zweifel, den wegzuwischen einfach unwissenschaftlich wäre.
Zitat
Zitat
Wenn du andere Gründe hast, dich mit anderen Atheisten zusammenzufinden, so kannst du dich Antitheistin oder meinetwegen Starke Atheistin nennen, wenn du vollkommen total WEISST das es keinen Gott gibt. Dann mach ich mich aber vielleicht über dich lustig...   

Wenn Du sagst, "Es gibt keinen Gott", sagst Du, dass Du es weißt. Wenn Du nicht weißt, ob es einen Gott gibt oder nicht, bist Du ein Agnostiker. Wenn Du es für sehr wahrscheinlich oder sicher hältst, dass es Gott nicht gibt, bist Du Atheist - und im Gegensatz zum Agnostiker in der Beweispflicht, wie es auch Gottgläubige sind.
Bin ich nicht. Ich behaupte ja nicht, das es etwas gibt, für dessen Existenz es keinerlei Hinweise gibt. Und Nichtexistenz... na?... kann man nicht beweisen. Und ja wenn ich unkommentiert sagen würde oder gesagt hätte  "Es gibt keinen Gott." dann würde ich/hätte ich gesagt das ich es weiß. Das ist aber in Alltagsgesprächen üblich.  ::)
So wie ich manchmal sage, "Ich mag keinen Zimt", aber manchmal so ein büschen Zimt auf Apfelkuchen mir schon ganz gut schmeckt.  :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 22. Januar 2009, 20:58:05
Ich wollte ja eigentlich nicht mehr ... aber dir ist schon klar, dass du dich gerade gegen das Grundgesetz stellst? Sagt dir das Stichwort "Verfassungstreue" was? Sind dir die Menschenrechte auch schnurzpiepegal? Meinungsfreiheit?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 21:03:57
Ich wollte ja eigentlich nicht mehr ... aber dir ist schon klar, dass du dich gerade gegen das Grundgesetz stellst? Sagt dir das Stichwort "Verfassungstreue" was? Sind dir die Menschenrechte auch schnurzpiepegal? Meinungsfreiheit?
Verfassungstreue klingt für mich wie Nibelungentreue, und wenn es blinder Gehorsam ohne eigene Gedanken sein soll, dann  ist das Grundgesetz nicht das Papier wert auf dem es steht. Denk mal drüber nach. Über den Rest brauchen wir gar nicht zu sprechen. Übrigens steht auch im selben Grundgesetz das niemand zu konfessionellem Unterricht gezwungen werden darf.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Elemmir Drowjäger am 22. Januar 2009, 21:04:50
Zitat
Eine Demokratie übrigens, die fordert (in ihrem Grundgesetz!):

Zitat von: http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/gg_01.html
Artikel 3
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

Artikel 4
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

Artikel 7
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.

Und schon deshalb hat die Pro-ReliFraktion recht, egal ob sie sich aus Moslems, Juden oder Radfahrern zusammensetzt.


Nope, hat sie nicht. Es steht im GG, dass der Religionsunterricht ein ordentliches Schulfach sein muss, aber es steht nicht drin, dass man die Wahl haben muss zwischen Religionsunterricht und Ethik (was Pro - Reli ja fordert). Religionsunterricht und Ethik als getrennte Fächer, von denen man aber beide belegen muss, würde das GG auch zulassen. Und den meisten, die sich hier gegen die Forderung von Pro - Reli stellen, dürfte diese Lösung auch wesentlich eher recht sein.

Zitat
Das mag ja sogar faktisch und juristisch richtig sein (bis auf die Radfahrer :blink:), ist mir aber schnurzpiepegal.  :cheesy: Ich bin trotzdem gegen Religionsunterricht, gegen Gleichbewerteten sowieso. Weil dort Inhalte verbreitet werden, die ich ablehne. Oder brauche ich noch einen anderen Grund?

Also, das ist ja nun auch keine Art (von einem Diskussionstil ganz zu schweigen).  wink

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 21:06:37
Ich komme, wie AnOceanSoul auch, aus dem schönen Freistaat und hatte die ganze Palette ebenfalls: Nur die Wahl zwischen den Konfessionen, Kreuz im Klassenzimmer, etc. Erschwerend kommen noch 2 Jahre Klosterschule hinzu ;)
Gebracht hat´s nun nichts, denn es hat weder mein Weltbild noch meiner Ethisch-Moralischen Entwicklung auch nur ein Stück gebracht.
Aber ich kann als Atheist, vielmehr Nihilist, auch nicht viel zu dem Thema beitragen, außer vielleicht einen Streit vom Zaun brechen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 21:11:07
Erschwerend kommen noch 2 Jahre Klosterschule hinzu ;)

5 ^^

Zitat
Gebracht hat´s nun nichts, denn es hat weder mein Weltbild noch meiner Ethisch-Moralischen Entwicklung auch nur ein Stück gebracht.

Ebenso... Ich war ehrlich gesagt in der Grundschule davon schockiert wie der Religionslehrer (Pfarrer) die Schüler behandelt hat... dass er sie nicht verprügelt hat, hat grad noch gereicht...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 21:14:28

Also, das ist ja nun auch keine Art (von einem Diskussionstil ganz zu schweigen).  wink



Na, komm, das was ihr passt kopiert sie aus dem Grundgesetz raus, ich bin kein Jurist, was soll ich mich da an einer Deutung versuchen?  :P Außerdem den Hinweis auf die Demokraten will ich gar nicht verstehen...  :suspious:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 21:15:03
Erschwerend kommen noch 2 Jahre Klosterschule hinzu ;)

5 ^^

Wo?

Zitat
Gebracht hat´s nun nichts, denn es hat weder mein Weltbild noch meiner Ethisch-Moralischen Entwicklung auch nur ein Stück gebracht.

Ebenso... Ich war ehrlich gesagt in der Grundschule davon schockiert wie der Religionslehrer (Pfarrer) die Schüler behandelt hat... dass er sie nicht verprügelt hat, hat grad noch gereicht...

Ach, ihr hattet auch Pfarrer an Stelle von Lehrern? Interessant. Ich fand deren Gefasel oft, hm., eher verstörend als religiös ermutigend.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 21:18:35

Zitat
Erschwerend kommen noch 2 Jahre Klosterschule hinzu ;)

5 ^^

Wo?

Gerhardinger Realschule der Armen Schulschwestern Cham


Zitat
Ach, ihr hattet auch Pfarrer an Stelle von Lehrern?

Ja, soweit ich weiß... an der Reale dann halt Klosterschwestern, aber bei der Grundschule erinnere ich mich recht genau an nen Pfarrer ^^


Zitat
Interessant. Ich fand deren Gefasel oft, hm., eher verstörend als religiös ermutigend.

dito...
Wobei der halt noch geschrien hat und Prügel angedroht und so. Ich war immer im Nebenraum, deshalb hab ichs nur halb mitbekommen, aber sogar da sind einem Schauer übern Rücken gelaufen ^^''
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 21:24:48

Zitat
Erschwerend kommen noch 2 Jahre Klosterschule hinzu ;)

5 ^^

Wo?

Gerhardinger Realschule der Armen Schulschwestern Cham

Da bei Ebersberg? Was hast du verbrochen um so abgeschoben zu werden?

Zitat
Ach, ihr hattet auch Pfarrer an Stelle von Lehrern?

Ja, soweit ich weiß... an der Reale dann halt Klosterschwestern, aber bei der Grundschule erinnere ich mich recht genau an nen Pfarrer ^^

Hehe, das war so irrsinnig, die Nonnen die damals versucht haben uns zu irgendwas zu erzielen, wobei, wer hört denen mit 14 schon zu?

Zitat
Interessant. Ich fand deren Gefasel oft, hm., eher verstörend als religiös ermutigend.

dito...
Wobei der halt noch geschrien hat und Prügel angedroht und so. Ich war immer im Nebenraum, deshalb hab ichs nur halb mitbekommen, aber sogar da sind einem Schauer übern Rücken gelaufen ^^''

Genau die gleiche Erfahrung. Und wenn ich ihnen zugehört habe, war ich sehr erschrocken über deren vollkommen überalterten Einstellungen zum Leben und wie gekonnt soziale Gegebenheiten übergangen wurden. So bestand gut die Hälfte der Klasse aus Scheidungskindern und naja, "Heilige Institution der Ehe" und all das.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 21:30:05
Da bei Ebersberg? Was hast du verbrochen um so abgeschoben zu werden?

Ne, da musst du dich vertun ^^ bei Furth im Wald bzw. Regensburg
Wir hatten bei uns im Ort nur die eine Realschule ^^' tja...

Zitat
Hehe, das war so irrsinnig, die Nonnen die damals versucht haben uns zu irgendwas zu erzielen, wobei, wer hört denen mit 14 schon zu?

Eben... und komisch drauf waren die auch... eine hat bei uns Wirtschaft unterrichtet... na das war mal krass.. O_ô da hat die nen Zusammenschnitt (!) von Werbung und erzählt uns, dass das ja wohl neu sein muss, dass die 2 Werbungen ineinander schneiden (*lachkrampf*) und dann meinte sie, dass da jetzt auch ganze 2 Stunden am Stück Werbung läuft (ja, deswegen nennt sich das Dauerwerbesendung)... Weltfremd die Leute... aber lieb waren einige davon (Krankenzimmer mit Tee und Plätzchen, wenn man keinen Bock auf Klausuren hatte ^^V)

Zitat
Genau die gleiche Erfahrung. Und wenn ich ihnen zugehört habe, war ich sehr erschrocken über deren vollkommen überalterten Einstellungen zum Leben und wie gekonnt soziale Gegebenheiten übergangen wurden. So bestand gut die Hälfte der Klasse aus Scheidungskindern und naja, "Heilige Institution der Ehe" und all das.

Das Gefasel konnte ich mir beim Pfarrer zum Glück ersparen... wie gesagt, Nebenzimmer, aber die Androhungen waren laut genug, dass ich sie klar und deutlich gehört hab ^^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 21:33:24
Fazit: 2 Musterbeispiele was Religionsunterricht so anrichten kann und welchen langanhaltenden, einprägsamen Erinnerungen bleiben  :D
Und meine jüngste Cousine will auch noch Reli-Lehrerin im tiefsten Niederbayern werden, wenn sie ihr Lehramt fertig hat  :blink:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 22. Januar 2009, 21:38:50
...
Und meine jüngste Cousine will auch noch Reli-Lehrerin im tiefsten Niederbayern werden, wenn sie ihr Lehramt fertig hat  :blink:

^^ wobei ich da glatt verteidigend sagen muss, dass es auch Reli-Lehrer gibt die ganz okay sind ^^ gerade die vom evangelischen Unterricht fand ich sehr nett ^_^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 21:42:50
Fazit: 2 Musterbeispiele was Religionsunterricht so anrichten kann und welchen langanhaltenden, einprägsamen Erinnerungen bleiben  :D
Vielleicht sollte ich meine Meinung betreffs des Religionsunterrichts noch mal überdenken...  :huh: :D  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 21:44:05
...
Und meine jüngste Cousine will auch noch Reli-Lehrerin im tiefsten Niederbayern werden, wenn sie ihr Lehramt fertig hat  :blink:

^^ wobei ich da glatt verteidigend sagen muss, dass es auch Reli-Lehrer gibt die ganz okay sind ^^ gerade die vom evangelischen Unterricht fand ich sehr nett ^_^

Wie nett? ^^
Aber klar, wie alle anderen Lehrer auch kann man auch Reli-Lehrer nicht über einen Kamm scheren und es gibt sicherlich qualitative Unterschiede.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 22. Januar 2009, 21:49:37
Ich lese keine 9 Seiten, also:

Der Ethikunterricht ist gut, und auch, dass er verpflichtend ist. Pro Reli ist Unfug, und zum Glück in Berlin nicht verfassungsmäßig begünstigt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 22:05:13
Ich bin selber Atheist, Religion ist das noch lange nicht, und irgendein Lager mit anderen Atheisten lasse ich mich schon gar nicht stecken, weil es nicht irgendeine Eigenschaft ist, die mich besonders prägt (Öh, denke ich).
Ah, einer von denen bist du. Ja wir sind alles einzigartige Geschöpfe und unsere Meinungen und Gedanken wurden von den Generationen vor uns nicht gedacht, weil wir ja so einzigartig sind. Bereits Jahrhunderte vor deiner Zeugung wurden dieselben Gedanken gedacht die du denkst und dies von Millionen von Menschen. Also genug prominent, dass diese kategorisiert und schriftlich festgehalten wurden. Also bis du mit allem was du tust und allem was du denkst eh schon in allerlei Lager ob du das willst oder nicht.

Und diese Aussage ist komplett richtig: Atheismus heißt davon überzeugt sein, das es keinen Gott oder etwas ähnliches gibt. Nicht mehr, nicht weniger.
Absoluter Blödsinn und kein auch nur halb informierter Mensch wird dir da zustimmen, bis auf die Theisten, die es nicht besser wissen wollen. Atheismus reicht vom Glauben an eine Nicht-Existenz (die Übergänge zum Agnostizismus sind dabei fliessend) bis zum Wissen einer Nicht-Existenz. Schwach bis stark. Letzteres ist genau so dogmatisch und unwissenschaftlich wie die Religion selbst. Wissenschaft hat mit Probabilität zu tun und die gängigen Religionen sind höchst unwahrscheinlich aber eben nie mit absoluter Sicherheit widerlegbar. Die Chance für eine Existenz ist allerdings so gering, dass man im Grundsatz von einer Nichtexistenz ausgehen kann aber und das ist das Wichtige, man kann es nie Wissen, denn dazu würde man Beweise für die Nichtexistenz benötigen und auf die wäre ich gespannt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 22:43:55
Ich bin selber Atheist, Religion ist das noch lange nicht, und irgendein Lager mit anderen Atheisten lasse ich mich schon gar nicht stecken, weil es nicht irgendeine Eigenschaft ist, die mich besonders prägt (Öh, denke ich).
Ah, einer von denen bist du. Ja wir sind alles einzigartige Geschöpfe und unsere Meinungen und Gedanken wurden von den Generationen vor uns nicht gedacht, weil wir ja so einzigartig sind. Bereits Jahrhunderte vor deiner Zeugung wurden dieselben Gedanken gedacht die du denkst und dies von Millionen von Menschen. Also genug prominent, dass diese kategorisiert und schriftlich festgehalten wurden. Also bis du mit allem was du tust und allem was du denkst eh schon in allerlei Lager ob du das willst oder nicht.

Und diese Aussage ist komplett richtig: Atheismus heißt davon überzeugt sein, das es keinen Gott oder etwas ähnliches gibt. Nicht mehr, nicht weniger.
Absoluter Blödsinn und kein auch nur halb informierter Mensch wird dir da zustimmen, bis auf die Theisten, die es nicht besser wissen wollen. Atheismus reicht vom Glauben an eine Nicht-Existenz (die Übergänge zum Agnostizismus sind dabei fliessend) bis zum Wissen einer Nicht-Existenz. Schwach bis stark. Letzteres ist genau so dogmatisch und unwissenschaftlich wie die Religion selbst. Wissenschaft hat mit Probabilität zu tun und die gängigen Religionen sind höchst unwahrscheinlich aber eben nie mit absoluter Sicherheit widerlegbar. Die Chance für eine Existenz ist allerdings so gering, dass man im Grundsatz von einer Nichtexistenz ausgehen kann aber und das ist das Wichtige, man kann es nie Wissen, denn dazu würde man Beweise für die Nichtexistenz benötigen und auf die wäre ich gespannt.
Atheismus hat mit Glauben nix zun tun, deswegen keine Religionsbezug, keine dogmatischen Aussagen, keine Definition des Atheismus, die nicht klarmacht, das es den, von dir Argumentativ selbst benutzten, Beweis einer Nichtexistenz nicht geben kann. Atheismus ist eine Überzeugung, kein Glauben und erst recht kein Wissen. Wovon ist man überzeugt? Das es keinen Gott osä gibt. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist die allgemein anerkannte Definition von Atheismus als Überbegriff. 
:cheesy: Steht so sogar bei Wikipedia  :cheesy:
Es gibt Leute, die müssen dann noch irgendwie ganz klar machen, wie sie an irgendwas nicht glauben, aber ich gehöre nicht dazu. Ich bin Atheist.

Und ich bin wahrscheinlich weder ein halbwegs Informierter Mensch, das wäre nämlich ziemlich schwierig, im Angesicht der globalen Informationsflut, die uns das Internet so eröffnet, noch ein einzigartiges Geistwesen, das unbedingt ANDERS sein muß, ich brauche kein stark oder positiv oder negativ oder tüdellüt vor meinem Atheismus, der eine ganz einfache Sache ist...  ::)

Interessante Links zum Thema, die sich jemand zum wohl kaum halbwegs informieren mal reinziehen kann:
Dawkins (http://richarddawkins.net/) natürlich, mit seiner sehr US-Amerikanischen Sicht auf die Dinge.
Bakunin (http://librivox.org/god-and-the-state-by-mikhail-bakunin/) ist sehr interessant (http://flag.blackened.net/daver/anarchism/bakunin/gas.html), weil er Dawkins Argumentation zum Teil vor über Hundert Jahren bereits benutzt hat. Aus anderen Gründen auch...  :D
Das Freigeisterhaus (http://freigeisterhaus.de/index.php) ist ein sehr breitgefächertes Forum und offen für alle Atheisten welcher Art auch immer und auch für andere Diskussionswillige.
Der Humanistische Presse Dienst  (http://hpd.de/) hat interessante Nachrichten aus der Welt der Religionslosigkeit.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 22. Januar 2009, 23:00:37
Wovon ist man überzeugt? Das es keinen Gott osä gibt. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist die allgemein anerkannte Definition von Atheismus als Überbegriff. Steht so sogar bei Wikipedia
Du bist mit Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus) gekommen, nicht ich, nur um dies hier festzuhalten. Schauen wir also, was dort in den ersten zwei Sätzen steht:

Zitat von: Wikipedia
Unter Atheismus versteht man im weiteren Sinne die Abwesenheit der Auffassung, dass es göttliche Wesen gibt, und im engeren Sinne die Auffassung, dass es keine göttlichen Wesen gibt. Unter den Atheisten im engeren Sinn betrachten die einen die Nichtexistenz von Göttern als sehr wahrscheinlich und die anderen als sicher.

Du gehörst ja offensichtlich zu den Letzteren aber besitzt hier die Frechheit deine Ansicht als einzig gültige Definition des Begriffes zu offerieren. Und dann verweist du noch auf eine Quelle, die dir direkt widerspricht. Weiter unten wird übrigens genau das erklärt, was ich auch schon erklärt habe:

Zitat von: Wikipedia
Für die zwei Seiten des Atheismus haben sich folgende Bezeichnungen eingebürgert: Schwacher, negativer Atheismus: Ich bin nicht überzeugt, dass es Götter gibt. Starker, positiver Atheismus: Ich bin überzeugt, dass es keine Götter gibt.

Und genau dorther kommt der Vorwurf an dich, dass du nur halb informiert bist. Du bist raus, denn jemand der sich weigert die Quellen zu prüfen, welche er selber als seine Position unterstützend aufführt, kann und sollte nicht ernst genommen werden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 22. Januar 2009, 23:12:53
"So finster die Nacht" läuft natürlich nicht mehr. Also bin ich wieder zu Hause, habe Zeit und bin ein weing stinkig. Ich werde also die Wahrheit über ProReli ein wenig ausführen.

Vorabbemerkung: Ich finde es absolut richtig, die Möglichkeit der Volksabstimmung zu geben – die Stimmen wurden gesammelt und jetzt werden wir sehen, was die Berliner sagen.

In der Sache aber ist diese Initiative ein schönes Beispiel für Heuchelei.

1. Es geht dabei nicht um einen Rechtsanspruch, nur für diejenigen, die das GG eingebracht haben. Denn im GG wird nur der Religionsunterricht als ordentlicher Unterricht erwähnt, und den gibt es m.W. in Berlin. Nebenbei halte ich den Art 7 Abs 3 GG für eine der deutlichsten Zeichen der Historizität des Grundgesetzes und hätte persönlich nichts dagegen, den fallen zu lassen. Aber von voreiligen Grundgesetzänderungen lässt man zurecht die Finger.

2. Es geht nicht um Wahlfreiheit – zumindest nicht im positiven Sinn. Denn es besteht die Möglichkeit, zusätzlich zum Ethikunterricht einen Bekenntnisunterricht zu besuchen. Die Wahlfreiheit ist also nur in negativer, also beschränkender Hinsicht zu verstehen – die Kinder sollen nicht den Ethikunterricht besuchen, sondern stattdessen eben Religionsunterricht.

3. Der Religionsunterricht muss also in besonderer Weise geeignet sein, die Kinder vorzubereiten. Hier wird dann gerne (auch schon in diesem Thread) die Toleranz hochgehalten und ein Religionsunterricht geschildert, der nicht nur die eigene Religion behandelt, sondern auch andere und womöglich sogar naturalistische Philosophie. Das ist sicher i.d.R. der Fall. Aber völlig unerheblich, es sei denn, Ethikunterricht tue das nicht. Tut er aber. Und wer ist besser geeignet, über Religionen zu informieren, ein Unterricht, der von einem bestimmten Bekenntnis als Wahrheit ausgeht, oder ein freier Unterricht ohne diese Last? Allenfalls ist Religionsunterricht hier gleichwertig zu sehen.

4. Die Toleranzfrage im Speziellen angeht, habe ich nur eine Frage. Was ist toleranter: (a) Kinder an einem Ethikunterricht teilnehmen zu lassen und ihnen zusätzlich die Möglichkeit zu einem Unterricht einzuräumen, der ihrer eigenen Bekenntnis entspricht, oder (b) Kindern die Teilnahme an einem bekenntnisfreien Ethikunterricht zu untersagen und sie nur zum Bekenntnisunterricht zu schicken?

Nein, bei der Initiative geht es darum, dass das Schreckgespenst einer atheistischen Moral vertrieben wird – und das, obwohl Ethikunterricht eben KEIN "atheistischer Religionsunterricht" ist, sondern eine Einführung in philosphische Morallehre. Eigentlich schätze ich sogar Archoangel so ein, dass er seine täglichen Entscheidungen nicht nur nach der Bibel richtet, warum das also schlecht sein soll, ist mir grundsätzlich ein Rätsel...

...na ja, nicht so ganz. Denn Kinder werden nun mal von klein auf in ihre Religion erzogen. Das gibt Nachwuchs. Ethikunterricht, der nun nicht an eine Konfession gebunden ist, könnte einen freien Blick auf Alternativen ermöglichen, sodass man vielleicht die Religion wechselt, sie ganz ablegt oder sogar den Glauben aus dem Glauben heraus kritisiert. Das ist m.E. keine wahrscheinliche Folge des Ethikunterrichts, anders kann ich mir den Kampf gegen dieses Fach aber nicht erklären – außer natürlich mit wenig durchdachten Positionen, wie sie wahrscheinlicher sind. Aber wenn ich unterstelle, dass die Leute wissen, was sie tun*, dann fiele das ja raus.

*schon klar: Sie glauben, was sie tun.

Noch mal zusammenfassend: Pro Reli als Inititiative ist eine intolerante Erscheinung gegen Wahlfreiheit, die sich als das genaue Gegenteil verkauft.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 22. Januar 2009, 23:17:48
@Fabius Maximus: Religion ist also mit einer Störung zu vergleichen? Und bestimmte Menschengruppen sicher auch mit Ungeziefer, wie? Du bist ein Fanatiker. Diskussionen mit dir (über dieses Thema) sind somit nutzlos und verschwendete Lebenszeit.
Erstens: Ja. Man kann (!) Religion mit einigen psychologischen Störungen vergleichen, wenn deren Symptome auch bei religiösen Menschen vorkommen. Damit habe ich weder eine Wertung abgegeben, noch jemandem auf den Kopf zugesagt, dass er gestört sei.

Zweitens: Lege mir bitte keine Worte in den Mund.

Drittens: Woran machst Du fest, dass ich ein "Fanatiker" bin?


@Berandor: Danke. Die Analyse trifft den Nagel auf den Kopf.


Zitat von: Tahlam
Fabius Maximus hat noch eine Beleidigung einfließen lassen aber eure Argumente unterscheiden sich nur marginal.
Standpunkt von Fabius Maximus: Religion gehört abgeschafft. Sie passt nicht in unsere (natur)wissenschaftlich geprägte Welt.
Weder habe ich jemanden beleidigt, noch habe ich gesagt, dass Religion nicht in unsere Welt passt. Get your quotes straight.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 22. Januar 2009, 23:43:32
Wovon ist man überzeugt? Das es keinen Gott osä gibt. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist die allgemein anerkannte Definition von Atheismus als Überbegriff. Steht so sogar bei Wikipedia
Du bist mit Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus) gekommen, nicht ich, nur um dies hier festzuhalten. Schauen wir also, was dort in den ersten zwei Sätzen steht:

Zitat von: Wikipedia
Unter Atheismus versteht man im weiteren Sinne die Abwesenheit der Auffassung, dass es göttliche Wesen gibt, und im engeren Sinne die Auffassung, dass es keine göttlichen Wesen gibt. Unter den Atheisten im engeren Sinn betrachten die einen die Nichtexistenz von Göttern als sehr wahrscheinlich und die anderen als sicher.

Du gehörst ja offensichtlich zu den Letzteren aber besitzt hier die Frechheit deine Ansicht als einzig gültige Definition des Begriffes zu offerieren. Und dann verweist du noch auf eine Quelle, die dir direkt widerspricht. Weiter unten wird übrigens genau das erklärt, was ich auch schon erklärt habe:

Zitat von: Wikipedia
Für die zwei Seiten des Atheismus haben sich folgende Bezeichnungen eingebürgert: Schwacher, negativer Atheismus: Ich bin nicht überzeugt, dass es Götter gibt. Starker, positiver Atheismus: Ich bin überzeugt, dass es keine Götter gibt.

Und genau dorther kommt der Vorwurf an dich, dass du nur halb informiert bist. Du bist raus, denn jemand der sich weigert die Quellen zu prüfen, welche er selber als seine Position unterstützend aufführt, kann und sollte nicht ernst genommen werden.

Bei Wikipedia steht meine Definition, fast wörtlich, lies doch mal was Atheismus im engeren Sinne ist.  ::) Hast du selber zitiert, offenbar ohne es zu lesen oder zu verstehen.  :thumbup:
Und wahrscheinlich bin ich nach der schwachsinnigen Wortklauberei, die Atheisten in starke und schwache einteilt, die sich aber LEIDER, auch in deinem eigenen Zitat so schön verfettet, eingebürgert hat, eher ein starker Atheist. Meistens. Aber wenn ich den Satzbau ändere dann bin ich plötzlich ein schwacher...  :cheesy: 

Also, wirklich, ich bleibe dabei, ich halte nichts von dieser Einteilung in schwache und starke Atheisten. Warum du deswegen dir anmaßt über meine "Credibility" zu urteilen möchte ich dann dochh lieber nicht wissen.  :-X
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Coldwyn am 22. Januar 2009, 23:48:28
Wovon ist man überzeugt? Das es keinen Gott osä gibt. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist die allgemein anerkannte Definition von Atheismus als Überbegriff. Steht so sogar bei Wikipedia
Du bist mit Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus) gekommen, nicht ich, nur um dies hier festzuhalten. Schauen wir also, was dort in den ersten zwei Sätzen steht:

Zitat von: Wikipedia
Unter Atheismus versteht man im weiteren Sinne die Abwesenheit der Auffassung, dass es göttliche Wesen gibt, und im engeren Sinne die Auffassung, dass es keine göttlichen Wesen gibt. Unter den Atheisten im engeren Sinn betrachten die einen die Nichtexistenz von Göttern als sehr wahrscheinlich und die anderen als sicher.

Du gehörst ja offensichtlich zu den Letzteren aber besitzt hier die Frechheit deine Ansicht als einzig gültige Definition des Begriffes zu offerieren. Und dann verweist du noch auf eine Quelle, die dir direkt widerspricht. Weiter unten wird übrigens genau das erklärt, was ich auch schon erklärt habe:

Zitat von: Wikipedia
Für die zwei Seiten des Atheismus haben sich folgende Bezeichnungen eingebürgert: Schwacher, negativer Atheismus: Ich bin nicht überzeugt, dass es Götter gibt. Starker, positiver Atheismus: Ich bin überzeugt, dass es keine Götter gibt.

Und genau dorther kommt der Vorwurf an dich, dass du nur halb informiert bist. Du bist raus, denn jemand der sich weigert die Quellen zu prüfen, welche er selber als seine Position unterstützend aufführt, kann und sollte nicht ernst genommen werden.

Bei Wikipedia steht meine Definition, fast wörtlich, lies doch mal was Atheismus im engeren Sinne ist.  ::) Hast du selber zitiert, offenbar ohne es zu lesen oder zu verstehen.  :thumbup:
Und wahrscheinlich bin ich nach der schwachsinnigen Wortklauberei, die Atheisten in starke und schwache einteilt, die sich aber LEIDER, auch in deinem eigenen Zitat so schön verfettet, eingebürgert hat, eher ein starker Atheist. Meistens. Aber wenn ich den Satzbau ändere dann bin ich plötzlich ein schwacher...  :cheesy: 

Also, wirklich, ich bleibe dabei, ich halte nichts von dieser Einteilung in schwache und starke Atheisten. Warum du deswegen dir anmaßt über meine "Credibility" zu urteilen möchte ich dann dochh lieber nicht wissen.  :-X


Wo liegt denn genau dein Problem mit der Definition? Ich finde diese sehr verständlich: a) glaubst du nicht an Gott/Götter oder b) Weist du sicher das es keinen Gott/keine Götter gibt?
a) ist gleichzusetzen mit Religion, denn man setzt Glauben gegen Glauben. Das ist nicht aufgeklärt oder weltmännisch, sondern auch nur Glauben.
b) ist selbst schon wieder Fundamentalismus ;)

Was am weichen Atheismus aufstoßen kann ist die simple Sache dass es der einfache Ausweg ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2009, 00:03:35
Wer Atheismus (mit Ausnahme der 100%-Wisser) mit Religion gleichsetzt, weil Glauben = Glauben sei, der bemüht sich hoffentlich um einen Posten als Sophist, denn nur als Wortklauberei hat dieses Argument seinen Platz.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. Januar 2009, 00:11:28
a) ist gleichzusetzen mit Religion, denn man setzt Glauben gegen Glauben. Das ist nicht aufgeklärt oder weltmännisch, sondern auch nur Glauben.
Das ist so nicht korrekt, denn es kommt darauf an, wie man diesen Glauben untermauert. Irreführend hierbei ist wohl die Verwendung des Begriffes "Glauben". Im Rahmen von Definitionen im Zusammenhang mit Atheismus ist das für mich ein Synonym von "denken", "der Meinung sein", "die Auffassung haben" und hat keinerlei religiöse Komponente. Das nur als Intermezzo. Wenn man die Auffassung vertritt, dass die Existenz der Götter sehr unwahrscheinlich sei und dies mit anerkannten wissenschaftlichen Theorien zu untermauern vermag, dann kann man diese Position wohl kaum invertiert mit dem Theismus gleichsetzen. Auch hier fehlt wieder mal typischerweise das Verständnis für Probabilität. Ja, weder Pro noch Kontra Existenz lassen sich abschliessend beweisen aber das heisst noch lange nicht, dass deshalb beide Positionen gleichwertig sind.

Schwacher Atheismus selbst ist sehr vielschichtig und eben fliessend mit Agnostizismus verbunden. Reicht also von "ich weiss nicht ob Götter existieren, denke aber eher nicht" bis hin zu "ich bin felsenfest überzeugt, dass keine Götter existieren, weil die gesamte Wissenschaft bisher nicht das geringste Indiz für diese gefunden hat". Ja, das ist immer noch schwach, denn der starke Atheismus ist das dogmatische "es existieren keine Götter und das ist ein Fakt".

Und den anderen Clown da kann ich wirklich nicht mehr ernst nehmen, daher keine Reaktion auf dessen Beitrag.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 00:16:27

Wo liegt denn genau dein Problem mit der Definition? Ich finde diese sehr verständlich: a) glaubst du nicht an Gott/Götter oder b) Weist du sicher das es keinen Gott/keine Götter gibt?
a) ist gleichzusetzen mit Religion, denn man setzt Glauben gegen Glauben. Das ist nicht aufgeklärt oder weltmännisch, sondern auch nur Glauben.
b) ist selbst schon wieder Fundamentalismus ;)

Was am weichen Atheismus aufstoßen kann ist die simple Sache dass es der einfache Ausweg ist.
Da bist du etwas auf dem Holzweg.  wink
Atheismus heißt ich bin überzeugt, das es keine Götter gibt. (Die Aufteilung in starke und schwache finde ich überflüssig, weil es keinen Unterschied gibt, außer Grammatik, mMn) Das sagt erstmal nur etwas über die eigene Gemütslage aus, und da könnte man es noch für etwas wie Glauben halten. Diese Überzeugung ist aber eben nicht wie Religion, weil es nicht um irgendeine Aussage in alten Büchern geht, sondern um einen fehlenden Beweis des Gegenteiles. Wenn ein Gläubige sagt "Ich glaube an Gott!" dann sagt der Atheist "Beweiß mir, das es Gott gibt, warum sollte ich an irgendwas Glauben für das es keinen Beweis gibt?" und wartet. Es kommt keiner.
Das ist es im Prinzip schon. Es ist kein Glauben an irgendwas (auch nicht an die Nichtexistenz eines Gottes) darin - es ist feste Überzeugung, gewachsen aus einem naturalistischen Weltbild und meinen eigenen Erfahrungen. Wenn mir jemand einen Gottesbeweiß vorführt, glaub ich daran, aber... ich bin da SEHR skeptisch.  wink
Und wenn der Theist (Fancy Atheistenspeak für jemand der an Götter glaubt) dann sagt: "Beweiß mir, das es keinen gibt!" Dann sage ich "höhö!Der ist gut. Beweise du mir doch erstmal das es kein unsichtbares rosa Einhorn oder fliegendes Spaghettimonster gibt!" und dann sagt der Theist (im Idealfall) kleinlaut "Nichtexistenz kann man nicht beweisen." Wie auch? Deswegen gibt es im Atheismus, immer noch einen letzten Hauch (Naja, Theoretischen) Zweifel, weil ... Nichtexistenz kann man nicht beweisen.  :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 00:22:02
@ Eleonora: Du hast mich falsch verstanden - oder ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es ok, etwas über Religionen zu lehren. Aber warum sollte man sie den Schülern als WAHR verkaufen? So wie ich unsere Glaubensvertreter einschätze, ist das doch wohl der Zweck des angepeilten Religionsunterrichts. Oder wird da nicht gebetet?
Allein dieser Abschnitt zeigt, dass Du von dem Thema keine Ahnung hast, selbst im erzkatholischen Sauerland wurde im Religionsunterricht nicht gebetet (weder im evangelischen noch im katholischen), somit ist diese Diskussion für mich gestorben. (Und es zeigt mir, dass Du doch ein Extremist bist, da Du eine Sache verteufelst (:D) ohne darüber bescheid zu wissen.)
Also bei uns wurde im evangelischen (und ich glaube auch im katholischen) Unterricht immer erstmal das Vaterunser runtergebetet ehe es losging. Darauf fußte ich meine Vermutung, dass es heute nicht anders sei. Warum eigentlich diese aggressive Verteidigungshaltung? Meine Überzeugungen sind nicht in Stein gemeißelt. Wenn es überzeugende Gegenargumente gibt, bin ich gerne bereit meine Ansichten zu ändern. Immer gleich mit Diskussionsabbruch zu drohen und mir Extremismus und Unwissenheit zu unterstellen finde ich dagegen wenig hilfreich.

Das Beten ist ja auch nicht der entscheidende Punkt meiner Aussage. Ich stellte lediglich die Vermutung in den Raum, dass in einem konfessionellen Religionsunterricht (z.B. Islamunterricht) den Schülern eine Religion als FAKT verkauft wird.

Abgesehen davon, dass das Grundgesetz dem wohl widerspräche, müssten doch die Pro Reli Befürworter grundsätzölich auch einem nach Parteien sortierten Politikunterricht wohlwollend gegenüberstehen, oder? Die SPD Wähler würden ihre Kinder in den sozialdemokratischen PW Unterricht schicken und die CDU Eltern ihre Kinder in den christdemokratischen. Halleluja.

@ TheRaven + Atheismusbegriff: Man kann die Sache verkomplizieren. Man muss es aber nicht. Jeder weiß in etwa was gemeint ist wenn jemand sich als Atheist bezeichnet. Wenn man weiter differenzieren möchte (warum?/wie stark?/seit wann?), soll man halt nachfragen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. Januar 2009, 00:24:43
Juchuu, ein neuer Religionsthread! Und wie lange hat es diesesmal gedauert, bis der Thread ins immerwiederkehrende Offtopic entführt wurde?

Ich durfte ab der 9. Klasse zwischen Religion und Ethik wählen.
In der Grundschule gab es verpflichtend Religion, aber ohne Benotung (tg oder nt). Das war okay, weil keine Indoktrination stattfand, sondern eher religiöse Geschichten vorgelesen, welche dann besprochen/diskutiert wurden.

Die Wahlfreiheit ab der 9. Klasse fand ich richtig gut und würde dieses System auch heute noch jedem anderen vorziehen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 23. Januar 2009, 00:27:35
Zitat
Äh, und das macht das wie besser? "Der da ist aber noch viel gemeiner zu den Juden gewesen!" ist ein Strohmann. Oder willst du behaupten das die Judenprogrome nicht zumindest von der überwältigenden Mehrheit des Klerus geduldet waren? Das beleg dann mal bitte...

Erst informieren, dann diskutieren wir weiter. Das führt dann auch sehr weit über diesen Thread hinaus.

Zitat
Das mag ja sogar faktisch und juristisch richtig sein (bis auf die Radfahrer ), ist mir aber schnurzpiepegal.   Ich bin trotzdem gegen Religionsunterricht, gegen Gleichbewerteten sowieso. Weil dort Inhalte verbreitet werden, die ich ablehne. Oder brauche ich noch einen anderen Grund?

Wenn Du Deinen Mund weit aufmachen willst, um anderen zu sagen, dass Du gegen ihr Recht auf Religionsfreiheit bist: ja.

Zitat
Ähm, deine Auch. Es gibt ja auch keinen wissenschaftlichen Beweis der Nichtexistenz eines Gottes osä. Es ist Unmöglich die Nichtexistenz von irgendetwas zu beweisen. Ich zitiere jetzte das WASich gesagt habe, wie ich meinen Atheismus definiere noch einmal:

Deine Definition von Atheismus geht mir am Allerwertesten vorbei. Ich sage nicht, dass meine Meinung wissenschaftlich relevant ist, sondern ich sage, dass ich mir auf der Grundlage meines Wissens und mit all meiner Vernunft ein Urteil über Religionen gebildet habe. Fragtest Du mich nach meiner privaten Meinung, erzählte ich Dir vielleicht an einigen Punkten etwas anderes.

Zitat
Lediglich etwas weiter unten führe ich aus, das ich an dem Satz "Es gibt keinen Gott." nichts auszusetzen habe, weil es meiner Meinung nach ja stimmt. Aber ich kann mich ja irren, weil man die Nichtexistenz von etwas ja nicht wissenschaftlich beweisen kann. Geht nicht. Deswegen gibt es immer einen letzten Zweifel, den wegzuwischen einfach unwissenschaftlich wäre.

Oh Du hast das verstanden, was ich weiter oben schrieb. Ja, Wissenschaftlichkeit heißt auch: Falsifizierbarkeit.

Zitat
Bin ich nicht. Ich behaupte ja nicht, das es etwas gibt, für dessen Existenz es keinerlei Hinweise gibt. Und Nichtexistenz... na?... kann man nicht beweisen. Und ja wenn ich unkommentiert sagen würde oder gesagt hätte  "Es gibt keinen Gott." dann würde ich/hätte ich gesagt das ich es weiß. Das ist aber in Alltagsgesprächen üblich.  
So wie ich manchmal sage, "Ich mag keinen Zimt", aber manchmal so ein büschen Zimt auf Apfelkuchen mir schon ganz gut schmeckt.  

Dir ist schon klar, dass es da einen Unterschied zwischen "mögen" und "sein" gibt? "Ich mag diese Hose nicht." ist nicht gleichzusetzen mit "Es gibt diese Hose nicht."

Zitat
Nope, hat sie nicht. Es steht im GG, dass der Religionsunterricht ein ordentliches Schulfach sein muss, aber es steht nicht drin, dass man die Wahl haben muss zwischen Religionsunterricht und Ethik (was Pro - Reli ja fordert). Religionsunterricht und Ethik als getrennte Fächer, von denen man aber beide belegen muss, würde das GG auch zulassen. Und den meisten, die sich hier gegen die Forderung von Pro - Reli stellen, dürfte diese Lösung auch wesentlich eher recht sein. 

Und wer soll das finanzieren? Wer soll das organisieren? Der gesunde Berliner Haushalt? Und mit was sollen die Kinder eigentlich noch zugedröhnt werden?

Zitat
Na, komm, das was ihr passt kopiert sie aus dem Grundgesetz raus, ich bin kein Jurist, was soll ich mich da an einer Deutung versuchen?   Außerdem den Hinweis auf die Demokraten will ich gar nicht verstehen...  

Das Grundgesetz ist verlinkt, bei meinem Zitat, ich bin mir sicher auch Du darfst es lesen. Der Hinweis auf Demokraten? Ich fand' es einfach immer fragwürdig, dass eine Staatsform, in der Meinungsfreiheit etc. herrschen soll, es nachdrücklich verbieten muss, dass etwas gegen die Staatsform gesagt werden soll.

Zitat
Atheismus hat mit Glauben nix zun tun, deswegen keine Religionsbezug, keine dogmatischen Aussagen, keine Definition des Atheismus, die nicht klarmacht, das es den, von dir Argumentativ selbst benutzten, Beweis einer Nichtexistenz nicht geben kann. Atheismus ist eine Überzeugung, kein Glauben und erst recht kein Wissen. Wovon ist man überzeugt? Das es keinen Gott osä gibt. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist die allgemein anerkannte Definition von Atheismus als Überbegriff.  
Es gibt Leute, die müssen dann noch irgendwie ganz klar machen, wie sie an irgendwas nicht glauben, aber ich gehöre nicht dazu. Ich bin Atheist. 

Du bist Dir klar, dass im Wort "Atheismus" Gott mit drin steckt? Ansonsten: was TheRaven sagte.

Zitat
Und ich bin wahrscheinlich weder ein halbwegs Informierter Mensch, das wäre nämlich ziemlich schwierig, im Angesicht der globalen Informationsflut, die uns das Internet so eröffnet, noch ein einzigartiges Geistwesen, das unbedingt ANDERS sein muß, ich brauche kein stark oder positiv oder negativ oder tüdellüt vor meinem Atheismus, der eine ganz einfache Sache ist...  [...] 

Wenn Du so schön empfiehlst, empfehle ich Dir zum Thema 'informierter Mensch' Frankfurts 'Bullshit'. Gibt's in jeder größeren Buchhandlung.


"So finster die Nacht" läuft natürlich nicht mehr. Also bin ich wieder zu Hause, habe Zeit und bin ein weing stinkig. Ich werde also die Wahrheit über ProReli ein wenig ausführen.

Woher nimmst Du die Wahrheit?

Zitat
2. Es geht nicht um Wahlfreiheit – zumindest nicht im positiven Sinn. Denn es besteht die Möglichkeit, zusätzlich zum Ethikunterricht einen Bekenntnisunterricht zu besuchen. Die Wahlfreiheit ist also nur in negativer, also beschränkender Hinsicht zu verstehen – die Kinder sollen nicht den Ethikunterricht besuchen, sondern stattdessen eben Religionsunterricht.

Meine Geschwister sind 12 und 13 Jahre alt. Sie haben 16 unterschiedliche Schulfächer, der Tag beginnt um 6.00 Uhr, da müssen sie aufstehen um zur Schule zu kommen die um 7.50 Uhr beginnt. In der Regel endet sie zwischen 14.30 Uhr und 15.25 Uhr. Sie haben am Tag 7-8 Schulstunden und müssen für fast jede Hausaufgaben erledigen, die in der Regel 1-2h täglich in Anspruch nehmen. Meine Schwester spielt darüber hinaus drei Instrumente, ist damit im Orcherster und im Chor (was 1/2 Üben pro Instrument und 1h Unterricht pro Instrument bedeutet). Sie hat in der Weihnachts- und Wettbewerbszeiten jedes Wochenende, sonst etwa alle drei Wochenenden einen Auftritt, nebenbei möchte sie auch noch gerne ihren sonstigen Hobbys nachgehen. Mein Bruder spielt zwar nur zwei Instrumente, kümmert sich aber dafür noch um einen Hund auch er hat Freunde und Hobbys. (Fast) Jeder Erwachsene würde sich von diesem Druck gestresst fühlen. Und meine Geschwister sollen einfach so noch ein Schulfach, das heißt noch mal 90-135min + 1-2h Hausaufgaben die Woche bekommen? Nur weil irgendjemand ihnen das Recht auf Religionsunterricht nicht zugestehen will?
Überraschung: Genau das haben sie schon, denn genau wie ich irgendwann, gehen sie in Brandenburg zur Schule. Und das heißt: LER statt Religion, das heißt: froh sein, wenn die anderen aus der Klasse nicht mitkriegen, dass Du statt zur Jugendweihe zur Firmung, Kommunion oder Bar/Bat Mitzwa gehst, das heißt: Dich vor Deinen Lehrern rechtfertigen zu müssen, weshalb Du an Gott glaubst.
Und deshalb sollten Eltern die Wahl haben: Religion oder Ethik. Wo Dein Kind lernt, dass es sein Gegenüber nicht erschießen sollte ist im Grunde genommen egal. Aber einigen bedeutet es etwas, dass das Kind zumindest die Möglichkeit hat, statt "weil das Gesetz ist" zu lernen: "weil es Gebot Gottes ist."

Zitat
3. Der Religionsunterricht muss also in besonderer Weise geeignet sein, die Kinder vorzubereiten. Hier wird dann gerne (auch schon in diesem Thread) die Toleranz hochgehalten und ein Religionsunterricht geschildert, der nicht nur die eigene Religion behandelt, sondern auch andere und womöglich sogar naturalistische Philosophie. Das ist sicher i.d.R. der Fall. Aber völlig unerheblich, es sei denn, Ethikunterricht tue das nicht. Tut er aber. Und wer ist besser geeignet, über Religionen zu informieren, ein Unterricht, der von einem bestimmten Bekenntnis als Wahrheit ausgeht, oder ein freier Unterricht ohne diese Last? Allenfalls ist Religionsunterricht hier gleichwertig zu sehen.

Und genau das ist eben nicht der Fall. Ethikunterricht (zumindest der, den ich aus Erfahrung und Schilderung kenne) leistet nicht, was Religionsunterricht leistet. Und zwar konfessioneller, aber weltoffener RU. Um's kurz zu sagen (auch wenn das wohl mehr Probleme macht als beseitigt): Religion ist erfahrbar, bzw. es gibt religiöse Erfahrungen. Es gibt aber keine ethischen Erfahrungen.

Zitat
4. Die Toleranzfrage im Speziellen angeht, habe ich nur eine Frage. Was ist toleranter: (a) Kinder an einem Ethikunterricht teilnehmen zu lassen und ihnen zusätzlich die Möglichkeit zu einem Unterricht einzuräumen, der ihrer eigenen Bekenntnis entspricht, oder (b) Kindern die Teilnahme an einem bekenntnisfreien Ethikunterricht zu untersagen und sie nur zum Bekenntnisunterricht zu schicken?

Ich empfinde (und das ist jetzt meine private Meinung) es als wenig tolerant Kinder nicht in der Tradition, der Kultur, der Religion und dem Bewusstsein zu erziehen, das familiär weitergegeben wurde Kultur und Religion prägen die Familie, prägen oft auch die Gründe, weshalb die Familie in Deutschland lebt.
Außerdem ist Deine Fragestellung schon sehr positionsbeziehend, was doch eher unschön ist. 'Kinder teilnehmen lassen' ist euphemistisch und 'Kindern [...] zu untersagen' pejorisierend.

Zitat
Nein, bei der Initiative geht es darum, dass das Schreckgespenst einer atheistischen Moral vertrieben wird – und das, obwohl Ethikunterricht eben KEIN "atheistischer Religionsunterricht" ist, sondern eine Einführung in philosphische Morallehre. Eigentlich schätze ich sogar Archoangel so ein, dass er seine täglichen Entscheidungen nicht nur nach der Bibel richtet, warum das also schlecht sein soll, ist mir grundsätzlich ein Rätsel...

Schön wäre es, wenn dem so wäre. Und es geht nicht darum, ob es schlecht ist oder gut tägliche Entscheidungen nur an der Bibel festzumachen. Es geht um die Frage: "Soll ein Erziehungsberechtigter die Möglichkeit haben, frei zu entscheiden, ob sein Kind konfessionellen Religions- oder konfessionslosen Ethikunterricht besuchen soll?"

Zitat
...na ja, nicht so ganz. Denn Kinder werden nun mal von klein auf in ihre Religion erzogen. Das gibt Nachwuchs. Ethikunterricht, der nun nicht an eine Konfession gebunden ist, könnte einen freien Blick auf Alternativen ermöglichen, sodass man vielleicht die Religion wechselt, sie ganz ablegt oder sogar den Glauben aus dem Glauben heraus kritisiert. Das ist m.E. keine wahrscheinliche Folge des Ethikunterrichts, anders kann ich mir den Kampf gegen dieses Fach aber nicht erklären – außer natürlich mit wenig durchdachten Positionen, wie sie wahrscheinlicher sind. Aber wenn ich unterstelle, dass die Leute wissen, was sie tun*, dann fiele das ja raus.

*schon klar: Sie glauben, was sie tun.

Kann sein, dass einige diese Angst haben, ja. Kann aber auch einfach sein, dass es wohl so ist, dass für Kinder nicht Möglichkeiten wichtig sind, sondern ein halbwegs stabiler Nährboden und Grenzen.

Zitat
Noch mal zusammenfassend: Pro Reli als Inititiative ist eine intolerante Erscheinung gegen Wahlfreiheit, die sich als das genaue Gegenteil verkauft.

Nochmal kurz: Berandor hat Unrecht.


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Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. Januar 2009, 00:32:38
Man kann die Sache verkomplizieren. Man muss es aber nicht. Jeder weiß in etwa was gemeint ist wenn jemand sich als Atheist bezeichnet. Wenn man weiter differenzieren möchte (warum?/wie stark?/seit wann?), soll man halt nachfragen.
Einverstanden aber wenn da so ein Komiker daherkommt und gross in die Welt rauströtet, was Atheismus denn nun genau bedeute und dabei seine eigene, sehr limitierte Position als allgemeingültige Definition liefert, dann muss man dem Einhalt gebieten, da so ein Frosch den Theisten ja direkt in die Hände spielt. Mittlerweile muss ich mir da aber keine Sorgen mehr machen, das Problem hat sich von alleine gelöst.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2009, 00:43:24
Und deshalb sollten Eltern die Wahl haben: Religion oder Ethik. Wo Dein Kind lernt, dass es sein Gegenüber nicht erschießen sollte ist im Grunde genommen egal. Aber einigen bedeutet es etwas, dass das Kind zumindest die Möglichkeit hat, statt "weil das Gesetz ist" zu lernen: "weil es Gebot Gottes ist."
Eigentlich würde ich hoffen, dass keiner der beiden Gründe maßgeblich ist. Darum erschießt du niemanden? Weil es gegen das Gesetz ist?

Zitat
Ich empfinde (und das ist jetzt meine private Meinung) es als wenig tolerant Kinder nicht in der Tradition, der Kultur, der Religion und dem Bewusstsein zu erziehen, das familiär weitergegeben wurde Kultur und Religion prägen die Familie, prägen oft auch die Gründe, weshalb die Familie in Deutschland lebt.

Religion prägt oft die Gründe, warum eine Familie in Deutschland lebt? Das hätte ich gerne erklärt, das ist mir neu.

Zitat
Außerdem ist Deine Fragestellung schon sehr positionsbeziehend, was doch eher unschön ist. 'Kinder teilnehmen lassen' ist euphemistisch und 'Kindern [...] zu untersagen' pejorisierend.
Was wäre deine Alternative?

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. Januar 2009, 00:43:37
Nochmal kurz: Berandor hat Unrecht.

Kommentare dogmatischer, fanatischer Religionshasser überliest man ohnehin besser. Beri hat mehr als einmal betont, dass er Religionen gerne gesetzlich verbieten möchte. damit hat er sich mE ohnehin längst aus jeder mit Religion verwurzelten Debatte katapultiert. Spar dir das tippen...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 00:45:20
@Selvan: setze dich doch mal bitte in eine Theologie-Vorlesung zum AT, oder NT. So richtig an der Uni. Die 2 Stunden Zeit solltest du dir echt einmal nehmen. "Wundererzählungen" scheint mir ein gutes Thema zu sein. Danach können wir gerne noch einmal über den Wahrheitsgehalt der biblischen Erzählungen, Sammlungen, Perikopen etc. reden. Vorher sehe ich da wenig Sinn, da du bereits eine vorgefertigte (falsche) Meinung darüber hast.
Wie gesagt bin ich vermutlich aus Diskussionen mit bibeltreuen Fundamentalisten vorbelastet.
Wenn Lich und du - als Auskenner - uns mit Nachdruck versichern, dass die moderne und aktuelle Bibelinterpretation neben jeder naturwissenschaftlichen Theorie bestehen kann, will ich das gerne erstmal glauben.
Gut möglich, dass die Texte mittlerweile so weit humanistisch verwässert und wissenschaftskompatibel uminterpretiert sind, dass selbst eingefleischte Atheisten keinen Ansatzpunkt mehr finden um die Texte logisch oder moralisch auszuhebeln.
Sollte mich allerdings wundern, da ja zumindest die Existenz eines irgendwie speziell an Menschen interessierten höheren Wesens noch in Grundzügen vorhanden sein wird (damit wäre die Sache für mich bereits gegessen).
Vielleicht werde ich deinen Vorschlag also mal irgendwann beherzigen um mir selbst ein Bild zu machen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. Januar 2009, 00:47:48
 :lol:

Natürlich wirst den Gottesbezug nicht aus dem Christentum wegdenken können. Niemals.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 00:52:46
Zitat
Äh, und das macht das wie besser? "Der da ist aber noch viel gemeiner zu den Juden gewesen!" ist ein Strohmann. Oder willst du behaupten das die Judenprogrome nicht zumindest von der überwältigenden Mehrheit des Klerus geduldet waren? Das beleg dann mal bitte...

Erst informieren, dann diskutieren wir weiter. Das führt dann auch sehr weit über diesen Thread hinaus.
Ja, dann informiere mich doch... du hast dieses Fass ohne Boden aufgestoßen und noch nichtmal eine substantielle Behauptung aufgestellt... einfach nur ein paar Stichwörter zusammengeschmissen, ich hab wenigsten den Klerus angemerkt und dessen nicht gerade ruhmreiche Geschichte (http://www.kreuzzug.de/judenpogrome/judenpogrome.php)...
Zitat
Zitat
Das mag ja sogar faktisch und juristisch richtig sein (bis auf die Radfahrer ), ist mir aber schnurzpiepegal.   Ich bin trotzdem gegen Religionsunterricht, gegen Gleichbewerteten sowieso. Weil dort Inhalte verbreitet werden, die ich ablehne. Oder brauche ich noch einen anderen Grund?

Wenn Du Deinen Mund weit aufmachen willst, um anderen zu sagen, dass Du gegen ihr Recht auf Religionsfreiheit bist: ja.
Sie können ihren Aberglauben ausführen wie sie wollen, aber nicht in der Schule. Da hat sowas mMn nichts zu suchen, und wenn das Grundgesetz anderer Meinung ist, was es übrigens nicht so eingeschränkt ist, wie du es mit deinem zerschnittenden Zitat andeuten wolltest, ja, dann bin ich da immer noch gegen. So wie das in einer Demokratie auch möglich ist. Nichts ist unantastbar, weil es irgendwie Heilig ist, auch nicht das Grundgesetz.  
Zitat

Zitat
Ähm, deine Auch. Es gibt ja auch keinen wissenschaftlichen Beweis der Nichtexistenz eines Gottes osä. Es ist Unmöglich die Nichtexistenz von irgendetwas zu beweisen. Ich zitiere jetzte das WASich gesagt habe, wie ich meinen Atheismus definiere noch einmal:
Deine Definition von Atheismus geht mir am Allerwertesten vorbei. Ich sage nicht, dass meine Meinung wissenschaftlich relevant ist, sondern ich sage, dass ich mir auf der Grundlage meines Wissens und mit all meiner Vernunft ein Urteil über Religionen gebildet habe. Fragtest Du mich nach meiner privaten Meinung, erzählte ich Dir vielleicht an einigen Punkten etwas anderes.
Du vertrittst hier im Internetpostings etwas anderes als deine private Meinung?  :blink:
Zitat
Zitat
Lediglich etwas weiter unten führe ich aus, das ich an dem Satz "Es gibt keinen Gott." nichts auszusetzen habe, weil es meiner Meinung nach ja stimmt. Aber ich kann mich ja irren, weil man die Nichtexistenz von etwas ja nicht wissenschaftlich beweisen kann. Geht nicht. Deswegen gibt es immer einen letzten Zweifel, den wegzuwischen einfach unwissenschaftlich wäre.

Oh Du hast das verstanden, was ich weiter oben schrieb. Ja, Wissenschaftlichkeit heißt auch: Falsifizierbarkeit.

Zitat
Bin ich nicht. Ich behaupte ja nicht, das es etwas gibt, für dessen Existenz es keinerlei Hinweise gibt. Und Nichtexistenz... na?... kann man nicht beweisen. Und ja wenn ich unkommentiert sagen würde oder gesagt hätte  "Es gibt keinen Gott." dann würde ich/hätte ich gesagt das ich es weiß. Das ist aber in Alltagsgesprächen üblich.  
So wie ich manchmal sage, "Ich mag keinen Zimt", aber manchmal so ein büschen Zimt auf Apfelkuchen mir schon ganz gut schmeckt.  

Dir ist schon klar, dass es da einen Unterschied zwischen "mögen" und "sein" gibt? "Ich mag diese Hose nicht." ist nicht gleichzusetzen mit "Es gibt diese Hose nicht."
Äh ja. Aber es ging um den Ausapruch "Es gibt keinen Gott!" der etwas handlicher ist als jedesmal zu erklären das es ja doch einen letzten Zweifel etc.pp. Genauso wie ich sage "Ich mag keinen Zimt" statt prinzipiell hinterherzusetzen, "...aber manchmal auf Apfelkuchen, aber nur auf Apfelkuchen, mjam, da ist so eine Prise etc.pp." So verständlich?  :)  
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 00:54:20
Man kann die Sache verkomplizieren. Man muss es aber nicht. Jeder weiß in etwa was gemeint ist wenn jemand sich als Atheist bezeichnet. Wenn man weiter differenzieren möchte (warum?/wie stark?/seit wann?), soll man halt nachfragen.
Einverstanden aber wenn da so ein Komiker daherkommt und gross in die Welt rauströtet, was Atheismus denn nun genau bedeute und dabei seine eigene, sehr limitierte Position als allgemeingültige Definition liefert, dann muss man dem Einhalt gebieten, da so ein Frosch den Theisten ja direkt in die Hände spielt. Mittlerweile muss ich mir da aber keine Sorgen mehr machen, das Problem hat sich von alleine gelöst.
Mirror, Mirror on the Wall  :lol:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 00:54:38
:lol:

Natürlich wirst den Gottesbezug nicht aus dem Christentum wegdenken können. Niemals.
Das beruhigt mich ja halbwegs. Einen Moment lang dachte ich, ich sei auch ein Christ.  :cheesy:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 01:08:12
Eigentlich würde ich hoffen, dass keiner der beiden Gründe maßgeblich ist. Darum erschießt du niemanden? Weil es gegen das Gesetz ist?
Es gibt nicht wenige, die behaupten, sie seien schon längst zum Massenmörder geworden, wenn der Glaube an eine Hölle sie nicht davon abgehalten hätte. Vielleicht sollte ich mir das mit dem RU doch nochmal durch den Kopf gehen lassen...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 23. Januar 2009, 01:09:16
Eigentlich empfinde ich sowohl Ethikunterricht ohne Religion sinnlos als auch Religionsunterricht ohne Ethik. Beides gehört für mich zusammen, aber die viel wichtigere Frage finde ich wie man beides eigentlich qualitativ aufwerten kann.

Momentan ist es schon so dass sowohl Religion als auch Ethik nicht als "richtiges" Schulfach gewertet werden, obwohl gerade diese Themen durchaus etwas mit "lernen" zu tun haben. Nicht weniger als zum Beispiel Geschichte. Die Folge dieser Einstufung als unwichtiges Unterrichtsfach ist aber dass sich dies auch auf die Lehrer auswirkt, und manchmal sich das Gefühl aufdrängt sie sind die die nicht schnell genug den Schritt zurück machten als es "Freiwillige vor" hiess.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2009, 01:49:13
Nochmal kurz: Berandor hat Unrecht.

Kommentare dogmatischer, fanatischer Religionshasser überliest man ohnehin besser. Beri hat mehr als einmal betont, dass er Religionen gerne gesetzlich verbieten möchte. damit hat er sich mE ohnehin längst aus jeder mit Religion verwurzelten Debatte katapultiert. Spar dir das tippen...

Damit zeigst du mal wieder, wie selektiv du liest. Ich habe mich sogar ausdrücklich von der Idee distanziert, Religionen gesetzlich zu verbieten.

Alle weiteren Worte, die mir hierzu auf der Zunge liegen, spare ich mir lieber.

edit:
Spoiler (Anzeigen)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 23. Januar 2009, 08:48:17
Momentan ist es schon so dass sowohl Religion als auch Ethik nicht als "richtiges" Schulfach gewertet werden, obwohl gerade diese Themen durchaus etwas mit "lernen" zu tun haben.

Was heißt bei dir kein richtiges Schulfach? Also in Niedersachsen kann man Religion (und auch Ethik) als Prüfungsfach wählen. Ich hab zwar Lehrer erlebt/davon gehört, die in Nicht-Prüfungskursen etwas lasch waren, das ist aber in anderen nicht-prüfungs Kursen (z.B. Geschichte) genauso.

Vielleicht mag die Situation in Berlin etwas (bis ganzschön?) anders sein, von daher wäre es sinnig es den anderen Bundesländern anzupassen... aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass da n bisschen was anderes dahinter steckt ^^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 23. Januar 2009, 09:01:47
Mhh bei uns wurde Ethik immer irgendwie als Anhängsel betrachtet, und man hat das den jeweiligen Lehrern auch angemerkt. Keiner von denen war "Ethiklehrer", sondern das waren immer eigentlich die Lehrer anderer Fächer (Sport, Geographie, Geschichte) die das mehr oder weniger halt noch nebendran machten. Klar hat jeder Lehrer mehr als ein Fach, aber man hat denen die ich kennenlernte eigentlich immer angemerkt wie unwichtig sie doch Ethikunterricht empfanden.

Was ich im Nachhinein schade finde.

Ethikunterricht war bei uns auf einer Stufe mit Hauswirtschaft. (Ich weiss, man merkts ^^)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. Januar 2009, 09:45:13
Merkst du eigentlich, was du da gegenüberstellst? Mäzenatentum (Meistens ist übrigens nicht die Kirche als Mäzen aufgetreten das geht schon Begrifflich nicht...) einerseits und so banale Geschichten wie Hexenjagd und Judenprogrome. Stell das noch mal nebeneinander und dann sage mir warum ich "geschönt" geschrieben habe...  :X

Du machst es einem nicht einfach. Ich stelle nicht gegenüber. Nirgendwo habe ich geschrieben, dass die eine Seite die andere aufwiegt. Ich habe geschrieben, dass beide Seiten im Unterricht vermittelt werden müssen. Du interpretierst aber Dinge in meinen Text hinein, die dort nicht stehen. Habe ich etwageschrieben: "Die Kreuzzüge gehen schon in Ordnung, weil Vertreter der Kirche (wenn du's wirklich so kleinkariert möchtest) die Künste gefördert haben."? Selbstverständlich nicht. Das wäre nämlich nicht nur deduktiver Blödsinn sondern auch zynisch und stumpfsinnig. Darum geht es mir nicht, sondern nur darum, dass ich Wissen um Bibel und Christentum für fundamentales Grundwissen halte, ebenso wie Geschichte, Sozialkunde, Kunst, Musik.

Zitat
Da stimme ich dir sogar zu, nur wirst du das nicht im Religionsunterricht finden, höchstens äußerst einseitig. Ich lass mir ja auch nicht auschließlich von einem Serben erzählen wie das mit dem Bürgerkrieg war und behaupte dann alles über den Kossovokonflikt zu wissen... das forderst du nämlich wenn du Christlichen Religionsunterricht haben möchtest

Sorry, aber das stimmt einfach nicht. Demnach wäre auch Geschichtsunterricht "äußerst einseitig", weil wir ja die Deutschen sind. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass im Geschichtsunterricht vornehmlich davon die Rede gewesen wäre, dass die Zerstörung Dresdens ein unnötiges Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung war. Du unterstellst damit, dass "Religionslehrer" automatisch gleichzusetzen ist mit "verblendeter Pfaffe", der nicht fähig und/oder willens ist einen sachlichen Unterricht zu halten. Mag sein, dass es solche Religionslehrer gibt, ich habe in meiner Schulzeit andere Erfahrungen gemacht. Da haben die Lehrer - die sehr wohl gläubige Katholiken waren - auch mit den Leuten sachlich diskutiert, die offensichtlich nur pöbeln und stören wollten, und es unheimlich "cool" fanden Gott und die Kirche scheiße zu finden, und diese Abneigung auch laut zu äußern (und glaub es oder nicht: zu dieser Gruppe habe auch ich gehört).

Ich "fordere" deswegen einen Religionsunterricht, der sich kritisch vornehmlich mit den Lehren und der Geschichte der christlichen Religion auseinandersetzt, um den Schüler in Verbindung mit dem Geschichtsunterricht einen Überblick darüber zu verschaffen wie sich unsere Kultur im Lauf der letzten 2000 Jahre zu dem entwickelt hat, was sie heute ist. Eine Behandlung der anderen Religionen ist in Themenblöcken sinnvoll, vor allem da wo diese Religionen und die mit ihnen verbandelten Kulturkreise für Europa relevant werden (vornehmlich Judentum und Islam).

Zitat von: Fischkopp
Ich habe aber nicht geschrieben das das Dogma des Atheismus ist: "Es gibt keinen Gott!"

Das musst du auch nicht. Ein Dogma ist einfach eine als unumstößliche Wahrheit betrachtete Grundannahme, die oft einen transzendenten Gegenstand besitzt. "Grundannahme" kannst du auch ersetzen durch "Lehrmeinung", und nachdem sich diese Aussage weder beweisen noch widerlegen lässt, qualifiziert sie sich allemal als Dogma. Es braucht keine egal wie legitimierte Instanz, die dieses Dogma herausgibt, um es zu einem solchen zu machen.

Ob der Atheismus nun eine Religion ist oder nicht, darüber lässt sich wohl streiten. Wenn man für eine Religion zwingend einen Ritus voraussetzt oder eine Institution, dann ist der Atheismus sicherlich keine Religion. Betrachtet Religion aber einfach als ein Erklärungsmodell für transzendente Fragen, die die Wissenschaft nicht beantworten kann, dann qualifiziert sich der Atheismus sehr wohl. Auf die Frage nach Gott sagt er: Es gibt keinen. Auf die Frage nach einem Leben nach dem Tod sagt er: Gibt es nicht. Das ist zwar mit Sicherheit etwas trockener als die christlichen Vorstellungen vom Paradies und wissenschaftlich betrachtet wohl auch wahrscheinlicher, es bleiben aber Thesen, die letztlich nicht bewiesen werden können.

Zitat von: Fischkopp
Erkennst du den Unterschied? Kein absoluter Anspruch.

Nein und doch. Die Aussage "Es gibt keinen Gott" kann man nicht anders tätigen als absolut. Gott - oder das, was man allgemein darunter versteht - ist allumfassend. Du kannst nicht sagen "Für mich gibt es keinen Gott, für dich vielleicht schon." Entweder es gibt ihn/sie/es, oder eben nicht.

Zitat
Ich finde übrigens an der Aussage "Es gibt keinen Gott." nichts schlimmes. Jedenfalls nicht so schlimm wie die gegenteilige Behauptung, weil die fast immer kommt mit "Und ich weiß auch wie der tickt!".  ::)

Dem ersten Satz stimme ich zu, finde ich auch nicht schlimm. Ich persönlich würde dazu neigen, zu sagen: "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott, aber beweisen werden wir das nicht können." Dem zweiten Satz würde ich so nicht zustimmen. Die Aussage "Es gibt einen Gott" finde ich keineswegs schlimmer.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AlexH am 23. Januar 2009, 10:09:34
Nichts ist unantastbar, weil es irgendwie Heilig ist, auch nicht das Grundgesetz.  

OT: Nicht ganz richtig. Bitte lesen: Art. 79 Abs. III Grundgesetz. Kann im Prinzip nur dann geändert werden, wenn sich das Volk eine neue Verfassung gibt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 23. Januar 2009, 10:18:12
Zitat
Zitat
Nope, hat sie nicht. Es steht im GG, dass der Religionsunterricht ein ordentliches Schulfach sein muss, aber es steht nicht drin, dass man die Wahl haben muss zwischen Religionsunterricht und Ethik (was Pro - Reli ja fordert). Religionsunterricht und Ethik als getrennte Fächer, von denen man aber beide belegen muss, würde das GG auch zulassen. Und den meisten, die sich hier gegen die Forderung von Pro - Reli stellen, dürfte diese Lösung auch wesentlich eher recht sein.  
Und wer soll das finanzieren? Wer soll das organisieren? Der gesunde Berliner Haushalt? Und mit was sollen die Kinder eigentlich noch zugedröhnt werden?
Zitat
Meine Geschwister sind 12 und 13 Jahre alt. Sie haben 16 unterschiedliche Schulfächer, der Tag beginnt um 6.00 Uhr, da müssen sie aufstehen um zur Schule zu kommen die um 7.50 Uhr beginnt. In der Regel endet sie zwischen 14.30 Uhr und 15.25 Uhr. Sie haben am Tag 7-8 Schulstunden und müssen für fast jede Hausaufgaben erledigen
Zitat
Was heißt bei dir kein richtiges Schulfach? Also in Niedersachsen kann man Religion (und auch Ethik) als Prüfungsfach wählen. Ich hab zwar Lehrer erlebt/davon gehört, die in Nicht-Prüfungskursen etwas lasch waren, das ist aber in anderen nicht-prüfungs Kursen (z.B. Geschichte) genauso.

Vielleicht mag die Situation in Berlin etwas (bis ganzschön?) anders sein, von daher wäre es sinnig es den anderen Bundesländern anzupassen... aber ich hab irgendwie das Gefühl, dass da n bisschen was anderes dahinter steckt ^^

In Berlin existiert Ethik bereits als normales Schulfach im Lehrplan, ist allerdings nicht als Prüfungsthema zugelassen.
Konf. RU wird von den entsprechenden Glaubensgemeinschaften organisiert und ist Schulunabhängig besuchbar.
Wenn sich nun neuerdings nicht gravierend was getan hat, von dem ich nichts weiß, haben Schüler außerhalb der Oberstufe im Durchschnitt 6-7 Stunden pro Tag also bis 13:30 h oder 14:15 h Unterricht.

Daraus folgt, dass RU kein Schulfach ist, nach Pro-Reli wieder eins werden soll und als Substitution für Ethik eingesetzt werden soll.

Das was die meisten milderen ProReli-Gegner meinen ist dabei einfach nur, dass beide Fächer einfach additiv angeboten werden sollen (da im Berliner Stundenplan genug Platz ist) wobei der konfessionelle RU weiterhin nicht von den Schulen sondern von den Gemeinden organisiert wird, womit es auch keine Finanz-Probleme gibt.

MfG aus Berlin
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 10:28:24
Nein und doch. Die Aussage "Es gibt keinen Gott" kann man nicht anders tätigen als absolut. Gott - oder das, was man allgemein darunter versteht - ist allumfassend. Du kannst nicht sagen "Für mich gibt es keinen Gott, für dich vielleicht schon." Entweder es gibt ihn/sie/es, oder eben nicht.
Ich möchte einwerfen, dass es darauf ankommt, wie ich Existenz definiere und wie ich Gott definiere.
Existiert Hamlet? Existiert ein "imaginary friend"?

EDIT: Was versteht man denn allgemein unter Gott? Hat nicht jeder sein eigenes maßgeschneidertes Bild von ihm/ihr?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. Januar 2009, 10:45:43
Nein und doch. Die Aussage "Es gibt keinen Gott" kann man nicht anders tätigen als absolut. Gott - oder das, was man allgemein darunter versteht - ist allumfassend. Du kannst nicht sagen "Für mich gibt es keinen Gott, für dich vielleicht schon." Entweder es gibt ihn/sie/es, oder eben nicht.
Ich möchte einwerfen, dass es darauf ankommt, wie ich Existenz definiere und wie ich Gott definiere.
Existiert Hamlet? Existiert ein "imaginary friend"?

Diese Frage stellt sich nicht wirklich. Wenn überhaupt stellt sich die Frage: Ist dieser Hamlet, den Shakespeare beschreibt eine reale Person, oder ist er frei erfunden? Denn, dass Gott zumindest als literarische Figur existiert, das lässt sich nunmal wirklich problemlos beweisen. Man nehme eine Bibel und lese den ersten Satz der Genesis - Frage geklärt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 10:56:24
Nichts ist unantastbar, weil es irgendwie Heilig ist, auch nicht das Grundgesetz.  

OT: Nicht ganz richtig. Bitte lesen: Art. 79 Abs. III Grundgesetz. Kann im Prinzip nur dann geändert werden, wenn sich das Volk eine neue Verfassung gibt.
OT-Spoiler
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Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 11:27:04
Merkst du eigentlich, was du da gegenüberstellst? Mäzenatentum (Meistens ist übrigens nicht die Kirche als Mäzen aufgetreten das geht schon Begrifflich nicht...) einerseits und so banale Geschichten wie Hexenjagd und Judenprogrome. Stell das noch mal nebeneinander und dann sage mir warum ich "geschönt" geschrieben habe...  :X

Du machst es einem nicht einfach. Ich stelle nicht gegenüber. Nirgendwo habe ich geschrieben, dass die eine Seite die andere aufwiegt. Ich habe geschrieben, dass beide Seiten im Unterricht vermittelt werden müssen. Du interpretierst aber Dinge in meinen Text hinein, die dort nicht stehen. Habe ich etwageschrieben: "Die Kreuzzüge gehen schon in Ordnung, weil Vertreter der Kirche (wenn du's wirklich so kleinkariert möchtest) die Künste gefördert haben."? Selbstverständlich nicht. Das wäre nämlich nicht nur deduktiver Blödsinn sondern auch zynisch und stumpfsinnig. Darum geht es mir nicht, sondern nur darum, dass ich Wissen um Bibel und Christentum für fundamentales Grundwissen halte, ebenso wie Geschichte, Sozialkunde, Kunst, Musik.
Entschuldigung, aber du hattest zwei Absätze entgegengesetzten Inhalts aufeinander folgen lassen und zwar das tolle und das nicht so tolle, da sehe ich schon eine Art Gegenüberstellung, aber vielleicht habe ich das auch nur überinterpretiert.  :-|
Und ich halte das Wissen um Christentum und Bibel nur im historischen, sprich geschichtlichen Kontext für fundamental. Nicht im Konfessionellen, und es geht hier um Konfessionellen Unterricht, nicht um Stunden mit dem Schwerpunkt Kirchengeschichte.  wink
Zitat
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Da stimme ich dir sogar zu, nur wirst du das nicht im Religionsunterricht finden, höchstens äußerst einseitig. Ich lass mir ja auch nicht auschließlich von einem Serben erzählen wie das mit dem Bürgerkrieg war und behaupte dann alles über den Kossovokonflikt zu wissen... das forderst du nämlich wenn du Christlichen Religionsunterricht haben möchtest

Sorry, aber das stimmt einfach nicht. Demnach wäre auch Geschichtsunterricht "äußerst einseitig", weil wir ja die Deutschen sind. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass im Geschichtsunterricht vornehmlich davon die Rede gewesen wäre, dass die Zerstörung Dresdens ein unnötiges Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung war. Du unterstellst damit, dass "Religionslehrer" automatisch gleichzusetzen ist mit "verblendeter Pfaffe", der nicht fähig und/oder willens ist einen sachlichen Unterricht zu halten. Mag sein, dass es solche Religionslehrer gibt, ich habe in meiner Schulzeit andere Erfahrungen gemacht. Da haben die Lehrer - die sehr wohl gläubige Katholiken waren - auch mit den Leuten sachlich diskutiert, die offensichtlich nur pöbeln und stören wollten, und es unheimlich "cool" fanden Gott und die Kirche scheiße zu finden, und diese Abneigung auch laut zu äußern (und glaub es oder nicht: zu dieser Gruppe habe auch ich gehört).
Und ich hab tendenziell eher desinteressierte bis ihre Leier runterbetende gehabt. In der Schule hatte das trotzdem nichts zu suchen.
Zitat

Ich "fordere" deswegen einen Religionsunterricht, der sich kritisch vornehmlich mit den Lehren und der Geschichte der christlichen Religion auseinandersetzt, um den Schüler in Verbindung mit dem Geschichtsunterricht einen Überblick darüber zu verschaffen wie sich unsere Kultur im Lauf der letzten 2000 Jahre zu dem entwickelt hat, was sie heute ist. Eine Behandlung der anderen Religionen ist in Themenblöcken sinnvoll, vor allem da wo diese Religionen und die mit ihnen verbandelten Kulturkreise für Europa relevant werden (vornehmlich Judentum und Islam).
Das wäre aber kein Konfessioneller wie ihn z.B. ProReli fordert, das wäre auch keine Ethik, das wäre irgendein neues Fach.
Zitat
Zitat von: Fischkopp
Ich habe aber nicht geschrieben das das Dogma des Atheismus ist: "Es gibt keinen Gott!"

Das musst du auch nicht. Ein Dogma ist einfach eine als unumstößliche Wahrheit betrachtete Grundannahme, ...
Zitat von: Fischkopp
Erkennst du den Unterschied? Kein absoluter Anspruch.

Nein und doch. Die Aussage "Es gibt keinen Gott" kann man nicht anders tätigen als absolut. Gott - oder das, was man allgemein darunter versteht - ist allumfassend. Du kannst nicht sagen "Für mich gibt es keinen Gott, für dich vielleicht schon." Entweder es gibt ihn/sie/es, oder eben nicht.
Die Aussage "es gibt keinen Gott" habe ich hier nie getätigt. Ich habe lediglich geschrieben, nach einigen Mißverständnissen, das ich kein Problem mit ihr habe, weil ich ja auch trotz meiner Grundsätzlichen Abneigung gegen Zimt ihn auf Apfelkuchen durchaus manchmal tolerieren kann, und trotzdem sage "Ich mag keinen Zimt!" Das ist zwar eine absolute Aussage, aber im Rahmen einer privaten, formlosen Unterhaltung durchaus legitim... "Unumstößlich" ist die Aussage "Ich bin überzeugt, das es keinen Gott gibt", die ich hier sinngemäß getätigt habe und als Definition von Atheismus genommen habe eben nicht, weil es Atheismus als persönliche Überzeugung darstellt- und eben nicht als Dogma. Diejenigen, die dogmatisch behaupten, sie würden wissen, das es keinen Gott gibt, sehe ich persönlich als "Ersatz"-Theisten an, denn das Postulieren eines Absoluten, gleich welcher Form, ist meiner Meinung nach eine Form des Theismus, und passt nicht in mein naturalistisches Weltbild. (In meinem Blog habe ich übrigens kurz und schluderig (es war früh am morgen, und so bin ich nun mal :oops:) auseinandergesetzt warum ich die Einteilung von Atheismus in schwachen und starken weiterhin für eine Hübsche Wortklauberei halte und nicht mehr.)
Zitat
Zitat
Ich finde übrigens an der Aussage "Es gibt keinen Gott." nichts schlimmes. Jedenfalls nicht so schlimm wie die gegenteilige Behauptung, weil die fast immer kommt mit "Und ich weiß auch wie der tickt!".  ::)

Dem ersten Satz stimme ich zu, finde ich auch nicht schlimm. Ich persönlich würde dazu neigen, zu sagen: "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott, aber beweisen werden wir das nicht können." Dem zweiten Satz würde ich so nicht zustimmen. Die Aussage "Es gibt einen Gott" finde ich keineswegs schlimmer.
Ich auch nicht, aber diese Aussage "Und ich weiß auch wie der tickt!" Am besten "GANZ GENAU wie der tickt, und wenn du mein Version nicht anerkennst dann kommst du in die Hölle!".   :twisted:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 23. Januar 2009, 11:28:07
Es tut mir leid, wenn hier offenbar manche Leute schlechte Erfahrung mit überzeugten Gläubigen (egal welcher Religion oder Konfession) gemacht haben.

Dann bin ich aber auch so frei, anzumerken, daß ich bisher persönlich noch kaum einen "echten" kategorischen Atheisten getroffen habe, der mich davon überzeugen konnte, daß er nicht bloß ein stänkerwütiger Kirchenhasser oder pseudophilosophischer Wichtigtuer ist.
Ich kenne hingegen persönlich eine Menge Andersgläubige, sowohl in Religion, als auch in Konfession oder Weltanschauung, und auch eine große Zahl Agnostiker, sowohl Christen als auch agnostische Atheisten, und alle nehme ich ernst und akzeptiere bzw. respektiere ihre Ansichten und Meinungen.

Die einzigen Grüppchen, mit denen ich bisher nur negative Erfahrung gemacht habe, sei es weil sie von Tuten und Blasen ihrer "Überzeugung" plakativ keine Ahnung haben und das ständig unter Beweis stellen, oder sei es, daß sie einfach nur eine Anti-Religion zur Schau tragen, sind diese Neo-Naturreligionen (insbesondere dieser völkische, frei zusammenerfundene Kelten-, Druiden- oder Germanenmist), "voll wissenschaftliche" Atheisten und christenhassende Goten und Pseudophilosophen. Damit habe ich negative Erfahrung gesammelt, da selbige Grüppchen im Nachhinein lediglich den Eindruck hinterlassen haben, sie müßten sich selbst auf Kosten von anderen profilieren, weil sie deren Ansicht nicht mögen und sich daher eine Weltsicht zulegen, von der sie sich versprechen, unliebsame Religion (d.h. meist alle Religion) zu demontieren.

Schlimmer sind nur die Leute, die - der Gipfel der Unbildung und eigentlich die disqualifizierende Totschlagfloskel überhaupt - von sich sagen (wo auch immer man dieses Statement auswendig lernen kann): "Nee, ich glaub eigentlich an gar nix, aber wenn, dann wär ich wahrscheinlich Buddhist, weil das ist so 'ne tolerante Religion."  :boxed:


Disclaimer: Auch dieses Posting gibt lediglich die Meinung und persönliche Erfahrung des Verfassers wieder [der im RL meist keine Lust mehr hat, mit pubertierenden, unreflektierten Kirchenhassern zu diskutieren - Kirche und Religion ablehnen ist kein Zeichen von Individuaität, es ist eine neuzeitliche Modeerscheinung, die ähnlich wie Rauchen hauptsächlich die persönliche Coolness steigern soll].

Das war jetzt etwas schärfer als nötig, aber ich kenne echt genug Vertreter anderer oder auch keiner Religion, um zu dem Schluß zu kommen, daß hier neben ein, zwei echt vernunftbegabten Agnostikern leider eine Menge leere Phrasendrescher unterwegs ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 11:46:07
Disclaimer: Auch dieses Posting gibt lediglich die Meinung und persönliche Erfahrung des Verfassers wieder [der im RL meist keine Lust mehr hat, mit pubertierenden, unreflektierten Kirchenhassern zu diskutieren - Kirche und Religion ablehnen ist kein Zeichen von Individuaität, es ist eine neuzeitliche Modeerscheinung, die ähnlich wie Rauchen hauptsächlich die persönliche Coolness steigern soll].

Das war jetzt etwas schärfer als nötig, aber ich kenne echt genug Vertreter anderer oder auch keiner Religion, um zu dem Schluß zu kommen, daß hier neben ein, zwei echt vernunftbegabten Agnostikern leider eine Menge leere Phrasendrescher unterwegs ist.
Disclaimer: Auch dieses Posting gibt lediglich die Meinung und persönliche Erfahrung des Verfassers wieder [der im RL meist keine Lust mehr hat, mit pubertierenden, unreflektierten Kirchengängern zu diskutieren - Kirche und Religion annehnen ist kein Zeichen von Individuaität, es ist eine steinzeitliche Modeerscheinung, die ähnlich wie Beten hauptsächlich die persönliche Inteligenzmindern soll].

Das war jetzt etwas schärfer als nötig, aber ich kenne echt genug Vertreter anderer oder auch keiner Religion, um zu dem Schluß zu kommen, daß hier neben ein, zwei echt vernunftbegabten Theisten leider eine Menge leere Phrasendrescher unterwegs ist.

 8) Leere Phasendrescher, soso... an die eigene Nase fassen.  wink

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 23. Januar 2009, 11:52:00
Gratulation, Du hast den Lückentext brav ausgefüllt und sogar meine Tippfehler kopiert.  :thumbup:
Intelligenz schreibt man übrigens mit zwei "l" in der Mitte. Wer sich nicht sicher ist, kann es aber bestimmt mit INT abkürzen, das versteht hier jeder.  :D

Ich verabschiede ich dann mal aus der "Debatte", was vermutlich nach meinem ersten Ausstieg auf Seite 4 rückblickend besser gewesen wäre. Jedenfalls weiß ich jetzt, warum ich solche Diskussionen im echten Leben immer prophylaktisch abwürge.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 23. Januar 2009, 12:09:22
Gratulation, Du hast den Lückentext brav ausgefüllt und sogar meine Tippfehler kopiert.  :thumbup:
Intelligenz schreibt man übrigens mit zwei "l" in der Mitte. Wer sich nicht sicher ist, kann es aber bestimmt mit INT abkürzen, das versteht hier jeder.  :D

Ich verabschiede ich dann mal aus der "Debatte", was vermutlich nach meinem ersten Ausstieg auf Seite 4 rückblickend besser gewesen wäre. Jedenfalls weiß ich jetzt, warum ich solche Diskussionen im echten Leben immer prophylaktisch abwürge.

Weißte, erst die leeren Phrasen dreschen, dann sich über leere Phasendrescher aufregen, dann  :cheesy: "er hat 'nen Tippfehler in Intelligenz"* und beleidigt abdampfen, wenn man ihn freundschaftlich drauf hinweißt. Way to go!  :thumbup:

Und dabei fand ich den ersten Teil deines Beitrags gar nicht sooo schlecht, nur den völlig überflüssigen Disclaimer.  :evil:

*(Shit! :oops:)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 23. Januar 2009, 12:10:21

Zitat von: Tahlam
Fabius Maximus hat noch eine Beleidigung einfließen lassen aber eure Argumente unterscheiden sich nur marginal.
Standpunkt von Fabius Maximus: Religion gehört abgeschafft. Sie passt nicht in unsere (natur)wissenschaftlich geprägte Welt.
Weder habe ich jemanden beleidigt, noch habe ich gesagt, dass Religion nicht in unsere Welt passt. Get your quotes straight.

Bzgl. Religion in unserer Welt, stimmt, da habe ich mich vertan. Im Grunde wollte ich die beiden Standpunkte im Thread auf einen Nenner bringen. Im Grunde hätte da "Standpunkt von den meisten Atheisten in diesem Thread" stehen sollen, wäre aber auch zu ungenau gewesen. Deshalb: tut mir Leid, dass ich die falsch zitiert habe.
Übrigens: Weißt du eigentlich wie albern englische Sätze in so einem Beitrag wirken?

Zu deinem anderen Punkt:
1. Religion = psychische Störung; also Menschen die religiös sind haben eine psychische Störung.
2. Unter psychische Störungen fallen u.a. Pädophilie, Sadismus, geistige Behinderungen, Autismus, Schizophrenie[...] und viele weitere üble Krankheiten.
3. In unserer Gesellschaft ist klar wer eine psychische Störung hat: die in der Psychatrie (oder in der geschlossenen Anstalt).
4. Durch diesen Vergleich setzt du religiöse Menschen mit Menschen mit abnormalen Sexualstörungen, geistigen Defiziten[...] gleich - die von uns eingesperrt werden, weil sie eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.
5. Das ist eine Beleidigung. Man kann dir höchstens noch zu Gute halten, dass du nicht weißt wovon du redest.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 23. Januar 2009, 12:20:22
Das interessante an Religionsdiskussionen ist, dass man dabei sehr gut erkennen kann, wem bei dem Thema sofort (in welche Richtung auch immer) die Sicherungen durchbrennen.

In diesem Sinne herzlichen Dank an Curundil, Eleonoora und Talwyn, aber auch an Berandor und TheRaven für das Bewahren klarer (wenn auch beim Raben gewohnt provokativer) Köpfe.

Kurzbio:
aufgewachsen in christlichem Elternhaus (die wollten ursprünglich mal Missionare in Südamerika werden, ich bin gar nicht sicher, ob ich mich freuen oder es bedauern soll, dass nichts draus wurde) in einer der erzkatholischsten Gegenden Deutschlands (Bistum Trier), Kinderstunde, KiGo, das ganze Pipapo. Getauft mit 13 (jawohl ich durfte mich frei entscheiden). Religionslehrer waren alles Pfarrer, liebe Menschen, die weniger daran interessiert waren, uns das Christentum mit dem Holzhammer einzuimpfen, als daran, uns mit den grundsätzlichen Inhalten und Aussagen dieser Religion vertraut zu machen. Natürlich haben sie ihre Religion nicht künstlich schlecht geredet, aber das taten sie mit den anderen Religionen auch nicht. Stattdessen haben sie versucht, uns auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den großen Weltreligionen hinzuweisen.

Und so kam es, dass ich meine erste negative Erfahrung im Umfeld des Religionsunterrichtes in der zehnten Klasse machte, als wir einen neuen Lehrer bekamen, einen vollkommen rational denkenden, völlig intoleranten Idioten, dessen einziges Ziel es zu sein schien, das positive Bild von Religion in den Köpfen der Schüler auszulöschen. Nicht dass er versucht hätte, das ganze mit anderen, aus seiner Sicht positiveren Inhalten zu füllen. Falls es so was wie fanatische Nihilisten gibt, war er wohl einer. Ach ja, der Idiot gab nebenher auch noch Ethikunterricht und dort verhielt er sich nicht viel besser.

Ich bin ganz sicher, dass andere genau die umgekehrte Erfahrung gemacht haben. Das Problem ist also nicht das Etikett, dass auf dem Unterrichtsfach klebt, sondern der Lehrer, der es mit Inhalten ausfüllen muss. Persönlich , und das geb ich offen zu, traue ich Lehrern, die im Fach Theologie studiert haben, mehr Kompetenz zu, sachlich über das Thema Religion zu reden, als jedem anderen sonst. Ähnlich wie Talwyn halte ich unsere Kultur für zu verankert in der christlichen Kultur, als dass man das Thema ausklammern dürfte. Und für viel zu wichtig, als dass man die Vermittelung einem Atheisten überlassen dürfte, der theistischer Religion schon von vorneherein feindlich gesinnt ist und sie mit Krankheiten, psychischen Störungen und ähnlichem gleichsetzt.

Talwyn hat bereits darauf hingewiesen. Rationalismus als einziges Lebensprinzip ist deswegen zum Scheitern verurteilt, weil es
a) genügend Bereiche gibt, in denen man mit rationalen Erklärungsversuchen nicht weit kommt
und
b) weil der Mensch kein rationales Lebewesen ist (die moderne Hirnforschung legt nahe, dass vieles von dem, was Menschen allgemeinhin als das Ergebnis rationaler Entscheidungsprozesse ansehen, in Wirklichkeit sehr stark von unterbewusst ablaufenden Gedankenprozessen beeinflusst wird).

Und ums ganz praktisch zu sagen: Mir ist es lieber, wenn die Schüler einen ordentlichen Religionsunterricht an Schulen haben, bei dem der Staat seine Überwachungsfunktion wahrnehmen kann, als wenn sie (wie im Islam üblich, aber z.B in den USA durchaus auch in christlichen Konfessionen erkennbar) an privaten Bibel-/Koran- oder was auch immer für Schulen ohne diese Kontrolle irgendwelchen fundamentalistisch-fanatischen Einsichten ausgesetzt wird. Und ich empfinde es als persönlich höchst unfair, wenn der Religionsunterricht in Deutschland mit U.S.-amerikanischen Vehältnissen gleichgesetzt wird.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 12:22:13
@ Curundil: Da ich den Eindruck habe, dass dein Sperrfeuer auch ein bisschen in meine Richtung zielte, möchte ich nur kurz klarstellen, dass ich kein Kirchenhasser bin. Ich kritisiere normalerweise auch keine Menschen oder Institutionen aber jederzeit deren Ideen, wenn ich sie für nicht gerechtfertigt halte.

@ Tahlam: Es gibt auch harmlose psychische Störungen also bitte nicht übertreiben. Raubkopieren ist auch ein Verbrechen. Genau wie Völkermord.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: hewimeddel am 23. Januar 2009, 12:49:22
Ich bin definitiv gegen diese Ansatz von "Pro-Reli" ganz einfach aus dem Grund, dass ich Ethik als ein wichtiges Fach ansehe und ich die derzeitige Berliner Lösung als sehr gut ansehe.
Am besten fände ich, wenn es (nach der Grundschule) zusätzlich zu Ethik einen vorurteilsfreien, konfessionsunabhängigen Religionsunterricht als Wahlfach gäbe. Da kann sich dann jeder informieren, der ein Interesse an Religion oder Anti-Religion hat, aus welchen Gründen auch immer.

Bemerkung:
Es verwundert mich übrigens nicht, dass in einer Klosterschule der Religionsunterricht doch etwas strenger gehandhabt wird als in staatlichen Schulen. Wer auf eine Klosterschule geht, muss sich da doch nicht wundern und sollte sich mit verallgemeinerungen zurückhalten.
Diesen von AOS und anderen wohl erfahrenen Religionsunterricht würde ich auf keinen Fall als "Standardunterricht" unterstützen, ich kenne das nur aus Erzählungen meiner (sich im Rentenalter befindlichen) Eltern - allerdings war das wohl damals nicht nur im Religionsunterricht so.
Der katholische Religionsunterricht, den ich (in Bayern) genossen habe,  war sehr viel aufgeschlossener als die Indoktrinierung, die hier ständig als Gegenargument angeführt wird.  

Ich werde hier nicht auf das Off-Topic eingehen, denn die eigene Religion, ob man sie als Religion bezeichnen will oder nicht, ist meiner Meinung nach Privatsache und sollte es auch bleiben.

tschau
hewi
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Tahlam am 23. Januar 2009, 12:56:01
@ Tahlam: Es gibt auch harmlose psychische Störungen also bitte nicht übertreiben. Raubkopieren ist auch ein Verbrechen. Genau wie Völkermord.

Aha, und was soll mir das sagen?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2009, 12:56:52
Ich bin definitiv gegen diese Ansatz von "Pro-Reli" ganz einfach aus dem Grund, dass ich Ethik als ein wichtiges Fach ansehe und ich die derzeitige Berliner Lösung als sehr gut ansehe.
Am besten fände ich, wenn es (nach der Grundschule) zusätzlich zu Ethik einen vorurteilsfreien, konfessionsunabhängigen Religionsunterricht als Wahlfach gäbe. Da kann sich dann jeder informieren, der ein Interesse an Religion oder Anti-Religion hat, aus welchen Gründen auch immer.


Gut gesagt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. Januar 2009, 13:28:35
@ Tahlam: Es gibt auch harmlose psychische Störungen also bitte nicht übertreiben. Raubkopieren ist auch ein Verbrechen. Genau wie Völkermord.

Aha, und was soll mir das sagen?
Das soll dir sagen, dass man Menschen, die an übernatürliche Dinge glauben, nicht auf eine Stufe mit schwer psychisch gestörten stellt, wenn man ihren Glauben mit den Syptomen einer psychischen Störung vergleicht, denn viele psychische Störungen sind verglichen mit so mancher Glaubensdoktrin außerordentlich harmlos (Waschzwang vs. Glauben an die Erbsünde).

Klarstellung: Ich tue dies nicht auch wenn ich die Analogie bzgl. des irrationalen Denkens teilweise nachvollziehen kann.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 23. Januar 2009, 13:31:50
Es verwundert mich übrigens nicht, dass in einer Klosterschule der Religionsunterricht doch etwas strenger gehandhabt wird als in staatlichen Schulen. Wer auf eine Klosterschule geht, muss sich da doch nicht wundern und sollte sich mit verallgemeinerungen zurückhalten.
Diesen von AOS und anderen ...

Dir ist aber schon klar, dass gerade die besonders negativen Erfahrung vor der Realschule waren, und das war eine ganz normale, staatliche Schule. Weiter ist es natürlich ne Ansichtssache ob man an _dieser_ Klosterschule es wirklich strenger handhaben dürfte, denn wenn es die einzige Realschule im Umkreis ist, dann sollte Rücksicht darauf genommen werden, dass man die Schule nicht freiwillig gewählt hat ^^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Drudenfusz am 23. Januar 2009, 13:52:38
Halte Menschen die an Gott glauben nicht für gestört, den die entscheidung ein Rationaler Mensch zu sein ist auch eine irrationale Entscheidung. Kann ansonsten aber mit Glauben mehr anfangen als mit Religion (ja, sehe da ein Unterschied). Und als guter Preuße ist meine Person sowieso der Meinung das jeder nach seiner Façon glücklich werden soll, deshalb soll es meinetwegen einen Religionsunterricht in Berlin geben der gleichberechtigt zum Ethikunterricht ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. Januar 2009, 14:28:24
Eine Gleichsetzung von Religiosität und (psychischen) Krankheiten ist nicht nur beleidigend gegenüber allen religiösen Menschen, das ist Hassrhetorik der schlimmsten Sorte. Psychisch kranke Menschen leiden unter ihrer Krankheit und ziehen oft auch ihr Umfeld in Mitleidenschaft. Ein Mensch, der in normalem und gesundem Umfang seine Religion praktiziert tut dies aber in der Regel mit Gewinn für das persönliche Befinden, fügt anderen keinen Schaden zu, und vor allem tut er aus einer freien Willensentscheidung heraus, die zwar vielleicht nicht rational aber deswegen noch lange nicht weniger frei ist und ganz bestimmt nicht Resultat irgendeiner Störung ist. Wenn man aber natürlich einen Horizont hat, der an der Innenseite des eigenen Schädelknochens aufhört, wundert mich nicht, wenn man sich zu solchen Aussagen hinreißen lässt. Dieser Vergleich ist ein ganz heißer Kandidat für "das dümmste was in diesem Forum je geschrieben wurde".

So, und das war jetzt so milde formuliert wie nur möglich.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. Januar 2009, 14:46:22
Ein Mensch, der in normalem und gesundem Umfang seine Religion praktiziert tut dies aber in der Regel mit Gewinn für das persönliche Befinden, fügt anderen keinen Schaden zu, und vor allem tut er aus einer freien Willensentscheidung heraus, die zwar vielleicht nicht rational aber deswegen noch lange nicht weniger frei ist
Und wer entscheidet, was normal und gesund ist? Und für was alles gilt das dann? Gelten dieselben Regeln und Grundsätze sowohl für den Islam wie auch die Scientology? Für alle Länder und Kontinente? Also im Regenwald ebenso wie in Nordeutschland? Interessanterweise sind wir hiermit schon direkt in der Ethik und nicht mehr in der Religion und erst recht nicht in einem Konfessionsunterricht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Rogan am 23. Januar 2009, 14:54:06
Religion ist Privatsache und gehört nicht in die Schule. Ethik und Religionskunde als gesellschaftlich relevante Themen aber gehören in die Schule. Will dieser Verein das Fach "Religion" oder "Religionskunde" einführen? Hm, ich fürchte, er will weltanschaulich nicht neutral und mit Bezug zur Transzendenz Antworten auf existenzielle Fragen finden:

Zitat
Ethik versucht aus weltanschaulich möglichst neutraler Sicht Antworten auf diese Fragen zu finden - etwa im Rückgriff auf die Menschenrechte und das Grundgesetz. Bezugspunkt ist allein der Mensch im Hier und Jetzt. Der Religionsunterricht baut dagegen auf dem Fundament des Glaubens auf und sucht aus dem Bezug zur Transzendenz Antworten auf diese Grundfragen der Menschheit zu finden.
http://www.pro-reli.de/volksbegehren/?page_id=50

Dieser Ansatz gehört für mich in die Hände von Priestern (z.B. im Firmungs- oder Konfirmationsunterricht) und nicht in die Hände von Lehrern.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. Januar 2009, 14:59:28
..
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. Januar 2009, 15:10:10
@TheRaven: Die persönliche Freiheit endet genau dort, wo die von anderen Menschen beginnt. Demnach ist es normal und gesund, jeden Abend zu beten, unnormal wäre es, jemanden gegen seinen Willen dazu zu zwingen. Gesund ist es auch, sich im täglichen Leben an Verhaltensanweisungen aus der eigenen Religion zu halten, ungesund wird es erst, wenn dadurch andere einen Schaden haben. Da gelten für die Religion die gleichen Maßstäbe wie für alle anderen Bereiche des Lebens - und ich behaupte einfach mal, dass die überwältigende Mehrheit der religiösen Menschen auf der Erde ihre Religion auf diese Art und Weise praktizieren.

Was Scientology angeht, habe ich doch ernste Zweifel daran, dass dort nicht in die Freiheit der Mitglieder eingegriffen wird.
Der Islam ist ein schwieriges Thema, wobei auch hier die überwiegende Mehrheit der Gläubigen die Religion friedlich praktiziert. Wo das nicht der Fall ist, muss der Staat aktiv werden. Religionsfreiheit steht nicht über der Menschenwürde und darf auch nicht als Rechtfertigung für Verbrechen egal welcher Art missbraucht werden. Davon abgesehen hat aber niemand das Recht, die religiösen Überzeugungen eines anderen als Krankheit oder Virus zu bezeichnen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Rogan am 23. Januar 2009, 15:39:58
Davon abgesehen hat aber niemand das Recht, die religiösen Überzeugungen eines anderen als Krankheit oder Virus zu bezeichnen.
Entschuldige Talwyn, das geht mir zu weit. Und keiner hat das Recht, den Propheten zu karikieren oder sich über Tom Cruises Predigt lustig zu machen?

Doch, das Recht, zu behaupten, die religiösen Überzeugungen seien eine Krankheit, hat jeder. Die Freiheit der Meinung misst sich immer noch an der Freiheit des Andersmeinenden. Natürlich kann man diesen Vergleich trotzdem unpassend, borniert oder völlig an den Haaren herbeigezogen finden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 23. Januar 2009, 15:48:20
Die ganze Diskussion passt übrigens sehr gut zu Berlin.

Vermutlich wird es in einigen Jahrzehnten in Deutschland sowieso nur noch Moscheen geben,
dann ist die  Diskussion hinfällig.

Insgesamt finde ich es nicht nur traurig, sondern auch erschreckend, mit welchem militanten Eifer
diesbezügliche Meinungen vertreten werden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 23. Januar 2009, 16:52:56
Vermutlich wird es in einigen Jahrzehnten in Deutschland sowieso nur noch Moscheen geben,
dann ist die  Diskussion hinfällig.
Blödsinn.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. Januar 2009, 17:09:20
Die persönliche Freiheit endet genau dort, wo die von anderen Menschen beginnt. Demnach ist es normal und gesund, jeden Abend zu beten, unnormal wäre es, jemanden gegen seinen Willen dazu zu zwingen. Gesund ist es auch, sich im täglichen Leben an Verhaltensanweisungen aus der eigenen Religion zu halten, ungesund wird es erst, wenn dadurch andere einen Schaden haben. Da gelten für die Religion die gleichen Maßstäbe wie für alle anderen Bereiche des Lebens - und ich behaupte einfach mal, dass die überwältigende Mehrheit der religiösen Menschen auf der Erde ihre Religion auf diese Art und Weise praktizieren.
Da habe ich ein ganz anderes Gefühl. Alleine schon dadurch, dass eine der Weltreligionen die Religion ganz klar über die persönliche Freiheit stellt und zudem noch die Religion mit der mengenmässig grössen Population ist. Das was du da oben erklärst ist eine aufgeklärte, sekuläre Sicht der Dinge und diese Perspektive kann man nun nicht gerade als populär bezeichnen.

Das Problem lässt sich auch ganz einfach darstellen. Jede der grossen Religionen baut auf das Fundament auf, dass sie die einzig richtige ist. Die Christen sind Feiglinge und haben sich über die Jahrhunderte weichspülen lassen und anerkennen offiziell die anderen Glaubensrichtungen aber auch das trifft nur auf die offiziellen Organe und gegen Aussen zu, denn gelebt wird das oft anders. Anyway, will man für alle Religionen einheitliche, ethische Regeln etablieren, dann braucht es Kompromissfähigkeit und gerade die Absenz dieser ist doch ein Merkmal von Religion.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: masse am 23. Januar 2009, 17:48:25
Selbst wenn es die Religion ist, mit den meisten Mitgliedern. Das heißt noch lange nicht, dass alle auch wirklich an Gott, etc. glauben. Und im Reliunterricht wird uns eigentlich auch keine Meinung aufgezwängt...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 23. Januar 2009, 18:45:57
Alleine schon dadurch, dass eine der Weltreligionen die Religion ganz klar über die persönliche Freiheit stellt und zudem noch die Religion mit der mengenmässig grössen Population ist.

Welche genau soll das denn sein?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. Januar 2009, 18:46:45
Buddhismus!  :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 23. Januar 2009, 18:48:13
Der hat (um mal Wiki zu glauben) nur 376 Millionen Anhänger. Vielleicht teilt die Rabin ja Christentum in die Konfessionen auf? Müsste man dann aber eigentlich auch mit dem Islam machen.

Edit: Die Jungs hier könnten es ja auch sein:  wink

Zitat
Säkulare, Nichtreligiöse, Agnostiker und Atheisten (1,1 Milliarden)

Edit2: Echt ne dämliche Statistik.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. Januar 2009, 18:53:39
Die Zahlen sind doch recht eindeutig. Er meint das Christentum.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 23. Januar 2009, 19:07:43
Die Zahlen sind doch recht eindeutig. Er meint das Christentum.

Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen, allerdings würde ich das wohl auch so nicht für Islam & die restlichen Weltreligionen stehen lassen. Liegt aber natürlich auch dran dass persönliche Freiheit ein weiter Begriff ist.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 23. Januar 2009, 19:46:43
Doch, das Recht, zu behaupten, die religiösen Überzeugungen seien eine Krankheit, hat jeder.

Das dumme ist nur, dass der dem Rationalismus verhaftete Atheist in diesem Fall dem eigenen Rationalismus zum Opfer fällt. Er müsste diese Behauptung nämlich auch belegen können. Ansonsten handelt er irrational. Wobei ich einfach mal meinerseits behaupte, dass jeder, der so etwas behauptet, einfach nur aus Beleidigungs- und Verunglimpfungsabsicht handelt.

Aso und weil Dus gerad erlaubt hast:

Atheismus ist eine Krankheit.  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. Januar 2009, 19:56:27
Und Feuer und Schwert sind die beste Medizin!  :D

Ich finds bezeichnend, dass hier jeder religiös geprägte Thread so oder so ähnlich abgleitet. Wen wundert es da eigentlich, dass Rollenspieler als Okkultisten dargestellt werden/wurden, wenn selbst schon Atheisten solchen Unsinn verzapfen.

Schade, hätte mir ein wenig mehr Toleranz gegenüber gläubigen Menschen erhofft.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. Januar 2009, 20:06:43
Die Zahlen sind doch recht eindeutig. Er meint das Christentum.
Ich sprach von richtigen Gläubigen, also Menschen, welche ihre Religion praktizieren. Praktisch ganz Europa ist Pseudo-Christlich. Wir leben hier das Christentum mehrheitlich als Tradition, nicht als Religion. Stell mal den "Christen" in Europa ganz grundlegende Basisfragen zu ihrer Religion und dann mach dasselbe anderswo in der Welt. Ich wette, dass kein Viertel der Leute hier, die sich als gläubig bezeichnen, diese Fragen beantworten könnten. Aber ja, mein Fehler, ich hätte das von Anfang an so ausführen sollen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: masse am 23. Januar 2009, 20:09:41
...
Schade, hätte mir ein wenig mehr Toleranz gegenüber gläubigen Menschen erhofft.

Naja, die wenigen Beteiligten an der Diskussion kann man nicht als Beispiel für alle Rollenspieler nehmen. Höchstens für die Hardcore-Nerd-Rollenspieler, die nichts anderes zu tun haben, als in solchen Internetforen mit ähnlichen wundersamen Personen zu diskutieren.  :alien:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. Januar 2009, 20:10:17
Dann behaupte ich mal, dass Rogan ein schwuler Kommunist (the Tank), der Mond aus Käse und George Bush ein Alien ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. Januar 2009, 20:10:58
Und Feder und Schwert sind die beste Medizin!  :D


Fixed it.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AloisAbraeumer am 23. Januar 2009, 21:32:07

Atheismus ist eine Krankheit.  :P

Da fällt mir doch diese schöne Zitat von Alexis de Tocqueville bezüglich des Atheismus ein:
Zitat
"Die Menschen entfernen sich vom religiösen Glauben infolge einer geistigen Verwirrung und einer Art sittlichen Vergewaltigung ihres eigenen Wesens; [...]"
zu finden in "Über die Demokratie in Amerika" Band I, Teil II, 9. Kapitel

Übrigens ein höchst lesenswerter Autor. Der in ganzer Klarheit aufzeigt wie notwendig Religion, vor allem und insbesondere für die Demokratie ist. Insofern ist Religionsunterricht absolut im Interesse des Staates.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 23. Januar 2009, 22:44:31
Ich seh schon, ich muss wohl darauf hinweisen, dass ich den Satz keineswegs ernst meinte.

Persönlich amüsierts mich allerdings schon immer wieder, dass ich (als jemand, der beides kennt) in solchen Diskussionen immer auf der Seite lande, von der ich mich eigentlich abgewandt habe (Nicht von den Leuten, wohlgemerkt, nur von der Religion als solcher).

Curundil, Eleonoora und Talwyn haben freundlich, sachlich und argumentativ ihre Positionen vorgetragen. Ich finds ehrlich gesagt bestürzend, wie wenig(e) Vertreter der Rationalität, des Atheismus und der Wissenschaftlichkeit auf dieselbe Weise zu antworten in der Lage sind (Ausnahmen erkenn ich, ist also kein Rundumschlag).

Aber Christen sind eh intolerant (feige seid neuestem auch noch), Religiosität eine psychische Störung und was weiss ich noch alles (hab keine Lust, zurückzulesen). Wenn man nur fest genug daran glaubt, dann darf man sich seinerseits wohl eine gewisse Intoleranz und Irrationalität erlauben. Trifft ja die Richtigen.

Nachtrag:
@Alois: Bei deinem Tocqueville-Zitat fiel mir grad wieder ein, dass ich mich letztens bei Al Gore's "Angriff auf die Vernunft" köstlich über die Aussage Gores amüsiert habe, dass G.W.Bush (bei uns ja gerne als negatives Paradebeispiel für Christen gehandelt) sich mit der Idee, in Gottes Namen sprechen und handeln zu dürfen geradezu der Blasphemie schuldig mache.

Ist wie immer: Nicht die Religion ist das Problem. Die Menschen sinds. Und daran ändert sich auch nichts, wenn sie zum Atheismus konvertieren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Rogan am 23. Januar 2009, 23:53:00
Dann behaupte ich mal, dass Rogan ein schwuler Kommunist (the Tank), der Mond aus Käse und George Bush ein Alien ist.
Kleine Beleidigungskunde: "Männer sind Schweine." ist von der Meinungsfreiheit gedeckt, "Archoangel ist ein Schwein." wäre eine Beleidigung.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 24. Januar 2009, 00:12:46
Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Wenn man sich dann an den Kopf fasst und sich als offensiver A-Santaist outet, der den Leuten - voller Verwunderung - eigentlich nur ein bisschen auf den Zahn fühlen möchte, wird man sogleich als irrationaler, intoleranter und unwissender Radikalinski abgestempelt, mit dem man eh nicht diskutieren kann.

Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 24. Januar 2009, 00:13:15
Curundil, Eleonoora und Talwyn haben freundlich, sachlich und argumentativ ihre Positionen vorgetragen. Ich finds ehrlich gesagt bestürzend, wie wenig(e) Vertreter der Rationalität, des Atheismus und der Wissenschaftlichkeit auf dieselbe Weise zu antworten in der Lage sind (Ausnahmen erkenn ich, ist also kein Rundumschlag).
Nun, dazu muss man sich dem Status Quo bewusst werden. Die klare Minderheit muss schlicht aggressiver, aktiver und stärker agieren als die etablierte Mehrheit, welche nur den Stand der Dinge verteidigen muss. Es ist also nicht die Frage ob man zu einem anderen Stil fähig ist, sondern ob einem ein anderer Stil voran bringt. Nun wird sich jeder fragen, wass es denn voran zu bringen gilt. Nun, diese Entdeckung überlasse ich jedem selbst.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 24. Januar 2009, 01:46:22
Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt. Wenn man sich dann an den Kopf fasst und sich als offensiver A-Santaist outet, der den Leuten - voller Verwunderung - eigentlich nur ein bisschen auf den Zahn fühlen möchte, wird man sogleich als irrationaler, intoleranter und unwissender Radikalinski abgestempelt, mit dem man eh nicht diskutieren kann.

Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.

Zwei Kleinigkeiten:

Es bringt nichts, sich für eine Sache zu entschuldigen und im zweiten Absatz gleich noch einen drauf zu setzen.
Zum Anderen würde Satanismus, in egal welcher Form, ohne das Christentum gar nicht existieren. Aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Thread...

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 24. Januar 2009, 01:55:36
Die klare Minderheit muss schlicht aggressiver, aktiver und stärker agieren als die etablierte Mehrheit, welche nur den Stand der Dinge verteidigen muss.

Nur, wenn sie kein Zutrauen in die Kraft ihrer Argumente hat. Was nicht für deine Argumente spricht. Außerdem hast Du selbst drauf hingewiesen, dass echte (gläubige) Christen in Europa rar sind. Dein Minderheitenargument zieht nicht. Das beweist schon alleine die Existenz dieser Initiative.
Von den Mehrheitsverhältnissen hier im Forum ganz zu schweigen.


Zitat
Es ist also nicht die Frage ob man zu einem anderen Stil fähig ist, sondern ob einem ein anderer Stil voran bringt. Nun wird sich jeder fragen, wass es denn voran zu bringen gilt. Nun, diese Entdeckung überlasse ich jedem selbst.

Bisher hast Dus nur geschafft, dass Personen wie ich, die eigentlich zu deinen natürlichen Verbündeten gehören sollten, sich stattdessen mit der Gegenseite verbünden, weil sie sich von der Art deiner Vorgehensweise abgestoßen fühlen. Viel Feind mag ja viel Ehr bringen, den Sieg machts eher unwahrscheinlich.

Ghandi war jedenfalls klüger.

Ehrlich gesagt hätte ich nicht mit so einem Gegenwind gerechnet wenn man hier Religiösität ein bisschen durch den Kakao zieht.
Mein Fehler. Mir ist schon klar, dass religiöse Gefühle sehr leicht verletzt werden können und es tut mir Leid, dass ich darauf an dieser Stelle vielleicht zu wenig Rücksicht genommen habe. Ich hätte allerdings hier im Forum mit etwas dickerem Fell gerechnet.

Versuch mal, hier die 4e ein bissl durch den Kakao zu ziehen, was dann los ist. Dabei gibts nichts unwichtigeres.
Abgesehen davon ist das nicht die erste Diskussion dieser Art. Und immer gehts damit los, dass den gläubigen Christen unmissverständlich klargemacht wird, dass allein ihr Glaube sie schon als ernstzunehmende Gesprächspartner disqualifiziere.

Das ist der Kontext , in dem dein Startpost gelesen wurde. In dem Du Religion als veraltet ("im 21. Jahrhundert"), nicht ernstzunehmen ("rollen sich mir die Nägel hoch") und gar als Krankheit ("Religionsvirus") eingestuft hast. Weihnachtsmann, Yeti, usw., Christen sind inzwischen für so etwas sensibilisiert. Die Wortwahl verrät deine Vorurteile, und (ob dus wolltest oder nicht) es wird angenommen, Du wolltest sie mal wieder vorführen, dich über sie lustig machen. Dass Du an einem ernsthaften Dialog interessiert sein könntest, wird gar nicht erst angenommen.

Zitat
Schade. Ich hätte gerne ein paar Antworten auf die Frage nach dem "Warum?" gelesen.

Ist halt schwer, wenn man sich bei sachlicher Diskussionsweise eh nur den Spott der Andersdenkenden zuzieht. Ich finde Archoangels Verhalten in diesem Thread alles andere als "seiner Sache" dienlich, kann aber sehr gut nachvollziehen, warum er darauf keine Lust hat. Er sieht ja an den drei von mir gelobten, was es bringt. Nämlich gar nix. Das Urteil ist bereits gesprochen, bevor die Verhandlung gelaufen ist.

Ic werd mir morgen noch mal deine drei Punkte aus dem Eröffnungspost vornehmen, vielleicht lenkt das die Diskussion ja nochmals in eine sachlichere Richtung :)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 02:32:29
Na dann probier ich es doch auch gleich mal.

Meine Kritikpunkte sind folgende:
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.

Das sehe ich eigentlich anders, genauso wie ich Ethik/Moral/Wertvorstellungen allgemein nicht als Privatvergnügen oder allgemein privat einstufe. Wir leben in einer Gemeinschaft, und ein Grossteil der Lehren unserer Religionen beschäftigen sich genau mit diesem Leben in einer Gemeinschaft. Es ist nicht privat, genausowenig wie meine anderen Ansichten zu dieser Gesellschaft zwingend etwas privates sind. Ob Ethik ein "ordentliches Schulfach" ist wenn man Religion weglässt? Es wäre für mich als würde man in Geschichte nur einen Zeitabschnitt lehren und seine Entstehung und Zusammenhang mit anderen Zeiten ignorieren. Insofern müsste man für einen ordentlichen Ethikunterricht ohnehin Religionsinhalte einbauen. Dann lieber gleich richtigen Unterricht darin.

2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)

Aus meiner Sicht und meinem Wissen wird auch im evangelischem Religionsunterricht nicht nur die "evangelische Version" von Glauben gelehrt, sondern dies bezieht sich in erster Linie auf diejenigen die den Unterricht durchführen. In dem dann aber doch zumeist auch andere angesprochen Religionen besprochen werden.

3) Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Im Gegenteil! Willkommen Aufklärung! Denn diese ist ohne eine verstärkte Hinwendung zur Philosophie im Wortsinne kaum denkbar. Man muss sich mit diesen Themen beschäftigen um eigene Überlegungen anstellen zu können, und genau um derlei eigene Überlegungen geht es bei der Aufklärung.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Brandoch Daha am 24. Januar 2009, 02:54:30
Zum Thema Religion als Krankheit, wer interessiert ist, sollte mal das Stichwort " Mem " oder "Meme" googeln.

@ Topic

Ich halte Religionskunde in der Schule für eine richtige Sache, denn wenn man sagt Religion sei ausschließlich für die Sonntags-schule oder Ähnliches fehlt eine gewisse staatliche Kontrolle.


Ein Unterricht mit Quellenkritik etc würde, denke ich, helfen Menschen zum selber zu denken anzuregen.

MFG
Brandoch Daha
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 24. Januar 2009, 04:17:13
Es bringt nichts, sich für eine Sache zu entschuldigen und im zweiten Absatz gleich noch einen drauf zu setzen.
Das ging mir natürlich auch durch den Kopf. Ich habe mich dann aber trotzdem dafür entschieden, ehrlich zu schreiben, was in meinem Innern automatisch abläuft wenn ich mich mit dem Thema befasse. ("Das kann doch nicht sein! Wie kann man an sowas glauben!? Leben wir in der gleichen Welt?")

Ich hätte natürlich Verständnis für gnostisches religiöses Denken vorgeben können, aber ich verstehe es nunmal (noch) nicht, da mir noch niemand eine Antwort geben konnte, die ich logisch nachvollziehen konnte. DENNOCH: Ich akzeptiere jeden Glauben und empfinde das Recht auf Glaubensfreiheit als eines der wichtigsten Grundrechte überhaupt.

Sinn des Threads sollte es eigentlich sein, Meinungen zum Thema (nicht zu meiner Meinung zum Thema) zu sammeln.
Sprich: Ist es sinnvoll, Kindern, für deren moralische Entwicklung kürzlich ein Ethikunterricht geschaffen wurde, diesen Unterricht durch einen Vertreter einer Kirche ihrer Wahl erteilen zu lassen? Anhand welcher Kriterien soll das Kind die Entscheidung treffen?

Zitat
Zum Anderen würde Satanismus...
A-Santaismus ("Ich glaube nicht an Santa Claus.")

@ Arldwulf:
zu 1) Ich stimme dir zu. Religion ist ein wichtiges Thema. Wie Talwyn anführte, ist v.a. die Bibelgeschichte einer der wichtigsten Grundpfeiler unserer europäischen Kultur (neben der Odyssee und der Ilias).
zu 2) Der Grund warum ich den separaten Unterricht als potentiell "spaltend" einschätze ist nicht der möglicherweise einseitige Inhalt des Lehrplans sondern die Trennung des Klassenverbandes. Warum sollen Schüler unterschiedlicher Religionen nicht im Ethikunterricht miteinander diskutieren? Das ganze wirkt auf mich wie ein Versuch der Kirchen, ihre Schäfchen vor kritischen Fragen abzuschirmen.
zu 3) Ich stimme deiner Auffasssung, dass Philosophie ein spannendes und wichtiges Element bei der Formung der Persönlichkeit ist, zu, verstehe aber nicht, was das mit meiner Aussage zu tun hat. Die hier von mir unglücklich verwendete Virus-Metapher sollte lediglich meinen Frust darüber zum Ausdruck bringen, dass dogmatischer Glaube sich sehr oft von den Eltern auf die Kinder überträgt. Und die angepeilte Regelung spielt diesem Prozess noch in die Hände (siehe Punkt 2).

Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt, werden aber durch ihre Eltern frühzeitig auf eine religiöse Bahn X gelenkt, noch bevor sie alt genug sind, selbst entscheiden zu können, ob sie dieser Bahn folgen möchten. Wenn sie dann später alt genug sind, ist der Zug oft längst abgefahren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 24. Januar 2009, 08:54:45
Upps... meine Augen... es war spät! :D

(wobei Satanismus und Dein Bild.... passte schon)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AloisAbraeumer am 24. Januar 2009, 09:19:11
Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt,(...)

Interessant Kinder kommen als mit der konkreten Vorstellung auf die Welt das es Gott NICHT gibt ????
Ich behaupte mal glatt das Gegenteil. Aber sicherlich wirst du mir nicht zustimmen und wir könnten hier stundenlang streiten ohne Ergebnis...
So nehme ich einmal den Mindestkompromiss, der in solch einer Frage des Religionsunterrichtes sinnvoll erscheint, vorweg, dass Kinder eben ohne jede Vorstellung ob es Gott gibt oder nicht auf die Welt kommen. Und als solche werden sie dann eben von den Eltern, Freunden, von Fernsehen, Internet, Religionsunterricht u.v.m. beeinflusst....

Da ich nicht mit praktizierter Religion aufgewachsen bin, ist für mich der Glaube an Götter ungefähr das gleiche wie der Glaube an den Weihnachtsmann, an Feen, den Yeti oder an Aliens. Da fällt es schon manchmal schwer, wenn ältere und höher gebildete User sich als Weihnachtsmann-Gläubige outen und allen Ernstes behaupten, man könne schließlich nicht logisch beweisen, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.
Geht man die letzten 2000 Jahre Geschichte durch, so trifft man auf eine quasi erschreckend hohe Anzahl "höher - gebildeten" Menschen, sei es Philosophen, Wissenschaftler,... , die allen Ernstes behaupten es gibt Gott. Willst du nun behaupten allen Ernstes behaupten alle waren naive, irrationale "Idioten"???
Erinnert mich an diesen blöden Witz vom Geisterfahrer der sich über die unglaublich vielen "Geisterfahrer" auf seiner Fahrbahn wundert.


Auch als Atheist müsste dir HOCHMUT etwas sagen, oder ?
Ganz ernsthaft vielleicht wäre es hilfreich einmal die Bedeutung,  Eigenschaften und Konsequenzen von Hochmut zu durchdenken?

@Wormys_Queue
Ist wie immer: Nicht die Religion ist das Problem. Die Menschen sinds. Und daran ändert sich auch nichts, wenn sie zum Atheismus konvertieren.

Auch wenn wir sicherlich in Sachen Glaube ganz weit auseinanderliegen, kann ich Dir da nur zustimmen und ein ein :thumbup: für dein Bemühen um eine objektive Betrachtung.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 24. Januar 2009, 09:39:50
Zitat
Ob Ethik ein "ordentliches Schulfach" ist wenn man Religion weglässt?
Ethik beinhaltet im Rahmenplan die Auseinandersetzung mit den wichtigsten Weltreligionen.

Grundlegend stellen sich ProReli-Gegner auch meist die Frage, wie kontolliert werden kann, dass konfessioneller RU je nach "Lehrkraft" nicht vielleicht doch zur Indoktrination mißbraucht wird. Wobei ich persönlich auch im Ethik-Unterricht dieses Potential sehe.

Zudem geht es nicht nur um evangelischen oder katholischen sondern auch um islamischen und jüdischen RU für entsprechende Gruppen.

Daher betone ich hier mal wieder: konfessionellen RU gerne, aber bitte gleichzeitig auch noch Ethik. Damit lernen die Kinder etwas über "ihre" Religion und über andere Religionen im Kreis ihrer Mitgläubigen und tauschen sich mit allen anderen Mitschülern aller Konfessionen in Ethik aus. Fände ich gut.

MfG aus Berlin
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 24. Januar 2009, 10:52:44
1) Religion ist aus meiner Sicht Privatvergnügen und sollte in einem säkularen Staat nicht ein ordentliches Schulfach ersetzen dürfen.

Zunächst mal stimme ich dir zu, dass Ethik als Schulfach durchaus ihren Wert hat. Konfessioneller Religionsunterricht kann durchaus neben bzw. zusammen mit der Ethik existieren. Allerdings wertest Du hier zu stark. Auch Religionsunterricht ist ein ordentliches Schulfach, und das um so mehr, als der Staat daran interessiert sein, muss, dass seine Mitglieder ein gesundes (d.h. mit den vom Staat vorgegebenen Regeln) Verhältnis zu ihrer Religion aufbauen. Gerade im Hinblick auf unsere muslimischen Mitbürger ist es z.B. von höchstem Interesse, junge Moslems nicht den Wahabitischen Rachepredigern zu überlassen, die sie in den Koranschulen mit ihrer in höchstem Maße gefährlichen Ideologie impfen, sondern ihnen die positiven Werte (und auch die hat der Islam) zu vermitteln, die von anderen Glaubesngemeinschaften durchaus gepflegt werden.

Säkulärer Staat bedeutet in erster Linie nicht "atheistisch" , sondern "werteneutral". Der Staat bezieht keine Position im Streit der Religionen (stimmt in Deutschland ja nicht 100%) , tritt aber gleichzeitig als Garant der Glaubensfreiheit und der freien Religionsausübung auf. Der Staat muss aber Sorge tragen, dass diese Garantie nicht dazu führt, dass im Namen des Glaubens staatsfeindliche Interessen vertreten werden. Richtig gestalteter Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Organisationen kann gefährlichen Entwicklungen durchaus Vorschub leisten.

Auch die USA sind übrigens ein säkulärer Staat. Und haben dennoch ein viel weniger feindliches Verhältnis zur Religion als die Europäer. Stimmt, George W. Bush ist Christ. Barack Obama aber auch.


Zitat
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)

Gerade eben nicht. Die Kinder werden von ihren gläubigen Eltern sowieso ihrer Religion ausgesetzt, dass kann der Staat gar nicht verhindern. Da der elterliche Einfluss viel stärker ist, als der Volksmund gemeinhin annimmt, wird Religion ausgeübt und wie oben ausgeführt ist es für den Staat von vitalem Interesse, dass diese Ausübung im Sinne des Staates abläuft. Möglicherweise kann auch ökumenischer Religionsunterricht das leisten (wobei das Problem ist, dass es keine ökumenischen Religionslehrer gibt), in jedem Fall aber hat der Staat die Möglichkeit im staatlichen Unterricht lenkend einzugreifen und sicher zu stellen, dass der Religionsunterricht keine Werte vermittelt, die im Gegensatz zu denen des Staates stehen


Zitat
Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Darauf hat Ardwulf bereits die richtige Antwort gegeben. Eliminatorischer Atheismus und Intoleranz gegenüber den Weltreligionen haben mit Aufklärung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Kinder müssen in die Lage versetzt werden, sich kritisch mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen und gerade bei diesem hochheiklen Thema ist staatlich kontrollierter Religionsunterrich die bessere Lösung als der von religiösen Eltern als Religionsersatz sowieso abgelehnte Ethikunterricht.

Wie Du selbst versichert hast, ist deine Haltung ebenfalls von deinem Elternhaus geprägt, Du bist also auch nicht nach reiflicher Überlegung und genauer Auseinandersetzung mit dem Thema Religion zum Atheisten geworden. Ich erkenne nicht, inwieweit das etwas mit Rationalität zu tun hat.

Fazit: Ich kenn die Details um "ProReli" nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob der von dir verlinkte Spiegelartikel Fakten aufzählt oder in typischer Spiegelmanier maßlos und reißerisch übertreibt (ich hab zugegebenermaßen so meine Probleme mit dem Spiegel als Informationsquelle, das ist nicht mehr die Qualitätszeitung früherer Jahre). WENN die im Artikel angesprochenen möglichen Konsequenzen tatsächlich die logische Folgerung aus den Forderungen dieser Initiative sind, sehe ich das tatsächlich sehr skeptisch. Allerdings lebe ich in einem Bundesland, in dem konfessioneller Religionsunterricht und Ethikunterricht an jeder Schule einvernehmlich koexistieren, insoweit sehe ich nicht, warum die Trennung auf Schulen zwangsläufig eine Folge der Einführung von Religionsunterricht sein soll.

Unabhängig von der Einschätzung von "ProReli" als Initiative sollte man sich gut überlegen, ob die Vorteile des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen die möglichen Nachteile nicht überwiegen.Tatsächlich könnte man ja Voras' Vorschlag folgen: Ethik als allgemeinverbindliches Lehrfach, nach Religionen/Konfessionen getrennter Religionsunterricht als zusätzliches Wahlfach. Und wer diesem Unterricht nicht beiwohnen will, muss eben nach Ethik II, in der die im Grundkurs behandelten Themen weiter vertieft werden. Oder Erdkunde, das Fach ist (in der Praxis) mindestens genausoviel Zeitverschwendung wie Religionsunterricht. ;)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 11:36:42
zu 2) Der Grund warum ich den separaten Unterricht als potentiell "spaltend" einschätze ist nicht der möglicherweise einseitige Inhalt des Lehrplans sondern die Trennung des Klassenverbandes. Warum sollen Schüler unterschiedlicher Religionen nicht im Ethikunterricht miteinander diskutieren? Das ganze wirkt auf mich wie ein Versuch der Kirchen, ihre Schäfchen vor kritischen Fragen abzuschirmen.

Stimmt schon, auch wenn ich es nicht als den Versuch ansehe kritische Fragen zu vermeiden (die stellen Kinder eh immer), sondern eher als Versuch vor allem "die eigene Gruppe" zu unterrichten, und einer kritischen Diskussion über den Lehrplan zu vermeiden.

Also eher als Versuch nicht mit den anderen Kirchen diskutieren zu müssen, als den Versuch nicht mit den Kindern dies zu müssen. Machts aber auch nicht besser, ich bin auch kein freund dieser Lösung (auch wenn es ein Kompromiss sein könnte)

zu 3) Ich stimme deiner Auffasssung, dass Philosophie ein spannendes und wichtiges Element bei der Formung der Persönlichkeit ist, zu, verstehe aber nicht, was das mit meiner Aussage zu tun hat. Die hier von mir unglücklich verwendete Virus-Metapher sollte lediglich meinen Frust darüber zum Ausdruck bringen, dass dogmatischer Glaube sich sehr oft von den Eltern auf die Kinder überträgt. Und die angepeilte Regelung spielt diesem Prozess noch in die Hände (siehe Punkt 2).

Ehrlich gesagt ist mein Eindruck eher dass Kinder in den letzten Jahrzehnten weniger von ihren Eltern beigebracht bekommen, weniger Werte vermittelt erhalten. Und ich kann nicht unterschreiben dass ich dies gut finden würde. Eltern sollten immer die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder sein.

Aber mein Argument bezog sich auf etwas anderes. Aufklärung war ein Prozess bei dem man versuchte durch Bildung und eigene Gedanken alteingebrachte Vorurteile und festgefahrenen Meinungen zu überwinden. Es ist im wahrstem Wortsinn Philosophie, die Suche und Liebe nach und zur Wahrheit. Jeder Platz dem man der Beschäftigung mit derartigen Dingen gibt - wo Kinder sich Bildung aneignen können und eigene Gedanken finden - ist im Sinne der Aufklärung. Nicht in ihrem Sinne wäre das Gegenteil: Religionsunterricht abzuschaffen, weil das Vorurteil bestünde er sei überholt und würde in unserer Gesellschaft nicht mehr gebraucht.

Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt, werden aber durch ihre Eltern frühzeitig auf eine religiöse Bahn X gelenkt, noch bevor sie alt genug sind, selbst entscheiden zu können, ob sie dieser Bahn folgen möchten. Wenn sie dann später alt genug sind, ist der Zug oft längst abgefahren.

Ich kann nur für mein Kind sprechen und andere die ich kenne. Und die kommen aus meiner Sicht nicht als Atheisten zur Welt. Man muss ihnen erst erklären dass es rationelle Gründe gibt warum die Dinge so sind wie sie sind. Kinder suchen ansonsten durchaus selbst nach Glaubensdingen, experimentieren damit genau wie mit allen anderen Dingen. So sehe ich es vor allem bei meinem Sohn. Er ist gläubig, vielleicht gläubiger als ich es in seinem Alter war. Doch ich kann weder sagen dass sein Glauben von mir beeinflusst wäre (dann würde sich dies an Inhalten niederschlagen die ich erkennen würde) noch von seinem Kindergarten in welchem sich Glaubensinhalte vor allem auf "St. Martin gab seinen Mantel aus Barmherzigkeit, und das ist etwas gutes" beschränken.

Tatsächlich merke ich es stattdessen wie er sich selbst etwas zusammenbastelt, und wie das mit dem er - seinem Glauben entsprechend - gestern noch experimentiert hat heute nicht zwingend Gültigkeit haben muss. Indoktrination sieht anders aus.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 24. Januar 2009, 12:47:22
Ich sehe mich vielleicht ein bisschen als Anwalt der Kinder, denn wie jeder Mensch kommen sie als Atheisten zur Welt,(...)
Interessant Kinder kommen als mit der konkreten Vorstellung auf die Welt das es Gott NICHT gibt ????
Atheismus ist keine konkrete Vorstellung. Es ist das Fehlen eines konkreten Glaubens.
Ersetzte von mir aus "Atheisten" durch "keiner Religion angehörig".

EDIT: Kinder kommen ja auch nicht als Sozialdemokraten auf die Welt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 24. Januar 2009, 13:12:56
Zunächst mal stimme ich dir zu, dass Ethik als Schulfach durchaus ihren Wert hat. Konfessioneller Religionsunterricht kann durchaus neben bzw. zusammen mit der Ethik existieren. Allerdings wertest Du hier zu stark. Auch Religionsunterricht ist ein ordentliches Schulfach, und das um so mehr, als der Staat daran interessiert sein, muss, dass seine Mitglieder ein gesundes (d.h. mit den vom Staat vorgegebenen Regeln) Verhältnis zu ihrer Religion aufbauen. Gerade im Hinblick auf unsere muslimischen Mitbürger ist es z.B. von höchstem Interesse, junge Moslems nicht den Wahabitischen Rachepredigern zu überlassen, die sie in den Koranschulen mit ihrer in höchstem Maße gefährlichen Ideologie impfen, sondern ihnen die positiven Werte (und auch die hat der Islam) zu vermitteln, die von anderen Glaubesngemeinschaften durchaus gepflegt werden.

Säkulärer Staat bedeutet in erster Linie nicht "atheistisch" , sondern "werteneutral". Der Staat bezieht keine Position im Streit der Religionen (stimmt in Deutschland ja nicht 100%) , tritt aber gleichzeitig als Garant der Glaubensfreiheit und der freien Religionsausübung auf. Der Staat muss aber Sorge tragen, dass diese Garantie nicht dazu führt, dass im Namen des Glaubens staatsfeindliche Interessen vertreten werden. Richtig gestalteter Religionsunterricht in Zusammenarbeit mit den kirchlichen Organisationen kann gefährlichen Entwicklungen durchaus Vorschub leisten.
Ganz  (http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~einer%20Sache%20Vorschub%20leisten&suchspalte%5B%5D=rart_ou)deiner Meinung....  wink
Zur Sache: Das eine Religion staatlich auf Verfassungstreue kontrolliert werden muß halte ich für Unsinn. Wenn die staatlichen Instutitionen ihre Arbeit machen (würden? das ist eine andere Diskussion...), dann wird durch die Schule und einen konfessionsübergreifenden Ethikunterricht bereits ein Gegenpol gesetzt. Statt das Religionen irgendwie angeglichen oder offizialisiert werden, werden sie durch konfessionellen Unterricht gefördert - im Guten wie im Schlechten (Das mMn überwiegt, aus offensichtlichen Gründen...  :P).
Zitat
Auch die USA sind übrigens ein säkulärer Staat. Und haben dennoch ein viel weniger feindliches Verhältnis zur Religion als die Europäer. Stimmt, George W. Bush ist Christ. Barack Obama aber auch.
:huh: Und?
Zitat
Zitat
2) Die Trennung der Schüler in Konfessionen führt zu weiterer Abkapselung der einzelnen Volksgruppen (Christen <-> Muslime um mal die prominentesten zu nennen) und vermutlich zu einer ungleichen Wertebildung. Gruselig separatistisch wirds auch wenn z.B. nur ein einziger Schüler jüdischen Glaubens dabei ist. Bekommt er dann Privatunterricht? (Ich weiß gerade nicht, wie das geregelt werden soll.)

Gerade eben nicht. Die Kinder werden von ihren gläubigen Eltern sowieso ihrer Religion ausgesetzt, dass kann der Staat gar nicht verhindern. Da der elterliche Einfluss viel stärker ist, als der Volksmund gemeinhin annimmt,
Aha. Du bist schlauer als der Volksmund.... wink
Zitat
wird Religion ausgeübt und wie oben ausgeführt ist es für den Staat von vitalem Interesse, dass diese Ausübung im Sinne des Staates abläuft. Möglicherweise kann auch ökumenischer Religionsunterricht das leisten (wobei das Problem ist, dass es keine ökumenischen Religionslehrer gibt), in jedem Fall aber hat der Staat die Möglichkeit im staatlichen Unterricht lenkend einzugreifen und sicher zu stellen, dass der Religionsunterricht keine Werte vermittelt, die im Gegensatz zu denen des Staates stehen
Aber nur sehr eingeschränkt, denn der konfessionelle Unterricht wird nicht vom Staat gestaltet, sondern von kirchlichen Instutitionen. Auf einen staatlichen Unterricht Ethik oder meinetwegen Religionskunde hat der Staat wesentlich mehr Einfluß.
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Zitat
Egal was die Eltern mir versichern wollen: Die Wahl wird letztendlich von ihnen getroffen und nicht von den Kindern, denn anhand welcher Kriterien sollen die Kinder entscheiden, welche Religion/Weltanschauung für sie den meisten Sinn ergibt? Da wird natürlich erstmal nach dem Glauben der Eltern geschielt, wodurch sich das Religionsvirus dann eine weitere Generation erkämpft hat.
Gute Nacht, Aufklärung!

Darauf hat Ardwulf bereits die richtige Antwort gegeben. Eliminatorischer Atheismus
 :huh: = Atheismus, der die Religion eliminieren will? Der Weg ist das Ziel  :D
Zitat
und Intoleranz gegenüber den Weltreligionen haben mit Aufklärung nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Doch. Weil erst die (historische] Aufklärung jemandem ermöglicht hat diese Ziele zu artikulieren ohne mit schwerer Repression wie Zuchthaus oder Tod zu rechnen.  wink Und der Wunsch die Weltreligionen abzuschaffen ist vollkommen legitim, solange die Mittel zivilisiert sind, Gentlemen, Intoleranz ist dagegen wirklich nicht ok, solange es einen gemeinsamen Nenner gibt, der eine Toleranz ermöglicht - der ist aber nicht immer gegeben. Da kann man dann so lange "Intoleranz" schreien wie man will, man selber hält es ähnlich. Soll ich Goodwyns Law nochmal verlinken?  :D
Zitat
Kinder müssen in die Lage versetzt werden, sich kritisch mit dem Thema Religion auseinanderzusetzen und gerade bei diesem hochheiklen Thema ist staatlich kontrollierter Religionsunterrich die bessere Lösung als der von religiösen Eltern als Religionsersatz sowieso abgelehnte Ethikunterricht.
Der konfessionelle Religionsunterricht ist nur sehr beschränkt staatlicher Kontrolle ausgesetzt, und Ethik sollte mMn ein Pflichtfach sein, in welcher Form auch immer, von Anfang bis Ende der Schulzeit. Da können dann intolerante Eltern  wink sich ärgern wie sie wollen - damit wäre den Zielen des sekulären Staates viel besser gedient.
Zitat

Wie Du selbst versichert hast, ist deine Haltung ebenfalls von deinem Elternhaus geprägt, Du bist also auch nicht nach reiflicher Überlegung und genauer Auseinandersetzung mit dem Thema Religion zum Atheisten geworden. Ich erkenne nicht, inwieweit das etwas mit Rationalität zu tun hat.
Wenn du da noch einmal drüber nachdenkst, dann wird das zu einem Gegenargument konfessionellen Unterricht angehend... mMn wink Wobei das Argument schlecht ist - das man irgendwie aufwächst heißt nicht, das man sich nicht rational damit beschäftigen kann. Ich kann aber verstehen wie jemand der an Götter glaubt, darauf kommen kann...  wink
Zitat
Fazit: Ich kenn die Details um "ProReli" nicht gut genug, um beurteilen zu können, ob der von dir verlinkte Spiegelartikel Fakten aufzählt oder in typischer Spiegelmanier maßlos und reißerisch übertreibt (ich hab zugegebenermaßen so meine Probleme mit dem Spiegel als Informationsquelle, das ist nicht mehr die Qualitätszeitung früherer Jahre). WENN die im Artikel angesprochenen möglichen Konsequenzen tatsächlich die logische Folgerung aus den Forderungen dieser Initiative sind, sehe ich das tatsächlich sehr skeptisch. Allerdings lebe ich in einem Bundesland, in dem konfessioneller Religionsunterricht und Ethikunterricht an jeder Schule einvernehmlich koexistieren, insoweit sehe ich nicht, warum die Trennung auf Schulen zwangsläufig eine Folge der Einführung von Religionsunterricht sein soll.

Unabhängig von der Einschätzung von "ProReli" als Initiative sollte man sich gut überlegen, ob die Vorteile des Religionsunterrichts an staatlichen Schulen die möglichen Nachteile nicht überwiegen.Tatsächlich könnte man ja Voras' Vorschlag folgen: Ethik als allgemeinverbindliches Lehrfach, nach Religionen/Konfessionen getrennter Religionsunterricht als zusätzliches Wahlfach. Und wer diesem Unterricht nicht beiwohnen will, muss eben nach Ethik II, in der die im Grundkurs behandelten Themen weiter vertieft werden. Oder Erdkunde, das Fach ist (in der Praxis) mindestens genausoviel Zeitverschwendung wie Religionsunterricht. ;)
Dein Fazit finde ich fast akzeptabel (Ich ignoriere das Anzweifeln von Quellen, ohne bessere zu bringen, weil es um den Spiegel geht, und der war wirklich früher besser...), aber natürlich hat Konfessioneller Unterricht in der Schule immer noch nichts zu suchen, die Kinder sollen ja was Vernünftiges lernen...  :D ::)

ABER:
Diesen letzten Satz hättest du dir echt sparen können. Denn etwas über Aufbau und Geographie unserer Erde sowie Landeskunde zu lernen ist TAUSENDMAL wichtiger als Religionsunterricht, nein, falsch ist 10mal nützlicher als Religionsunterricht schädlich.  :X
(Und bevor das vorgeschoben wird: In der Praxis stimmt das es aus subjektiver Sicht der Schüler ähnlich nervig sein kann, mit schlechten Lehrern allemal, aber was man lernt, ist beständiger als jede religiöse Unterweisung.)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 24. Januar 2009, 13:18:31
EDIT: Kinder kommen ja auch nicht als Sozialdemokraten auf die Welt.
Früher war das im Ruhrpott so...  :cheesy:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 13:23:06
Doch. Weil erst die (historische] Aufklärung jemandem ermöglicht hat diese Ziele zu artikulieren ohne mit schwerer Repression wie Zuchthaus oder Tod zu rechnen.  

Da wär ich vorsichtig, tatsächlich sind die Zeiten der Aufklärung ja durchaus unter "blutig" einzuordnen, zum Teil blutiger und grausamer als vorhergehende Jahrhunderte, und nicht zwingend von Toleranz andersdenkenden, anders aussehenden und ähnlichem gegenüber geprägt. Das Zeitalter der Aufklärung ist mitnichten frei von Kritik und die Umbrüche damals führten auch nicht nur zu guten Effekten.

Tatsächlich dürfte es zum Beispiel _vor_ der Aufklärung schwergefallen sein in ein Zuchthaus gesteckt zu werden, da es Zuchthäuser bei uns erst seit dem beginnendem 17. Jahrhundert gibt (und sich ihre Bedeutung seitdem gewandelt hat)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Aqualung am 24. Januar 2009, 13:35:58
Auch mal ganz interessant zu lesen:

Welt.de: Religionsunterricht an Schulen ist richtig (http://www.welt.de/politik/article3082491/Religionsunterricht-an-Schulen-ist-richtig.html)

Welt.de: Religionsunterricht an Schulen ist falsch (http://www.welt.de/politik/article3082495/Religionsunterricht-an-Schulen-ist-falsch.html)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 13:50:40
Zitat
Außerdem ist Religion das einzige Schulfach, in dem Meinungen als Wahrheiten verkündet werden. Das Fach Ethik, in dem Religion und Demokratie vermitteln werden, ist die richtige Wahl.

Über den Satz hätte man gut und gerne nochmal nachdenken sollen. Auch Demokratie und die Frage ob sie lehrenswert ist stellt erstmal nur eine Meinung dar. Und auch in anderen Fächern haben Meinungen Bedeutung die eine Lehre darstellen - die als Wahrheit anzusehen ist.

Wer will Geschichte ohne die "Meinung" es sei verdammenswert andere Volksgruppen aufgrund eben ihrer Zugehörigkeit zu den anderen Gewalt anzutun? Nicht alles was eine Meinung ist hat deshalb gleich an öffentlichen Schulen nichts mehr zu tun. Im Gegenteil...es sollte eine Aufgabe von diesen sein Kindern beizubringen Meinungen zu bilden.

Zitat
Ein Schlussgedanke: In den USA ist der Religionsunterricht an den öffentlichen Schulen untersagt. Eine Kirchensteuer wäre undenkbar. Die Trennung von Staat und Kirche hat Verfassungsrang. Doch nirgendwo sind die Religionsgemeinschaften lebendiger.

Ich denke wenn die meisten hier eines nicht wollen dann amerikanische Verhältnisse in Glaubensfragen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 24. Januar 2009, 13:53:14
Doch. Weil erst die (historische] Aufklärung jemandem ermöglicht hat diese Ziele zu artikulieren ohne mit schwerer Repression wie Zuchthaus oder Tod zu rechnen.  

Da wär ich vorsichtig, tatsächlich sind die Zeiten der Aufklärung ja durchaus unter "blutig" einzuordnen, zum Teil blutiger und grausamer als vorhergehende Jahrhunderte, und nicht zwingend von Toleranz andersdenkenden, anders aussehenden und ähnlichem gegenüber geprägt. Das Zeitalter der Aufklärung ist mitnichten frei von Kritik und die Umbrüche damals führten auch nicht nur zu guten Effekten.

Tatsächlich dürfte es zum Beispiel _vor_ der Aufklärung schwergefallen sein in ein Zuchthaus gesteckt zu werden, da es Zuchthäuser bei uns erst seit dem beginnendem 17. Jahrhundert gibt (und sich ihre Bedeutung seitdem gewandelt hat)

Ähm, ja ok, und weil erst die historische Aufklärung die Grundlagen geschaffen hat, statt Ständedünkel und religiöser Unterdrücken so was wie Menschenrechte zu erfinden. Übrigens Zuchthäuser waren tatsächlich ein Kind der Aufklärung, das stimmt, weil die Alternativen vorher etwas ... ungeordneter waren. Zuchthäuser waren der Fortschritt... insofern habe ich mich zu sanft ausgedrückt. ::) Und "die Zeiten der Aufklärung waren wirklich blutig" ist ungleich "Die Aufklärung ist schuld an dem Blutvergießen", richtig?  wink
Zu Toleranz respektive Intoleranz siehe oben - oder meinst du die Aufklärung sei schuld an vorher nicht gekannten Ausmaßen der Intoleranz? Wie diese Hasschrift "Nathan der Weise?" :cheesy:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 14:17:51
Zitat
"Die Aufklärung ist schuld an dem Blutvergießen", richtig?

In gewissem Sinne ja, auch wenn man dies nicht überinterpretieren sollte. Es gab in jedem Fall genug Aufklärer die am Blutvergiessen nicht unschuldig waren, und desöfteren wurden schlimme Dinge mit guten Idealen begründet.

Es ist halt nicht immer leicht zu trennen, weil eine gute Idee zu haben nicht vor schlimmen folgen bewahrt. Oder man umgedreht manchmal auch schlimme Folgen in Kauf nehmen muss um Erfolge zu haben. Diese Einstellung ist im übrigem durchaus ein wesentlicher Punkt der Philosophie die hinter diesem Umbruchgedanken stand, der Satz selbst stammt aus der Zeit der französischen Revolution.

Ich kenne ihn deshalb noch weil es inzwischen interessante Parallelen zwischen ein paar späteren Diktatoren gab die sich auch darauf beriefen man müsse nur jetzt mal kurz die Grenzen der Menschlichkeit sprengen um anschliessend eine schöne neue Welt zu haben. Und sich auf derartige Ideen die in der Aufklärung geboren wurden beriefen. In erster Linie ist das Zeitalter der Aufklärung eine Umbruchszeit, und wie bei allen Umbrüchen ist dabei auch einiges bewahrenswertes zerbrochen worden.

Ich denke ich habe aber weiter oben schon recht klargemacht wie wichtig und gut ich die Gedanken der Aufklärung empfinde. Wie passt das also zusammen? Doch nur in dem Sinne dass man vorsichtig mit Philosophie sein sollte, genauso wie mit Geschichte.

Es bringt in jedem Fall nichts das Zeitalter der Aufklärung nur so zu betrachten als habe es uns nur gutes gebracht. So wie die Aufklärung auf der Reformation fusst so fusst auch das darauf folgende Zeitalter der Ideologien auf Ideen und Auswirkungen der Aufklärung.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 24. Januar 2009, 14:22:33
Welt.de: Religionsunterricht an Schulen ist richtig (http://www.welt.de/politik/article3082491/Religionsunterricht-an-Schulen-ist-richtig.html)
Welt.de: Religionsunterricht an Schulen ist falsch (http://www.welt.de/politik/article3082495/Religionsunterricht-an-Schulen-ist-falsch.html)
Finde ich gut auch wenn ich denke, dass der "Pro-Artikel" definitiv von einer "Kontra-Person" geschrieben wurde, weil viele der Argumente lächerlich und gesucht wirken. Aber wer weiss, vielleicht ist das auch einfach so.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2009, 14:27:44
Ja, ist es. :)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 14:32:37
Ehrlich gesagt empfinde ich auch den Contra Artikel so als ob der Autor nicht ernsthaft drüber nachgedacht hätte. Das ist alles sehr widersprüchlich.

Einmal wird Demokratie als Ersatzreligion hingestellt, dann heisst es sowas hat im Unterricht nichts zu suchen. Ist nur ein Beispiel. Da könnte man wohl auch annehmen dass es eigentlich ein verborgener Pro - Anhänger war der absichtlich ein paar offensichtlich unlogische Dinge hereingeschrieben hat. Was ja in seiner subtilität und seiner Ironie schon wieder fast eine Massnahme in aufklärerischer Tradition wäre. ^^
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2009, 14:54:46
Dritte Alternative: Das ist die Welt, eine Springer-Zeitung. Was erwartest du? Am Ende waren das Leserreporter.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fischkopp am 24. Januar 2009, 15:20:28
Zitat
"Die Aufklärung ist schuld an dem Blutvergießen", richtig?
Es bringt in jedem Fall nichts das Zeitalter der Aufklärung nur so zu betrachten als habe es uns nur gutes gebracht. So wie die Aufklärung auf der Reformation fusst so fusst auch das darauf folgende Zeitalter der Ideologien auf Ideen und Auswirkungen der Aufklärung.
Aber dieTatsache, das jemand sagen kann, das er alle Weltreligionen "eliminiert" sehen will, ohne Repressionen befürchten zu müssen (zumindest in einem ansatzweise sekulären, "aufgeklärten" Staat wie unserem), ist ja nun eindeutig ein positiver Aspekt der Aufklärung.  :D
Und an Blutvergießen ist die Aufklärung als Konzept schon gar nicht schuld, sondern nur die Reaktion einer unaufgeklärten Welt, und da schließe ich die Personen, die sich Aufklärung auf die Fahnen schrieben, nicht aus...  :-|
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lich am 24. Januar 2009, 16:15:32
Paß auf, du sagst:

Zitat
Ein für alle mal. Christentum und Wissenschaft schließt sich nicht aus. Wer etwas anderes behauptet hat weder von Wissenschaft noch von Religion Ahnung.

Und danach sagst du noch, daß manche nicht mehr erklären müssten, daß sie Recht haben, denn das haben sie in ihrer Erkenntnis nicht mehr nötig.

Ohne irgendwelche plausiblen, sinnvollen und erläuternden Untermauerungen dieser Behauptungen bist du nicht besser als jeder andere. Du bist in der Bringschuld.
Z
Darauf möchte ich noch Bezug nehmen.

!!! Christentum und Wissenschaft schliesst sich nicht aus. Eine Bringschuld oder Untermauerung ist hier nicht notwendig, da es sich nicht um eine empirische Untersuchung handelt, sondern um ein Axiom. Für jeden Naturwissenschaftler sollte das eigentlich zwingend naheliegend sein.

- Die Naturwissenschaften erklären nicht, ob und wie die Welt erschaffen wurde. Diesen Raum können selbst Fundamentalisten besetzen.

- Es gibt keine einziges Naturgesetz, welches im Widerspruch mit dem Christentum steht, weder Darwinismus noch Urknalltheorie.

- Etwa 60% aller Physiker und Mathematiker sind religiös (Nordamerika, Europa) [Stark, Finke 69, Flohr Technology Review 08]

Wenn Du Dich weiter Informieren willst, schau Dir folgende Literaturhinweise an bzw. beschäftige dich z.B.  mit Stichworten wie Ontologie, Reduktionsmus.
Kauffmann, Reinventing the Sacred, 2008
Gustav-Adolf Schoener, Techology Review 1/2009
Rodney Stark Acts of Faith, Explaining the Human Side of Religion, 2000
Shermer, Sacred Science, Scientific American 2/2008
Habermas, Zwischen Naturalismus und Religion
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 24. Januar 2009, 17:05:01
@Fischkopp: Das Konzept ist aber ohne die Personen die es erdachten und die Mittel die zur Umsetzung benutzt wurden nicht mehr als eine lehre Hülle.

Klar sind es letztlich immer Menschen die etwas nobles in (aus unserer heutigen Sicht) etwas nicht nobles verwandeln, die den Zweck und das Ideal die Mittel heiligen lassen. Und sich nicht weiter darum kümmern ob die Mittel denn ihrem eigenem hohem Ideal entsprechen.

Aber man darf sich da auch nicht täuschen. Aufklärung bedeutet insbesondere auch Abkehr von alten Lehren, alten Autoritäten und Gedankengut. Sie trägt die Wurzel des - auch gewaltsamen - Umbruchs und der damit verbundenen Auswirkungen schon in sich.

Und sie trägt natürlich auch etwas in sich (um mal zum Thema Schule zurückzukommen) was bis in die heutige Schulzeit nachwirkt. Ich hatte noch ein Schulbuch in dem mir erzählt wurde: Mensch früher im Mittelalter, da glaubten die Menschen die Erde sei eine Scheibe.

Tatsächlich basiert dies auf einer Phase der Aufklärung in dem man versuchte das neue Wissen vor allem darüber aufzuwerten indem man altes Wissen verleumdete. Nicht unbedingt die tollste Aktion...aber auch dort liegt die Saat schon im Grundkonzept des lösens von alten Lehren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2009, 17:25:17
Lich: Andererseits ist es so, dass in "höheren Wissenschaftssphären" die Zahl der religiösen Wissenschaftler stark abnimmt, beispielsweise Royal Academy of Science.

Es stimmt aber, dass ein "Gott der Lücken" wissenschaftskonform ist – also da, wo wir noch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse haben, Gott einzusetzen. Das ist zwar nicht gerade fortschrittsfördernd, aber absolut möglich.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2009, 17:32:14
Zur Aufklärung mal Zitat aus einer Mitschrift:
Zitat
Zwei Beispiele für konkrete historische Prozesse:
Die Abschaffung der Todesstrafe durch Friedrich den Großen. Ist dies ein Sieg der Aufklärung? Friedrich hatte bei der Abschaffung keine humanen Motive, weil man mit dem Verbrecher »sinnvollere« Dinge tun kann, z.B. Schiffe zu ziehen. Zentrale Entdeckung der Aufklärung nach Lehmann: »Der Mensch als Energieressource«.

Paul Thiry d’Holbach (1723-1789): System der Natur: »Wäre die Gesellschaft nicht glücklicher, wenn sie die Böswilligen zu dem Entschluss bringen könnte, uns von ihrem widerwärtigen Anblick zu erlösen, da sie sonst gegen ihren Willen von den Gesetzen vernichtet werden müssen?« → Ist dies eine aufklärerische Sicht auf die Demystifizierung von Selbstmord? Oder faschistoid?

In diese Richtung schlagen ja auch Adorno/Horkheimer. Wichtig bei Aufklärung ist immer, auch die Aufklärung zu hinterfragen. Außerdem ist es m.E. mit Aufklärung allein nicht getan, sondern muss als Projekt "Aufklärung und Humanismus" verstanden werden.

Aber der Weg zur Selbstbestimmung und Mündigkeit ist in der Epoche der Aufklärung natürlich weit vorangeschritten.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Eleonora am 24. Januar 2009, 17:38:19
So nachdem jetzt noch der halbinformierte Brei zur Aufklärung in die Diskussion gequollen kommt, verabschiede ich mich mit Erich Kästner:

Zitat
ALS DIE SYNAGOGEN BRANNTEN

Der junge SA-Mann:
Wo steckt Jehova nun, der nie verzeiht?
Ist er, Adresse unbekannt, verzogen?

Der alte Jude:
Gibt’s einen Gott, gibt’s auch Gerechtigkeit.
Wenn’s keinen gibt, was braucht es Synagogen?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Darigaaz am 24. Januar 2009, 19:10:21
Zitat
Wenn Du Dich weiter Informieren willst, schau Dir folgende Literaturhinweise an bzw. beschäftige dich z.B.  mit Stichworten wie Ontologie, Reduktionsmus.
Kauffmann, Reinventing the Sacred, 2008
Gustav-Adolf Schoener, Techology Review 1/2009
Rodney Stark Acts of Faith, Explaining the Human Side of Religion, 2000
Shermer, Sacred Science, Scientific American 2/2008
Habermas, Zwischen Naturalismus und Religion
Vielen Dank.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 24. Januar 2009, 19:58:40
Ganz  (http://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~einer%20Sache%20Vorschub%20leisten&suchspalte%5B%5D=rart_ou)deiner Meinung....  wink
Zur Sache: Das eine Religion staatlich auf Verfassungstreue kontrolliert werden muß halte ich für Unsinn. Wenn die staatlichen Instutitionen ihre Arbeit machen (würden? das ist eine andere Diskussion...), dann wird durch die Schule und einen konfessionsübergreifenden Ethikunterricht bereits ein Gegenpol gesetzt. Statt das Religionen irgendwie angeglichen oder offizialisiert werden, werden sie durch konfessionellen Unterricht gefördert - im Guten wie im Schlechten (Das mMn überwiegt, aus offensichtlichen Gründen...  :P).

ad1: Das hab ich wohl tatsächlich geschrieben  :oops: (war natürlich das Gegenteil gemeint)
ad2: Ich habe in dem zitierten Absatz gar nicht von Kontrolle geschrieben, sondern davon dass der Staat klugerweise die Interpretation einer Ideologie/eines Glaubens fördert (wenn er sich schon dem Schutz der Religionsfreiheit verschreibt), die mit seinen Interessen übereinstimmt. Am offensichtlichsten ist das im derzeitigen Umgang mit dem Islam, aber auch das Christentum kennt seine Hassprediger.

Zitat
:huh: Und?
Ging nur darum,zu zeigen, das Säkularität und Religionsfreundlichkeit kein Widerspruchspaar sind.


Zitat
Aha. Du bist schlauer als der Volksmund.... wink
Jep.


Zitat
Aber nur sehr eingeschränkt, denn der konfessionelle Unterricht wird nicht vom Staat gestaltet, sondern von kirchlichen Instutitionen. Auf einen staatlichen Unterricht Ethik oder meinetwegen Religionskunde hat der Staat wesentlich mehr Einfluß.
Zitat

Offensichtlich betrachtet der Staat den konfessionellen Religionsunterricht nicht als Gefahr für seine Interessen. Warum sollte er mehr Einfluss ausüben als möglich. Er muss nicht alles vorgeben, die Richtlinien (ich bin da kein Experte) sind aber sicher ausgearbeitet und die Kirchen wissen ziemlich genau, was sie dürfen und was nicht.


Zitat
Soll ich Goodwyns Law nochmal verlinken?  :D
Du bist gerade näher dran, es zu bestätigen als ich. Auf dem Niveau diskutier bitte mit anderen, das hab ich von dir schon besser gesehen.


 
Zitat
Wobei das Argument schlecht ist - das man irgendwie aufwächst heißt nicht, das man sich nicht rational damit beschäftigen kann.
Ich kann aber verstehen wie jemand der an Götter glaubt, darauf kommen kann...  wink

Das ist schon die umgedrehte Argumentation Selvans. Natürlich kann man sich rational damit beschäftigen. Ob man nun dran glaubt oder nicht.

Zitat
(Ich ignoriere das Anzweifeln von Quellen, ohne bessere zu bringen, weil es um den Spiegel geht, und der war wirklich früher besser...)

Wie gesagt hab ich mich mit der Initiative als solche kaum beschäftigt. Allerdings lese ich normalerweise eher FAZ, Süddeutsche und Zeit und jedesmal, wenn ich im Arztzimmer aus Langeweile zum Spiegel greife, muss ich inzwischen kurzfristig gegen den Gedanken ankämpfen, mich vergriffen und aus Versehen die BILD erwischt zu haben.  Kurz gesagt glaube ich dem Spiegel normalerweise nichts, was nicht durch seriösere Quellen bestätigt wird. Aber immerhin habe ich - wie ich glaube - offen darauf hingewiesen, nicht mit anderen Fakten dienen zu können.


Zitat
Diesen letzten Satz hättest du dir echt sparen können. Denn etwas über Aufbau und Geographie unserer Erde sowie Landeskunde zu lernen ist TAUSENDMAL wichtiger als Religionsunterricht, nein, falsch ist 10mal nützlicher als Religionsunterricht schädlich.  

Keine Ahnung, ich hab beide Fächer zum Hausaufgabenmachen benutzt. wink

Im Ernst: Mein Punkt war eher, dass es wesentlich wichtigere Dinge gäbe, die an deutschen Schulen gelehrt werden sollten als das profunde(und oftmals falsche) Halbwissen, dass man als Schüler aus diversen Nebenfächern mitnimmt. Das ist aber zugegebenermassen eher der Schwäche des deutschen Schulsystems geschuldet und unabhängig davon, ob man pro oder kontra Religionsunterricht eingestellt ist.

. Wenn Du genau gelesen hast, habe ich ja sogar für Ethik als Pflichtunterricht plädiert. Allerdings halt ich Allgemeinbildung im Bereich Religion tatsächlich für ungleich wichtiger als Allgemeinbildung im Bereich Erdkunde, da ersterer Bereich ungleich wichtiger für Entstehung und Aufbau unserer Kultur ist als letzteres. Und denke durchaus, dass man ohne echten Verlust für die Schüler auch die Bereiche Natur- und Gesellschaftswissenschaften stärker zusammenführen kann (wie es hier im Saarland seit Einführung von G8 gehandhabt wird). Wobei wir spätestens jetzt in einem Bereich angekommen sind, der mit dem Ausgangsthema eher peripher zu tun hat.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 24. Januar 2009, 22:38:48
Schön, daß sich so viele von euch für die Politik in der Hauptstadt interessieren. Also die nichtbundesdeutsche Politik. Etwa zwei Tage und 16 Seiten.

Als ich aufwuchs gab es eine Trennung von Staat und Kirche. Wer Kirche zelebrieren respektive seiner Religion nachgehen wollte, konnte dies tun, nach der Schule oder Arbeit, ganz privat, ganz nach Belieben. Ganz so, wie es sein sollte. Ich persönlich halte mich nicht für einen Atheisten, wenn, dann höchstens in Bezug auf jedwede monotheistische Religion. Dahingehend würd' ich mich eher als "Heide" denn Atheist bezeichnen.

Wie dem auch sei, halte ich das in erster Linie füreine Panikblase im Hirn der Veranstalter, die sich zum ersten Mal neben den jüdischen Synagogen mit einer "fremden" Religion inklusive "Kirche" und Gläubigen vor der eigenen Haustür konfrontiert sehen. Da muß man doch was tun und etwas in eigener Sache machen. ... Nun ja, das ist wohl etwas zu zynisch. Letztlich sollte die Schule nicht zur Religionskunde (wie mag die an deutschen Schulen wohl aussehen?) genutzt werden, sondern genau das tun, was jetzt auch passiert: alles vorstellen und ins "rechte Licht" rücken. Und das so objektiv wie möglich.

 
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 24. Januar 2009, 22:46:13
Ach Zanan, du kannst uns nicht täuschen, wir wissen, dass du Lolth treu bist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 24. Januar 2009, 23:24:13
@Berandor: Hut ab für den andern Thread (da drüben soll ich ja nicht schreiben, auch wenns mich in den Fingern juckt ^^).

Letztlich sollte die Schule nicht zur Religionskunde (wie mag die an deutschen Schulen wohl aussehen?) genutzt werden,

Bei uns wars selbstverständlich, den konfessionellen Religionsunterricht zu besuchen (Ethik wurde, wenn ich mich recht erinnere, erst während meiner Schulzeit als alternatives Fach eingeführt). Ich habe das nie in einer besonders bekehrenden Form erlebt Tatsächlich war (abgesehen von den Klassenstufen 5-7, in denen wir Ausschnitte speziell des Alten Testamentes kennenlernen durften (weitestgehend in unkommentierter Form), der Religionsunterricht gar nicht so sehr unterschiedlich von dem, was auch im Fach Ethik gemacht wurde. Wir haben weitestgehend dieselben Themen behandelt, die Lehrer waren mit Kommentaren aus Sicht des Christentums eigentlich sehr zurückhaltend. Der Hauptunterschied war wohl der, dass Kirchengeschichte eine etwas größere Rolle spielte (Martin Luther, Calvin und Co.), dass etwas stärkeres Augenmerk auf den Einfluss des Christentums auf unsere Kultur gelegt wurde und der Rolle des Christentums während des Nationalsozialismus deutlich mehr Zeit und Aufwand geschenkt wurde (und zwar durchaus kritisch, nicht verharmlosend).

Ich glaube nicht, dass ein Fach Ethik das alles alleine stemmen kann (hat ja auch einen anderen Schwerpunkt), halte diese Themen allerdings für ziemlich wichtig und als unbedingt zur erforderlichen Allgemeinbildung eines abgehenden Abiturienten dazugehörend. Wahrscheinlich stehe ich auch als Nichtgläubiger dem Religionsunterricht wesentlich offener gegenüber, gerade weil ich ihn nicht als Bekehrungsveranstaltung oder auch nur -versuch erlebt habe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 01:20:00
@Berandor: Hut ab für den andern Thread
Dem schließe ich mich an. Bin jedenfalls gespannt, was dabei rauskommt.
Ich werde dort auch lieber nichts posten, da mir sicherlich die ein oder andere nichtneutrale Formulierung rausrutschen würde. ;-)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 03:21:23
Die Frage, die ich Eltern, die Pro Reli unterstützen, gerne stellen würde, ist:

Was würden Sie Ihrem Kind sagen, wenn es anstelle des Ethikunterrichts oder des Religionsunterrichts Ihrer Religion lieber den Religionsunterricht einer anderen Religion besuchen möchte? (wenn z.B. ein Mädchen seine Ethik lieber aus dem Koran ziehen möchte oder ein Sohn muslimischer Eltern lieber den jüdischen Glaubensbotschaften lauschen möchte - um mal ein paar plakative Beispiele zu nennen)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 25. Januar 2009, 04:32:06
Solange man im anderen thread ernsthaft interessierte Fragen ohne Unterton stellt um das Gesagte besser zu verstehen sollte das ja kein Problem sein. Es sollte einfach kein "in die Ecke drängen", kommentieren oder kritisieren sein. Rethorische Fragen sind hier wohl die grösste Gefahr, da man gerne dazu neigt Kritik in diesen zu verstecken. Für mich ist das eine interessante Chance, denn ich kenne keinen, nicht einen einigen Menschen, der sich als Christ bezeichnen würde und mir nahe genug steht um ihm solche Fragen stellen zu können.

@Selvan
Ich denke die Wahlfreiheit von der hier bei Pro-Reli gesprochen wird, bezieht sich auf die Eltern, denn ein Kind in dem Alter kann, noch sollte es keine solche Entscheidungen treffen müssen, was aber eben gerade dazu führen sollte, dass gar keine Wahl vorhanden sein sollte oder aber diese erst erfolgen kann, wenn die betroffene Person alt genug ist um sich mit der Frage auseinanderzusetzen zu können.

Ist ja am Ende auch meine Hauptkritik an der Religion. Wie kann etwas, aus einer recht breiten Auswahl an unterschiedlichen Angeboten, das einzig Wahre sein, wenn doch der geographische Ort der Geburt bzw. die Erziehung der Eltern bestimmt, welche Angebote (und ich bin hier mit der Mehrzahl dieses Wortes schon sehr freizügig, denn oft ist nur eines) zur Verfügung stehen? Also die Art, wie man überhaupt zu einer Religion kommt, widerspricht deren Grundsätzen schon mal zutiefst.

Weiterhin sind gerade die Christen für mich das typische Beispiel des "moving goalpost"-Prinzipes. Jedes mal, wenn die Wissenschaft etwas entdeckt, oder die Kultur sich in eine Richtung entwickelt, welche zweifelsohne mit der Religion kollidiert, dann wird die ganze Schose wieder neu interpretiert und ausgelegt bis es passt. Und dies nun schon seit Hunderten von Jahren. Bei anderen Weltreligionen ist das teilweise weniger der Fall, weshalb diese dann für christliche und auch atheistische Ohren schnell mal "lächerlich und weltfremd" gelten obwohl dies für den christlichen Glauben exakt gleich gelten würde, wäre dieser nicht immer wieder umformuliert worden. Das ist es übrigens, was ich mit meinem früheren Kommentar lakonisch und zynisch mit dem Wort "Feiglinge" gemeint habe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 25. Januar 2009, 10:30:38
Weiterhin sind gerade die Christen für mich das typische Beispiel des "moving goalpost"-Prinzipes. Jedes mal, wenn die Wissenschaft etwas entdeckt, oder die Kultur sich in eine Richtung entwickelt, welche zweifelsohne mit der Religion kollidiert, dann wird die ganze Schose wieder neu interpretiert und ausgelegt bis es passt. Und dies nun schon seit Hunderten von Jahren.

Mhh...empfindest du das wirklich so?

Gerade Bibel & Co. sind doch Texte bei denen man überraschend wenig Textänderungen über die letzten Jahrtausende feststellen muss. Klar gibt es Dinge die spätere Kirchenlehrer vertreten haben (Antipodendiskussion z.B.) welche für uns heute überholt sind.

Allerdings sind das dann halt meist Dinge die nicht wirklich mit tieferen Glaubensinhalten zu tun haben, oder auch nur damals unumstritten gewesen wären. Soviele Dinge die am eigentlichem Glaubensinhalt angepasst wurden würden mir gar nicht einfallen, zumindest nicht in einer Form die gegenüber anderen ethischen Prinzipien und ihrem Wandel über die Jahrtausende denn sich verstecken müsste.

Wandel selbst gibt es natürlich immer, das bleibt nicht aus wenn sich Menschen Gedanken machen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: AnOceanSoul am 25. Januar 2009, 11:13:03
Gerade Bibel & Co. sind doch Texte bei denen man überraschend wenig Textänderungen über die letzten Jahrtausende feststellen muss. Klar gibt es Dinge die spätere Kirchenlehrer vertreten haben (Antipodendiskussion z.B.) welche für uns heute überholt sind.

Ich denke dabei geht es weniger um die wörtliche Veränderung der Texte, als die Interpretation von eben diesen.

Zitat
Allerdings sind das dann halt meist Dinge die nicht wirklich mit tieferen Glaubensinhalten zu tun haben, oder auch nur damals unumstritten gewesen wären...

Also ich finde schon, dass das oft grundlegende Dinge sind. Um als 'wichtige Dinge' zu nennen, dass es im Mittelalter üblich war die Bibel wirklich _wörtlich_ auszulegen (u.a. dann noch Hölle, Ablass usw.),.. und wenn das Argument kommt, dass die damals ja alle komisch waren, und man heute bessere Erkentnisse hat: Binnen der letzten 20 Jahren hat sich auch ganzschön die Einstellung gegenüber Ehebruch, Sex vor der Ehe und Homosexualität verändert... was genaugenommen Gesetze innerhalb der Bibel sind, die man nicht umbedingt auslegen kann (ob sich meine Antwort jetzt mit dem ursprünglichen vom Raben deckt, sei dahingestellt, ich denke er meinte eher Fortschritte innerhalb der Wissenschaft und nicht Gesellschaft).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 25. Januar 2009, 11:51:36
Gerade Bibel & Co. sind doch Texte bei denen man überraschend wenig Textänderungen über die letzten Jahrtausende feststellen muss.
Ich habe ja explizit von der Interpretation des Textes geschrieben, nicht dem Text selbst.

@AnOceanSoul
Doch, passt schon.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 25. Januar 2009, 12:24:01
Da wird es aber schwierig, denn letztlich gab es die meisten Interpretationen die wir heute anwenden schon vor langer Zeit.

AnOceanSoul hat z.B. den Ablass genannt. Der ist natürlich nur eine Interpretation, um genau zu sein die Füllung von Lücken die beim Thema Vergebung auffielen.

Und auch wenn es bis heute noch den Ablass gibt...klar hat sich da die Anwendung in der Praxis deutlich geändert. Aber hat sich der Glaubensinhalt "Ablass von Strafen durch das Vollziehen guter Taten und Reue" geändert? Oder doch nur das was wir als gute Taten betrachten?

Oder die Art und Weise wie wir heute gegenüber Missbrauch mit so etwas umgehen? Früher hat halt Tetzel erzählt man wolle gegen Türken kämpfen und in Wahrheit das Geld in den Petersdom gesteckt. Missbrauch der Grundidee? Klar, und das sahen die Zeitgenossen ja durchaus ähnlich.

Aber wenn ich heute zum Heiligabend in die Kirche gehe spenden die Leute immer noch und fühlen sich besser weil sie eine gute Tat zu begehen glauben. Les ich dann zu dem Thema Luther (nun wahrlich auch keiner den man als Freund des Ablasshandels betrachtet normalerweise):

Zitat
Viele, die über Ablaßkrämerei in der katholischen Kirche lachen, üben sie doch täglich selbst. Wie mancher Mann von schlechtem Herzen glaubt sich mit dem Himmel ausgesöhnt, wenn er Almosen gibt.

Hat sich daran so viel geändert? Ich denke eher ist es ein Problem der Neuzeit dass wir uns immer ein bisschen einreden die Leute früher wären in ihrer Gedankenwelt so viel anders gewesen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 25. Januar 2009, 12:26:55
Ich denke dabei geht es weniger um die wörtliche Veränderung der Texte, als die Interpretation von eben diesen.

Wobei diese Interpretierbarkeit ja nur dem Grundgedanken folgt, dass der Tet selbst zwar von Gott inspiriert ist, der lesende (und interpretierende) Mensch aber fehlbar ist.

Die Bibel selbst macht ja keine naturwissenschaftliche Aussage. Deswegen macht es auch keinen Sinn, ihr die Schöpfungsgeschichte vorzuhalten, sie in Gegensatz zur Evolution zu stellen oder sich über andere scheinbare Konflikte zu streiten. Dass es natürlich Christen gibt, die genau dieses versuchen (Kreationisten), ist wahr, ist aber letztlich genauso dämlich wie die Fallgrube, die die katholische Kirche sich selbst ausgehoben hat, als sie die Unfehlbarkeit des Papstes postulierte. Das Problem ist, dass Christen anscheinend Schwierigkeiten damit haben, die Unbeweisbarkeit ihres Glaubens auszuhalten und deshalb allzuoft in die von Rationalisten gestellte Falle tappen, sich einen Beweiszwang aufoktroyieren zu lassen, dem sie de facto gar nicht unterliegen. Stattdessen könnten sie einfach klarmachen, dass die Unbeweisbarkeit Gottes ein geradezu konstituierendes Prinzip zumindest der Buchreligionen ist.

Kurz:
Die Bibel wörtlich zu nehmen, um sich auf dieser Basis in einen Wettstreit mit der Wissenschaft einzulassen, ist dämlich.
Die Bibel wörtlich zu nehmen, um auf dieser Basis die ganze Religion ad absurdum zu führen zu versuchen, aber auch.

Immerhin, wir lernen:
Bei Wissenschaftlern gilt es als lobenswert und rational, alte Erkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls anhand neuer Erkenntnisse zu modifizieren.
Wenn Christen dasselbe tun, schieben sie Pfosten durch die Gegend.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 12:44:35
@Selvan
Ich denke die Wahlfreiheit von der hier bei Pro-Reli gesprochen wird, bezieht sich auf die Eltern, denn ein Kind in dem Alter kann, noch sollte es keine solche Entscheidungen treffen müssen, was aber eben gerade dazu führen sollte, dass gar keine Wahl vorhanden sein sollte oder aber diese erst erfolgen kann, wenn die betroffene Person alt genug ist um sich mit der Frage auseinanderzusetzen zu können.
Du hast Recht.
Auszug aus dem Gesetzentwurf (Anzeigen)
Ich finde es ebenfalls fragwürdig, dass man den Eltern gestattet, ihr Kind frühzeitig auf eine ethische Bahn zu lenken, die mit großer Wahrschenlichkeit auf Unwahrheiten basiert (denn: Höchstens EINE der Religionen kann die Richtige sein.)

Ich glaube zwar nicht, dass das schlecht oder gefährlich ist (die aktuell gängigen Glaubensgrundsätze vermitteln ja zum größten Teil nur humanistische Werte) aber zumindest vergrößert es die Chance, dass die Kinder eine Philosophie eingeimpft bekommen, nach der es ok ist, absolute Wahrheiten zu akzeptieren, für die es keinerlei Rechtfertigung gibt und die in ihren Originalsprachen möglicherweise völlig anders gemeint waren. ("Es gibt keinen anderen Gott als Allah." "Ich glaube [...] an Jesus Christus [...] geboren von der Jungfrau Maria" "Alles Leben ist Leiden" "Die Juden sind Gottes auserwähltes Volk" etc.)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 25. Januar 2009, 12:47:09
Bei Wissenschaftlern gilt es als lobenswert und rational, alte Erkenntnisse auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls anhand neuer Erkenntnisse zu modifizieren.
Wenn Christen dasselbe tun, schieben sie Pfosten durch die Gegend.
Vergleich doch mal wie diese neuen Erkenntnisse bei diesen beiden Disziplinen gewonnen werden. Ich würde sagen da besteht ein kleiner Unterschied, nicht? Ich halte es sogar schon für problematisch, dass du von "Erkenntnissen" im Zusammenhang mit Religion schreibst aber gut.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 25. Januar 2009, 12:54:06
Kommt drauf an welche Wissenschaft du meinst.

Die meisten Geisteswissenschaften gewinnen ihre Erkenntnisse wohl auf ähnliche Art und Weise wie die Religionen. Erfahrung und Überlegung gleichermassen. Bei Religionen kommt noch das finden und besser verstehen alter Texte hinzu.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 13:11:06
Die Bibel selbst macht ja keine naturwissenschaftliche Aussage.
Wenn man will, macht sie es. Es gibt jedenfalls genügend Leute, die das genaue Gegenteil behaupten.
Zitat
Deswegen macht es auch keinen Sinn, [...] sich über [...] scheinbare Konflikte zu streiten. [...]
Die Bibel präsentiert also nach deiner Meinung keine nachweisbaren/widerlegbaren Fakten sondern ist sozusagen eher eine Art allegorische Anleitung für spirituelle Denkprozesse. Sie ist ein Wegweiser durch das Gehirn, der zu einem Ziel führen kann, das als erfüllend, erlösend und wahr erlebt wird. Habe ich das so halbwegs richtig verstanden?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 25. Januar 2009, 13:39:46
Vergleich doch mal wie diese neuen Erkenntnisse bei diesen beiden Disziplinen gewonnen werden. Ich würde sagen da besteht ein kleiner Unterschied, nicht? Ich halte es sogar schon für problematisch, dass du von "Erkenntnissen" im Zusammenhang mit Religion schreibst aber gut.

Was ich meine ist: Früher ging man aufgrund der Interpretation des Textes (wörtlich steht es meines Wissens ja nirgends) davon aus, dass die Welt eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums ist. Dann entdeckten Wissenschaftler erneut (war ja in der Antike schon mal bekannt gewesen), dass die Erde in Wirklichkeit eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht, also gar nicht der Mittelpunkt sein kann.. Ich verstehe nicht im geringsten, wieso es "feige" zu nennen ist, wenn ich diese Erkenntnis anerkenne und entsprechend in meine Theologie einbaue (sofern ich aus dem alten "Wissen" falsche Schlüsse gezogen habe.


Ich finde es ebenfalls fragwürdig, dass man den Eltern gestattet, ihr Kind frühzeitig auf eine ethische Bahn zu lenken, die mit großer Wahrschenlichkeit auf Unwahrheiten basiert (denn: Höchstens EINE der Religionen kann die Richtige sein.)

Ich fände es viel fragwürdiger, wenn der Staat darauf Einfluss zu nehmen versuchte, wie es in totalitären Regimes üblicherweise der Fall ist. Glaubensfreiheit ist nicht umsonst ein Grundrecht, der Staat sollte nur darauf achten, dass daraus keine für ihn gefährliche (also staatsfeindliche) Haltung erwächst. Was um so leichter fällt, als das die Religionen diese Staatsfeindlichkeit zunächst mal gar nicht hergeben.

Dein in Klammern nachgeschobener Satz ist übrigens höchst diskutabel.

Wenn man will, macht sie es. Es gibt jedenfalls genügend Leute, die das genaue Gegenteil behaupten.

Ja, und wie ich oben schon schrieb, ist der Mensch fehlbar. Kreationismus ist als naturwissenschaftlicher Ansatz so leicht ad absurdum zu führen, dass es fast schon lächerlich ist, überhaupt darüber zu diskutieren. Nur hat diese Gruppe keinen Alleinvertretungsanspruch. Ich bin nicht ihrem Diktat unterworfen und bin kein bißchen weniger Christ, nur weil ich diesem Blödsinn nicht zustimme.

Und möchte deswegen auch nicht, dass Christentum unter dem Verweis auf die Kreationisten pauschal als Blödsinn abgetan wird.


Zitat
Die Bibel präsentiert also nach deiner Meinung keine nachweisbaren/widerlegbaren Fakten sondern ist sozusagen eher eine Art allegorische Anleitung für spirituelle Denkprozesse. Sie ist ein Wegweiser durch das Gehirn, der zu einem Ziel führen kann, das als erfüllend, erlösend und wahr erlebt wird. Habe ich das so halbwegs richtig verstanden?

Nicht ganz. Zum Teil ist die Bibel ja auch ein historisches Dokument, und da finden sich im Bibeltext schon genügend Widersprüche, die den Wert der Bibel als historisches Dokument zweifelhaft erscheinen lassen, Auch hier heißt das für mich allerdings nicht, dass dadurch der Wert der Bibel insgesamt in Frage gestellt wird, sonst müsste ich das auch für ziemlich jedes andere historische Dokument so sehen.

Bei Herodot würde aber kein Mensch auf die Idee kommen, bei dem Autor den heutigen Kenntnisstand vorauszusetzen, um daraufhin die kompletten Historien für wertlos zu erklären. Bei der Bibel habe ich schon erlebt, dass Widersprüche in den Stammbäumen zu genau diesem Zweck missbraucht wurden. Oder eben die beiden Schöpfungsgeschichten.

Es gibt natürlich Dinge, die aus heutigem Wissenstand heraus einfach nicht gehen. Das zentrale davon ist die bereits angesprochene Wiederauferstehung Jesu. Wie im andern Thread von Alois Abräumer angesprochen, ist dieser Punkt für das Christentum zentral und für mich der Hauptgrund meiner Glaubensschwierigkeiten bzw. meines Glaubensabfalls. Natürlich lässt sich das aus der Religion selbst heraus erklären (Gott kann so was), aber aus der wissenschaftlichen Draufsicht ist es so wie geschildert einfach nicht möglich.

Was allerdings den Wert anderer zentraler Aussagen der Bibel für mich nicht mindert. Es macht mir lediglich unmöglich,  an den "christlichen" Gott zu "glauben".
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 25. Januar 2009, 13:47:01
Vergleich doch mal wie diese neuen Erkenntnisse bei diesen beiden Disziplinen gewonnen werden. Ich würde sagen da besteht ein kleiner Unterschied, nicht? Ich halte es sogar schon für problematisch, dass du von "Erkenntnissen" im Zusammenhang mit Religion schreibst aber gut.

Was ich meine ist: Früher ging man aufgrund der Interpretation des Textes (wörtlich steht es meines Wissens ja nirgends) davon aus, dass die Welt eine Scheibe und der Mittelpunkt des Universums ist. Dann entdeckten Wissenschaftler erneut (war ja in der Antike schon mal bekannt gewesen), dass die Erde in Wirklichkeit eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht, also gar nicht der Mittelpunkt sein kann.. Ich verstehe nicht im geringsten, wieso es "feige" zu nennen ist, wenn ich diese Erkenntnis anerkenne und entsprechend in meine Theologie einbaue (sofern ich aus dem alten "Wissen" falsche Schlüsse gezogen habe.

Die Flache Erde war im Mittelalter keine von der Kirche gelehrte Theorie, stattdessen gabs Päpste die Globen bauten.

Das ganze ist also eher ein Beispiel für die Probleme die es später gab als man versuchte altes Wissen gegenüber neuem zu verunglimpfen. Es war also keine "Entdeckung der Wissenschaftler"
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 14:03:28
Was allerdings den Wert anderer zentraler Aussagen der Bibel für mich nicht mindert. Es macht mir lediglich unmöglich,  an den "christlichen" Gott zu "glauben".
Ich finde es erstaunlich, dass du einerseits alle unsinnigen Passagen quasi ausblendest und andererseits dem Rest weiterhin Glauben schenkst.

Das ist als würde ich ein Buch von Erich von Dänicken kaufen um an seriöse wissenschaftliche Erkennnisse zu kommen. Sie sind ganz bestimmt enthalten. Wäre es nicht aber sinnvoller, gleich ein wissenschaftliches Buch zur Hand zu nehmen um nicht Gefahr zu laufen, den ein oder anderen Unsinn nicht als solchen zu erkennen?

Schonmal mit anderen Weltanschauungen geliebäugelt? Buddhas Aussagen bspw. kommen denen von Jesus angeblich ziemlich nahe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 25. Januar 2009, 14:15:11
Ich verstehe nicht im geringsten, wieso es "feige" zu nennen ist, wenn ich diese Erkenntnis anerkenne und entsprechend in meine Theologie einbaue (sofern ich aus dem alten "Wissen" falsche Schlüsse gezogen habe.
Meine Güte, häng dich doch nicht an einem scherzhaft geäusserten Begriff auf. Die Idee dazu stammt übrigens aus dem Islam, denn dort wird das Christentum zum Teil als feige und zum anderen Teil als korrupt angesehen, weil es die Degeneration der Gesellschaft nicht aktiv bekämpft, sondern sich derer beugt.

Zur eigentlichen Frage. Das Problem mit der Entwicklung der Religion ist die Dogmatik. Es ist ja nicht so, dass die religiösen Führer sich hinstellen und dann sagen, dass sie momentan der Meinung sind, dass der Text der heiligen Schriften vielleicht das und das bedeuten könnte. Sondern jede "neue Erkenntnis" gilt gerne wieder als die unumstössliche Wahrheit, während man die alte unumstössliche Wahrheit still und leise begräbt. Die Wissenschaft verlangt und begrüsst zudem Kritik, Überprüfung und das in Frage stellen von etablierten Theorien. Behauptest du wirklich, dass dies in der Religion auch so ist?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 25. Januar 2009, 15:01:36
Naja, zumindest kann man kaum sagen dass über Glaubensinhalte und ihre Deutung zu wenig diskutiert wurde. Es gibt doch kaum sonstige Philosophische oder Geisteswissenschaftliche Dinge über die mehr debattiert würde.

Sowohl in Fachkreisen als auch im Volk.

Das jemand der glaubt eine Erkenntniss zu haben diese als unumstösslich betrachtet würde ich auch nicht als spezifisch für Religionen betrachten. Aber nimm zum Beispiel das Dogma der Unfehlbarkeit. Klingt toll, bedeutet aber nicht dass der Papst unfehlbar wäre, oder seine Aussagen. Nur dass er unfehlbare - von Gott gegebene - Erklärungen abgeben könnte. Wenn er denn will. Gewollt hat bisher nur einer, einmal.

Der aktuelle Papst zum Beispiel lehnt seine Unfehlbarkeit ab. Von Unumstösslichkeit ist da wenig zu sehen.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 25. Januar 2009, 15:33:05
Die Flache Erde war im Mittelalter keine von der Kirche gelehrte Theorie, stattdessen gabs Päpste die Globen bauten.

Das ganze ist also eher ein Beispiel für die Probleme die es später gab als man versuchte altes Wissen gegenüber neuem zu verunglimpfen. Es war also keine "Entdeckung der Wissenschaftler".

Wieder was gelernt. Danke für den Hinweis. Allerdings hat der von dir komplett ausgeblendete zweite Teil meiner Aussage ("Geozentrik" gg. Heliozentrik") weiterhin Bestand.

Meine Güte, häng dich doch nicht an einem scherzhaft geäusserten Begriff auf.

Sollte gar nicht so rüberkommen, ich habs nur als griffige Kurzformel benutzt. Mein Fehler.


Ich finde es erstaunlich, dass du einerseits alle unsinnigen Passagen quasi ausblendest und andererseits dem Rest weiterhin Glauben schenkst.

Das ist als würde ich ein Buch von Erich von Dänicken kaufen um an seriöse wissenschaftliche Erkennnisse zu kommen. Sie sind ganz bestimmt enthalten. Wäre es nicht aber sinnvoller, gleich ein wissenschaftliches Buch zur Hand zu nehmen um nicht Gefahr zu laufen, den ein oder anderen Unsinn nicht als solchen zu erkennen?

Schonmal mit anderen Weltanschauungen geliebäugelt? Buddhas Aussagen bspw. kommen denen von Jesus angeblich ziemlich nahe.

a) Ich "glaube" gar nichts, halte aber die Bergpredigt unabhängig von ihrer Quelle für ein sehr wertvolles Dokument. Findest Du das tatsächlich erstaunlich?

b) Zeig mir doch mal den ganzen Unsinn und beweis mir, dass er ausgerechnet in der für das Christentum schädlichsten Interpretation gelesen werden muss.

c) Es gibt eine Reihe hochangesehener Wissenschaftler, die teilweise während ihres Lebens eine ganze Menge haarsträubenden Unsinn erzählt haben. Soll ich deswegen ihr wissenschaftliches Wirken in Bausch und Bogen verdammen? Abgesehen davon stehe ich auch bei wissenschaftlichen Texten vor dem Problem, mangels Zeit, Fachwissens und möglicherweise auch geistiger Kapazität oftmals einfach "glauben" zu müssen, was die mir mitteilen. Zusätzlich ist es oftmals noch in eine so verquere Sprache verkleidet, dass es mir wirklich schwer fällt, irgendwas zu verstehen. Um das auf den Schulunterricht zurückzuführen:

Immanuel Kant (von mir hochgeschätzt) versteht in dem Alter kein Mensch.

d) streite ich gar nicht ab, dass auch andere Religionen wertvolles (teilweise sogar identisches) Gedankengut enthalten. Da ich aber nicht das Bedürfnis habe, den Verlust meines christlichen Glaubens durch irgendein anderes Pflaster abzudecken, weiß ich ehrlich gesagt nicht, was das in diesem Zusammenhang zu suchen hat.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 25. Januar 2009, 16:39:34
Zur eigentlichen Frage. Das Problem mit der Entwicklung der Religion ist die Dogmatik. Es ist ja nicht so, dass die religiösen Führer sich hinstellen und dann sagen, dass sie momentan der Meinung sind, dass der Text der heiligen Schriften vielleicht das und das bedeuten könnte. Sondern jede "neue Erkenntnis" gilt gerne wieder als die unumstössliche Wahrheit, während man die alte unumstössliche Wahrheit still und leise begräbt. Die Wissenschaft verlangt und begrüsst zudem Kritik, Überprüfung und das in Frage stellen von etablierten Theorien. Behauptest du wirklich, dass dies in der Religion auch so ist?

Meinst Du in diesem Kontext das Christentum oder alle Religionen? Denn bei Zweiterem würde ich Dir widersprechen.
Wenn man sich mit asiatischen Religionen auseinander gesetzt hat, weiß man, dass dies nicht der Fall ist (Zen zB).
Für den Fall, dass Du jene als Philosophie definierst, ignoriere meinen Einwurf bitte ;)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 25. Januar 2009, 16:51:01
Zen würde ich tatsächlich eher als Philosophie bezeichnen; Buddhismus aber nicht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 25. Januar 2009, 17:16:32
Zen würde ich tatsächlich eher als Philosophie bezeichnen; Buddhismus aber nicht.

Und die Frage ist, was TheRaven meinte, denn einige "Weltanschauungen" sind alles andere, als dogmatisch.

Was Zen angeht, stimme ich Dir absolut zu.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 25. Januar 2009, 18:27:48
Zitat
Meinst Du in diesem Kontext das Christentum oder alle Religionen?
Weder noch. Ich denke jeder weiss selber, welche Ansichten man als philosophisch und welche man als dogmatisch bezeichnen muss. Primär denke ich aber schon an die abrahamischen Religionen.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 25. Januar 2009, 19:33:49
Zur eigentlichen Frage. Das Problem mit der Entwicklung der Religion ist die Dogmatik. Es ist ja nicht so, dass die religiösen Führer sich hinstellen und dann sagen, dass sie momentan der Meinung sind, dass der Text der heiligen Schriften vielleicht das und das bedeuten könnte. Sondern jede "neue Erkenntnis" gilt gerne wieder als die unumstössliche Wahrheit, während man die alte unumstössliche Wahrheit still und leise begräbt. Die Wissenschaft verlangt und begrüsst zudem Kritik, Überprüfung und das in Frage stellen von etablierten Theorien. Behauptest du wirklich, dass dies in der Religion auch so ist?

Um darauf noch kurz einzugehen: Nicht in jeder. Im Judentum und zumindest auch im Frühchristentum uneingeschränkt ja. Im Islam ist das im Prinzip auch noch so.

Grund für die Behauptung: Bis zur Gründung der katholischen Kirche gab es so etwas wie eine Dogmatik ja überhaupt nicht. Es gab einflußreiche Einzelpersonen (zunächst mal die Apostel, dann Paulus, sicher auch andere, nicht so bekannte), die ihre jeweils ganz eigene Deutung der Heilsgeschichte hatten. Nicht umsonst gibt es vier Evangelien, die zwar im Kern dieselbe Geschichte erzählen, sich aber dennoch eindeutig voneinander unterscheiden.

Jesus war Rabbi. Sein Einfluss bemaß sich in erster Linie an der Menge der Leute, die ihm zuhörten und die seiner Lehrmeinung Glauben schenkten. Die Trennung zwischen Christentum und Judentum fand nicht in erster Linie statt, weil irgendjemand eine clevere Idee zur Religionsgründung hatte, sondern weil die Frühchristen Jesus als ihren Messias anerkannten, was von den (meisten) Juden bis heute abgelehnt wird. "Meisten" deshalb, weil es heute durchaus Menschen gibt, die nach wie vor in der jüdischen Tradition leben, dennoch aber Jesus als ihren Messias ansehen.

Der Dogmatismus mit all seinen Tendenzen, zu einer starren, leblosen und nicht mehr bereicherungsfähigen Religion zu führen, entstand erst später mit der Organisation des Christentums in den großen Kirchen.  Aber selbst so zentrale Fragen wie die Göttlichkeit Jesu ist nicht eindeutig beantwortbar. Es kann (und gab) bis auf einige wenige zentrale Fragen zu den meisten Dingen verschiedene und veränderliche Lehrmeinungen geben. Das gehört durchaus zur religiösen Tradition dazu und ist im Protestantismus gelebte Praxis. Die Katholiken mit ihrer starren Kirchenhierarchie tun sich da sicher (zumindest offiziell) schwerer, obwohl ich auch da einen Riesenunterschied zwischen der von der Kirchenspitze vorgegebenen Hierarchie und der Lebenspraxis der Katholiken in der Realtität sehe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Curundil am 25. Januar 2009, 20:02:15
Zumal ein ziemlich großer Brocken an katholischen Dogmen nicht etwa althergebracht, sondern dem "Kulturkampf" des preußischen Beamtenapparats mit den katholischen Bevölkerungsanteilen im 19. Jahrhundert zu "verdanken" ist. Gegenstand dieser Auseinandersetzung waren u.a. auch bildungspolitische Fragen (Überraschung!!!  :cheesy:).

Viele Glaubensansichten, die in profane oder sekulare Bereiche hineinspielen, wurden als Gegenpol zu preußischen Ansichten oder Erlassen erst damals vom Papst dogmatisiert. Davor hatte die Kirche zu manchen Punkten zwar festgefaßte Meinungen und Richtlinien, die aber nicht unbedingt durchweg Dogmen (= unumstößlich) waren. Mit neuen Dogmen ging man auch in der katholischen Amtskirche immer recht sensibel und zurückhaltend um, hitzige "Streitlegislatur" wie den Kulturkampf mal außer Acht gelassen. Daß diese, zu einem politischen Zweck zementierten, Dogmen sich nun nicht mehr zurücknehmen lassen, ist ein Problem der "Verfassung" der Kirche, wenn man das so bezeichnen will. Konträre Standpunkte gibt es auch in der katholischen Theologie.

EDIT: Jaja, wollte eigentlich nichts mehr hier posten.  ::) Aber es scheint sich ja etwas beruhigt zu haben. Wer jetzt mit dem Finger auf mich zeigt, kann mich ja ignorieren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 25. Januar 2009, 23:15:27
a) Ich "glaube" gar nichts, halte aber die Bergpredigt unabhängig von ihrer Quelle für ein sehr wertvolles Dokument. Findest Du das tatsächlich erstaunlich?
Nein. Da habe ich dir vermutlich einfach unfairerweise mehr blinden Glauben unterstellt als zutreffend ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. Januar 2009, 12:51:16
Von den Christen Pro Ethik – übrigens könnte es gut sein, dass ich ohne die stark kritikwürdige Kampagnendurchführung von ProReli der Idee anders gegenüberstünde – ein offener Brief:

Zitat
Das Ergebnis der Unterschriftenaktion von „Pro Reli“ nehmen wir zur Kenntnis, können ihm aber wegen des massiven Einsatzes von Geldern und wegen der irreführenden bis wahrheitswidrigen Werbung keinen Respekt zollen.

Achtung haben wir vor den Mühen vieler HelferInnen von „Pro Reli“, die meinten, einer guten Sache zu dienen. Mögen ihre und die Anstrengungen aller Religionslehrkräfte und GemeindekatechetInnen am Ende unserem gemeinsamen Anliegen zugute kommen, dass die christlichen Kirchen ihre Kraft in eine zukunftsträchtige Lösung der Berliner Schul- und Gemeindeprobleme mit einbringen und sich nicht allein auf die Durchsetzung eines Abwahlmodells Religions- oder Ethikunterricht konzentrieren.

Als Christinnen und Christen distanzieren wir uns entschieden davon, dass unsere Kirchen aus der zu respektierenden bürgerschaftlichen Initiative „Pro Reli“ eine kirchenoffizielle Angelegenheit, ja oft sogar eine Frage des rechten Glaubens gemacht haben. Dadurch wurde zu unserem großen Bedauern Vertrauen in unsere Kirchen und in die Demokratie missbraucht und veraltetes Lagerdenken gefördert.

Wegen des ihrem Auftrag zuwider laufenden parteilichen Verhaltens der Kirchen fordern wir von ihnen analog zum Parteienfinanzierungsgesetz öffentliche Rechenschaft über die Höhe der immensen Kosten für die Kampagne und über die Namen der Großspender.

Wir brauchen das gemeinsame Pflichtfach „Ethik“ in Berlin für die Klassengemeinschaften des 7. bis 10. Jahrganges dringend. Davon bleiben wir überzeugt und wir werden dies in den kommenden Monaten weiter öffentlich machen. Wir werden uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass in diesem Fach mehr vergleichende Religionskunde und entsprechende Begegnungsmöglichkeiten praktiziert werden.
Die Aneignung der Werte unseres Grundgesetzes und das Einüben von Regeln und Normen für das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Weltanschauungen in unserer Stadt sind heute genauso wichtig, wie es das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen seit Jahrhunderten ist.

Wir wiederholen: SchülerInnen der 7. bis 10. Klasse haben in Berlin weiterhin (wie 1948–1990 im Westteil der Stadt) die Freiheit, sich denjenigen Bekenntnisunterricht, den sie und ihre Eltern wollen, zu ihrem normalen Stundenplan hinzu zu wählen. Etwa ein Viertel der Jugendlichen nutzt diese Angebote. Es sind nur 1 bis 3% weniger als vor der Einführung des gemeinsamen Ethikunterrichts in Berlin.
Für die Kinder der 1. bis 6. Klasse hat sich durch das neue Fach Ethik in Berlin nichts geändert. Für sie können die Eltern weiterhin Religions- oder Weltanschauungsunterricht wählen. Drei Viertel aller Eltern machen für ihre Kinder davon Gebrauch.

Im Blick auf die Ergebnisoffenheit des bevorstehenden Volksentscheides halten wir es für dringend erforderlich, dass auf allen Ebenen die demokratischen Verfahrensweisen eingehalten werden. Wir betonen dies ausdrücklich, denn es wäre verhängnisvoll, wenn das Ansehen unserer Kirchen in weiten Kreisen der Bevölkerung auch dadurch weiter beschädigt würde und wenn noch mehr Gemeindeglieder sich aus Gruppenloyalität gegen ihre Überzeugung entscheiden müssten.

Für „Christen pro Ethik“:
gez. Michael-Erich Aust, Almuth Berger, Josef Göbel, Ruthild Hockenjos, Hildegard Hoffmann, Constanze Kraft, Gisela Lattmann-Kieser, Martin Lotz, Ruth Priese, Hans Simon, Henning von Wedel
http://www.christen-pro-ethik.de/index.html
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 26. Januar 2009, 13:18:26
Vielen Dank, das lässt mich manches unter anderem Blickwinkel sehen. INsbesondere

Zitat
SchülerInnen der 7. bis 10. Klasse haben in Berlin weiterhin (wie 1948–1990 im Westteil der Stadt) die Freiheit, sich denjenigen Bekenntnisunterricht, den sie und ihre Eltern wollen, zu ihrem normalen Stundenplan hinzu zu wählen. Etwa ein Viertel der Jugendlichen nutzt diese Angebote. Es sind nur 1 bis 3% weniger als vor der Einführung des gemeinsamen Ethikunterrichts in Berlin.
Für die Kinder der 1. bis 6. Klasse hat sich durch das neue Fach Ethik in Berlin nichts geändert. Für sie können die Eltern weiterhin Religions- oder Weltanschauungsunterricht wählen. Drei Viertel aller Eltern machen für ihre Kinder davon Gebrauch.

dieser Sachverhalt war mich nicht klar. Ich war bisher davon ausgegangen, dass es in Berlin quasi gar keinen Religionsunterricht mehr gäbe. Dieser Passus entspricht aber einer Abwandlung der von mir weiter oben angesprochenen Idee.

Und ohne ein großer TAZ-Fan zu sein, fand ich den bei "Christen pro Ethik" verlinkten Artikel recht amüsant und erhellent:

Link (http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/verrat-am-christlichen-auftrag)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 26. Januar 2009, 13:50:14
Achso, ich dachte, das sei allen Diskutanten klar: Es geht nicht darum, Religionsunterricht zu ermöglichen, sondern durch die Wahl des Religionsunterrichts Ethik abwählen zu können. Statt des gemeinsamen Unterrichts soll es die Wahl zu getrenntem geben.
Und da bin ich wie gesagt dagegen, weil ich glaube, dass ein gemeinsames Diskutieren von Moral und Religion den Kindern mehr nützt, als ein getrenntes Diskutieren, was die anderen, die nun ja gar nicht anwesend sind, denn so glauben und denken.

Und nicht nur das, auch bei diesem Volksbegehren wird die gleiche Taktik verwandt wie schon bei der Tempelhof-Sache: Es wird immer wieder davon gesprochen, dass Pro Reli in der Abstimmung 600.000 Stimmen braucht; verschwiegen wird meistens, dass sie außerdem auch noch die Mehrheit der Stimmen brauchen. Auf die gleiche Weise wurde bei der letzten Abstimmung versucht, Gegner von der Wahl fernzuhalten, indem man es so darstellte, als wäre eine es egal, ob man mit "nein" stimmt oder gar nicht hingeht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Rogan am 30. Januar 2009, 15:15:33
Eine aktuelle Begebenheit aus der Pro Reli Initiative:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,604247,00.html
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 30. Januar 2009, 19:14:31
Der Spiegel mutiert auch immer mehr zur Bildzeitung...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Hedian am 22. April 2009, 05:32:45
Verlesen, Beitrag hinfällig.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lord Magico am 22. April 2009, 22:34:56
Der Spiegel mutiert auch immer mehr zur Bildzeitung...

auch schon gemerkt?

Ich hab mal gelesen, dass es da durchaus Verbindungen zwischen dem Springerverlag und dem Spiegel gibt.
Irgendwie teilen die sich viele Pressemitteilungen... und Springer hält auch einiges an Aktienanteilen des Spiegels.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 01:11:59
Deine Antwort kommt drei Monate zu spät ...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 23. April 2009, 01:59:49
Und falsch ist sie glaube ich auch noch. Zumindest was die Aktienanteile des Springerverlags am Spiegel angeht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 03:32:31
Auch wenn der Thread nur versehentlich ausgebuddelt wurde, ist der Zeitpunkt gar nicht so unpassend. Am Sonntag ist nämlich der Tag der Abstimmung.

Wenn ich mir meinen Eingangspost jetzt nochmal so durchlese, muss ich zugeben, dass er doch ganz schön herablassend/polemisch daherkam. Mittlerweile sehe ich das etwas entspannter, werde aber trotzdem am Sonntag mit Nein stimmen, (auch weil mir die Initiative Pro Reli mit ihrer übertriebenen Kampagne und den reißerischen Parolen während der letzten Wochen tierisch auf die Nerven gegangen ist).

Mein Tipp: zu geringe Wahlbeteiligung
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 09:00:00
Also ich persönlich habe gegen Religionsunterricht nichts einzuwenden insofern gewisse Voraussetzungen gegeben sind

- jede (Welt-)Religion wird unterrichtet

- Religion wird als ein Teil von Geschichte und Kultur unterrichtet und nicht als Dogma (also kein "Es gibt Gott" sondern "Die Theisten sagen Gott gibt es, ihre Argumente sind...BlaBla"

Solange Religionsunterricht keine Missionierung beinhaltet sondern reine Informationsgebung sollte sie sogar ein Pflichtfach sein, weil unsere Welt ist von dem Thema stark beeinflusst.

Religionsunterricht wie er zu meinen Zeiten (vor 20 Jahren rum) abgehalten wurde ist selbstverständlich nicht zeitgemäß und null säkular.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 23. April 2009, 09:18:52
Jo, und damit bist du mit deinen Vorderungen beim Fach Ethik, wie es in Berlin angeboten wird.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 09:50:00
Jo, und damit bist du mit deinen Vorderungen beim Fach Ethik, wie es in Berlin angeboten wird.
Dann bin ich dafür   :thumbup:

Noch zur Ergänzung:
Ich bin Contra Religion, aber Pro Religionsunterricht (in dieser Form).
Umso mehr man über die Geschichte der Religionen weiß und umso mehr Alternativen man kennt umso geringer ist meiner Meinung nach die Chance, sich auf ein Dogma zu fixieren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 11:23:23
Wohingegen Günther Jauch nicht müde wird, in der Wahlwerbung zu behaupten, dass derzeit in Berlin nur 8 Ethik-Schulstunden im Jahr den Weltreligionen gewidmet seien.

Keine Ahnung ob das stimmt. Auf jeden Fall gibt es darauf aus meiner Sicht 2 Erwiderungen:
1) 8 Schulstunden für alle Religionen wäre tatsächlich recht knapp bemessen
2) Warum wird eigentlich ausgerechnet der Ethikunterricht dafür kritisiert? Hier schimmert meines Erachtens die seltsame Einstellung durch, dass die Religionen eine Art Ethikmonopol hätten. Genausogut könnte man aber auch einfach in Geschichte, Erdkunde oder Deutsch etwas über die Religionen der Welt lernen. Nicht zu vergessen im freiwilligen Religionsunterricht. (Aber bitte nicht in Biologie...) ;-)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 11:49:18
Also im Rahmen eines Schulunterrichtes sollte man Ethik und Religion sowieso trennen.

Ein Fach wie Religionsgeschichte kann ich mir gut vorstellen, ebenso als Abschnitt in anderen Fächern wie z.B. Geschichte.

Ethik wiederum sollte freiwillig im Rahmen von Wahlfächern oder Nachmittagsprogrammen angeboten werden.

Es sollte einfach sichergestellt werden, dass der Staat niemals direkt in die Weltanschauung eines Kindes eingreifen kann.
Auch diverse Weltanschauungen anbieten (z.B. mit einem breiten Angebot an Religionsunterrichten wie Islam, Atheismus, Christentum usw.) wäre problematisch, weil die Weltanschauungen die nicht angeboten werden (sagen wir mal Buddhismus oder Agnostizismus z.B.) automatisch diskriminiert würden.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 12:12:58
Es sollte einfach sichergestellt werden, dass der Staat niemals direkt in die Weltanschauung eines Kindes eingreifen kann.
Das sagt sich so leicht daher und klingt erstmal gut. Ich glaube aber, dass es sich 1.) nicht vermeiden lässt und 2.) deswegen auf verantwortungsvolle, aufgeklärte und rechtsstaatliche Weise passieren sollte.

Was ist so schlimm daran, wenn die Schule den Kindern bspw. die Rechte und Werte des Grundgesetzes und der UN-Menschenrechtscharta als etwas "Gutes" verkauft? Oder meinst du mit "Weltanschauung" nur die Gott-Frage?

edit @ Lhor: Deine Vorschläge sind mit keiner der beiden Wahlmöglichkeiten am Sonntag kompatibel und widersprächen auch dem Grundgesetz. Im Übrigen finde ich es interessant, dass du Atheismus und Agnostizimus als Religionen gleichgestellt behandelst - als gäbe es da irgendwelche offiziellen Leitlinien, die über die Aussagen "wir glauben nicht an Götter" bzw. "wir wissen nichts über die Existenz von Göttern" hinausgehen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 13:14:35
@Selvan
Meiner Meinung nach ist alles eine Religion, was ein Dogma verfechtet.
"Es gibt keinen Gott" ist für mich ein solches.
Im Endeffekt wäre das Fach "Atheismus" oder "Agnostizismus" natürlich im Endeffekt ein Philosophiekurs mit atheistischen/agnostischen Philosophen und kein richtiger Religionsunterricht, ok.

Inwiefern widersprechen meine Vorschläge dem Grundgesetz?
 
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 13:27:01
Zitat
Artikel 7
(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religionsunterricht zu bestimmen.
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religionsunterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.
Widersprechen ist vielleicht ein etwas hartes Wort aber das GG möchte nunmal keinen allumfassenden sondern einen konfessionellen Religionsunterricht.

PS: Atheisten sind nicht notwendigerweise dogmatisch. Die Aussage "Es gibt keinen Gott." ist natürlich unsinnig. Die meisten Atheisten sagen einfach: "Ich glaube nicht an Gott" so wie die meisten Menschen nicht an Aliens glauben (obwohl deren Existenz zumindest vorstellbar wäre). Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, A-Alienismus als Dogma zu bezeichnen oder als Schulfach einzuführen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 23. April 2009, 13:30:34
Ich rieche hier seitens Lhor unsaubere Formulierung. Gemeint ist von ihm wohl Unterricht über Religion und nicht (konfessioneller) Religionsunterricht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 13:33:58
Ich rieche hier seitens Lhor unsaubere Formulierung. Gemeint ist von ihm wohl Unterricht über Religion und nicht (konfessioneller) Religionsunterricht.
Wieso unsauber formuliert? Ich denke es ist klar dass ich das gemeint habe, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 23. April 2009, 13:36:01
Mir schon, dem Juristen nicht...  :D ::)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 13:36:11
Das Grundgesetz ist in diesem Punkt einfach verstaubt und meiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. Ich sehe es im Prinzip wie Lhor und würde jederzeit einer allgemeinen Religionskunde den Vorzug geben.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 23. April 2009, 13:42:56
Definitiv verstaubt!
Und ich frage mich wie man ein säkularer Staat sein will ohne diesen Abschnitt zu missachten?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. April 2009, 13:46:54
Die meisten Atheisten sagen einfach: "Ich glaube nicht an Gott" so wie die meisten Menschen nicht an Aliens glauben (obwohl deren Existenz zumindest vorstellbar wäre).
Apfel und Birne. Ausserirdische Lebensform ist klar definiert und die Logik gebietet, dass der Wahrscheinlichkeit nach eine solche existieren sollte und wenn es nur Mikroben in einem trüben Tümpel in der Galaxy X12 sind. Gott hingegen muss als Begriff für ganz unterschiedliche Vorstellungen und Definitionen herhalten. "Es gibt keinen Gott, wie er in der Bibel beschrieben wird" ist für fast alle Atheisten eine akzeptable Aussage, weil sich viele diese Beschreibungen widerlegen lassen und die andere Hälfte absurd/unlogisch ist. "Es gibt kein dem Menschen überlegenes Wesen, welches im Hintergrund Einfluss auf deren Leben nimmt" würde da wohl eher angefochten werden, weil zwar nichts dafür spricht aber eben auch nichts fassbares dagegen. Es ist unwahrscheinlich aber zumindest möglich. "Es gibt keine dem Menschen überlegene Lebensform, welche die Erde zu antiken Zeiten in ihren Raumschiffen besucht und welche die Menschen als Götter angesehen haben" ist dann eine Aussage, welche den Kreis zwischen dem Apfel und der Birne schliesst und alle sind glücklich, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 14:00:58
@ TheRaven: Das würd ich so unterschreiben. Das Alien-Beispiel war auch nur zur Verdeutlichung gedacht und nicht als wasserdichte Analogie.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 23. April 2009, 14:19:43
Wer ausser Selvan und mir wird denn Sonntag nun abstimmen gehen? Ich glaube leider nicht an zu geringe Wahlbeteiligung, da dieser Streit mir zumindest stärker plakatiert und öffentlicher ausgefochten vorkommt als die Tempelhof-Flughafen Sache. Kann natürlich sein das einfach nur das Thema sensibler ist und sich deshalb mehr nicht-Berliner zu äußern.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 23. April 2009, 14:36:14
Ich habe bereits per Briefwahl gestimmt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. April 2009, 14:41:36
Alle Gegner: bitte hingehen! Nicht auf geringe Beteiligung verlassen...

Alle Befürworter: Ach, was. Das klappt schon. Schlaft aus und macht nen schönen Sonntag.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 14:42:29
Es ist auch mein Eindruck, dass Pro Reli deutlich mehr finanzielle Mittel nutzen kann als die Tempelhof-Initiative. Die Radiospots laufen ja nahezu in jeder Werbepause, dazu bekannte Gesichter als Werbeträger und -sprecher, ca. drei Briefe von den Kirchen an jedes Kirchenmitglied in der Stadt und die Straßen zugepflastert mit Großplakaten, das muss einiges gekostet haben. Putzig fand ich in dem Zusammenhang die Idee von Pro Reli,  der Pro-Ethik-Seite das Schalten von Zeitungsanzeigen wegen der Kosten rechtlich untersagen zu wollen.  (http://www.tagesspiegel.de/berlin/Landespolitik-Pro-Ethik-Pro-Reli;art124,2779265)
Ich jedenfalls werde wie schon angekündigt abstimmen gehen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 14:45:14
Es sollte einfach sichergestellt werden, dass der Staat niemals direkt in die Weltanschauung eines Kindes eingreifen kann.

Sehr gut  :thumbup:. Kein Religion, kein Ethik, kein Geschichte/Gemeinschaftskunde. Rechtradikale einfach machen lassen ... bloß nicht in ihre Weltanschauung eingreifen. In Bio bitte keine Evolutionstheorie mehr und natürlich in NWA kein Urknall. Keine Literatur, keine Kunst, keine Musik. Keine kritische Auseinandersetzung mit Zeitgeschichte und Fragen der Gesellschaft (z.B.: Umweltschutz, Wasserknappheit, Atomkraft).

Lhor ... deine Forderung revolutioniert das Schulwesen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 14:49:25
@Berandor&Gwenfair:

Ihr feuert Eure Seite an - und ich die Meine  :D.

Gegner kommen bei solchen Initiativen i.d.R. eh nicht (weil es denen doch eher bums ist). Insofern hätte man sich den Aufwand auch sparen können. Das die Berliner Kommunistenregierung aufgrund der desolaten Haushaltslage nun den Religionsunterricht einsparen will, sollte doch eigentlich auch von "unreligiösen" Menschen schlecht gefunden werden, oder? Gerade, wo diese doch oftmals so auf Tolleranz pochen.

Ich wäre mal gespannt, wie die geschrien hätten, wenn plötzlich ein anderes Fach auf dem Prüfstand stehen würde ...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. April 2009, 14:51:17
Definitiv verstaubt!
Und ich frage mich wie man ein säkularer Staat sein will ohne diesen Abschnitt zu missachten?

Seit wann will die BRD denn bitteschön ein säkularer Staat sein? Das ist sie nicht, war sie nie und das hat auch gute Gründe: Das Grundgesetz beruft sich explizit auf Gott und die christlichen Werte, die diametral der menschenverachtenden Ideologie der Nazis gegenüberstehen, und eben von dieser Ideologie wollte und musste man sich nach dem Krieg mit aller Macht abgrenzen. Man könnte nun natürlich sagen, dass die Bemühung des Gott-Begriffs an dieser Stelle eine Art Stilmittel war, um der Abgrenzung Nachdruck zu verleihen - denn über Gott gibt es ja per Definition nichts mehr, also wäre eine derartig legitimierte Aussage unumstößlich, was man ja mit dem Grundgesetz zumindest in Teilen erreichen wollte. Man könnte auch sagen, dass man diese Legitimation inzwischen nicht mehr braucht, weil wir ja heute ach so aufgeklärt sind und derartiges sich bestimmt nicht wiederholen wird. Sehe ich anders.

Die Berufung auf christliche Werte hatte keineswegs (nur) den Hintergrund, dass man dem GG göttliche Legitimation verschaffen wollte. Die christlichen Werte, auf die es sich beruft, waren nämlich auch die Werte zahlreicher Widerstandskämpfer wie der Geschwister Scholl oder Pater Rupert Mayers, auf die sie sich explizit berufen haben. Sophie Scholl hat (sinngemäß) gesagt, dass sie als katholische Christin es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann, den Verbrechen der Nazis tatenlos zuzusehen. Und solange Religion Menschen zu derartiger Courage bewegen kann, bleibt sie relevant. Und in unserem Kulturkreis ist eben das Christentum historisch bedingt die Grundlage jeglicher Wertvorstellungen*. Insofern plädiere ich auch dafür, den Pastafarianismus in die Lehrpläne aufzunehmen, sobald der erste Mensch sich im Namen des fliegenden Spaghettimonsters im Kampf gegen Krieg und Völkermord opfert.

*
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Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 14:55:59
Das die Berliner Kommunistenregierung aufgrund der desolaten Haushaltslage nun den Religionsunterricht einsparen will, sollte doch eigentlich auch von "unreligiösen" Menschen schlecht gefunden werden, oder? Gerade, wo diese doch oftmals so auf Tolleranz pochen.
Aha. Also erstens gehört Berlin zur BRD und hat damit auch eine demokratisch gewählte Regierung und keine kommunistische.
Und zweitens wird in Berlin überhaupt kein Religionsunterricht eingespart. Das stand nie zur Debatte, auch wenn die Pro Reli Seite solche Falschinformationen zum Wählerfang benutzt hat. Im derzeitigen Modell (für das man mit "Nein" stimmt), ist Ethik in den Klassenstufen 7 bis 10 verpflichtend, während Religion freiwillig jederzeit dazu (oder ab-) gewählt werden kann. Niemand hier in Berlin hat versucht, den Religionsunterricht abzuschaffen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. April 2009, 14:58:37
Talwyn: Müssen denn gleichzeitig auch Pastafarianer im Namen des fliegenden Spaghetiimonsters getötet haben? Nur zur Sicherheit.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 23. April 2009, 15:05:21

Gegner kommen bei solchen Initiativen i.d.R. eh nicht (weil es denen doch eher bums ist).
Hoffentlich kommen sie doch, sonst heißt es wieder es wäre ja die Mehrzahl dafür es wären nur nicht genügend Leute wählen gegangen.
Zitat
Ich wäre mal gespannt, wie die geschrien hätten, wenn plötzlich ein anderes Fach auf dem Prüfstand stehen würde ...
Ja, z.B. ist im Saarland in der Oberstufe Mathe nicht abwählbar, Physik dagegen schon. Dennoch kann man freiwillig Physik zusätzlich wählen. Wie wäre es mit einer Wahl"freiheit" Physik oder Mathe ? Komisch, kann mich da an keine Aufschreie erinnern.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. April 2009, 15:36:24
Talwyn: Müssen denn gleichzeitig auch Pastafarianer im Namen des fliegenden Spaghetiimonsters getötet haben? Nur zur Sicherheit.

Es wurde im Namen der Kirche bzw. im Namen der machtpolitischen Interessen der Kirchenvertreter gemordet, nicht im Namen des christlichen Glaubens.* Dabei ging es um handfeste machtpolitische Interessen, die man auch nur deswegen mit der Bibel legtimieren konnte, weil das gemeine Volk weder lesen noch schreiben und schon gar kein Latein oder Griechisch konnte. Wenn du den Text der Bibel als Grundlage nimmst (und damit meine ich die Revised Edition im Sinne des Neuen Testaments, weil die alttestamentarischen Texte weitgehend aus einer Zeit stammen, in der die Unterscheidung zwischen "gut" und "böse" noch nicht existent oder zumindest nicht sehr verbreitet war), dann lässt sich damit kein Mord und kein Krieg und kein Verbrechen rechtfertigen. Es sei denn, du behauptest einfach fälschlicher Weise, dass da drinsteht: Fahrt nach Jerusalem und bringt die ungläubigen Moslems um. Das kann man einfach dem Text nicht entnehmen, wenn man ihn selbst gelesen hat. Insofern sollte doch jeder zustimmen, dass es sinnvoll ist, wenn jeder aus erster Hand über den Text der Bibel Bescheid weiß, eben damit nicht im Namen dieses Buchs Verbrechen begangen werden.

Während man aber Völkermord, Krieg und andere Verbrechen beim besten Willen nicht anhand des Neuen Testaments rechtfertigen kann, transportiert das Buch sehr wohl die moralischen Werte, auf die sich wie gesagt zum Beispiel die Geschwister Scholl berufen haben, und die auch die Grundlage des modernen Begriffs der Menschenrechte sind. Ob nun dieser Gott der Bibel und sein Sohn existieren oder nicht, ist dabei völlig unerheblich. Wer dagegen nun argumentiert, dass Religionsunterricht genau diesen Gott als Tatsache verkauft, der hat möglicher Weise sogar Recht. Wer mir aber erzählen will, dass man dadurch einem Jugendlichen die freie Wahl nehmen würde, sich für oder gegen den Glauben zu entscheiden, der redet Unsinn. Streicht man den Religionsunterricht hingegen, entzieht man den Schülern Informationen, und dann können sie wirklich keine informierte Entscheidung mehr treffen.

*
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Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 15:46:16
Streicht man den Religionsunterricht hingegen, entzieht man den Schülern Informationen, und dann können sie wirklich keine informierte Entscheidung mehr treffen.
Kannst du mir mal bitte erklären, wie man in der stillen Pro Reli Post von
"Ethik ist Pflichtfach und Religionsunterricht freiwillig"
zu
"Religionsunterricht wird gestrichen" kommt?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. April 2009, 15:55:34
Weil 90% der Schüler den Teufel tun werden, mehr Zeit in der Schule zu verbringen als unbedingt notwendig, besonders wenn es dabei um etwas geht, was ja von den Medien landauf/landab als verstaubt und veraltet bezeichnet wird.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 16:05:29
Weil 90% der Schüler den Teufel tun werden, mehr Zeit in der Schule zu verbringen als unbedingt notwendig, besonders wenn es dabei um etwas geht, was ja von den Medien landauf/landab als verstaubt und veraltet bezeichnet wird.
Diese 90% sind aber völlig aus der Luft gegriffen. Tatsächlich ist es so, dass momentan 80% der Grundschüler am freiwilligen Religionsunterricht teilnehmen (also 20% keinen Bock auf zusätzliche Stunden haben).

EDIT:
Erst in der Oberschule lässt das Interesse an Religion -> freiwilligem Religionsunterricht (oder der Einfluss der Eltern) deutlich nach. Hier sind es nur noch 20%, die freiwillig den Kirchenvertretern lauschen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. April 2009, 16:14:50
Und du meinst wirklich, dass da nicht in aller Regel die Eltern die Entscheidung getroffen haben?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 16:16:07
Doch, durchaus. Nur ist das halt schwer zu objektivieren.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 16:17:23
Weil 90% der Schüler den Teufel tun werden, mehr Zeit in der Schule zu verbringen ...
Das ist aber nicht ihre Entscheidung. Erst ab dem Alter von 14 Jahren darf ein Schüler selbst bestimmen, ob er am RU teilnehmen möchte. Davor bestimmen die Eltern, ob das Kind hinzugehen hat oder nicht.
Und überhaupt will Pro Reli daran ja auch gar nichts ändern. Die Eltern sollen auch weiterhin bestimmen, ob ihr Kind dort hingeht oder nicht. Das einzige, was sich durch die Pro Reli Idee ändern würde, wäre, dass die Wahl zur Religion Ethik gleichzeitig abwählt. Bzw. dass, wenn man Ethik abwählt, man zum RU verpflichtend hingehen muss.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gott am 23. April 2009, 16:17:48
Ist zwar ein bischen polemisch, aber ich bin dagegen das man den Geist wehrloser Kinder mit antiquierten, chauvinistischen Geschreibsel fern der Realität und gesundem Menschenverstand vergiftet.

Christliche Moralvorstellungen sind Grundsätze des Lebens. Ich begrüße es, wenn Kinder eine Anleitung von Pädagogen erhalten, wie sie sich in der Gesellschaft bewegen müssen und zwischenmenschliche Ehrfahrungen klassifizieren können. Aber dafür gibt es den Ethikunterricht.

Es gehört jedoch zur Bildung eines jeden Menschen auch etwas über die Geschichte zu wissen. Und Religionen habe viele Jahrhunderte das Leben auf diesem Planeten bestimmt.
Darüber hinaus stellen Bücher wie die Bibel oder der Koran ein wahren Schatz an abendländischer Literatur, einfallsreichen Geschichten und früher Poesie da und sollten somit Pflichtlektüre für jeden Schüler sein.  

Mein Résumé: Religion sollte definitiv in Schulen unterichtet werden. Allerdings nicht von Christen sondern Historikern und Philosophen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Talwyn am 23. April 2009, 16:21:50
Mein Résumé: Religion sollte definitiv in Schulen unterichtet werden. Allerdings nicht von Christen sondern Historikern und Philosophen.

Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass so mancher hier "Christ" gleichsetzt mit "Fundamentalist". "Philosoph" und "Christ" schließt sich ebensowenig aus wie "Historiker" und "Christ".
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gott am 23. April 2009, 16:27:42
Gut, du hast recht. Mit Christ meinte ich jemand der Glaubt das die Erde 2000 Jahre alt ist und er nach dem Tod in den Himmel kommt.

Und mit Historiker/Philosoph sind nur solche gemeint, welche nicht Multiclass Christ sind. Das hätte den Vorteil das sie eine gewissen Distanz bewahren könnten und auch mal Dogmen untersuchen könnten ohne ihr Seelenheil in gefahr zu bringen  :) .

Ich sagte ja, ist ein wenig polemisch. Aber ich denke, du verstehst was ich meine.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. April 2009, 16:31:47
Die Perspektive ist das Wichtige. Fängt das Schulfach damit an, wie die Welt erschaffen wurde oder fängt der Unterricht damit an, wie die Bibel entstanden ist, worin man die christliche Geschichte über die Entstehung der Welt finden kann. Sprachlich kleiner, ideologisch aber ein riesiger Unterschied.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 16:35:47
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass so mancher hier "Christ" gleichsetzt mit "Fundamentalist".
Könnte das vielleicht ein klitzekleines Bisschen damit zusammenhängen, dass diejenigen, die hier die Fahne von Pro Reli hochhalten, die Einstufung des RU als freiwilliges Fach anstatt eines Pflichtfaches als Abschaffung desselben hochstilisieren, zusammen mit dem Untergang des Abendlands und dem Komplettverlust der europäischen Kultur und Geschichte?   wink

Und nochmal hintendran als Anmerkung, weil die Pro Reli Anhänger das Argument immer fein zu ignorieren pflegen: Bei der Abstimmung am Sonntag geht es nicht um die Abschaffung von RU. Es gibt in Berlin RU. Es wird ihn auch in der Variante von Pro Reli geben und wahrscheinlich wird die Einstufung als Pflichtfach gleichrangig mit Ethik die Teilnehmerzahlen gegenüber dem derzeitigen RU kaum ändern. Diejenigen, die derzeit nicht zum RU gehen (die 2/3 Stadtbevölkerung, die nichtchristlich sind, werden durch die Abstimmung nicht christlicher), werden wohl Ethik wählen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 16:49:28
Ich denke die "Meinung" der Berliner zum Thema hängt mal wieder sehr davon ab, wie suggestiv die Fragen gestellt werden.

Würde man z. B. folgendes fragen:
"Sind Sie dafür, dass unseren Kindern ein Stück Freiheit genommen und das Recht aberkannt wird, sowohl den Ethik- als auch den Religionsunterricht zu besuchen?" empfänden vermutlich viele ProReli-Schäfchen sich plötzlich - und das kann ja wohl nicht angehen! - um ein Recht betrogen. "Niemals!", höre ich schon den Aufschrei. "Mein Kind soll beides lernen dürfen!"

Stattdessen versucht sich die andere Seite an derartigen Parolen um fleißig Stimmen zu ködern.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Windjammer am 23. April 2009, 16:57:45
Es gibt ja Religionslehrer hier, und an sie richtet sich meine Frage. Sind Eure derzeitigen Unterrichtspläne* öffentlich zugänglich? Wenn ja, könntet Ihr bitte einen Link setzen?

Mir gehen nämlich diese Grundsatzdebatten wie sonst was am Allerwertesten vorbei. Mich interessiert diese Debatte nur im Zusammenhang mit den konkreten Realitäten der Jetzt-Zeit. Ich kann mich irren, aber um diese geht bzw. ging es in der Berliner Umfrage, oder?

*Die sind doch für Euch staats- bzw. bundesland-weit verbindlich, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 23. April 2009, 17:11:55
Unterrichtspläne*
*Die sind doch für Euch staats- bzw. bundesland-weit verbindlich, oder?
Das sollte mich sehr überraschen. In Berlin ist Religion nichtmal ordentliches Schulfach (nennt man das so?).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 23. April 2009, 17:33:06
Das sollte mich sehr überraschen. In Berlin ist Religion nichtmal ordentliches Schulfach (nennt man das so?).
Es ist aber auch kein unordentliches Fach. Der Berliner RU ist nur insofern "besonders", als dass man sich anmelden muss (also keine Pflicht zum Besuch besteht) und die Note nicht versetzungsrelevant ist. Ansonsten ist der RU in Berlin wahrscheinlich genauso wie in den anderen Bundesländern.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 20:17:35
Mein Résumé: Religion sollte definitiv in Schulen unterrichtet werden. Allerdings nicht von Christen sondern Historikern und Philosophen.

Geschichte bitte nur von Analphabeten, Politik von Kommunisten und Nazis, Sport von übergewichtigen Schwerstbehinderten, Musik von Tauben, Evolutionsbiologie von Kreationisten und und und.

Ach ja: unser Justizsystem müsste auch reformiert werden - da sollten auf keinen Fall mehr studierte Juristen arbeiten. Und als Menschenrechtsbeauftragten könnte man doch auch ein paar fähige Leute aus der DVU auftreiben, wie?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. April 2009, 20:22:15
Für dich ist es also dasselbe, wenn ein Philosoph Religion unterrichtet, wie wenn ein Nazi Politik unterrichtet und Evolutionsbiologie von Kreationisten? Wow.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 20:45:44
Gut, du hast recht. Mit Christ meinte ich jemand der Glaubt das die Erde 2000 Jahre alt ist und er nach dem Tod in den Himmel kommt.

Und mit "Dummschwätzer" meine ich in Zukunft auch nur noch Leute, die in schlagenden Verbindungen sind und in Tübingen studieren.

... ach übrigens ... die Leute die du mit Christ bezeichnest glauben, dass die Welt 4004 v. Chr. entstanden ist (Auf welcher Schule warst du eigentlich? Auf der Baumschule? ... naja andererseits ist deine Aussage ja auch ein wunderbarer Beweis dafür, dass eben doch Sinn macht, wenn Theologen unterrichten und nicht irgendwelche Historiker  wink).  
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 20:51:57
Es gibt ja Religionslehrer hier, und an sie richtet sich meine Frage. Sind Eure derzeitigen Unterrichtspläne* öffentlich zugänglich? Wenn ja, könntet Ihr bitte einen Link setzen?

Mir gehen nämlich diese Grundsatzdebatten wie sonst was am Allerwertesten vorbei. Mich interessiert diese Debatte nur im Zusammenhang mit den konkreten Realitäten der Jetzt-Zeit. Ich kann mich irren, aber um diese geht bzw. ging es in der Berliner Umfrage, oder?

*Die sind doch für Euch staats- bzw. bundesland-weit verbindlich, oder?

Hier kannst du gerne mal im Bildungsserver BW surfen. Ich hab dir praktischerweise, die für mich ausschlaggebende Seite ausgewählt:

http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Rs/faecher/kR

Und hier direkt mal die Bildungsstandards:

http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_kR_bs.pdf
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 20:55:16
Für dich ist es also dasselbe, wenn ein Philosoph Religion unterrichtet, wie wenn ein Nazi Politik unterrichtet und Evolutionsbiologie von Kreationisten? Wow.

Wenn er ein Atheist ist? Aber natürlich. Das ist für mich das Selbe, wie wenn ein Antidemokrat unsere Kinder über Politik unterrichtet etc. Zumindest habe ich den Grundtenor so verstanden. Über einen christlichen Philosophen, welcher eben Philosophie statt Theologie studiert hat wurde ja wohl kaum gesprochen, oder?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. April 2009, 20:58:32
Trotzdem sind nicht alle Atheisten Antitheisten, so wie nicht alle Christen Junge-Erde-Kreationisten sind.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 21:03:34
Womit du natürlich Recht hast; aber das ewige Geschwafel im OT von immer denselben Leuten, deren Meinungen mittlerweile jedem bekannt sein dürften (und die vor Ignoranz, Inkompetenz und Intoleranz nur so strotzen) gehen mir langsam mal wieder auf den  :cookie: .

Da kann man Gott nur danken, dass diese Leute bisher nicht auf den Gedanken gekommen sind in die Politik zu gehen und ihren Müll dort (anstatt in Internetforen) zu predigen ...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 23. April 2009, 21:16:23
Mein Résumé: Religion sollte definitiv in Schulen unterrichtet werden. Allerdings nicht von Christen sondern Historikern und Philosophen.
Geschichte bitte nur von Analphabeten, ... und weiteres bla
Du verstehst es nur nicht, was er damit sagen wollte. In der Schule sollte nicht der Glauben gelehrt werden, sondern das Verstehen. Also nicht das Christentum als Religion, sondern das Christentum als Geschichte. Nicht zehn Gebote als immer noch gültiges Dogma, sondern die zehn Gebote als historischer Vorbote unserer heutigen Gesetze. Also die Geschichte und Philosophie des Christentums, nicht die daraus entstandene Moral als Wahrheit. Man kann den Begriff "Religionsunterricht" auf zwei Arten verstehen und nur weil das klassischerweise falsch gemacht wurde, heisst das nicht, dass man dies auch in Zukunft so machen muss.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Kilamar am 23. April 2009, 21:22:30
Ich verstehe nicht wieso sich beide Seiten so stark angehen. Die Unterschiede in den Forderungen liegen im Detail.
Beides Seiten bieten die Möglichkeit sich für den Religionsunterricht zu entscheiden.

Kilamar
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. April 2009, 21:26:27
Ganz ehrlich teile ich da Archos doch recht differenzierte Meinung. Ich hätte als Schüler niemals einen ungläubigen Religionslehrer akzeptiert. Und ich habe auch keinen Verkehrsminister ohne Führerschein oder Verteidigungsminister ohne Bundeswehr-Ausbildung für voll genommen. Ich wette das geht vielen genauso. Nur bei Religion ist das natürlich etwas ganz anderes, nicht wahr ;)

Und wer glaubt eigentlich, dass Lehrer einen so großen Einfluss auf die religiösen Ansichten von Kindern haben? Kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Und ein Lehrer, der versucht seine Schüler zu indoktrinieren, wird meiner Erfahrung nach recht schnell abgesägt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 23. April 2009, 21:31:15
Nach welchem Maßstab? Ehrfurcht vor Gott zu vermitteln ist Lehrerpflicht.*

* in NRW zumindest.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 23. April 2009, 21:41:31
Nach welchem Maßstab? Ehrfurcht vor Gott zu vermitteln ist Lehrerpflicht.*

* in NRW zumindest.

Okay. Ich war ja nur Schüler und habe daher leider nur Wissen aus der Vermittlung von dem "Lehrplan". Mein bester Freund ist Lehrer für Geschichte und Bio und geht sehr modern und wissenschaftlich mit den reglementierten Themen um. Ist auch kein Einzelfall, wie er mir versicherte.

Meine Erfahrungen im Religionsunterricht waren grundsätzlich positiver Natur, weil unser Lehrer (bekennender, gläubiger ev.luth. Christ) sehr kritisch und umfassend mit den verschiedenen Weltreligionen umgegangen ist. Inklusive seiner :)
Daher kann ich die teils unbegründete Ablehnung von Religion als Schulfach (unterrichtet von gläubigen Menschen) nicht nachvollziehen. Basiert meiner Ansicht nach auf unhaltbaren Unterstellungen den Lehrern gegenüber.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 23. April 2009, 22:37:52
Ich denke das eine großes Unverständnis darüber herrscht, was eigentlich in Religion vermittelt wird; es wäre wohl förderlicher, wenn man sich erst einmal mit den Bildungs/Lehrplänen auseinandersetzen würde, bevor man dieses Fach verteufelt (haha). Gerade wenn ich mir die Bildungspläne in BW für Ethik bzw. Religion betrachte, entsteht bei mir stark der Eindruck, dass man auf ein gutes Stück Bildung verzichtet, wenn man dem Religionsunterricht fern bleibt. Weshalb bei uns wohl auch so viele ungetaufte Kinder freiwillig der RU besuchen ...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 24. April 2009, 01:55:43
Ganz ehrlich teile ich da Archos doch recht differenzierte Meinung. Ich hätte als Schüler niemals einen ungläubigen Religionslehrer akzeptiert.
Das hieße aber auch, dass du deinen Religionslehrer nicht ernst nehmen würdest wenn er dir was von anderen Religionen erzählen wollte, oder? Da müsste dann also stets ein Vertreter des jeweils thematisierten Glaubens eingeladen werden (und sei es Scientology).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 08:29:07
Das wollte ich jetzt auch einwerfen.
Ob der Religionslehrer gläubig ist oder nicht, sollte keine Rolle spielen solange er theologisch bewandert ist.
Ein Lehrer soll ja nicht seinen Glauben an Gott vermitteln, sondern sein fundiertes Wissen zubringen.
@Archoangel, ich habe den Verdacht, dass du eben das willst. Den Kindern nebenbei erzählen an was du glaubst in der Hoffnung sie würden das auch vielleicht.
Aber das ist Missionierung. Und die sollte einem Kind möglichst erspart bleiben, auch wenns ja "gut" gemeint ist. Zumindest in einem Unterrichtfach.   
Wenn ein Kind während des Unterrichtes wissen möchte "Gibt es Gott wirklich?" sollte die Antwort auf jeden Fall die eines Lehrers sein: "Die einen glauben das die anderen das...blabla"
Privat wenn ein Kind fragt
"Was glaubst du eigentlich?" ists ja was anderes".
Auf jeden Fall ists egal an was der Lehrer glaubt, weil das nicht ins Unterrichtsfach gehört.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Windjammer am 24. April 2009, 08:49:51
Hier kannst du gerne mal im Bildungsserver BW surfen. Ich hab dir praktischerweise, die für mich ausschlaggebende Seite ausgewählt:

http://www.bildung-staerkt-menschen.de/unterstuetzung/schularten/Rs/faecher/kR

Und hier direkt mal die Bildungsstandards:

http://www.bildung-staerkt-menschen.de/service/downloads/Bildungsstandards/Rs/Rs_kR_bs.pdf

Danke! Werde ich mir in den nächsten Tagen ansehen (bin übers Wochenende weg). Mein sachlich unfundierter Instinkt sagt mir nämlich, dass ein Großteil der (hier und anderswo) geführten Debatte an den Realitäten des Religionsunterrichts vorbeigeht (also: weder wird man dort Kreationismus noch Zivilisationslehre a lá Talwyn finden). Und dieses "sachlich unfundiert" möchte ich schleunigst bereinigen. Also nochmal vielen Dank, und schönes Wochenende Euch!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 24. April 2009, 09:23:49
Das hieße aber auch, dass du deinen Religionslehrer nicht ernst nehmen würdest wenn er dir was von anderen Religionen erzählen wollte, oder? Da müsste dann also jeweils ein Vertreter des jeweils thematisierten Glaubens eingeladen werden (und sei es Scientology).

Ne ;)
Heißt, dass ich nur einen gläubigen Menschen, egal welcher Konfession, als Lehrer für Religion akzeptieren würde. So er denn Theologie auch studiert hat natürlich. Denn jemand, der nicht glaubt, wird das auch sicherlich nicht vermitteln können. Und Religionsgeschichte ist Geschichte und somit ein anderes Fach. Das brauche in in dem Unterricht nicht gesondert nochmal, auch wenn es natürlich dazugehört.
Zwar würde ich einen alevitischen "Theologen" zu seiner Religion ernster nehmen, als einen Christlichen. Dennoch halte ich einen christlichen Theologen durchaus für kompetent genug, das Thema Islam/Shiiten/Aleviten so zu unterrichten, dass es den allgemeinen Anforderungen gerecht wird.
Wie schon gesagt, ich würde auch keinen Verteidigungsminister ernst nehmen könne, der selbst niemals (in diesem Falle hochrangiger) Soldat war.
Und Scientology sollte eindeutig ein Thema im Religions-, wie auch Ethik- oder Philosophie-Unterricht sein, welches ernsthaft zu behandelt gilt.


Zitat von: Lhor
@Archoangel, ich habe den Verdacht, dass du eben das willst. Den Kindern nebenbei erzählen an was du glaubst in der Hoffnung sie würden das auch vielleicht.

Das ist kein Verdacht, das ist eine Unterstellung ;)

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 24. April 2009, 09:32:24
Mein Résumé: Religion sollte definitiv in Schulen unterrichtet werden. Allerdings nicht von Christen sondern Historikern und Philosophen.
Geschichte bitte nur von Analphabeten ...
Also ich finde ...
[...]Gerade, wo diese doch oftmals so auf Tolleranz pochen.[...]
... die Analphabeten könnte man auch im Religionsunterricht einsetzen.  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gott am 24. April 2009, 09:57:22
@Archoangel

Spoiler (Anzeigen)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 10:20:21
Denn jemand, der nicht glaubt, wird das auch sicherlich nicht vermitteln können.
An was glaubt? Eine der Weltreligionen? Nur Monotheismus? Wer "glaubt" denn nicht?
Ausserdem hat ein "Gläubiger" nur einen einzigen Vorteil: Er kann über seine Gefühle für den Glauben sprechen. Seine ureigensten Eindrücke. Und genau dieser Bereich hat im Unterricht nichts zu suchen.

Dennoch halte ich einen christlichen Theologen durchaus für kompetent genug, das Thema Islam/Shiiten/Aleviten so zu unterrichten, dass es den allgemeinen Anforderungen gerecht wird.
Kompetent sicherlich, aber wenn ein ungläubiger Moslem (Christ) einen Moslem kompetent unterrichten kann, warum dann kein ungläubiger Christ (Atheist) einen Christen?
Unter "Allgemeine Anforderungen" verstehe ich auch keinerlei Suggestion von Seite des Lehrers, was aber jemand der z.B. von Jesus durch die Bibel den Missionsauftrag erhalten hat in einen Gewissenskonflikt ziehen würde.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 24. April 2009, 11:44:04
@Lhor:

Ähm ... dir ist doch wohl schon klar, dass meine Schüler nicht in den Unterricht gezwungen werden ... da sitzen keine Moslems, Heiden und Freikirchler, sondern getaufte katholische Kinder, deren Eltern getaufte katholische Christen sind ...

Missionieren in dem Sinne muss ich da nicht - die glauben alle schon - sonst könnten sie ja (spätestens mit 14 sie selbst) einfach aus der Kirche und damit dem RU austreten.

Und natürlich werde ich auf die Frage "Gibt es Gott?" immer mit "Aber natürlich!" antworten, oder möchtest du von einem Biolehrer auch wischi-waschi Aussagen zum Thema Evolution hören, bzw. von einem Geschichtslehrer zum Thema 3. Reich "Manche sagen dass war voll doof, aber andere fandens echt gut...". Was genau erwartest du vom Religionsunterricht? Von einem Unterricht, dessen Inhalte von den Kirchen gestaltet werden? Das sie sich selbst verleugnen???

Und nein - es ist nicht egal, was der Lehrer glaubt. Nicht in Religion. Ein ungläubiger Religionslehrer ist im höchsten Maße unglaubwürdig.

@Windjammer: Du hast recht. Ich habe hier bei so ziemlich keinem "Gegner" die Ansicht, dass sie sich mal die Mühe gemacht hätten sich mit dem Gegenstand des RU auseinanderzusetzen...

@Gott: Getretene Hunde bellen, wie? Mach dir keine Sorgen ... wenn ich dich persönlich angreifen möchte, werde ich das auch weiterhin wie bisher tun. Nicht alles was ich hier poste musst du sofort auf dich beziehen. Aber offensichtlich fühlst du dich ja angesprochen ...

Mit dem "Dummschwätzer" wollte ich dich übrigens nicht direkt beleidigen ... aber deine Aussage, was du unter einem Christen verstehst, hat halt nun leider eben nicht sehr viel mit dem zu tun, was ein Christ ist. Wenn du einfach christlicher Fundamentalist schreiben könntest, würde mir wahrscheinlich nicht jedesmal "des Messer in de Dasch uffgehe", wenn ich einen Beitrag von dir lesen muss.

Wobei es natürlich offensichtlich ist, dass die Mehrzahl der Christen davon ausgehen werden, dass sie nach dem Tod in den Himmel kommen. Und sich darüber lustig zu machen ist auch nicht eben sehr respektvoll - wo ich doch immer dachte, dass die Burschenschaften sehr viel Wert auf einen respektvollen Umgang miteinander legen ... aber hier hat die Moderne dann wohl auch Einzug gehalten, wie?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 12:04:08
@Lhor:

Ähm ... dir ist doch wohl schon klar, dass meine Schüler nicht in den Unterricht gezwungen werden ... da sitzen keine Moslems, Heiden und Freikirchler, sondern getaufte katholische Kinder, deren Eltern getaufte katholische Christen sind ...
Du glaubst doch nicht im ernst, dass ein Kind freiwillig
a) einen Religionsunterricht besucht (weil es halt Unterricht ist und auch noch meist trocken)
b) katholisch getauft wurde (als Baby hat man da nicht so die Wahl weisst du?)
c) in die Kirche geht? (langweilig für die meisten Kinder)

Ok Ausnahmen gibt es sicher, aber die meisten Kinder werden zu ihrem Glauben getrimmt, erst von ihren Eltern und dann im konfessionalen Religionsunterricht. Lehne ich strikt ab.

Ich bin ein gutes Beispiel. Katholisch getauft, katholischer Religionsunterricht, Kommunion, Firmung, das ganze Programm.
Als ich anfing selbstständig zu denken, habe ich es sofort von mir geworfen. Andere haben nicht diesen Willen oder diese Selbständigkeit.

Diese Erbmissionierung sollte nicht auch noch durch den Staat gefördert werden. Im Gegenteil, er sollte gegensteuern und den Kindern zeigen was es noch so alles gibt.

Was genau erwartest du vom Religionsunterricht? Von einem Unterricht, dessen Inhalte von den Kirchen gestaltet werden? Das sie sich selbst verleugnen???
Ich erwarte, dass sich die Kirche sich von einer grundlegenden Sache wie Unterricht fernhält und das der Staat das durchsetzt.
Und komm nicht damit, dass sich die Kirche hier finanziell beteiligt, weil eben diese Gelder kriegt die Kirche direkt vom Staat in Form von Subventionen. Der Staat kann das Geld einfach behalten und für multikulturellen und konfessionsneutralen Religionsunterricht selbst ausgeben.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 24. April 2009, 12:10:15
Zitat
Du glaubst doch nicht im ernst, dass ein Kind freiwillig
a) Unterricht besucht (weil es halt Unterricht ist und auch noch meist trocken)
b) demokratisch "getauft" wurde (als Baby hat man da nicht so die Wahl weißt du?)
c) in die Schule geht? (langweilig für die meisten Kinder)

So what?

Ich verstehe deinen Punkt echt nicht, oder willst du jetzt auch die Schulpflicht abschaffen?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 12:12:26
@Archoangel
Es geht darum, dass die Kinder NICHT freiwillig in deinem Untericht sind. Was du behauptet hast.
Sie sollten entweder neutralen Unterricht bekommen oder selber entscheiden können.
Kinder die noch zu jung für diese Entscheidung sind sollten ersteres erhalten.

PS: Hatte oben übringend noch nen Edit drangehängt
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Nathan Grey am 24. April 2009, 12:18:40
Kinder sind auch nicht freiwillig im Mathe, Deutsch oder sonstigen Unterrichten. Aber trotzdem müssen sie da hin, mir hat früher Religion besser gefallen, als Französisch, aber ich hatte bei beidem keine Wahl (zumindest bis zum Ende der achten Klasse, da konnte ich französisch endlich abwählen). Ich finde Religionsunterricht gut und kann nur positives über den Religionsunterricht sagen, welchen ich früher erfahren habe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 12:24:30
Hier geht es nicht um die Schulpflicht, wie kommt ihr drauf?
Natürlich sollte es die weiterhin geben, auch und eben für Religion (siehe meine vorherigen Posts in diesem Thema)
Aber eben konfessionsneutral und mit historischer Basis.
Der Lehrer und der Unterrichtsstoff sollte einfach wenigstmöglich die Wahl des Kindes beeinflussen, welche Religion oder Nicht-Religion es ausüben möchte.
Das ist nämlich nicht der Sinn von Säkularität oder Religionsfreiheit. Oberflächlich vielleicht, praktisch nicht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: hewimeddel am 24. April 2009, 12:55:00
Hier wird von Lhor meiner Meinung nach sehr ideologisch argumentiert, während er die gleiche Art der Argumentation anderen nicht zugestehen möchte.

Religionsunterricht, der nur ausschließlich historische Fakten präsentiert ist wie Musikunterricht, in dem nur Musikgeschichte gelehrt wird. Für Theoretiker und manche Erwachsene ist das vieleicht interessant, aber die meisten Kinder (und Jugendliche) interessiert das nicht die Bohne.

Im Religionsunterricht muss mit den Kindern und Jugendlichen diskutiert werden, über Erfahrungen, Meinungen und Auslegungen, zusätzlich zu den historischen Fakten. Außerdem muss den Kindern und Jugendlichen erklärt  werden, warum welche Feste und Riten Bedeutung haben und wie andere Konfessionen das sehen usw. - eben so, wie ich meinen katholischen Religionsunterricht (in Bayern) größtenteils erlebt habe.

Einen Religionsunterricht, der sich nicht mit der Religion selbst befasst, halte ich für überflüssig.

tschau
hewi
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lord Magico am 24. April 2009, 12:58:55
Religionsunterricht muss schon sein... ist halt n Stück Kultur. Das ist wichtig...man sieht ja wo Kulturlosigkeit hinführt.
Die Gesellschaft steht vorm Kollaps... das System ist am Ende...ein neuer Anfang wird bald gemacht werden. Wie der aussieht? Das weiß ich nicht.

Wir haben so viele Probleme... Öl geht aus, Antibiotika versagen, das Finanzsystem ist gegen die Wand gefahren, die Demokratie hat ihren Zauber für die größten Teile der Welt verloren. Da kann uns doch die ReliUnterrichtsdisskusion recht egal sein. Das macht den Braten auch nicht mehr fett.
Geschichte wiederholt sich...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: hewimeddel am 24. April 2009, 13:04:00
Und das was Lord Magico da anspricht gehört meiner Meinung nach in den Ethikunterricht.

Religion hat meiner Meinung nach nur sekundär etwas mit Ethik zu tun. Von daher verstehe ich nicht, wieso man das eine für das andere als Unterrichtsfach abwählen sollte.
Ethik gehört ins Pflichtprogramm, Religion sollte zusätzlich freiwillig gewählt werden können.

Ich verstehe nicht, wie Christen das anders sehen können - bei anderen Konfessionen, wo sich die bei uns gelehrte Ethik mit der Religion nicht verträgt, ist das vielleicht anders.

tschau
hewi
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 24. April 2009, 13:19:50
Und das was Lord Magico da anspricht gehört meiner Meinung nach in den Ethikunterricht.
Ein Ethik-Lehrer fängt hoffentlich nicht an den sicheren Untergang der Welt zu prophezeien.
DAS wär wieder was für den Religionsunterricht. Offenbarung des Johannes und so...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Trasul am 24. April 2009, 13:32:42
Ich hab die gesamte Diskussion zwar nicht verfolgt aber ich kann ja auch mal ein paar Worte dazu sagen.
In Berlin wurde das Schulfach Ethik eingeführt um die Integration zu fördern. Schließlich ist Berlin ein Schmelztigel der Kulturen. Das Fach Religion wurde bei der Einführung nicht beschnitten, soviel ich weis. In Berlin war der Besuch schon immer eine Freiwillige Sache. Wird nun Religion gleich gestellt fällt natürlich der freiwillige Unterricht weg. Und ich glaube auch nicht, dass die Kinder freiwillig entscheiden können welches Fach sie besuchen werden. Wird das Ethik fach nun nicht mehr von allen Besucht ist es als Integrationsfach überflüssig, da es nur funktionieren kann wenn alle an dem Fach sich beteiligen.

So noch kurz was zum Religionsunterricht. Der Religioslehrer wird von der ansässigen Religionsgemeinschaft gestellt. Und der Inhalt des Unterrichts liegt bei dem Religionsgemeinschaft. Religion ist im Grunde eine feine Sache. Sie ist eine Moralische stütze und hilft dir mit den Menschen deiner Gemeinde zu leben. Schlimm wird es wenn Religion radikal wird. Siehe dazu diverse Beispiele aus der Geschichte. Kreuzzüge, Antisemitismus usw.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 24. April 2009, 13:32:46
Was wir wirklich brauchen ist ein konfessioneller Islam-Unterricht. Ich zumindest finde es durchwegs angenehmer, wenn die Kinder über ihre Religion (und andere) im RU lernen und nicht von Predigern, welcher keiner stattlichen Kontrolle unterliegen. Wenn ihr im Zukunft eben mehr Fundamentalisten in dieser Republik haben wollt (egal welcher Religionszugehörigkeit), dann solltet ihr weiter für die Abschaffung des Pflicht-RU "kämpfen".

Persönlich wäre es mir eigentlich fast schon recht, dass die christlichen Kirchen in diesem Lande weiterhin ins Abseits gedrängt werden und dann endlich die radikalen Moslems einen Gottesstaat errichten können; dann würden sich doch einige Leute umschauen und sich die Zeiten des RU zurückwünschen ... Lhor mit Taliban-Bart ... das sieht sicher witzig aus. Oder Gott im politischen Umerziehungslager mit Gebetsteppich und Koran (oder gehörst du zu den Leuten, die für ihren Unglauben den Märtyrertod sterben würden?).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 24. April 2009, 13:41:47
Der Archoangel... In JEDEM EINZIGEN Post ein apokalyptisches Szenario oder zumindest eine maßlose Übertreibung.
(kann ich auch... ;-))
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 24. April 2009, 13:45:18
Ohne es tiefer darzulegen nochmal meine Meinung zum Thema:

Ethik als Pflichtfach bleibt für die Integration!


Zusätzlich wird konfessioneller RU als Pflichtfach eingeführt.
Allerdings müsste man sich dann noch was für Konfessionslose / Atheisten / Agnostiker etc. ausdenken.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 24. April 2009, 13:54:00
Ohne es tiefer darzulegen nochmal meine Meinung zum Thema:

Ethik als Pflichtfach bleibt für die Integration!


Zusätzlich wird konfessioneller RU als Pflichtfach eingeführt.
Allerdings müsste man sich dann noch was für Konfessionslose / Atheisten / Agnostiker etc. ausdenken.
Klasse Idee, die mir auch schon kam, aber die Menge an Unterricht ist einfach begrenzt (Geld, Zeit, Lehrkräfte...), was streichst/kürzt du?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Trasul am 24. April 2009, 14:36:19
RU ist in fast allen Bundesländern Pflicht nur nicht in Berlin, dass hat wohl damit zu tun das in Berlin nur 1/3 der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft gehört. Das spiegelt sich ja auch darin wieder, dass Berlin sehr wenige Feiertage hat.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lord Magico am 24. April 2009, 14:43:23
Das spiegelt sich ja auch darin wieder, dass Berlin sehr wenige Feiertage hat.

Doof gelaufen  :P
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 24. April 2009, 17:08:05
RU ist in fast allen Bundesländern Pflicht nur nicht in Berlin, dass hat wohl damit zu tun das in Berlin nur 1/3 der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft gehört. Das spiegelt sich ja auch darin wieder, dass Berlin sehr wenige Feiertage hat.
Echt? Ich habe Ende der 80er in Berlin nur in der Grundschule freiwillig den evangelischen RU besucht obwohl meine Eltern katholisch sind und in den 90ern ihn im Gymnasium nicht mehr besucht, da ich konfessionslos bin.
Pflicht war der bei uns nie, soweit ich weiß.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Fabius Maximus am 24. April 2009, 23:50:03
Das hat er doch gesagt.

Und es ist etwas, was Archoangel offenbar nicht versteht. Worauf Gwenfair bereits hingewiesen hat: Der Pflicht-RU soll nicht abgeschafft werden. Das geht auch nicht, weil es ihn in Berlin nicht gibt. Er soll aber Pflichtfach werden, wenn es nach Pro-Reli ginge.

Und genau das halte ich für ziemlich vermessen, da Berlin - wie bereits gesagt - einen großen Anteil von Menschen hat, der keiner Religionsgemeinschaft angehört.

Nebenthema: Ich bin zwar auch für die Einführung eines "offiziellen" Islam-Unterrichts in der Stadt. Aber aus dessen Abwesenheit gleich ein Übernahmeszenario zu machen, halte ich für ganz großen Bullshit.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lhor am 25. April 2009, 10:47:45
Was wir wirklich brauchen ist ein konfessioneller Islam-Unterricht. Ich zumindest finde es durchwegs angenehmer, wenn die Kinder über ihre Religion (und andere) im RU lernen und nicht von Predigern, welcher keiner stattlichen Kontrolle unterliegen. Wenn ihr im Zukunft eben mehr Fundamentalisten in dieser Republik haben wollt (egal welcher Religionszugehörigkeit), dann solltet ihr weiter für die Abschaffung des Pflicht-RU "kämpfen".

Persönlich wäre es mir eigentlich fast schon recht, dass die christlichen Kirchen in diesem Lande weiterhin ins Abseits gedrängt werden und dann endlich die radikalen Moslems einen Gottesstaat errichten können; dann würden sich doch einige Leute umschauen und sich die Zeiten des RU zurückwünschen ... Lhor mit Taliban-Bart ... das sieht sicher witzig aus. Oder Gott im politischen Umerziehungslager mit Gebetsteppich und Koran (oder gehörst du zu den Leuten, die für ihren Unglauben den Märtyrertod sterben würden?).
Warum sollte der Islam ein Argument für den christlichen Glauben sein?
Das höre ich ziemlich oft. Wir wenden uns vom Christenglauben ab und schon kommt der Islam und überrollt uns. Bitte?
Nene, das Christentum ist dem Islam sehr sehr ähnlich. Der einzige Unterschied ist der Fundamentalismus der lediglich vom Alter der Religion herrührt.
Als das Christentum so alt war wie der Islam jetzt, war sie auch nicht besser und ebenso Reformationsfaul.
Gib dem Islam noch 500 Jahre und er wird ähnlich wie das Christentum heute sein.
Das Umerziehungslager von dem du sprichst ist ja lediglich eine krassere Version von konfessionellem Unterricht. Da wird ja auch nix anderes gemacht, wenn auch subtiler.

Religion gehört in eine kleine Nische, in der sich Interessierte jederzeit tummeln können, wenn sie wollen.
Aber derartige Macht, wie z.B. staatlich legitimiert die Erziehung von Kindern zu beeinflussen, halte ich für abgestorbene Haut aus der Vergangenheit die schleunigst abgestriffen werden sollte.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 25. April 2009, 10:52:51
Archoangel hat Recht. Wenn wir Religion als Pflichtfach abschaffen und mit Ethik ersetzen, ist Deutschland in spätestens fünfzehn Jahren fest in der Hand der Taliban. Das ist absolut einleuchtend.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 25. April 2009, 11:01:06
Ich hab genau das umgekehrte Problem. Wenn staatlicher Religionsunterricht abgeschafft würde, stünde einer Radikalisierung des Christentums wie in den USA nichts mehr im Wege. Und ich zumindest glaube nicht, dass der Einfluss der Kirchen von der Existenz des Religionsunterrichts abhängt. Dafür haben zu viele Menschen das Bedürfnis nach spiritueller Führung, wie sie eben auch von der christlichen Religion angeboten wird.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 25. April 2009, 11:13:20
Archoangel hat natürlich tatsächlich Recht, dass Religionsunterricht gleich welcher Couleur mit staatlicher Aufsicht besser ist, da eben nicht völlige Inhaltsfreiheit herrscht. Und es gibt ja in D auch genug christliche Fundamentalisten. Das ist wie das Heimschulsystem, was ich grds. interessant finde, aber sofort von all jenen ausgenutzt würde, die es nicht ausnutzen sollten. Beides zusammen = USA.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Lord Magico am 25. April 2009, 23:00:56
Heimschulsystem steh ich gar nicht drauf.
Kinder müssen in die Schule...ich bin sogar dafür Kinder gesetzlich verpflichtend in Kindergärten zu zwingen. Klingt radikal, ist aber meine Meinung... Kindergarten schadet keinem Kind. Im Gegenteil. Sie lernen sich mit Gleichaltrigen zu arrangieren und man kann verschärft auf Sozialkompetenz hin erziehen. Mit der Erziehung sind ja viele Eltern heute scheinbar überfordert. Angeblich sind ja so viele Kinder wie nie zuvor verhaltensauffällig. Ich würde mein Kind gern, ab dem 3. oder 4. Lebensjahr in den Kindergarten schicken und würde es auch niemals zu Hause unterrichten wollen... in der Schule lernt man so viel mehr als nur den Schulstoff.
Dazu bin ich Verfechter eines Gesamtschulsystems...aber das tut nichts zur Sache :lol:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 26. April 2009, 09:50:03
Angeblich sind ja so viele Kinder wie nie zuvor verhaltensauffällig.
Ich tippe diesbezüglich allerdings auf eine veränderte Wahrnehmung, ich vermute dass es einfach häufiger diagnostiziert wird (zu recht oder unrecht sei mal dahin gestellt) aber die Menge oder der Anteil durchaus ähnlich ist wie "immer". Das ist aber auch nur meinerseits so gefühlt, ich kenne keine Erhebung darüber.

Mir kam aber gestern so ein Gedanke... es wird ja vielfach hier verfochten, dass man doch konfessionsfreien RU machen sollte (und es dann "Ethik" nennen) und ich plädierte eigentlich stehts dafür konfessionsübergreifenden RU zu machen... aber gestern kam mir der Gedanke ob man nicht einfach größere Gruppen bilden könnte. Derzeit wird in den meisten Ländern evangelischer und katholischer RU getrennt unterrichtet (oder sogar nur eines von beiden)... meine Überlegung war nun einfach "abrahamschen" RU anzubieten, in welchem man dann eben die Gemeinsamkeiten schön lehren kann (was vor allem besagte Werte und Tugenden vermitteln würde) und in zweiter Linie dann differenziert erklärt warum manche Gläubige beichten, warum manche Gläubige keinen Alkohol trinken und warum manche Gläubige auf koscheres Essen stehen. Ich halte es in diesem Zusammenhang für wichtig eben die Gründe zu erläutern (was ja idR auch jetzt schon geschieht) und man muss den Schüler dann bemündigen, dass es ihm gelingt selber die Entscheidung(en) zu treffen ob er diesen oder jenen Grund nachvollziehen und den Konsequenzen folgen kann und will.
Im Ethik-Unterricht säßen dann hoffentlich vor allem Atheisten o.ä. naja und ein Hindu und ein Scientologe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 26. April 2009, 10:17:16
Abrahamitischer Religionsunterricht wäre nur eine weitere Verwässerung der Religion(en). Setzte man diesen Prozess konsequent fort, wäre man irgendwann beim Deismus und schließlich beim Agnostizismus, wodurch die Kirchen dann jede Legitimation verloren hätten. (womit ich persönlich kein Probem hätte aber ich sehe nicht, dass das in naher Zukunft passieren wird)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Deus Figendi am 26. April 2009, 10:48:11
Abrahamitischer Religionsunterricht wäre nur eine weitere Verwässerung der Religion(en).
Das klingt so negativ... ich halte Ökumene für einen sehr guten Ansatz und ich frage mich gerade auch was "Verwässerung der Religionen" sein soll und warum das was Schlechtes ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Drudenfusz am 26. April 2009, 12:00:30
So, habe mal abgestimmt...
(Bin mir sicher das es wie jedes mal Laufen wird - nicht genug Wahlbeteiligung).
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 26. April 2009, 15:13:58
So, habe mal abgestimmt...
(Bin mir sicher das es wie jedes mal Laufen wird - nicht genug Wahlbeteiligung).

In Berlin sollte man einfach damit drohen Hartz zu kürzen, wenn  die Wahlbeteiligung nicht stimmt ... das müsste doch 2/3 der Stadt auf die Beine bringen, oder?  :twisted:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 26. April 2009, 19:40:02
@ Archoangel: Der war fies.

Abrahamitischer Religionsunterricht wäre nur eine weitere Verwässerung der Religion(en).
Das klingt so negativ... ich halte Ökumene für einen sehr guten Ansatz und ich frage mich gerade auch was "Verwässerung der Religionen" sein soll und warum das was Schlechtes ist.
Schlecht aus Sicht der Kirchen.
Mit "Verwässerung" meine ich folgendes:
Früher (also ganz früher) steckte Gott noch in jedem Grashalm und die Kirchen gaben vor, ganz genau zu wissen, was Gott ist, was er will, wer in die Hölle und wer in den Himmel kommt und wie die Welt funktioniert. Schließlich war alles in den Heiligen Schriften ganz genau niedergeschrieben.

Seitdem jedoch wurde der personelle Schöpfergott des Alten Testaments, der noch mit Adam und Eva durch den Garten Eden spazierte, durch die langsam erwachsen werdene Menschheit immer weiter zurückgedrängt bis er schließlich nicht einmal mehr in der Planck-Zeit nach dem Urknall sondern nur noch außerhalb von Zeit und Raum bzw. in der Fantasie der Gläubigen eine Daseinsberechtigung hatte.

Versteh mich nicht falsch. Ich fände es toll, wenn Leute sich diesen Lernprozess der Menschheit öfter mal vor Augen führen würden.
Doch die Gläubigen werden einen Teufel tun, ihre Religion freiwillig auf den Pfad des "Vielleicht müssen wir noch mehr Zugeständnisse machen" zu schicken. Nach meiner Erfahrung sind die meisten nämlich der Überzeugung, dass der Prozess nun beendet sei und ihre Kirche endlich den Stein der Weisen gefunden habe.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. April 2009, 20:01:35
So, habe mal abgestimmt...
(Bin mir sicher das es wie jedes mal Laufen wird - nicht genug Wahlbeteiligung).

In Berlin sollte man einfach damit drohen Hartz zu kürzen, wenn  die Wahlbeteiligung nicht stimmt ... das müsste doch 2/3 der Stadt auf die Beine bringen, oder?  :twisted:
Pah, nur weil die dann alle Pro Reli stimmen!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. April 2009, 20:02:38
Update:

"Volksentscheid "Pro Reli" klar gescheitert

Das Schulfach Religion ist auch in Zukunft ein freiwilliges Zusatzangebot an Berliner Schulen.

Der Volksentscheid zur Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion/Ethik ist gescheitert, erklärte Landeswahlleiter Andreas Schmidt von Puskás am Sonntag. Die Mehrheit der Abstimmenden habe gegen die Initiative "Pro Reli" gestimmt. Auf Grund der geringen Wahlbeteiligung sei es unmöglich, dass die benötigte Zahl von 611 422 Ja-Stimmen noch erreicht wird."

http://www.rbb-online.de/nachrichten/politik/2009_04/Volksentscheid_Pro_Reli.html

Danke an die Berliner! :)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 26. April 2009, 20:06:29
Sogar mehr "Nein" als "Ja" Stimmen. Das überrascht mich nun doch etwas. Respekt!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Voras am 26. April 2009, 21:23:11
Dann hat es ja geklappt mit der Wahl... :D
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 26. April 2009, 21:38:57
Interessant, dass alle Religionsgemeinschaften "pro" gestimmt haben und auch zum Wählen aufriefen. Aber als monotheistischer Universist (Kosmotheist) sehe ich das Thema eh sehr liberal. Nur schade, dass die Wahlbeteiligung so gering war. Gibt das Aufschluss über die deutsche Mentalität?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. April 2009, 21:47:50
Zum Teil.

Ich kann natürlich nicht für Berlin sprechen, aber zumindest in meiner Erfahrung wird allerdings auch wenig für die Heranbildung partizipatorischer Demokraten gesorgt. Man geht dann nur zu einem Volksentscheid oder schreibt an den Petitionsausschuss (das Ende der meisten Begehren), wenn einem etwas wirklich wichtig ist, nicht, weil jemand anderem das wichtig war und man sich an der Gestaltung der Gesellschaft beteiligt.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 26. April 2009, 22:02:40
Ergo ist religiöse Bildung vielen schlicht nicht wichtig? Schade eigentlich, möchte man denken. Ich fand Religionsunterricht und Konfirmandenunterricht total spannend. Auch wenn ich als "Der Zweifler" immer gahasst wurde, habe ich ein total klasse Verhältnis zu "meinem" Pastor. Denn ich denke, dass gerade die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema "Religion" wirklich förderlich ist.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. April 2009, 22:06:27
Na ja, aber es gab und gibt ja Religionsunterricht. Also winken die meisten wahrscheinlich ab. Die einen, weil Ethik auch Wahl bliebe, die andern, weil es ja Religionsunterricht gibt. Und im Rahmen des Ethikunterrichts wird ja auch auf Religionen eingegangen.

Habe übrigens einen Ethiklehrer aus Bayern gehört, der gegen Pflicht-Ethik war (in D-Radio Kultur), damit "Gläubige nicht über etwas nachdenken müssen, wodurch sie zweifeln könnten". :)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: DU#1229 am 26. April 2009, 22:15:21
Bitter!
Leider haben sich viele Christen dem Lauf der Dinge überhaupt nicht angepasst, was auch vermutlich zu einem nachvollziehbaren Absterben des Nachwuchses führen wird. Allein wieviele Konvertiten ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe, die sich (wenngleich halbherzig) dem Buddhismus angeschlossen haben oder komplett ausgetreten sind, ist die Marschrichtung ja doch recht eindeutig.
Ich musste Religionsunterricht nur in der Grundschule besuchen und unsere Muslime musste auch nicht teilnehmen. Hat mich aber nicht sonderlich geprägt, muss ich sagen.

Zu dem Thema der Wahl an sich nochmal:
haben denn dann so wenige überzeugte Christen mitgemacht, oder gibt es noch keine näheren Informationen, wie sich die Wählerschaft zusammensetzte?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 26. April 2009, 22:18:34
Nun, zumindest gab es auch einige Christen, die nicht mit ProReli übereinstimmten. Mehr weiß ich über die konkrete Wahl auch nicht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 26. April 2009, 22:43:27
Zu dem Thema der Wahl an sich nochmal:
haben denn dann so wenige überzeugte Christen mitgemacht, oder gibt es noch keine näheren Informationen, wie sich die Wählerschaft zusammensetzte?
Naja, Wahlen sind geheim, da kann man höchstens aus Umfragen hochrechnen. Ich denke aber schon, dass überdurchschnittlich viele Christen mitgestimmt haben. Schließlich gab es 48,5% Ja-Stimmen und das ist mehr als der Bevölkerungsanteil von Christen in Berlin, der gerademal bei ca. 33% liegt.

Ich bin jedenfalls zufrieden, dass die Volksentscheide bislang in Berlin gescheitert sind. Denn diese Variante der Demokratie wurde gerade nicht dafür eingeführt, dass die Oppositionsparteien versuchen, mit viel Werbeaufwand zu erzwingen, dass die Entscheidungen der demokratisch gewählten Regierung aufgehoben werden. Das sollen CDU und FDP mal schön fein auf demselben Weg tun, wie es die Demokratie vorsieht: Ein überzeugendes Wahlprogramm aufstellen und die Wahl gewinnen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Hetzer am 26. April 2009, 22:54:35
Zu dem Thema der Wahl an sich nochmal:
haben denn dann so wenige überzeugte Christen mitgemacht, oder gibt es noch keine näheren Informationen, wie sich die Wählerschaft zusammensetzte?
Naja, Wahlen sind geheim, da kann man höchstens aus Umfragen hochrechnen. Ich denke aber schon, dass überdurchschnittlich viele Christen mitgestimmt haben. Schließlich gab es 48,5% Ja-Stimmen und das ist mehr als der Bevölkerungsanteil von Christen in Berlin, der gerademal bei ca. 33% liegt.

Äh da nur so 19, irgendwas zu der Wahl gegangen sind ist unter 50% eher so bei 9% der Wähler anzusiedeln...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Wormys_Queue am 26. April 2009, 23:19:32
Ja und? Das widerspricht Gwenfair inwieweit? Oder glaubst Du, das alle Christen zur Wahl gegangen wären?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Selvan am 27. April 2009, 01:04:08
Hetzer wird "Überdurchschnittlch viele Christen" wahrscheinlich so verstanden haben, dass ein Großteil der Berliner Christen zur Wahl gegangen sei.

Dies ist am Ergebnis nun wirklich nicht abzulesen.

EDIT:
Habe übrigens einen Ethiklehrer aus Bayern gehört, der gegen Pflicht-Ethik war (in D-Radio Kultur), damit "Gläubige nicht über etwas nachdenken müssen, wodurch sie zweifeln könnten". :)
Realsatire.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 27. April 2009, 07:36:20
Wobei *das* suggeriert, dass nur Christen für Pro Reli gestimmt hätten. Was nicht stimmen muss.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Topas am 27. April 2009, 12:09:39
Spannend ist die Aufteilung zwischen West und Ost-bezirken, die wirklich herauslesbar ist. Hätte ganz Berlin abgestimmt wie Steglitz Zehlendorf, dann wäre Pro reli durchgekommen, mit 66% Ja und über 29 % Ja Stimmen auf die Gesamtbevölkerung.
In Hellersdorf stimmten dagegen nur 4,9 % der Gesamtbevölkerung mit Ja, was einerseits an geringerer Wahlbeteiligung andererseits aber auch an der komplett anderen Wichtung mit nur knapp über 21 % Ja Stimmen auf die Wählenden.
http://www.wahlen-berlin.de/wahlen/framesets/ve-2009.htm
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Troll am 27. April 2009, 12:19:47
Auch wenn dieser Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30194/1.html) von Sonntag ist und damit ein wenig überholt, trifft er die Sache m.E.n. recht gut
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 30. April 2009, 10:19:15
Auch wenn dieser Artikel (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30194/1.html) von Sonntag ist und damit ein wenig überholt, trifft er die Sache m.E.n. recht gut

Sehr schöner Beitrag. In meinem Bezirk haben so wie ich 77% mit Nein gestimmt, vorbildlich wie immer  :thumbup:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: TheRaven am 30. April 2009, 11:06:06
In meinem Bezirk haben so wie ich 77% mit Nein gestimmt, vorbildlich wie immer  :thumbup:
Sodom?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 30. April 2009, 11:15:30
Ich find den Artikel eigentlich ungemein parteiisch, polemisch und undurchdacht. Wenn ich nur Abschnitte wie diesen lese bekomme ich den Drang Berliner zu werden und solche Initiativen neu zu starten.

Zitat von: über Günter Jauch
Vor allem familiengeschichtlich hat er allerdings auch eine ganz eigene Logik und es ist recht interessant, wie sehr hier wieder einmal die Herkunft offenbar langfristige Wertüberzeugungen prägt, und die pure Schizophrenie niemanden - weder Jauch, noch die Öffentlichkeit - irritiert: Das Faktum nämlich, als Privatfernsehmoderator wöchentlich am Untergang des Abendlandes mitzuarbeiten, was offenbar mit dem Bekenntnis zu konservativen Erziehungsprinzipien und Religiosität gut vereinbar ist. Jauch selbst war Ministrant, und besuchte eine katholische Schule, sein Vater hatte schon als Jugendlicher eine enge Nähe zur Katholischen Kirche und arbeitete später für die Katholische Nachrichtenagentur KNA, sein Großvater war zunächst ein katholischer Freikorpsführer, im Zweiten Weltkrieg leitete er ein Gefangenenlager, und hatte zugleich Kontakte zum Katholischen Widerstand.

Wie bitte? Privatfernsehmoderatoren sind schizophren wenn sie eigene Werteüberzeugungen haben? Das Jauchs Papa mit dem Thema Religionsunterricht ganz besonders viel zu tun hat sieht bestimmt auch jeder ein - dem muss man unbedingt einen eigenen Abschnitt widmen.

Deutschland auf dem Weg in den Gottesstaat nur weil Ethik und Religionsunterricht gleich behandelt werden sollen? Hitler ist das Vorbild von Pro Reli? Das sind Zitate aus diesem Artikel.

Sorry, wie man solche Artikel mit dem Wort "Gut" auch nur in Verbindung bringen kann entzieht sich einfach meinem Verständniss, das ist schlicht und ergreifend Schund, und dies unabhängig davon wie man zu der Initiative steht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Troll am 30. April 2009, 12:15:31
Ich find den Artikel eigentlich ungemein parteiisch, polemisch

Ja, ist er.

Zitat
Deutschland auf dem Weg in den Gottesstaat nur weil Ethik und Religionsunterricht gleich behandelt werden sollen? Hitler ist das Vorbild von Pro Reli? Das sind Zitate aus diesem Artikel.

Nein. Das ist das, was Du verstanden hast.

Zitat
Sorry, wie man solche Artikel mit dem Wort "Gut" auch nur in Verbindung bringen kann entzieht sich einfach meinem Verständniss, das ist schlicht und ergreifend Schund, und dies unabhängig davon wie man zu der Initiative steht.

"Gut" ist der Artikel natürlich nicht im Sinne einer Dokumentation, er bezieht ganz klar Position und benutzt dabei auch noch Stilmittel wie Ironie.
Das mag natürlich dem ein oder anderen nicht gefallen, gut ist der Artikel dennoch in dem Sinne, daß er Zusammenhänge aufzeigt, die in den meisten Medien nicht betrachtet werden.

Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 30. April 2009, 12:54:14
In meinem Bezirk haben so wie ich 77% mit Nein gestimmt, vorbildlich wie immer  :thumbup:
Sodom?

Kenn' ick nich'; wees ick nich'!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 30. April 2009, 12:55:26
Ich find den Artikel eigentlich ungemein parteiisch, polemisch und undurchdacht. Wenn ich nur Abschnitte wie diesen lese bekomme ich den Drang Berliner zu werden und solche Initiativen neu zu starten.

Auch für DICH haben wir schon den Teer, die Federn und den passenden Pfahl bereitstehen.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 30. April 2009, 13:16:54
Nein. Das ist das, was Du verstanden hast.

Es ist das was dort geschrieben steht.

Zitat
Mit Günter Jauch in den Gottesstaat
Zitat
Vorbild Hitler anstatt Frankreich

Hab ich dort etwas verändert, interpretiert oder verfälscht? Nein. Es ist wortwörtlich. Alles nur Ironie? Nun, dann wäre es eine Ironie der dieser Artikel zwei Abschnitte ohne jeglichen Anflug von Humor, Überspitzung oder mangelnder Ernsthaftigkeit widmet. Gleichzeitig finden sich dann Aussagen wie folgende beiden:

Zitat von: Ziel von ProReli
Religion wieder als Wahlpflichtfach an Berliner Schulen einführen.
Zitat
Freiheit wäre die Toleranz der Entscheidung zur Religion und die Toleranz der Entscheidung gegen jede Religion.

Die beiden Zitate muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Klingt der zweite nicht wie eine Werbung für das erste? Ja - Freiheit ist auch die Freiheit etwas - zum Beispiel zwischen Religionsunterricht und Ethikunterricht - wählen zu können. Der Artikel verdreht diese richtigen und wohl von allen getragenen Aussagen indem man sie als Mittel benutzt um genau gegen ihre Intention zu argumentieren. Man betrachte mal die fortgeführte Aussage des obigen zweiten Zitats und setze sie in den Kontext folgender Aussage:


Zitat
Genau die soll jetzt aus den Angeln gehoben werden, indem Schülern und Schülerinnen mittels einer staatlich sanktionierten Schulpflicht die freiwillige Entscheidung zum Religionsunterricht genommen werden soll.
Zitat
'Zwangsethik' nennt Pro Reli das momentane Pflichtfach. Was insofern passt, als es auch Zwangssport, Zwangsdeutsch und Zwangsmathe gibt. Ja, in Deutschland herrscht allgemeine Schulpflicht; unabhängig vom Bildungshintergrund der Eltern sollen die Kinder lernen, was sie später zum Leben brauchen. Wieso begehrt man jetzt dagegen auf?"

Lustig, oder? Oben wird argumentiert es gäbe ja eine staatlich sanktionierte Schulpflicht, mit deren das Wahlfach Religion die freiwillige Entscheidung nehmen würde.

Unten werden Pflichtfächer verteidigt mit eben dieser staatlich sanktionierten Schulpflicht. Dort ist dies plötzlich kein Problem mehr.

Warum? Weil Meinungen offensichtlich keine Argumente brauchen. Nur Text, ganz gleich wie sinnlos und polemisch er ist. Gegen "Wir sind gegen Pro Reli. Punkt." hätte man deutlich weniger sagen können als gegen diesen Wust aus unlogischen Pseudoargumenten und diese Versuche die Inhaber der anderen Meinung in Schubladen zu stecken. Erst recht wenn in solche Schubladen dann Hitler und Co. gleich mit reingesteckt werden.

@Zanan: Ehrlich gesagt hätte ich warscheinlich gegen Pro Reli gestimmt, schlicht weil mich deren Konzept nicht überzeugt, und ich dies auch nicht für die richtige Lösung halte. Ändert aber nichts daran das mich solche dämlichen Artikel aufregen. Was soll man da noch reinpacken um es noch schlimmer zu machen? Hey, man könnte noch über Jauchs Frisur reden. Oder noch ein paar Ausführungen über die potentiellen Wähler von Pro Reli machen. Da fallen einem doch bestimmt noch ein paar Assoziationen zu
Zitat
""Pro Reli" - das ist Großbürger, Adel und neue Aufsteiger, CDU, FDP und schwarzgrünes Milieu
" ein. Kaufen die vielleicht ab und an ihr Gemüse beim Türken? Da könnte man doch gleich mal wieder anmosern wie die pure Schizophrenie davon niemanden irritiert!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 30. April 2009, 13:50:52
Zitat
Vorbild Hitler anstatt Frankreich
Hab ich dort etwas verändert, interpretiert oder verfälscht? Nein. Es ist wortwörtlich.
Doch, doch. Du hast es aus dem Zusammenhang genommen. Die Überschrift "Vorbild Hitler anstatt Frankreich" leitet nämlich nicht etwa einen Absatz über Pro Reli ein, sondern eine historische Ausführung, dass Hitler im Dritten Reich Verträge mit der Kirche bezüglich RU-Pflicht geschlossen hat, während Frankreich ein paar Jahre zuvor den Laizismus eingeführt hat. Daraus dann "Hitler" "als" Vorbild" "für Pro Reli" zu machen, stückelt (wie in meinen Anführungszeichen angedeutet) mehrere Gedankengänge und Einzelwörter zu einer neuen Aussage zusammen. Es ist also nur in dem Sinn wörtlich, wie ein aus Einzelwörtern aus der Zeitung zusammengeklebte Nachricht "wörtlich" ist.

Zitat
Religion wieder als Wahlpflichtfach an Berliner Schulen einführen.
Zitat
Freiheit wäre die Toleranz der Entscheidung zur Religion und die Toleranz der Entscheidung gegen jede Religion.
Klingt der zweite nicht wie eine Werbung für das erste? Ja - Freiheit ist auch die Freiheit etwas - zum Beispiel zwischen Religionsunterricht und Ethikunterricht - wählen zu können.
Und wieder fein aus dem Zusammenhang gerissen. Indem man Religion als Wahlpflichtfach einführt, so wie Pro Reli das geplant hat, wird der Ethikunterricht in seiner derzeitigen Zielsetzung negiert. Derzeit ist Ethikunterricht in Berlin eine gemeinsame Veranstaltung, wo konfessionsübergreifend über Werte gesprochen wird, wo Katholiken mit Moslems diskutieren können und sollen. Wird Ethik dahingegen als pures Auffangfach für alle Konfessionslosen angeboten, geht der verbindende, integrierende Grundgedanke verloren, weil dann ohnehin nur noch Atheisten und Agnostiker zusammenhocken. Kein Dialog mehr zwischen Katholiken und Moslems, denn die bekommen ihren eigenen RU, wo sie über die anderen reden, aber nicht mit ihnen.
Und damit kann man sich auch nicht mehr gegen RU entscheiden, sondern nur noch zwischen Christen-RU und Atheisten-Ersatz-RU.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Troll am 30. April 2009, 14:52:51
[...]

gelesen
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Ungold am 30. April 2009, 15:54:47
Die Überschrift "Vorbild Hitler anstatt Frankreich" leitet nämlich nicht etwa einen Absatz über Pro Reli ein, sondern eine historische Ausführung, dass Hitler im Dritten Reich Verträge mit der Kirche bezüglich RU-Pflicht geschlossen hat, während Frankreich ein paar Jahre zuvor den Laizismus eingeführt hat.

Die Polemik, die Nähe von Kirche und Staat mit den beiden faschistischen Führer zu diskreditieren, scheint trotzdem Absurd. Es ging ja bei dieser Politik darum, den Einfluss der Kirchen und des religiösen Gedakentums zu brechen, indem die religiöse Bildung und Vereinigung der Kirche entzogen wurde, damit man so Handeln konnte, wie es die religiöse Sicht verbieten würde. Man verweist damit gerade auf einen Punkt, der Begründet, dass eine religiöse Haltung Einschränkungen gegenüber unethischem Verhalten verursacht und dass der Kirchliche Einfluss durch die staatliche Aufsicht in der Religionsbildung vermindert wird. Aber vielleicht ist dies die übersehene Selbstironie.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 30. April 2009, 15:56:57
Wird Ethik dahingegen als pures Auffangfach für alle Konfessionslosen angeboten, geht der verbindende, integrierende Grundgedanke verloren, weil dann ohnehin nur noch Atheisten und Agnostiker zusammenhocken. Kein Dialog mehr zwischen Katholiken und Moslems, denn die bekommen ihren eigenen RU, wo sie über die anderen reden, aber nicht mit ihnen.

Wie schon gesagt - ich bin kein Fan von ProReli, ich hätte aus ganz ähnlichen Gründen wie denen oben dagegen gestimmt. Zudem halte ich ein Pflichtfach Philosophie so oder so für wichtiger als Ethik und Religion zusammen. Ich bin zwar nicht der Meinung das deine oben geschilderten Befürchtungen eintreten müssen - letztlich hängt es vom Lehrplan des Ethikunterrichts ab, und an diesem wollte ProReli ja meines Wissens nichts ändern. Aber das von dir gesagte hätte man viel stärker in einem Konzept berücksichtigen müssen. Ändert aber irgendwie wenig am Inhalt des obigen Artikels da dieser solche Überlegungen halt nicht anstellt.

Nehme ich dein Zitat oben, dann ist es nicht vereinbar mit:

Zitat
"Religion ist Privatsache, Ethik unverzichtbar."

denn dies bedeutet nichts anderes als Religion generell aus dem (Pflicht)Unterricht herauszuhalten. Nichts mit Dialog. Nichts mit "miteinander über Religion reden - Religionsübergreifend". Denn dies ist Privatsache. Oder doch nicht?  wink
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 30. April 2009, 16:19:52
Zitat
"Religion ist Privatsache, Ethik unverzichtbar."
denn dies bedeutet nichts anderes als Religion generell aus dem (Pflicht)Unterricht herauszuhalten. Nichts mit Dialog. Nichts mit "miteinander über Religion reden - Religionsübergreifend". Denn dies ist Privatsache. Oder doch nicht?  wink
Es hört auf Privatsache zu sein, wenn es mit rechtstaatlichen Grundsätzen kollidiert. Deswegen sollen durchaus im Ethikunterricht Themen wie Abtreibung, Familienehre oder die Stellung der Frau behandelt werden. Wenn eine Religion gebietet, dass die Frau dem Mann unterstellt ist, dann hört die Religion auf, Privatsache zu sein, zumindest  in einem Staat, in dem im Grundgesetzt steht, dass jeder Bürger die gleichen Rechte ungeachtet seines Geschlechts hat. Und an der Stelle darf - nein muss - der Staat diese Themen im Unterricht aufgreifen. Es ist seine Pflicht, die Kinder nicht mit der Ansicht aufwachsen zu lassen, dass Frauen sündig und Menschen zweiter Klasse sind. Mal nur als Beispiel ...
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 30. April 2009, 16:25:59
Finde ich toll. Nur - all dies hat mit dem Artikel letztlich nichts zu tun, noch nicht einmal mit meinem Posting welches du zitiert hast. Genau betrachtet hat es - ohne den Inhalt des Lehrplans zu kennen - noch nicht einmal etwas mit Religionsunterricht zu tun.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 30. April 2009, 16:26:11
[...] damit man so Handeln konnte, wie es die religiöse Sicht verbieten würde. Man verweist damit gerade auf einen Punkt, der Begründet, dass eine religiöse Haltung Einschränkungen gegenüber unethischem Verhalten verursacht [...]
Da es mir stinkt, als Atheist immer wieder unterstellt zu bekommen, unethischer und unmoralischer zu sein als ein religiöser Mensch, antworte ich da mal folgendes drauf: Beweise bitte! Bring mir eine Verbrechensstatistik, die belegt, dass gläubige Menschen weniger Verbrechen verüben als ungläubige. Ich bezweifle das nämlich.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 30. April 2009, 17:46:11
Finde ich toll. Nur - all dies hat mit dem Artikel letztlich nichts zu tun, noch nicht einmal mit meinem Posting welches du zitiert hast. Genau betrachtet hat es - ohne den Inhalt des Lehrplans zu kennen - noch nicht einmal etwas mit Religionsunterricht zu tun.

Muß es auch nicht, letztlich zeigt Gwenfair auf, was ProReli mit ihrem Volksentscheid anstellen wollten oder hätten können. Wenn man den ganzen Humbug, den der Verein im Vorfeld der Abstimmung hat über sich ergehen lassen müssen, dann stört einen ein netter Artikel wie der oben zitierte kaum noch, ob er hier und da etwas "polemisch" ist oder nicht.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Berandor am 30. April 2009, 18:09:28
Zitat
Vorbild Hitler anstatt Frankreich

Hab ich dort etwas verändert, interpretiert oder verfälscht?

Nein, nein und ja. Denn der Absatz lautet:

Zitat
Die besondere deutsche Nähe zwischen Kirche und Staat hat man, wie so manches andere, wieder einmal Reichskanzler Otto von Bismarck und dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zu verdanken. Erster führte zwischen 1871 und 1878 den letztlich erfolglosen Kulturkampf vor allem gegen die Katholische Kirche, in dem er Zivilehe und vor allem die staatliche Schulaufsicht durchsetzen wollte - freilich mit falschen, weil überharten Mitteln, die nur den Widerstand des Katholizismus und konservativer Protestanten anheizten und das religiöse Lager nicht wie vorgesehen spalteten, sondern festigten. Hitler wiederum schloß schon im Juli 1933 das berüchtigte Reichskonkordat mit dem Heiligen Stuhl unter Papst Pius XI. (Verhandlungsführer war seinerzeit der Apostolische Nuntius im Deutschen Reich, Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII.), mit dem er sich die Stillhaltepolitik des Vatikans und der überwiegenden deutschen Katholiken erkaufte und das de facto die Trennung von Staat und Kirche unterläuft.

Da in Frankreich strenger Laizismus herrscht und in Deutschland das von Hitler geschlossene Reichskonkordat, hätte ich gerne von dir gewusst, was an diesem Absatz falsch ist?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Ungold am 30. April 2009, 18:15:38
[...] damit man so Handeln konnte, wie es die religiöse Sicht verbieten würde. Man verweist damit gerade auf einen Punkt, der Begründet, dass eine religiöse Haltung Einschränkungen gegenüber unethischem Verhalten verursacht [...]
Da es mir stinkt, als Atheist immer wieder unterstellt zu bekommen, unethischer und unmoralischer zu sein als ein religiöser Mensch, antworte ich da mal folgendes drauf: Beweise bitte! Bring mir eine Verbrechensstatistik, die belegt, dass gläubige Menschen weniger Verbrechen verüben als ungläubige. Ich bezweifle das nämlich.

Ich habe gerade Schwierigkeiten zu sehen, wie du eine solche Unterstellung da hineinlesen kannst.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 30. April 2009, 21:07:47
@Barandor: An dem Absatz an sich hab ich nichts bemängelt, einzig an der zitierten Überschrift.

Das Vorbild für unsere aktuelle Verfassung und ihren Standpunkt zur Religion ist Hitler in jedem Fall nicht. Auch nicht in den anderen Bundesländern als Berlin, an die das ganze ja angepasst werden sollte.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 01. Mai 2009, 00:56:35
@Barandor: An dem Absatz an sich hab ich nichts bemängelt, einzig an der zitierten Überschrift.

Das Vorbild für unsere aktuelle Verfassung und ihren Standpunkt zur Religion ist Hitler in jedem Fall nicht. Auch nicht in den anderen Bundesländern als Berlin, an die das ganze ja angepasst werden sollte.

S'geht also eher um's Prinzip, denn den Sachverhalt? Du hast sonst nichts, worüber du gerade zu diskutieren hast?  :suspious:
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Gwenfair am 01. Mai 2009, 10:07:08
[...] damit man so Handeln konnte, wie es die religiöse Sicht verbieten würde. Man verweist damit gerade auf einen Punkt, der Begründet, dass eine religiöse Haltung Einschränkungen gegenüber unethischem Verhalten verursacht [...]
Da es mir stinkt, als Atheist immer wieder unterstellt zu bekommen, unethischer und unmoralischer zu sein als ein religiöser Mensch, antworte ich da mal folgendes drauf: Beweise bitte! Bring mir eine Verbrechensstatistik, die belegt, dass gläubige Menschen weniger Verbrechen verüben als ungläubige. Ich bezweifle das nämlich.

Ich habe gerade Schwierigkeiten zu sehen, wie du eine solche Unterstellung da hineinlesen kannst.
Wenn du sagst, dass eine religiöse Haltung unethisches Verhalten einschränkt, dann vergleichst du die religiösen Menschen mit wem? Ein religiöser Mensch verhält sich ethischer als .... wer? Hm?
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Arldwulf am 01. Mai 2009, 10:31:58
S'geht also eher um's Prinzip, denn den Sachverhalt? Du hast sonst nichts, worüber du gerade zu diskutieren hast?  :suspious:

Nein, es geht um Meinungen. Oben wurde die Meinung geäussert der Artikel fasse die Situation schön zusammen und wäre ein guter Artikel zum Thema.

Ich bin nicht dieser Meinung - und meine Begründungen dafür stehen oben.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 01. Mai 2009, 11:45:36
S'geht also eher um's Prinzip, denn den Sachverhalt? Du hast sonst nichts, worüber du gerade zu diskutieren hast?  :suspious:

Nein, es geht um Meinungen. Oben wurde die Meinung geäussert der Artikel fasse die Situation schön zusammen und wäre ein guter Artikel zum Thema.

Ich bin nicht dieser Meinung - und meine Begründungen dafür stehen oben.

Er faßt die Meinung der Gegenpartei gut zusammen, bei der Gesamtsituation, nun ja. Wie gesagt, das geschwafel und die Plakatiererei von ProReli war um einiges schlimmer.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 01. Mai 2009, 11:47:34
In meinem Bezirk haben so wie ich 77% mit Nein gestimmt, vorbildlich wie immer  :thumbup:
Sodom?

Post-Walpurgisnächtlicher Nachtrag (http://www.motifake.com/the-bible-bible-joke-religeon-religous-holy-demotivational-poster-14241.html)
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Ungold am 01. Mai 2009, 15:03:45
Wenn du sagst, dass eine religiöse Haltung unethisches Verhalten einschränkt, dann vergleichst du die religiösen Menschen mit wem? Ein religiöser Mensch verhält sich ethischer als .... wer? Hm?
... ein Faschist.
Wenn ein Absatz mit "Vorbild Hitler statt Frankreich" betitelt wird, scheint mir die Polemik dahinter reltativ klar zu sein. Alles was Hitler gemacht hat, ist schlecht und somit auch das Reichskonkordat - oder später im Abschnitt ähnliches mit Mussolini und den Lateranverträgen. Und da die Interpretationen ( zumindest diejenigen die mir bekannt sind) dieser Konkordate den grossen Grund für diese Verträge seitens der Faschisten in der politischen neutralisierung der Kirchen sehen, welche im Prinzip - und sei dies nur aus Konservatismus - gegen den Faschismus standen. Diese Kirchen wurden bestochen und dabei politisch entmachtet. Wieso? Weil die Krichen bzw. deren Priester u.a. aus Glaubenseinstellungen heraus gegen den Faschismus zu politisieren. Und somit versuchten das - aus heutiger Sicht klar als unethisch oder auch böse klassifizierte - gebaren der Faschisten einzuschränken.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 02. Mai 2009, 01:44:34
Wenn du sagst, dass eine religiöse Haltung unethisches Verhalten einschränkt, dann vergleichst du die religiösen Menschen mit wem? Ein religiöser Mensch verhält sich ethischer als .... wer? Hm?
... ein Faschist.
Wenn ein Absatz mit "Vorbild Hitler statt Frankreich" betitelt wird, scheint mir die Polemik dahinter reltativ klar zu sein. Alles was Hitler gemacht hat, ist schlecht und somit auch das Reichskonkordat - oder später im Abschnitt ähnliches mit Mussolini und den Lateranverträgen. Und da die Interpretationen ( zumindest diejenigen die mir bekannt sind) dieser Konkordate den grossen Grund für diese Verträge seitens der Faschisten in der politischen neutralisierung der Kirchen sehen, welche im Prinzip - und sei dies nur aus Konservatismus - gegen den Faschismus standen. Diese Kirchen wurden bestochen und dabei politisch entmachtet. Wieso? Weil die Krichen bzw. deren Priester u.a. aus Glaubenseinstellungen heraus gegen den Faschismus zu politisieren. Und somit versuchten das - aus heutiger Sicht klar als unethisch oder auch böse klassifizierte - gebaren der Faschisten einzuschränken.

Es ging in dem Absatz des Beitrages um Hitler's Unterwanderung der bis dahin gültigen Trennung von Staat und Kirche, weniger irgendwelche religiösen Fragen bzw. ob die katholische (etc.) Kirche und ihre Angestellten gut oder schlecht waren. Gleiches - Trennung von Staat und Kirche aufweichen - wollte ProReli durchziehen und ist gescheitert.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Archoangel am 02. Mai 2009, 08:57:57
Und vergesst nicht, dass Addi Vegetarier und Nichtraucher war ... diese sind also auch zu verdammen!
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Anita Blake am 02. Mai 2009, 09:33:44
@Zanan:
Hitler's


Es gibt im Deutschen kein "'s"
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 02. Mai 2009, 10:28:34
@Zanan:
Hitler's


Es gibt im Deutschen kein "'s"

Soso! Skommt wohl daher, daß ich kurz zuvbor auf den WizBoards und Candlekeep gepostet habe ... da war ich noch so richtig "drin".
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Zanan am 02. Mai 2009, 10:29:56
Und vergesst nicht, dass Addi Vegetarier und Nichtraucher war ... diese sind also auch zu verdammen!

Im vorliegenden Zusammenhang: Quark. Aber das weißt du sicher auch.
Titel: Re: Pro Reli - Ethik und Religionsunterricht in Berlin
Beitrag von: Froirizzin am 02. Mai 2009, 13:17:41
Abgesehen davon, dass er kein Vegetarier war, sondern sich nur bei öffentlichen Auftritten wegen seiner chronischen Verdauungsbeschwerden vegetarisch bekochen ließ.